Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Kryotherapie

Eine Frau wendet Kryotherapie auf ihrer Schulter an

Die Kraft der Kälte

Die Kryotherapie, also die Behandlung mit Kälte, wird immer beliebter – sei es zur Schmerzlinderung, der schnelleren Regeneration nach dem Sport oder zur Unterstützung bei chronischen Erkrankungen. Insbesondere bei entzündlichen Prozessen oder akuten Verletzungen verspricht die Methode gute Behandlungserfolge. Auch bei Patienten mit Rheuma, Arthritis oder einer Fibromyalgie, also einer Störung der Schmerzwahrnehmung, kann die extreme Kälte Linderung verschaffen. Doch was steckt hinter dieser Methode, bei der der Körper gezielt extrem niedrigen Temperaturen ausgesetzt wird?

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie die Kältetherapie funktioniert, welche Auswirkungen sie auf unseren Körper hat, wann sie angewendet werden kann und welche Formen der Behandlung es gibt.m lesen Sie, welche Folgen sie haben kann und wie Betroffene sowie Angehörige Hilfe finden.

Wussten Sie schon, dass...

  • die Ganzkörper-Kryotherapie in den 1970ern in Japan zur Behandlung rheumatischer Arthritis entwickelt wurde?
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  • wir die Kosten für eine Psychotherapie übernehmen?

Was ist Kryotherapie?

Der Begriff Kryotherapie stammt aus dem Griechischen („kryo“ = „kalt“) und bezeichnet die gezielte Anwendung von Kälte zu therapeutischen Zwecken. Die Behandlung, die zu den sogenannten Thermotherapien gehört, reicht von lokalen Methoden wie Eisbeuteln oder Kältesprays bis hin zur Ganzkörper-Kältekammer, in der der Körper für kurze Zeit Temperaturen von bis zu -110 °C ausgesetzt wird.

Eine Frau wird mit einer Ganzkörper-Kryotherapie behandelt

Die Kryotherapie wird eingesetzt, um Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu hemmen, die Regeneration zu fördern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Dabei macht sich die Methode die gezielte Reaktion des Körpers auf Kältereize, wie Gefäßverengung und Schmerzreduktion, zunutze. Besonders im Sport, in der Medizin und zunehmend auch im Wellnessbereich gewinnt die Kältetherapie an Bedeutung.

Hinweis: Bei medizinischer Notwendigkeit und entsprechender Begründung durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt kann eine Kostenübernahme der Behandlung durch die gesetzliche Krankenversicherung erfolgen. Eine vorherige Prüfung ist erforderlich.

Schnellere Regenration, weniger Schmerzen 

Die Anwendung von Kälte kann dazu beitragen, Schmerzen zu reduzieren, die Regeneration nach körperlicher Belastung zu beschleunigen und Entzündungen zu hemmen. Langfristig kann sie helfen, chronische Schmerzen zu lindern, das Immunsystem zu stärken und die Lebensqualität zu verbessern.

Wann sollte Kryotherapie nicht angewendet werden?

Obwohl die Kryotherapie viele Vorteile hat, gibt es auch einige Umstände, bei der die Therapieform nicht angewendet werden sollte:

Ein Mann wird mittels Kältetherapie behandelt
  • Kälteüberempfindlichkeit oder Kälteallergie
  • Hauterkrankungen oder offene Wunden
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Durchblutungsstörungen
  • Schwangerschaft
  • Diabetes (vor allem bei der Ganzkörper-Kryotherapie)
  • Asthma und Lungenerkrankungen (durch kalte Luft kann es zu Atembeschwerden kommen)
  • Epilepsie (Kältereize könnten Anfälle auslösen)

Wichtig: Vor der Anwendung, besonders bei der Ganzkörper-Kryotherapie, sollten Sie Ihren Arzt verständigen, insbesondere wenn Vorerkrankungen bestehen.

Studienlage zur Kältetherapie

Die Wissenschaft zeigt vielversprechende Ergebnisse, insbesondere in den Bereichen Schmerztherapie, Regeneration und Entzündungshemmung. Studien belegen, dass Kryotherapie die Muskelerholung verbessern und Schmerzen lindern kann. Auch bei Krankheitsbildern wie Rheuma ist die Kältetherapie bereits gut erprobt. Allerdings sind die Langzeiteffekte noch nicht abschließend geklärt, und nicht in allen Fällen ist eine positive Wirkung nachgewiesen.

Hinweis: Lassen Sie sich vor der Anwendung von Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder Ihrer Therapeutin bzw. Ihrem Therapeuten umfassend beraten, um Ihre körperliche Eignung für das Verfahren bestimmen zu lassen.

Auswirkungen der Kryotherapie auf den Körper

Die Wirkung von Kälte auf den Körper ist vielfältig:

  • Verminderung der Durchblutung

    Extreme Kälte führt in den ersten fünf bis zehn Minuten zu einer oberflächlichen Gefäßverengung, wodurch die Durchblutung in der betroffenen Region reduziert wird. So kann gezielt Schwellungen, beispielsweise durch eingelagerte Flüssigkeit, und Entzündungen entgegengewirkt werden. Wird die Kälte länger angewendet, erreicht der Effekt auch die Gefäße tieferer Gewebeschichten.

  • Linderung von Schmerzen

    Kälte wirkt wie eine Art natürliches Schmerzmittel. Mit zunehmender Abkühlung wird das Gewebe immer unempfindlicher gegenüber Schmerzen. So kann die Kältetherapie vor allem bei akuten Beschwerden des Bewegungsapparates oder entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis unterstützen.

  • Hemmung von Entzündungen

    Langfristig angewendet, kann die Kältetherapie entzündungshemmende Effekte erzielen. Durch die reduzierte Durchblutung gelangen weniger entzündungsfördernde Substanzen in das betroffene Gewebe, wodurch sich Entzündungsreaktionen verlangsamen und Schwellungen reduziert werden können.

  • Entspannung der Muskeln

    Während Kälte zunächst zu einer Muskelanspannung führt, kommt es nach der Behandlung zu einer verstärkten Durchblutung, die die Muskulatur entspannt und Verspannungen lösen kann. In der Folge können Bewegungseinschränkungen minimiert und die Mobilität verbessert werden.

  • Bessere Regeneration

    Kälte wird zunehmend nach intensiven Sporteinheiten zur Linderung von Muskelschmerzen eingesetzt. Nach dem Kältereiz setzt eine verstärkte Durchblutung der Muskulatur ein, wodurch Stoffwechselprodukte schneller abtransportiert werden. Das kann die Erholungszeit nach dem Sport verkürzen und sogar die Leistungsfähigkeit kurzfristig steigern.

    Vorsicht: Bei Verletzungen wie Sehnenrissen kann übermäßige Kälte die Heilung verzögern.

Begleiterscheinungen der Kryotherapie

Wie jede Therapie kann auch die Kryotherapie Begleiterscheinungen mit sich bringen. Je nach Art, Dauer und Intensität der Behandlung können verschiedene Symptome auftreten. Es ist immer hilfreich, die körperlichen Veränderungen zunächst zu beobachten und ärztlich abklären zu lassen. Im Folgenden haben wir kurzfristige und langfristige Begleiterscheinungen für Sie aufgelistet:

Eine junge Frau beim Eisbaden
  • Kälteschmerzen oder Taubheitsgefühl während der Anwendung
  • Leichtes Brennen oder Kribbeln auf der Haut
  • Muskelfrösteln oder Zittern nach der Anwendung
  • Entzündungsreaktionen
  • Beeinträchtigung der Atmung und Muskulatur
  • Gestörte Leitgeschwindigkeit der Nerven
  • Vorübergehende Nervenirritationen
  • Erhöhter Blutdruck
  • Verringerte Herzfrequenz
  • Lokale Hautreaktionen wie Rötungen oder Juckreiz
  • Chronische Hautveränderungen bei langfristiger Anwendung (z. B. Kälteurtikaria oder Raynaud-Syndrom)
  • Frostschäden

Lokale Kryotherapie: Von Eisbeutel, Kältespray und Vereisung

Die lokale Kryotherapie kommt direkt auf einer bestimmten Körperstelle zum Einsatz und ist besonders bei akuten Verletzungen oder Schmerzen wirksam. Sie wird mithilfe verschiedenster Gegenstände, sogenannten „Kälteträgern“, auf verschiedenen Körperregionen angewendet. Der Wärmeentzug führt zu einer Abkühlung des Gewebes, lindert Schmerzen und kann Bewegungseinschränkungen vermindern. Sie kommt unter anderem zum Einsatz bei:

  • oberflächlichen Hautveränderungen wie Warzen
  • Blutschwämmchen
  • Tennisarm
  • Fersensporn
  • Rheuma (Nicht immer sinnvoll, da Wärme in der chronischen Phase besser helfen kann)
  • Entzündungen des Bewegungs- und Stützapparates

Anwendungen mit Eis

Eisbeutel oder Eispacks werden direkt auf schmerzende oder verletzte Stellen gelegt, um Schwellungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Diese Methode wird besonders häufig bei Sportverletzungen oder Gelenkbeschwerden eingesetzt.

  • Eisgranulat (ca. -0,5 bis -1,0 °C): feines Eis zur gezielten Kühlung
  • Eisbeutel aus Kunststoff mit einer Mischung aus Wasser und Eis (ca. 0 °C)
  • Eisteilbad (etwa 1 bis 12 °C): z. B. für Arm- oder Fußbäder
  • Gestielter Eisroller (ca. -0,5 bis -1,0 °C): Betupfen oder Abreiben der Haut, z. B. nach einer Lymphdrainage

Anwendungen mit Kompressen

Kühlende Kompressen oder spezielle Gel-Pads werden zur lokalen Schmerzbehandlung verwendet. Sie sind flexibel einsetzbar und oft wiederverwendbar.

  • Kältekompressen (ca. 1 bis 3 °C): ideal für Gelenke
  • Gelpackungen (ca. -15 bis -20 °C): nicht direkt auf die Haut legen, um Erfrierungen zu vermeiden
  • Kältespray (ca. -0,5 bis -1,0 °C): stark kühlend, nur kurzfristig anwenden, meist als Erstmaßnahme bei akuten Sportverletzungen
  • Kaltwickel (ca. 0 bis 15 °C): z. B. Tücher getränkt in Eiswasser oder mit kühlem Quark

Anwendungen mit Gasen

Mithilfe von kalten Gasen können einzelne Hautstellen oder Gewebe schnell heruntergekühlt werden.

  • Kalte Gase (Kaltluft ca. -30 °C oder Stickstoff bis -160 °C): vor allem bei rheumatischen Beschwerden
  • Wattetupfer mit Flüssigstickstoff (bis -195 °C): der getränkte Tupfer wird für maximal 45 Sekunden leicht auf die zu vereisende Stelle gedrückt
  • Kryosonde (Vereisung/Kryochirurgie) (bis -195 °C): flüssiger Stickstoff wird durch eine Sonde geleitet, um Gewebe gezielt zu vereisen – z. B. bei Warzen, Narbengewebe, Hautkrebs im Frühstadium oder Tumoren
  • Offenes Sprayverfahren mit Flüssigstickstoff (bis -195 °C): flüssiger Stickstoff wird mit Hochdruck direkt auf die zu behandelnde Hautstelle gesprüht

Ganzkörper-Kryotherapie: Kältekammer oder Eisbad?

Bei der Ganzkörper-Kryotherapie wird der gesamte Organismus Kälte ausgesetzt. Während der Behandlung kann es nach einem anfänglichen Kältegefühl zu brennenden oder stechenden Schmerzen kommen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass während der gesamten Anwendungsdauer der behandelnde Arzt oder Therapeut anwesend ist. 

Die Ganzkörper-Kryotherapie beeinflusst unser Stresshormon Cortisol und es gibt sogar Hinweise darauf, dass sie bei Migräne, leichten Depressionen und Schlafstörungen unterstützen kann. Jedoch ist dies nicht wissenschaftlich belegt.

Eine Frau auf dem Weg in die Kältekammer

Anwendung

Ganzkörper-Kryotherapie kann bei folgenden Beschwerden Linderung verschaffen:

Auch bei Erkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte kann die extreme Kälte kurzfristig helfen, Juckreiz zu lindern. Allerdings ist die Kryotherapie keine dauerhafte Lösung, um die Symptome langfristig zu reduzieren.

Kältekammer

Die extremen Temperaturen von -60 bis -120 Grad in der Kältekammer regen die Durchblutung und den Stoffwechsel an, wodurch Muskeln entspannt, Entzündungen gehemmt und Schmerzen reduziert werden. Während der Behandlung trägt der Patient Badekleidung, und kälteempfindliche Körperteile wie Hände, Füße, Gesicht und Ohren werden abgedeckt. Nach einer „Eingewöhnung“ von etwa 30 Sekunden in einer speziellen Vorkammer bei -60 Grad geht es in die eigentliche Kältekammer, wo der Patient für maximal drei Minuten bleibt. Während der gesamten Behandlungsdauer ist ärztliche Aufsicht erforderlich. Übrigens: Auch in Magdeburg und Halle gibt es Kältekammern.

Eistauchbad

Eine weitere Form der Ganzkörper-Kryotherapie ist das Eisbad, das besonders bei Sportlern beliebt ist. Hierbei wird der Körper für einige Minuten in eiskaltes Wasser (etwa 6 bis 12 °C) getaucht, um die Regeneration nach dem Training zu fördern und Muskelkater vorzubeugen. Anschließend sollte der Körper im vorgewärmten Bett ruhen.

Das Eistauchbad wird immer beliebter, genau wie das Winterbaden. Oft wird diese Therapieform in Kombination mit Physiotherapie-Behandlungen angewendet, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

Die Kraft der Kälte für Gesundheit und Regeneration

Die Kryotherapie bietet zahlreiche gesundheitliche Vorteile, von Schmerzlinderung und Entzündungshemmung bis hin zur Förderung der Regeneration. Ob als lokale Anwendung mit Eis oder Kältespray oder als Ganzkörper-Kältekammer oder Eisbad – die richtige Anwendung kann viele positive Effekte auf unseren Körper haben. Wichtig ist jedoch, dass die Kryotherapie nicht für jeden geeignet ist und vor der Anwendung unbedingt ärztlich abgeklärt werden sollte. Wer die Kraft der Kälte richtig einsetzt, kann langfristig von einer besseren Regeneration, weniger Schmerzen und einem gestärkten Immunsystem profitieren.

Auch in Sachsen-Anhalt gibt es zahlreiche Physiotherapiepraxen, Wellnesszentren sowie spezialisierte Gesundheits- und Fitnessstudios, die die Kryotherapie anbieten.

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