Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Holiday-Heart-Syndrom

Ein älterer Mann leidet unter dem Holiday-Heart-Syndrom

Kein Kater für das Herz 

Gerade an Feiertagen, Wochenenden oder im Urlaub verändert sich für viele Menschen der gewohnte Lebensstil: Es wird gefeiert, weniger geschlafen und vor allem mehr Alkohol konsumiert. In diesem Kontext tritt das sogenannte Holiday-Heart-Syndrom besonders häufig auf. Es handelt sich dabei um plötzliche Herzrhythmusstörungen, die vor allem nach exzessivem Alkoholkonsum in kurzer Zeit auftreten. Nicht nur regelmäßiger, sondern auch gelegentlicher starker Konsum kann gravierende Schäden an der Leber, dem Nervensystem und eben auch am Herzen verursachen.

Im Beitrag verraten wir Ihnen, anhand welcher Symptome Sie das Holiday-Heart-Syndrom erkennen, wie es behandelt wird und mit welchen einfachen Maßnahmen Sie Ihr Herz auch in ausgelassenen Zeiten schützen können.

Wussten Sie schon, dass…

Eine Frau mit Verdacht auf Holiday-Heart-Syndrom lässt sich untersuchen

Anzeichen für das Holiday-Heart-Syndrom

Starker Alkoholkonsum kann weitreichende gesundheitliche Folgen haben. Eine davon ist das sogenannte Holiday-Heart-Syndrom (HHS). Dabei handelt es sich um Herzrhythmusstörungen, die innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach exzessivem Alkoholkonsum auftreten. Typisch ist das plötzliche Auftreten von Vorhofflimmern bei ansonsten gesunden Menschen. Die Beschwerden entstehen häufig in zeitlichem Zusammenhang mit Feiern, Partys oder Feiertagen – also in Situationen, in denen häufig besonders viel Alkohol konsumiert wird.

Beim Vorhofflimmern geraten die Herzvorhöfe aus dem Takt: Sie ziehen sich nicht mehr regelmäßig zusammen, schlagen schnell und unkoordiniert. Dadurch wird das Blut nicht mehr effektiv in die Herzkammern weitergeleitet. In der Folge kommt es zu einem unregelmäßigen, oft beschleunigten Herzschlag, der sich für Betroffene als Herzrasen, Unruhe, Schwindel oder Luftnot äußern kann. In etwa 90 Prozent der Fälle endet das Vorhofflimmern spontan innerhalb von 24 bis 48 Stunden und bleibt ohne weitere gesundheitliche Folgen.

Das Holiday-Heart-Syndrom tritt besonders häufig bei jungen, gesunden Menschen ohne bekannte Herzprobleme auf, kann aber auch ältere Personen betreffen – insbesondere, wenn bereits Risikofaktoren wie Bluthochdruck vorliegen.

Hinweis: Tritt das Vorhofflimmern mehrfach auf oder hält es länger an, sollte unbedingt eine medizinische Abklärung erfolgen, um ernsthafte Komplikationen zu vermeiden.

Das steckt hinter dem Holiday-Heart-Syndrom

Mehrere Faktoren können zur Entstehung von Herzrhythmusstörungen nach Alkoholkonsum beitragen:

  • Fehlregulation des vegetativen Nervensystems: Alkohol beeinflusst das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus. Dabei wird der Sympathikus verstärkt angeregt, während der Parasympathikus – der normalerweise für Erholung sorgt – gehemmt wird.
  • Toxische Wirkung von Acetaldehyd: Dieses Abbauprodukt des Alkohols wirkt zusätzlich aktivierend auf das Nervensystem und belastet das Herz.
  • Erhöhte Herzfrequenz: Die Folge der genannten Vorgänge ist ein immer schneller werdender Puls, was als Vorstufe zu Vorhofflimmern gilt.
Bei einer Party auf einer Dachterrasse wird angestoßen
  • Elektrolytstörungen: Alkohol wirkt harntreibend und führt zu einem vermehrten Ausscheiden wichtiger Elektrolyte wie Kalium und Magnesium. Ein gestörter Elektrolythaushalt kann sich negativ auf die Herzfunktion auswirken.
  • Entzündungsfördernde Wirkung: Alkohol begünstigt entzündliche Prozesse im Körper, was das Herz zusätzlich belasten kann.
  • Weitere begünstigende Faktoren:
    • Schlafmangel
    • Erhöhter Stress
    • Übermäßiger Konsum salzreicher Speisen
    • Energydrinks – insbesondere in Kombination mit Alkohol

Diagnose und Behandlung: Das ist wichtig zu wissen

Vorhofflimmern, das im Zusammenhang mit dem Holiday-Heart-Syndrom auftritt, ist in vielen Fällen vorübergehend und muss nicht zwingend behandelt werden. Dennoch ist es wichtig, die Beschwerden ärztlich abklären zu lassen, um andere mögliche Ursachen oder ernsthafte Herz-Kreislauf-Erkrankungen auszuschließen.

  • Diagnose

    Die Diagnostik bei Verdacht auf das Holiday-Heart-Syndrom beginnt in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese. Dabei stehen Fragen zur allgemeinen Gesundheit, zu bestehenden Vorerkrankungen sowie zum Alkoholkonsum im Vordergrund. Ergänzend kommen verschiedene technische Untersuchungsverfahren zum Einsatz – insbesondere Ruhe- und Belastungs-EKGs zur Aufzeichnung der Herzaktivität sowie eine Echokardiografie, also eine Ultraschalluntersuchung des Herzens zur Beurteilung von Struktur und Funktion.

    In unklaren Fällen oder bei wiederkehrendem, therapieresistentem Vorhofflimmern kann eine sogenannte elektrophysiologische Untersuchung (EPU) durchgeführt werden. Dabei wird das elektrische Leitungssystem des Herzens gezielt stimuliert und analysiert. In manchen Fällen ist hierzu das Einführen eines Katheters ins Herz notwendig, um genaue Messungen vornehmen zu können.

  • Behandlung

    Zunächst steht die Stabilisierung des Herzrhythmus im Vordergrund. Gleichzeitig müssen eventuell bestehende Elektrolytstörungen ausgeglichen werden. Je nach Befund können Medikamente wie Betablocker oder Antiarrhythmika zur Kontrolle des Herzrhythmus zum Einsatz kommen. Bei wiederkehrendem Vorhofflimmern kann zudem eine Blutverdünnung erforderlich sein. Die regelmäßige Kontrolle von Herzrhythmus und -frequenz ist dabei besonders wichtig.

    In bestimmten Fällen – insbesondere bei wiederkehrenden Beschwerden – kann eine sogenannte Pulmonalvenenisolation sinnvoll sein. Mithilfe eines dreidimensionalen Mapping-Systems werden dabei die Strukturen des Herzens dargestellt. Über spezielle Herzkatheter lassen sich anschließend gezielt die elektrischen Kurzschlüsse im Vorhof mittels Wärmeabgabe veröden.

Feiern ohne Folgen: Holiday-Heart-Syndrom vorbeugen

Um das Holiday-Heart-Syndrom gar nicht erst entstehen zu lassen, ist vor allem eines entscheidend: der bewusste und maßvolle Umgang mit Alkohol. Wer auf übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet oder ihn stark einschränkt, kann das Risiko für Herzrhythmusstörungen deutlich senken. Darüber hinaus spielt ein gesunder Lebensstil eine zentrale Rolle in der Vorbeugung.

Eine übergewichtige Frau zeigt Anzeichen des Holiday-Heart-Syndroms

Risikogruppen und begünstigende Faktoren

Besonders gefährdet für das Auftreten alkoholbedingter Herzrhythmusstörungen sind Menschen, die bereits früher unter Vorhofflimmern, Herzrasen oder Herzstolpern gelitten haben. Auch Personen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder starkem Übergewicht gehören zur Risikogruppe. Hinzu kommen Belastungen wie chronischer Stress und Schlafmangel, die das Herz zusätzlich strapazieren. Insbesondere Männer mittleren Alters sind laut Statistiken häufiger betroffen, wenn es um das Risiko für Vorhofflimmern geht. Aber auch Personen, die regelmäßig Alkohol konsumieren oder häufig große Mengen trinken, sollten besonders vorsichtig sein und versuchen, Ihren Konsum reduzieren.

Einfache Maßnahmen für den Herzschutz

Um das Herz auch in ausgelassenen Zeiten zu schützen, helfen einfache Maßnahmen: Statt alkoholischer Getränke können beispielsweise alkoholfreie Cocktails, sogenannte Mocktails, eine genussvolle Alternative sein. Ebenso wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr durch Wasser, um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt im Gleichgewicht zu halten. Gerade während Feiertagen oder im Urlaub sollte der Fokus bewusst auf Erholung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung gelegt werden.

Für einen stabilen Elektrolythaushalt empfiehlt sich die gezielte Zufuhr von Kalium und Magnesium, zum Beispiel durch den Verzehr von Bananen, Spinat, Nüssen oder Hülsenfrüchten. Wer technische Unterstützung nutzen möchte, kann seine Herz- und Pulsfrequenz auch mithilfe von Smartwatches im Blick behalten. Gerade zur Festivalzeit oder an langen Feierwochenenden stehen natürlich der Spaß und ausgelassenes Feiern im Vordergrund. Dennoch sollte man auf den eigenen Körper hören und Warnzeichen ernst nehmen.

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