Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Blutfette

Eine Ärztin erläutert einem Patienten seine Blutfettwerte

Blutfettwerte und ihre Auswirkungen auf die Herzgesundheit

Blutfette spielen eine zentrale Rolle beim Stoffwechsel. Sie liefern Energie, sind Bausteine von Zellmembranen und an vielen lebenswichtigen Prozessen im Körper beteiligt. Gerät das Gleichgewicht durcheinander, entwickeln sie sich zum Risikofaktor für verschiedene Krankheiten. Erhöhte Blutfettwerte sind die Hauptursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atherosklerose und Schlaganfälle. Oft verursachen sie keine direkten Beschwerden und werden meist erst entdeckt, wenn bereits Schäden an Gefäßen und Organen entstanden sind. Umso wichtiger ist es, die eigenen Blutfettwerte zu kennen, die Risikofaktoren zu minimieren und gezielt entgegenzusteuern.

In unserem Beitrag erfahren Sie, welche Gefahren mit erhöhten Blutfettwerten verbunden sind, wie Sie diese behandeln können und welche Möglichkeiten es gibt, die Werte sowohl natürlich als auch medikamentös zu beeinflussen.

Wussten Sie schon, dass...

  • schätzungsweise jeder zweite Erwachsene in Deutschland erhöhte Blutfettwerte hat?
  • wir einmal pro Jahr Ernährungsberatungen mit bis zu fünf Sitzungen bezuschussen?
  • der 14. Juni als „Tag des Cholesterins“ von der Lipid-Liga ins Leben gerufen wurde?

Was sind erhöhte Blutfette?

Blutfette, medizinisch Lipide, sind Fettbestandteile, die im Blut transportiert werden. Ihre wichtigsten Vertreter sind Cholesterin, Triglyzeride und Lipoproteine. Cholesterin ist ein lebenswichtiger Fettstoff, der unter anderem für Zellmembranen, Hormone und Gallensäuren benötigt wird. Triglyzeride sind Energieträger, die vor allem aus der Nahrung stammen und Lipoproteine wie LDL oder HDL stellen Transportformen für Fette im Blut dar.

Blutfettwerte werden in einem Labor überprüft

Das LDL-Cholesterin (schlechtes Cholesterin) lagert sich an Gefäßwänden ab und fördert so die Entstehung von Atherosklerose. HDL-Cholesterin (gutes Cholesterin) dagegen transportiert das überschüssige Cholesterin zurück zur Leber.

Wenn LDL oder Triglyzeride dauerhaft erhöht sind, spricht man von Hyperlipidämie, einer Fettstoffwechselstörung mit erhöhten Blutfettwerten, oder Dyslipidämie, einer Fettstoffwechselstörung mit ungünstig zusammengesetzten Blutfettwerten. Diese können leicht, moderat oder stark ausgeprägt sein, abhängig von den Blutwerten und der individuellen Risikokonstellation. Je nach Ausmaß können daraus erhebliche gesundheitliche Folgen entstehen.

Wodurch können erhöhte Blutfettwerte auftreten?

Die Ursachen für erhöhte Blutfettwerte sind vielfältig. Oft handelt es sich auch um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren:

  • Lebensstilbedingte Faktoren

    Ungesunde Ernährung mit einem hohen Konsum von gesättigten Fettsäuren, Transfetten, Zucker und Alkohol fördern erhöhte Blutfettwerte. Auch Bewegungsmangel spielt hier mit herein, denn wer sich wenig bewegt, hat einen trägeren Fettstoffwechsel. Ein weiterer Risikofaktor ist Übergewicht. Vor allem das viszerale Bauchfett fördert die Insulinresistenz und hohe Triglyzeride.

  • Erkrankungen und Störungen

    Diabetes mellitus erhöht vor allem die Triglyzeride und senkt das HDL. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann das LDL erhöhen. Ebenso können Nierenerkrankungen, Leberstörungen oder hormonelle Dysbalancen den Fettstoffwechsel beeinflussen.

  • Medikamente 

    Bestimmte Medikamente wie Kortison, Betablocker, Diuretika, Immundepressive oder die Antibabypille können die Blutfettwerte erhöhen. Bei einer Langzeiteinnahme sind deswegen regelmäßige Blutkontrollen empfehlenswert.

  • Genetische Faktoren

    Bei familiärer Hypercholesterinämie sind die LDL-Werte genetisch bedingt stark erhöht – selbst bei einer normalen Ernährung. Solche erblichen Störungen sind meist schon im Kindes- und Jugendalter nachweisbar. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Wie machen sich erhöhte Blutfette bemerkbar?

Erhöhte Blutfettwerte, insbesondere Cholesterin, sind tückisch, weil sie meist keine Beschwerden verursachen. Die sogenannte Symptomarmut macht es schwierig, die Störung frühzeitig zu erkennen. Oft bleiben hohe Werte über Jahre unbemerkt, obwohl die Gefäße bereits Schaden nehmen.

Nur in seltenen Fällen – etwa bei extrem erhöhten Blutfettwerten – treten sichtbare Anzeichen an Haut oder Augen auf. Dazu gehören sogenannte Xanthome: kleine, gelbliche Knötchen, Plaques oder Verdickungen, die durch die Einlagerung bestimmter Fette unter der Haut entstehen. Sie wachsen mit der Zeit, sind scharf begrenzt, leicht erhaben, verursachen keinen Juckreiz und sind in der Regel nicht gerötet.

Ein Mann mit erhöhten Blutfettwerten leidet unter Brustschmerzen
  • Xanthomae tendinosum et articulare: Diese Form tritt bevorzugt an Sehnen auf, etwa an der Achillessehne.
  • Xanthelasmen: Gelbliche, flache Flecken, die sich meist an den Augenlidern zeigen.
  • Arcus lipoides corneae: Ein milchig-weißer Ring um die Iris, der besonders bei sehr hohen Cholesterinwerten auftreten kann – auffällig ist er vor allem bei jüngeren Menschen.

Oft wird eine Fettstoffwechselstörung erst dann erkannt, wenn Folgeerkrankungen wie Brustschmerzen, ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt auftreten.

Die unsichtbare Gefahr: Wenn Blutfettwerte das Herz belasten

Erhöhte Blutfettwerte, vor allem ein hoher LDL-Spiegel, fördern Atherosklerose. Hierbei handelt es sich um eine chronische Entzündung der Gefäßwände mit Einlagerungen von Fett (Atherome), Kalk und Entzündungszellen. Diese Veränderungen verengen die Gefäße und machen sie unelastisch. Bestimmte Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes oder eine familiäre Vorbelastung erhöhen das Risiko für Arteriosklerose. Mögliche Folgen sind:

  • Koronare Herzkrankheit (KHK)
  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall
  • periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit)
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) bei sehr hohen Triglyzeridwerten

Wie werden erhöhte Blutfette festgestellt?

Ein einfacher Bluttest beim Hausarzt genügt, um die Blutfettwerte zu überprüfen. Dieser ist Bestandteil der sogenannten „Lipidprofil-Untersuchung“ beziehungsweise des Check-up Plus. 

Bei der Untersuchung werden das Gesamtcholesterin, das LDL- und HDL-Cholesterin sowie die Triglyzeride gemessen. Zusätzlich wird oft auch der LDL/HDL-Quotient ermittelt. Dieser zeigt, wie das „schlechte“ Cholesterin im Verhältnis zum „guten“ Cholesterin steht. Je niedriger der Quotient, desto besser für die Gefäßgesundheit. 

Je nach individuellem Risikoprofil – etwa bei bereits bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung – gelten unterschiedliche Zielwerte. Bei deutlich erhöhtem Risiko kann zusätzlich die Bestimmung bestimmter Eiweißverbindungen wie der Apolipoproteine oder des Lipoprotein (a) sinnvoll sein. Diese liefern ergänzende Hinweise auf das kardiovaskuläre Risiko und helfen, die Therapie gezielter auszurichten.

Eine Frau senkt ihre Blutfettwerte durch eine gesunde Lebensweise

Wie können erhöhte Blutfette behandelt werden?

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Fettstoffwechselstörung und dem persönlichen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Lebensstiländerungen wie gesunde Ernährung, mehr Bewegung, Rauchverzicht und Stressabbau sind immer die erste Maßnahme.

Reichen diese nicht aus oder liegt das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb der nächsten zehn Jahre über zehn Prozent, wird eine medikamentöse Behandlung empfohlen. Welche Wirkstoffe eingesetzt werden, hängt vom angestrebten Zielwert, der Verträglichkeit und möglichen Begleiterkrankungen ab:

  • Statine: senken das LDL-Cholesterin effektiv und hemmen die Cholesterinbildung in der Leber
  • Ezetimib: hemmt die Aufnahme von Cholesterin im Darm
  • Fibrate: senken die Triglyzeride und erhöhen das HDL
  • PCSK9-Hemmer: Antikörper, die das LDL stark senken, werden vor allem bei einer genetischen Veranlagung eingesetzt
  • Omega-3-Fettsäuren in hoher Dosis zur Triglyzeridsenkung

Hinweis: Die Wahl des Medikaments richtet sich nach dem Zielwert, der Verträglichkeit und den Begleiterkrankungen. 

Weitere Maßnahmen

In besonderen Fällen kann zusätzlich eine Lipoprotein-Apherese in Erwägung gezogen werden. Diese Methode, die einer Blutwäsche ähnlich ist, wird vor allem bei Patientinnen und Patienten mit einer rasch fortschreitenden artherosklerotischen Erkrankung und hohen Lipoprotein-(a)-Konzentrationen eingesetzt. Ziel ist es, die Blutfette gezielt zu entfernen, wenn andere therapeutische Maßnahmen nicht ausreichend wirken.

Eine Ärztin nimmt an der Initiative Dessau auf Zeit teil

Regionale Initiative: „Dessau auf Ziel“

Mit dem Projekt Dessau auf Ziel“ will die Lipid- Liga e. V.die Versorgung von Menschen mit Fettstoffwechselstörungen gezielt verbessern. Das Projekt wird unterstützt von der AOK Sachsen-Anhalt. Ziel ist es, ein Netzwerk aus Ärzten, Kliniken und Selbsthilfegruppen zu schaffen. Dadurch sollen eine bessere Aufklärung und Nachsorge, insbesondere nach einem Herzinfarkt, stattfinden. Außerdem stehen die Verbesserung der Lebensqualität und die Vermeidung von Folgeerkrankungen im Fokus. Die Lipid-Liga agiert als unabhängiger Ansprechpartner und Koordinator des Projekts.

Blutfette senken ohne Medikamente: So klappt’s

Auch ohne Medikamente können Sie Ihre Blutfettwerte senken und so möglichen Folgeerkrankungen vorbeugen:

  • Ernährung anpassen

    Stichwort: gesunde, ausgewogene Ernährung. Reduzieren Sie den Konsum gesättigter Fettsäuren, wie sie in Butter, Wurst oder fettem Fleisch enthalten sind. Greifen Sie stattdessen vermehrt zu ungesättigten Fettsäuren – zum Beispiel durch Oliven-, Lein- und Rapsöl oder Avocados. Auch Omega-3-Fettsäuren sind wichtig. Diese finden sich in fettem Fisch wie Lachs oder Makrele. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten unterstützt zusätzlich den Fettstoffwechsel. Reduzieren Sie außerdem den Konsum von Zucker, Weißmehl und Alkohol und meiden Sie Transfette, wie sie in frittierten Produkten oder industriell hergestellten Backwaren vorkommen.

  • Bewegung steigern

    Empfohlen werden mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche. Ob Walken, Radfahren oder Schwimmen: Wählen Sie die Bewegungsform, die Ihnen Freude macht. Gestalten Sie auch Ihren Alltag aktiver – etwa durch Treppensteigen, Stehen statt Sitzen oder mehr Wege zu Fuß.

  • Körpergewicht senken

    Schon eine Gewichtsreduktion um fünf bis zehn Prozent kann sich positiv auf LDL, Triglyzeride und Blutzucker auswirken.

  • Rauchstopp

    Ein Rauchstopp verbessert das HDL-Cholesterin. Zudem sinken Entzündungswerte und das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt.

  • Stress abbauen

    Mit Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenem Training lässt sich Stress nachweislich reduzieren.

  • Regelmäßige Kontrolle

    Behalten Sie Ihre Blutwerte im Blick – idealerweise durch eine ärztliche Kontrolle mindestens einmal im Jahr. Als AOK-Versicherte oder -Versicherter profitieren Sie hier vom Check-up Plus.

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