Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Höhenangst

Eine Frau mit Höhenangst schaut angespannt aus dem Fenster

Schwindel, Herzklopfen, Panik – wenn Höhe zur Herausforderung wird

Für manche ist der Blick vom Balkon oder von einer Brücke ein Erlebnis, für andere purer Stress. Höhenangst, auch Akrophobie genannt, ist eine weit verbreitete Angststörung, die den Alltag stark einschränken kann und für Betroffene oft mit großem Leidensdruck verbunden ist. Sie äußert sich häufig durch ein mulmiges Gefühl, Zittern oder Panik, sobald eine gewisse Höhe erreicht wird – selbst wenn objektiv keine Gefahr besteht.

Doch was genau steckt hinter Höhenangst? Wie entsteht sie, wie fühlt sie sich an, und was kann man dagegen tun? Unser Beitrag liefert Antworten und zeigt, welche Möglichkeiten es gibt, die Angst Schritt für Schritt zu überwinden.

Wussten Sie schon, dass...:

  • die ähnlich klingende „Agoraphobie“ die Angst vor öffentlichen Plätzen und Menschenmengen ist?
  • die AOK Sachsen-Anhalt viele Gesundheitskurse rund um Entspannung und Meditation anbietet?
  • fünf Prozent der Deutschen an Höhenangst leiden?

Was ist Höhenangst?

Höhenangst beschreibt die Angst vor Höhen beziehungsweise einer bestimmten Entfernung zum Boden. Sie gehört zu den spezifischen Phobien, also jenen, die sich auf eine bestimmte Situation oder Umgebung beziehen. Menschen mit Höhenangst empfinden bereits in mittlerer Höhe, etwa auf einem Balkon oder in einem Glasaufzug, ein intensives Gefühl der Bedrohung. Aus evolutionärer Sicht schützt uns dieses Gefühl vor Gefahren. Für Menschen mit Höhenangst ist es jedoch oft eine große Belastung.

Die Angst der Betroffenen entsteht dabei nicht aus der realen Gefahr, sondern aus der Vorstellung, fallen zu können oder die Kontrolle zu verlieren. Häufig reicht allein der Gedanke an große Höhen aus, um Unwohlsein oder sogar Panik auszulösen. Insbesondere Berggipfel, Hochhäuser, Gondeln, Brücken oder Flugreisen stellen für Erkrankte eine große Schwierigkeit dar. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts leiden in Sachsen-Anhalt etwa 109 von 1.000 Einwohnern an spezifischen Phobien, darunter auch Höhenangst. 

Schwitzen, Zittern, Panik: So fühlt sich Höhenangst an

Höhenangst äußert sich sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene. Dabei fallen die Reaktionen der Betroffenen oft unterschiedlich aus: von Verstummen über Weinen bis hin zu Aggressivität.

Eine Frau klagt über Schwindel aufgrund von Höhenangst

Körperliche Symptome:

  • weiche Knie und Muskelverspannungen
  • Atembeschwerden bis hin zu Hyperventilation
  • Mundtrockenheit
  • Schweißausbrüche und Zittern
  • Herzklopfen, innere Unruhe und Kopfschmerzen
  • Schwindel und Benommenheit
  • Übelkeit
  • Druck- und Engegefühl in der Brust
  • Hitzewallungen oder Kälteschauer
Eine junge Frau zeigt eine Vermeidungshaltung im Kettenkarussel aufgrund ihrer Akrophobie

Psychische Symptome

  • starke innere Unruhe
  • angsterfüllte Gedanken bis hin zu Todesangst
  • Angst, aus dem Gleichgewicht zu geraten und abzustürzen
  • Gefühl, „in die Tiefe gezogen zu werden“
  • Vermeidungshaltung
  • Fluchtverhalten: „Ich muss hier sofort weg“

Oftmals tritt die eigentliche Angst vor der Höhe in den Hintergrund, während die Angst vor der körperlichen Situation immer größer wird. Dabei können die verschiedenen Reaktionen auch in Momenten auftreten, die objektiv harmlos sind, etwa auf einer sicheren Brücke mit Geländer oder einem Balkon in der zweiten Etage.

Was ist Höhenschwindel?

Höhenschwindel ist nicht identisch mit Höhenangst, tritt aber oft gemeinsam mit ihr auf. Das natürliche Phänomen ist ein Schutzmechanismus des Körpers, um uns vor riskanten Situationen zu warnen, wie etwa beim Bewegen in großer Höhe. Anders als bei einer akuten Höhenangst verspüren Betroffene meist keinen großen Leidensdruck.

Eine Frau wird beim Hinausschauen aus dem Zugfenster von Höhenschwindel erfasst

Höhenschwindel entsteht, wenn unser Gehirn widersprüchliche Informationen erhält. Das passiert beispielsweise, wenn unsere Augen Schwierigkeiten haben, fixe Punkte in der Ferne zu erkennen. Dadurch kommt es zu einem unsicheren Standgefühl, leichtem Schwanken oder Schwindel. 

Typische Situationen, in denen unser Gehirn ebenfalls durcheinanderkommt, entstehen beispielsweise beim Rückwärtsfahren in Bus oder Bahn oder auf einem schwankenden Schiff. Doch keine Sorge: In den meisten Fällen gewöhnt sich unser Körper an den Zustand und die Symptome verschwinden.

Übrigens: Höhenschwindel kann auch Menschen betreffen, die keine Höhenangst haben. In diesen Fällen klingt er jedoch meist schnell wieder ab. Bei Menschen mit Höhenangst verstärkt Höhenschwindel hingegen die Symptome, und die Angst wird dadurch noch realer wahrgenommen. Bei Betroffenen entsteht ein massives Unbehagen, einhergehend mit den typischen körperlichen Symptomen der Höhenangst, bis hin zu Panikattacken.

Ein kleiner Junge klettert auf einem Baum

Ursachen für Höhenangst

Höhenangst kann verschiedene Ursachen haben. Genetisch ist die Angst vor Höhen als Schutzmechanismus bereits in uns verankert. Weitere mögliche Auslöser können generalisierte Angst- und Panikstörungen, erlerntes Angstverhalten durch Außenstehende wie Eltern und Erzieher oder auch Traumata, beispielsweise durch einen Sturz vom Baum, sein. Betroffenen fällt es oft schwer, die Balance zu halten, und sie achten sensibel auf Körperreaktionen.

Hinweis: Bei der Diagnostik sollten unbedingt körperliche Auffälligkeiten wie Probleme beim Sehen, Probleme im Halswirbelsäulenbereich, Erschöpfung, Unterzuckerung oder Dehydrierung ausgeschlossen werden.

Schritt für Schritt gegen die Höhenangst

Höhenangst ist chronisch und verschwindet in der Regel nicht mehr von allein. Verschiedene Methoden unter professioneller Hilfe sollen Betroffenen helfen, ihre Ängste zu überwinden:

  • Aufmerksamkeit verschieben

    Um akute Höhenangst zu bewältigen, ist es wichtig, sich selbst zu regulieren. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Atmung, um den Körper zu beruhigen und einer Hyperventilation vorzubeugen. Richten Sie den Blick auf einen nahen, stabilen Fixpunkt wie ein Geländer oder den Boden, um das Schwindelgefühl zu reduzieren. Vermeiden Sie es, nach unten zu schauen oder in die Tiefe zu blicken, da dies die Unsicherheit verstärken kann.

    Suchen Sie sichere Haltemöglichkeiten wie ein Geländer und nehmen Sie eine aufrechte Körperhaltung ein, um dem Körper ein Gefühl von Kontrolle zu vermitteln. Vermeiden Sie schnelle Kopfbewegungen, da sie Schwindel auslösen können. Ein Gespräch mit einer vertrauten Person kann beruhigen, und innere Selbstgespräche wie „Ich bleibe ruhig“ helfen ebenfalls, die Situation zu stabilisieren.

  • Entspannung

    Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Meditation helfen dabei, den Körper zu beruhigen und der Angst keine Chance zu geben, sich auszubreiten. Wir unterstützen Sie mit einem Zuschuss zu zahlreichen Gesundheitskursen.

  • Gewöhnungstraining

    Die wichtigste Methode gegen Höhenangst ist die schrittweise Konfrontation mit der gefürchteten Situation. Das kann zunächst bedeuten, auf eine kleine Erhöhung zu steigen oder von einer sicheren Plattform nach unten zu schauen. Außerdem kann es hilfreich sein, sich Wissen über die Phobie anzueignen, um die Vorgänge im Körper besser nachvollziehen zu können. 

    Besonders wichtig: Betroffene sollten ihr Selbstvertrauen stärken und einen Weg finden, mit ihrer Nervosität und ihren Unsicherheiten umzugehen.

  • Kognitive Verhaltenstherapie

    Bei dieser Therapiemaßnahme sollen Betroffene unter Anleitung ihre Angst „verlernen“. Besonders der Einsatz von VR-Brillen, bei dem Patienten unter therapeutischer Anleitung angstauslösende Situationen virtuell erleben können, verspricht große Erfolge und hilft, das Selbstvertrauen zu steigern.

  • Medikamente

    Zur Behandlung starker Ängste können ärztlich verordnete Antidepressiva eingesetzt werden. Sie wirken angstlösend und beruhigend und können so die Abnahme von Höhenangst unterstützen. Während einer Konfrontationstherapie kommt zudem häufig Cortisol zum Einsatz.

Gut zu wissen

    Ergebnisse werden geladen

    Jetzt bei der AOK Sachsen-Anhalt versichern

    Registrieren Sie sich schnell und unkompliziert bei unserer Online-Anmeldung.

    Mehr erfahren

    Kontakt zur AOK Sachsen-Anhalt