Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Schaufensterkrankheit

Die Schaufensterkrankheit führt zu Schmerzen im Bein einer Frau

Durchblutungsstörung in den Beinen 

Ein gemütlicher Spaziergang wird plötzlich zur Qual: Die Beine schmerzen, nach ein paar Schritten muss man stehen bleiben, scheinbar interessiert vor einem Schaufenster. Hinter der umgangssprachlichen Bezeichnung „Schaufensterkrankheit“ steckt die ernstzunehmende periphere arterielle Verschlusskrankheit. Sie betrifft Millionen Menschen und verursacht bei Betroffenen starke Beinschmerzen, sodass sie nur noch kurze Entfernungen zu Fuß zurücklegen können. Vorrangig tritt die Schaufensterkrankheit ab dem 60. Lebensjahr auf, in einigen Fällen auch schon ab dem 50. Lebensjahr. Je früher sie behandelt wird, desto besser sind die Aussichten auf Linderung und Lebensqualität.

In unserem Beitrag beleuchten wir die Ursachen und Symptome der Schaufensterkrankheit näher, erklären, wie die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird, und geben Ihnen hilfreiche Tipps an die Hand, wie Sie aktiv vorbeugen können.

Wussten Sie schon, dass...

  • Radfahren bei der Schaufensterkrankheit die Durchblutung anregt?
  • die AOK Sachsen-Anhalt viele Bewegungskurse unterstützt?
  • viele Betroffene die Gefäßengstelle anfangs nicht bemerken und keine Beschwerden haben?
Eine Senioirin hält sich aufgrund von PAVK das Bein

pAVK: Eine unterschätzte Volkskrankheit

Die sogenannte Schaufensterkrankheit, in der Medizin als periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) bezeichnet, ist eine weit verbreitete und oft unterschätzte Volkskrankheit. In rund 95 % der Fälle liegt die Ursache in einer Atherosklerose – dabei verhärtet sich die Arterienwand durch fetthaltige Ablagerungen. Am häufigsten betroffen sind die Beinschlagadern, seltener auch die Armarterien.

Durch die Verengungen wird die Durchblutung beeinträchtigt, insbesondere bei körperlicher Belastung. Die Muskulatur erhält dann nicht mehr genügend Sauerstoff, was zu krampfartigen Schmerzen führt. Diese Beschwerden lassen nach, sobald die betroffenen Personen stehen bleiben – in der Ruhe verbessert sich die Sauerstoffversorgung der Muskeln wieder.

Typisch ist das wiederholte Stehenbleiben beim Gehen, oft an scheinbar interessanten Orten wie einem Schaufenster. Viele Betroffene tun so, als würden sie sich etwas anschauen, um ihre Schmerzen zu verbergen – sie möchten nicht, dass ihre Erkrankung auffällt.

Warnzeichen der Schaufensterkrankheit

Die typischen Symptome der Schaufensterkrankheit entwickeln sich schleichend, sodass viele Betroffene in den frühen Stadien keine Beschwerden bemerken.

Zu den häufigsten Warnzeichen zählen krampfartige Schmerzen in den Beinen, Füßen oder Waden beim Gehen, die sich in der Regel nach kurzer Ruhepause bessern. Die Beine fühlen sich oft kalt an, wirken blass und es kann zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln kommen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung verschlechtern sich die Beschwerden, und es können Ruheschmerzen, insbesondere im Bereich des Vorfußes, auftreten. Aufgrund der schlechten Durchblutung können sich außerdem chronische Wunden und schmerzhafte Druckgeschwüre bilden, die mit zunehmenden Einschränkungen für die Betroffenen einhergehen.

Eine Frau bliebt vor einem Schaufenster stehen, um Schmerzen bei Gehen zu vertuschen

Verlauf der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK)

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit wird in vier Stadien unterteilt, die den Schweregrad der Durchblutungsstörung beschreiben:

  • Stadium I: Obwohl bereits Gefäßverengungen bestehen, spüren die Betroffenen noch keine Beschwerden und können sich ohne Einschränkungen bewegen.
  • Stadium II: Dieses Stadium ist durch belastungsabhängige Schmerzen gekennzeichnet, die in Ruhe wieder nachlassen.
  • Stadium IIa: Betroffene können Gehstrecken von mehr als 200 Metern zurücklegen, verspüren jedoch danach Schmerzen.
  • Stadium IIb: Hier treten Schmerzen bereits bei Gehstrecken von weniger als 200 Metern auf.
  • Stadium III: In diesem Stadium treten die Schmerzen auch in Ruhe auf, was auf eine stark eingeschränkte Durchblutung hinweist.
  • Stadium IV: Durch die kritische Mangeldurchblutung kommt es zum Absterben von Gewebe (Nekrose) und zur Bildung schlecht heilender Geschwüre. In besonders schweren Fällen kann eine Amputation der betroffenen Gliedmaßen notwendig werden.

Mögliche Folgen
Durch die stark eingeschränkte Durchblutung bei pAVK können Wundheilungsstörungen entstehen, die das Risiko für Entzündungen und Wundinfektionen deutlich erhöhen. Offene Stellen – insbesondere im fortgeschrittenen Stadium – heilen schlecht und bieten eine Eintrittspforte für Keime. Wird eine Infektion nicht rechtzeitig behandelt, kann es im schlimmsten Fall zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen, einer potenziell lebensbedrohlichen Komplikation.

Ein Arzt untersucht eine Patientin mit Schaufensterkrankheit

Auch ein plötzlicher Gefäßverschluss stellt eine ernste Gefahr dar: Ein Blutgerinnsel (Thrombus) kann die Durchblutung abrupt unterbrechen und eine akute Notfallsituation auslösen.

Da Atherosklerose – also die Verhärtung und Verengung der Arterien – oft nicht nur die Beinarterien betrifft, sondern gleichzeitig auch andere Gefäße im Körper, erhöht sich bei Betroffenen auch das Risiko für weitere schwerwiegende Erkrankungen. Dazu zählen insbesondere die koronare Herzerkrankung (KHK), Herzinfarkt und Schlaganfall.

Hauptursache: Arteriosklerose

Unbehandelt kann die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) zu schwerwiegenden Komplikationen führen – darunter Gewebeschäden, Infektionen und im schlimmsten Fall der Verlust der betroffenen Gliedmaßen. Deshalb ist es entscheidend, erste Warnzeichen ernst zu nehmen und frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen.

Die Hauptursache der pAVK ist die Atherosklerose, eine krankhafte Veränderung der Arterienwand. Dabei lagern sich fetthaltige Substanzen an den Gefäßinnenwänden ab, wodurch es zur Verhärtung und Verengung der Arterien kommt. Diese Engstellen behindern den Blutfluss – insbesondere bei körperlicher Belastung reicht die Durchblutung dann nicht mehr aus, um die Muskulatur ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.

Ein Senior ist wegen der Schaufensterkrankheit auf eine Gehhilfe angewiesen

Typische Symptome sind belastungsabhängige Schmerzen, häufig in den Waden, sowie Kältegefühl und eine blass verfärbte Haut. Beim Stehenbleiben sinkt der Sauerstoffbedarf in der Muskulatur, wodurch die Beschwerden rasch nachlassen – ein charakteristisches Zeichen der sogenannten Schaufensterkrankheit.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Atherosklerose zählen das Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen.

Nicht länger stehen bleiben müssen: Diagnose und Behandlung 

Für die Diagnose der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) ist der Facharzt für Gefäßmedizin – ein sogenannter Angiologe – zuständig. Die Untersuchung beginnt mit einer ausführlichen Anamnese: Dabei werden typische Beschwerden wie Schmerzen beim Gehen sowie persönliche Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen erfragt.

  • Körperliche Untersuchung

    Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dabei beurteilt der Arzt die Hautfarbe und -temperatur, überprüft den Pulsstatus an verschiedenen Stellen und hört die Gefäße ab, um Hinweise auf mögliche Durchblutungsstörungen zu gewinnen.

  • Knöchel-Arm-Index (ABI)

    Ein zentrales Diagnoseverfahren ist die Messung des sogenannten Knöchel-Arm-Index (ABI, aus dem Englischen „Ankle-Brachial-Index“). Dabei wird der Blutdruck am Oberarm mit dem Blutdruck im Knöchelbereich verglichen. Ein erniedrigter Wert weist auf eine gestörte Durchblutung der Beine hin.

  • Bildgebende Verfahren

    Sind Pulse an den Beinen schwach oder gar nicht tastbar, wird eine Doppler- oder Duplex-Sonographie durchgeführt. Damit lassen sich Aorta, Becken- und Beinarterien untersuchen und mögliche Engstellen oder Verschlüsse genau lokalisieren.

    Weitere bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglichen eine detaillierte Darstellung der Gefäße und helfen, das Ausmaß der Erkrankung präzise einzuschätzen.

  • Angiographie

    Eine zusätzliche Methode ist die Angiographie, bei der mithilfe eines Kontrastmittels die Gefäße sichtbar gemacht werden – etwa zur genauen Planung einer möglichen Behandlung.

  • Laufbandtest

    Der sogenannte Laufbandtest ist eine bewährte Methode, um die Gehstrecke zu bestimmen, die ein Patient schmerzfrei zurücklegen kann. Direkt nach der Belastung wird der Blutdruck an den Knöchelarterien gemessen – sowohl der Abfall als auch die Dauer bis zur Erholung auf den Ausgangswert geben Aufschluss über das Ausmaß der Durchblutungsstörung.

Therapiemaßnahmen

Die Behandlung der Schaufensterkrankheit erfolgt je nach Stadium und individueller Situation des Betroffenen konservativ, medikamentös oder operativ:

Konservative Therapie
Ein zentraler Bestandteil der konservativen Therapie ist der sofortige Verzicht auf Nikotin, da Rauchen als einer der größten Risikofaktoren gilt. Ergänzend wird ein strukturiertes und konsequent durchgeführtes Gehtraining empfohlen, das in der Regel vom Haus- oder Gefäßarzt verordnet wird. Bewegungsformen wie Nordic Walking eignen sich besonders gut. Ziel des Trainings ist es, dreimal täglich etwa 30 Minuten zu gehen, mit gezielten Pausen bei auftretenden Beschwerden. Bei älteren oder gebrechlichen Patienten können auch Zehenstand-Übungen eine sinnvolle Alternative zum Gehtraining darstellen, um die Durchblutung zu fördern.

Darüber hinaus sollten Betroffene auf geeignetes Schuhwerk achten. Besonders im fortgeschrittenen Stadium ist eine sorgfältige Fußpflege wichtig, um Druckstellen oder Verletzungen zu vermeiden, die aufgrund der schlechten Durchblutung nur langsam heilen.

Eine Gruppe Senioren beim Nordic Walking

Medikamentöse Therapie
Medikamentös wird häufig eine Thrombozytenaggregationshemmung, etwa mit Acetylsalicylsäure (Aspirin), eingeleitet, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Je nach Krankheitsverlauf kann auch die Gabe von Cholesterinsenkern, sogenannten Statinen, erforderlich sein. Die medikamentöse Therapie sollte stets in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, der die genaue Dosierung und den Zeitpunkt der Behandlung bestimmt.

Operative Verfahren
Wenn konservative Maßnahmen wie Medikamente oder Lebensstiländerungen nicht ausreichend wirken, kommen operative Verfahren zum Einsatz:

Interventionelle Angioplastie
Die interventionelle Angioplastie ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem ein Katheter mit einem Ballon über einen kleinen Einstich in der Leiste zur verengten Arterie vorgeschoben wird. Der Ballon wird dann aufgeblasen, um das Gefäß wieder zu weiten und die Verengung zu beseitigen. Häufig wird ein Stent eingesetzt, um die Arterie offen zu halten und ein erneutes Verschließen zu verhindern.

Stentimplantation und Bypassoperation
Bei größeren Gefäßverschlüssen kann eine Bypassoperation erforderlich sein. Dabei wird der Blutfluss über eine Umleitung, oft unter Verwendung einer körpereigenen Vene, geführt, um die verengte oder blockierte Arterie zu umgehen und die Durchblutung sicherzustellen. Der Stent wird häufig bei weniger ausgedehnten Verengungen eingesetzt, um das Gefäß offen zu halten.

Atherektomie
Die Atherektomie ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem Ablagerungen (Plaques) mit einem speziellen Katheter entfernt werden. Am Ende des Katheters befindet sich eine kleine Fräse, die aktiv die Plaques abschleift und so die Arterie wieder durchgängig macht.

Endarteriektomie
Bei der Endarteriektomie wird ein Abschnitt der Arterie chirurgisch freigelegt, um die Ablagerungen zu entfernen. Dies kann offen, halbgeschlossen oder geschlossen erfolgen. Nach der Entfernung des Plaques wird das Gefäß oft mit einem sogenannten Patch (einem Hautflicken) versorgt, um den Defekt zu verschließen. Dieser Eingriff kann unter örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt werden.

Nachsorge
Nach einem Gefäßeingriff sind regelmäßige Nachkontrollen unerlässlich. Diese erfolgen häufig mittels Farbduplexsonographie, um den Behandlungserfolg zu überwachen und mögliche erneute Verengungen frühzeitig zu erkennen.

Risikofaktoren minimieren: Kleine Schritte, große Wirkung 

Etwa 10 bis 20 Prozent der über 60-Jährigen in Deutschland sind von der Schaufensterkrankheit betroffen – in Sachsen-Anhalt aufgrund des hohen Durchschnittsalters vermutlich sogar noch mehr. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko. Die gute Nachricht: Das Fortschreiten der Schaufensterkrankheit lässt sich stoppen. Der Schlüssel liegt in der Prävention und Kontrolle der Risikofaktoren:

  • Rauchen

    Rauchen ist der größte Risikofaktor, da Nikotin Ablagerungen in den Blutgefäßen fördert. Wir unterstützen Sie beim Rauchstopp.

  • Diabetes mellitus

    Ein hoher Blutzuckerspiegel schädigt die Gefäße und fördert Ablagerungen. Wir bieten kontinuierliche fachärztliche Betreuung und Schulungen an.

  • Bluthochdruck

    Dauerhaft hoher Blutdruck schädigt Arterien und begünstigt Ablagerungen. Eine Änderung des Lebensstils, wie Gewichtsreduktion, gesunde Ernährung und Verzicht auf Alkohol, hilft oft, den Blutdruck zu senken. Medikation wird ergänzend eingesetzt. Mit unserem Online-Coach Bluthochdruck helfen wir Ihnen dabei, Ihren Bluthochdruck nachhaltig in den Griff zu bekommen.

  • Fettstoffwechselstörung

    Ein hoher Cholesterinspiegel führt zu Ablagerungen. Eine ausgewogene Ernährung mit wenig gesättigten Fetten und ausreichend Flüssigkeit ist entscheidend. Cholesterinsenker unterstützen, aber Lebensstiländerungen sind der Schlüssel.

  • Genetische Vorbelastung

    Vorerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Familie erhöhen das Risiko.

  • Alter

    Mit zunehmendem Alter verlieren Arterien ihre Elastizität und sammeln Ablagerungen. Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und Flüssigkeitszufuhr helfen, den Körper fit zu halten.

  • Lebensstil

    Eine gesunde Lebensweise fördert die Durchblutung und Gefäßgesundheit:

    • Bewegung: Regelmäßige Bewegung verbessert die Durchblutung und hält die Gefäße flexibel. Wir unterstützen Sie.
    • Ernährung: Weniger Zucker, Salz und Fertigprodukte – mehr Gemüse, Ballaststoffe und Omega-3-Fettsäuren.
    • Gewichtsreduktion: Zusammen mit Bewegung und gesunder Ernährung ist sie zentral für Prävention und Therapie.
    • Stressmanagement: Stress negativ auf die Gefäße wirkt, sollte minimiert werden.

    Übrigens: Wir bezuschussen Gesundheitskurse zur individuellen Ernährungsberatung, Bewegung und Stressmanagement.

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