Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Narzissmus

Trauma-Patientin im Gespräch mit ihrer Therapeutin

Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung erkennen

Jeder Mensch ist ein bisschen narzisstisch. Und bis zu einem gewissen Grad ist ein gesundes Selbstbewusstsein und das Streben nach Selbstwert auch völlig normal. Eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) dagegen zeigt sich durch ein niedriges Selbstbewusstsein und übertriebene und realitätsverzerrende Selbstdarstellung und Selbstüberschätzung. Der Leidensdruck bei den Betroffenen und deren Umfeld ist meist groß.

Erfahren Sie mehr über die narzisstische Persönlichkeitsstörung, die typischen Symptome und Therapiemöglichkeiten.

Wussten Sie schon, dass…

  • 0,4 Prozent der Weltbevölkerung eine diagnostizierte narzisstische Persönlichkeitsstörung haben?
  • die AOK Sachsen-Anhalt bei medizinischer Notwendigkeit die Kosten für eine ambulante Psychotherapie übernimmt?
  • B-Vitamine wichtige Funktionen für Nerven und Psyche haben?

Was ist Narzissmus?

Ehepaar im Beziehungsstreit.

 

Der Begriff „Narzissmus“ kommt aus der griechischen Mythologie und beschreibt übersetzt den wunderschönen Jüngling Narziss, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt.

Unterschieden werden dabei der normale Narzissmus als Charaktereigenschaft und der krankhafte Narzissmus in Form einer Persönlichkeitsstörung: 

  • natürlicher Narzissmus

    Der natürliche Narzissmus ist weit verbreitet und Teil unserer Persönlichkeit. Die menschliche Neigung zum Egoismus ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt, aber meist nicht krankhaft.

  • krankhafter Narzissmus

    Der krankhafte Narzissmus geht mit einem starken Autoritätsanspruch und Führungsdenken einher. Das extreme Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Bewunderung, sowie der Mangel an Einfühlungsvermögen sind typische Anzeichen.

Grenzen zwischen beiden Formen fließend

Die beiden Formen können oft nicht ganz klar abgegrenzt werden. Deshalb ist eine klare Diagnose nicht so einfach. Etwa 0,4 Prozent der Weltbevölkerung leiden an einer diagnostizierten krankhaften, narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

Was sind die Symptome einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS)?

Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung wirken zunächst oft charismatisch, ehrgeizig, interessant und attraktiv. Die negativen Eigenschaften der Erkrankung zeigen sich erst später. Typisch für Narzissten ist ein überhöhtes, aber zugleich instabiles Selbstwertgefühl, was stark von der Anerkennung anderer abhängt. 

Eigene negative Gefühle werden durch Abwertung des persönlichen Umfeldes bewältigt. Die Betroffenen reagieren oftmals auf die berechtigte Kritik mit Aggression.  Eigene Misserfolge sind für die Erkrankten kaum auszuhalten, sodass oftmals die Schuld bei den    Anderen gesucht wird.
 

Eine Diagnose erfolgt mithilfe eines psychologischen Fragenkatalogs. Treffen fünf der folgenden neun Merkmale zu, kann eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung vorliegen:

  1. übertriebenes Gefühl der eigenen Wichtigkeit,
  2. einnehmende Visionen von grenzenlosem Erfolg, Macht, Schönheit oder idealer Liebe,
  3. übertriebenes ehrgeiziges Verhalten,
  4. Verlangen nach übermäßiger Bewunderung,
  5. Erwartung nach besonders bevorzugter Behandlung,
  6. Ausnutzen anderer, um eigene Ziele zu erreichen,
  7. Mangel an Empathie; wenig Interesse sich in andere hineinzuversetzen,
  8. Neid auf andere oder das Gefühl, dass andere neidisch auf ihn/sie sind,
  9. arrogantes und überhebliches Verhalten.

Diese Persönlichkeitsmerkmale führen bei Betroffenen oft zur Beeinträchtigung in sozialen und beruflichen Bereichen. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung tritt meist in Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Ängsten, Essstörungen oder Suchtproblemen auf.

Wo liegen die Ursachen?

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist zu 50 Prozent erblich bedingt. Zu den weiteren Einflussfaktoren werden in der Wissenschaft zwei Theorien unterschieden. Die Wurzeln liegen in beiden Fällen in den Erfahrungen der Kindheit:

  • Theorie 1: Übermäßiges Verwöhnen durch Eltern

    Die erste Theorie ist gekennzeichnet durch fehlende Grenzen im Kindesalter und das Abschirmen von Problemen und Konflikten.

    Die betroffenen Kinder können sich oft nur schwer mit Emotionen wie Frustration und Wut auseinandersetzen. Sie können kein realistisches Selbstbild entwickeln und neigen zu Selbstüberschätzung.

  • Theorie 2: Emotionale Vernachlässigung durch Eltern

    Ein emotional kaltes, abwesendes oder aggressives Verhalten der Eltern verletzt den Selbstwert des Kindes. Oft liegt der kindliche Fokus dann darauf Leistung zu bringen, um dafür ein Lob von den Eltern zu erhalten. Daraus können sich Minderwertigkeitsgefühle entwickeln, die später Ursache für die Tendenz geben können, andere abzuwerten.

Wie kann eine narzisstische Persönlichkeitsstörung behandelt werden?

Junger Mann beim Psychotherapeuten

Die Verhaltensweisen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung können mithilfe von Psychotherapie gelindert werden. Doch meist haben die Betroffenen kein Bewusstsein für die Erkrankung und sehen auch keinen Handlungsbedarf. Das Aufsuchen von therapeutischer Hilfe geschieht deswegen oftmals aufgrund anderer psychischer Erkrankungen, wie Depressionen, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit oder Suizidgedanken. 

Um bei der Therapie einen Erfolg zu erzielen, ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Betroffenem und Therapeuten wichtig. Denn oft ist die Beziehung anfangs wegen unsozialer Verhaltensweisen des Betroffenen und fehlender kritischer Selbstreflexion schwierig. Wichtig ist zudem eine Abstimmung individueller Therapieziele zwischen dem Therapeuten und dem Erkrankten.

Eine vollständige Heilung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist nicht möglich, aber an einigen Verhaltensweisen kann in der Therapie gearbeitet werden:

  • gestörte Selbstwahrnehmung,
  • Kommunikation eigener Bedürfnisse und Gefühle auf sozial akzeptierte Weise,
  • Impulskontrolle,
  • Empathie-Vermögen.

Umgang mit narzisstischen Menschen

Im Umgang mit Narzissten ist es wichtig, seine eigenen Grenzen klar zu kommunizieren. Wenn Kritik entgegengebracht wird, können Ich-Botschaften und das Kritisieren bestimmter Verhaltensweisen hilfreich sein. Wichtig ist es aber besonders nicht am Betroffenen selbst Kritik zu üben. Außerdem sollten Sie stets wachsam gegenüber Manipulationsversuchen sein.

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