Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Rachitis

Ein Kleinkind hat aufgrund von Rachitis weiche Knochen

Unterschätzte Gefahr für wachsende Knochen

Rachitis betrifft vor allem Säuglinge und Kleinkinder. Bei Erwachsenen bezeichnet man die Knochenkrankheit als Osteomalazie. Durch eine Störung des Knochenstoffwechsels werden zu wenig Mineralstoffe in den Knochen eingelagert. In der Folge kann es zu schweren Wachstumsstörungen und Fehlbildungen des Skeletts kommen. Die häufigsten Ursachen für Rachitis sind ein Vitamin-D-Mangel oder ein gestörter Vitamin-D-Stoffwechsel. Über die Jahre hinweg ist die Krankheit zwar seltener geworden, stellt aber in bestimmten Bevölkerungsgruppen weiterhin ein Gesundheitsrisiko dar.

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns näher mit den Symptomen und Ursachen der Knochenkrankheit. Außerdem zeigen wir, wer zur Risikogruppe für Rachitis zählt, wie eine Behandlung aussehen kann und wie Sie Rachitis vorbeugen können.

Wussten Sie schon, dass...:

  • Rachitis bereits im 17. Jahrhundert erstmals in medizinischen Schriften beschrieben ist?
  • die AOK Sachsen-Anhalt alle Kosten der U-Untersuchungen übernimmt?
  • Rachitis bei frühzeitiger Diagnose gut behandelbar ist?
Ein Arzt behandelt einen Jungen mit Rachitis

Was ist eine Rachitis?

Rachitis ist eine Erkrankung des kindlichen Skeletts, die durch unzureichende Mineralisierung der wachsenden Knochen entsteht. Die Knochen werden weich und können sich verformen, etwa zu „O-Beinen“. Der Begriff bezieht sich speziell auf Kinder, bei Erwachsenen spricht man von Osteomalazie, die nur ausgewachsene Knochen betrifft.

Die Krankheit wird vor allem durch einen Vitamin-D-Mangel sowie Kalzium- und Phosphatmangel verursacht. Vitamin D ist wichtig für die Aufnahme dieser Mineralstoffe aus dem Darm, die für die Knochenbildung notwendig sind. Ohne ausreichend Vitamin D bleiben die Knochen weich und können sich verformen.

Was sind die Ursachen?

Die häufigste Ursache für Rachitis ist ein Vitamin-D-Mangel. Aber auch ernährungsbedingte, genetische oder krankheitsbedingte Faktoren können die Krankheit auslösen:

  • Vitamin-D-Mangel

    Ein Vitamin-D-Mangel entsteht meist durch zu wenig Sonnenlichtexposition. UVB-Strahlung regt die körpereigene Bildung von Vitamin D in der Haut an. Damit es seine volle Wirkung entfalten kann, muss es in der Leber zu Calcidiol und anschließend in der Niere zu Calcitriol umgewandelt werden. Kinder, die wenig Sonnenlicht abbekommen, sind daher besonders gefährdet. Auch Menschen mit dunkler Haut benötigen mehr UVB-Strahlung, um ausreichend Vitamin D zu produzieren. Zudem erhöhen Regionen mit geringer Sonneneinstrahlung, wie Nordeuropa, das Risiko. Eine unausgewogene Ernährung mit zu wenig Vitamin-D-haltigen Lebensmitteln kann ebenfalls zu einem Mangel führen.

  • Kalzium- und Phosphatmangel

    Eine kalziumarme Ernährung kann die Knochengesundheit beeinträchtigen. Auch Erkrankungen wie Zöliakie oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen können die Aufnahme von Kalzium, Phosphat und Vitamin D stören.

  • Genetische Ursachen

    Die Vitamin-D-abhängige Rachitis ist eine seltene vererbte Form, bei der entweder die Umwandlung in die aktive Form (Typ 1) oder die Wirkung von Vitamin D (Typ 2) gestört ist. Auch die chromosomale hypophosphatämische Rachitis (XLH) gehört zu den genetischen Formen.

Weitere Ursachen für eine Rachitis sind chronische Nierenerkrankungen, die den Vitamin-D-Stoffwechsel beeinträchtigen. Darüber hinaus zählen auch Lebererkrankungen zu den Ursachen, da die Leber am Vitamin-D-Stoffwechsel beteiligt ist. Störungen der Leber wie Leberzirrhose oder chronische Hepatitis können daher Rachitis verursachen.

Welche Symptome zeigen sich bei einer Rachitis?

Die Symptome resultieren aus der unzureichenden Mineralisierung der Knochen, was zu typischen Skelettverformungen und weiteren gesundheitlichen Problemen führt. Die häufigsten Anzeichen sind:

Eine Mutter macht sich Sorgen über die Rachitis ihres Sohnes
  • Verformungen oder Verbiegungen der Knochen, wie O- oder X-Beine
  • Verformter Brustkorb (Trichter- oder Kielbrust)
  • Hinterkopfverflachung bei Säuglingen („Kraniotabe“)
  • Verzögertes Wachstum (reduziertes Längenwachstum)
  • Muskelschwäche und Schmerzen beim Bewegen
  • Verzögerter Zahndurchbruch
  • Zahnschmelzfehlbildungen

In schweren Fällen kann es zu neurologischen Symptomen wie Krämpfen kommen, die durch den Kalziummangel ausgelöst werden und einen medizinischen Notfall darstellen.

Wie wird eine Rachitis diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren.

Klinische Untersuchung

Der Kinderarzt fragt zunächst nach der Sonnenlichtexposition, den Ernährungsgewohnheiten und der Wachstumsentwicklung. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung auf typische Skelettverformungen, Muskelschwäche oder Zahnprobleme. Blutuntersuchungen liefern Hinweise auf den Vitamin-D-Spiegel sowie Kalzium-, Phosphat- und Alkalische Phosphatase (AP)-Werte. Ein erhöhter AP-Wert deutet auf eine gestörte Knochenmineralisation hin. Zudem wird das Parathormon (PTH) gemessen, das bei Vitamin-D-Mangel erhöht sein kann.

Bildgebende Verfahren

Röntgenaufnahmen sind ein wichtiger Bestandteil der Diagnose. Sie zeigen charakteristische Veränderungen an den Wachstumsfugen, insbesondere an den Handgelenken, Knien oder dem Brustkorb. Aufhellungen, knöcherne Abreibungen und unscharfe Metaphysen können sichtbar sein. Auch eine verzögerte Knochenreifung kann erkannt werden.

Bei Verdacht auf genetische Ursachen können zusätzliche genetische Tests oder spezielle Urinanalysen notwendig sein.

Wie wird eine Rachitis behandelt?

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und zielt darauf ab, das Knochengerüst zu stärken und Fehlbildungen zu korrigieren. Bei einem Vitamin-D-Mangel erfolgt eine altergerechte Therapie mit zunächst  höheren Dosen an Vitamin D3, um den Mangel schneller auszugleichen. Nach der Akuttherapie folgt eine altersgerechte Erhaltungstherapie. Parallel wird auf eine kalziumreiche Ernährung geachtet und es werden gegebenenfalls Kalziumpräparate verordnet. Währenddessen fördert die regelmäßige Bewegung an der frischen Luft die körpereigene Vitamin-D-Bildung.

 

Die Rachitis eines kleinen Jungen wird von einer Ärztin behandelt

 

In schweren Fällen kann eine operative Korrektur der Knochenverformungen notwendig sein, um dauerhafte Schäden zu verhindern und die Funktionalität der betroffenen Bereiche wiederherzustellen. Bei chronischen Nierenerkrankungen oder Leberstörungen liegt der Schwerpunkt auf der Behandlung der Grunderkrankung, um den Vitamin-D-Stoffwechsel zu normalisieren. Dies trägt dazu bei, den Knochenstoffwechsel zu stabilisieren und weitere gesundheitliche Komplikationen zu vermeiden.

Rachitis vorbeugen: Warum Vitamin D so wichtig ist

Die Vorbeugung von Rachitis ist in der Regel einfach und basiert auf einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung sowie einer gesunden Ernährung. Säuglingen wird ab der zweiten Lebenswoche täglich Vitamin D in Tablettenform verabreicht – eine Maßnahme, die in Deutschland und vielen anderen Ländern Standard ist.

Regelmäßiger Aufenthalt im Freien fördert die körpereigene Vitamin-D-Bildung durch Sonnenlicht. Bereits zehn bis 30 Minuten täglich an sonnigen Tagen reichen aus, um den Bedarf zu decken. Denken Sie dabei jedoch unbedingt an den Sonnenschutz. Eine kalziumreiche Ernährung ist ebenfalls wichtig. Milchprodukte, grünes Gemüse und mit Kalzium angereicherte Lebensmittel tragen zu gesunden Knochen bei. Stillende Mütter sollten zudem auf eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr achten, um ihr Kind gut zu versorgen.

Rachitis-Prävention in Sachsen-Anhalt

In Regionen wie Sachsen-Anhalt, wo die Sonneneinstrahlung besonders in Herbst- und Wintermonaten gering ist, spielt die Vitamin-D-Prophylaxe eine entscheidende Rolle. Viele Kinderärzte empfehlen, die Vitamin-D-Einnahme über das erste Lebensjahr hinaus fortzusetzen, um Mangelerscheinungen wie Rachitis vorzubeugen.

Zudem ist die Aufklärung über Risikofaktoren wichtig, insbesondere bei Kindern mit dunkler Haut oder in den nördlichen Breitengraden. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen helfen, erste Anzeichen frühzeitig zu erkennen.

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