Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Epilepsie

Ein Mann wird nach einem epileptischen Unfall neurologisch untersucht

Epileptische Anfälle richtig einordnen

Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit. Sie betrifft Menschen aller Altersgruppen und kann das tägliche Leben erheblich beeinflussen. Epileptische Anfälle können sowohl über einen bestimmten Zeitraum als auch ein Leben lang auftreten und äußern sich häufig durch Muskelzucken, oft begleitet von Bewusstlosigkeit. Der Kontrollverlust und die mit der Krankheit einhergehenden Einschränkungen im Alltag stellen für Betroffene und Angehörige eine große Belastung dar. Die gute Nachricht: in den meisten Fällen lassen sich weitere epileptische Anfälle effektiv durch Medikamente verhindern.

In unserem Beitrag erklären wir, was Epilepsie ist, welche Symptome und Anfallsarten es gibt, was die Ursachen und Folgen der Krankheit sind, und wie man bei einem epileptischen Anfall richtig handelt. Zudem gehen wir auf die Besonderheiten von epileptischen Krampfanfällen bei Kindern ein und erläutern Diagnoseverfahren und Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung.

Wussten Sie schon, dass…

  • etwa fünf Prozent der Menschen mindestens einen epileptischen Anfall im Leben haben?
  • Epilepsie sich in den meisten Fällen gut mit Medikamenten kontrollieren lässt?
  • die AOK Sachsen-Anhalt rezeptfreie, apothekenpflichtige Medikamente bezuschusst?

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine vorübergehende, plötzlich auftretende Fehlfunktion des Gehirns, die durch wiederkehrende Anfälle gekennzeichnet ist. Die Anfälle sind das Ergebnis übermäßiger elektrischer Aktivitäten im Gehirn oder einzelnen Bereichen. Treten zu viele Impulse gleichzeitig auf, äußert sich dies durch einen epileptischen Anfall. Dieser geht mit Verhaltens- oder Bewusstseinsstörungen, wie dem Zucken einzelner Muskeln, Krampfen des gesamten Körpers oder sogar Bewusstlosigkeit einher.

Wenn epileptische Anfälle ohne Grund häufiger (mehr als zwei Anfälle zwischen denen mehr als 24 Stunden liegen) auftreten, spricht man von einer Epilepsie. Erste Anfälle treten meist im Kindesalter oder erst ab dem 60. Lebensjahr auf, können jedoch je nach Ursache und Anfallsart auch zu anderen Zeitpunkten im Leben auftreten.

Eine Frau erleidet einen Epilepsieanfall

Symptome und Arten von Epilepsieanfällen

Die Symptome von Epilepsie können stark variieren, abhängig von der Art des Anfalls und den betroffenen Gehirnbereichen. Meist treten die Anfälle nur kurz, in der Regel für maximal zwei Minuten auf. Auch mehrere Anfälle hintereinander sind möglich.

Sollte ein epileptischer Anfall länger als fünf Minuten andauern, spricht man von einem „Status epilepticus“, einem absoluten Notfall, der einer schnellen Behandlung durch den Notarzt bedarf. In der Medizin werden zwei Hauptkategorien von Anfällen unterschieden:

  • Generalisierte Anfälle

    Diese Art von Epilepsieanfällen betreffen das gesamte Gehirn und umfassen verschiedene Subtypen, darunter:

    • Absence-Anfälle: Plötzliche, kurze Bewusstseinsverluste ohne Krämpfe.
    • Myoklonische Anfälle: Arrhythmische Zuckungen der Muskeln.
    • Klonische Anfälle: Rhythmische Muskelzuckungen, die meist mit einem Bewusstseinsverlust einhergehen.
    • Tonisch-klonische Anfälle: Bewusstseinsverlust und heftige Muskelkrämpfe des gesamten Körpers.
    • Atonische Anfälle: Plötzlicher Verlust der Muskelspannung, was zu Stürzen führen kann.
    • Tonische Anfälle: Verkrampfen und Versteifen der Gliedmaßen für eine kurze Dauer.
  • Fokale Anfälle

    Fokale Anfälle beginnen in einem bestimmten Teil des Gehirns. Sie können als einfache fokale Anfälle auftreten, bei denen das Bewusstsein erhalten bleibt, oder als komplexe fokale Anfälle, bei denen das Bewusstsein beeinträchtigt ist. Fokale Anfälle beginnen mit motorischen oder nicht-motorischen Symptomen:

    • Motorisch: Zucken eines Körperteils
    • Sensorisch: Gefühlsstörungen
    • Visuell: Sehveränderungen

    Zusätzlich können weitere Symptome auftreten:

    • Veränderung der Sinneswahrnehmung
    • geistige Abwesenheit
    • Schwindel
    • Angstzustände
    • Halluzinationen
    • Schmatzen
    • Grimassen
    • Stammeln
    • zielloses Umherlaufen

Ursachen für epileptische Anfälle und Epilepsie

Epilepsie kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter genetische Veranlagung, Hirnverletzungen, Infektionen, Hirntumore, Schlaganfälle oder Entwicklungsstörungen. Ist die Ursache für die Erkrankung unbekannt, spricht man von einer kryptogenen Epilepsie. Entsteht sie durch strukturelle Veränderungen des Gehirns oder Grunderkrankungen, spricht man von einer symptomatischen Epilepsie.

Eine Ärztin berät einen an Epilepsie leidenden Mann

Zusätzlich gibt es weitere Risikofaktoren, die einen epileptischen Anfall auslösen können:

  • äußere Reize wie flackerndes Licht
  • bestimmte Umstände wie Schlafmangel, Sauerstoffmangel, Vergiftungen, Alkohol, Betäubungsmittel oder hohes Fieber

Einige Auslöser, wie bestimmte Krankheiten oder Umstände, insbesondere Fieberkrämpfe bei Kindern können auch zu Gelegenheitsanfällen führen, obwohl keine Epilepsie vorliegt.

Folgen einer Epilepsie

Die Folgen einer Epilepsie können weitreichend sein und sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben. Jahrelange, häufig auftretende schwere Anfälle bewirken, dass die Betroffenen zunehmend vergesslicher und unkonzentrierter werden und ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Depressionen haben. Erkrankte haben durch die Epilepsie selbst keine verringerte Lebenserwartung, sondern eher durch die Grunderkrankung, also die Ursache der epileptischen Anfälle.

In seltenen Fällen kann ein epileptischer Anfall zum Tod führen, aber nur wenn:

  • es dadurch zu einem Unfall oder zu einer lebensgefährlichen Verletzung kommt

oder

  • wenn der „Status epilepticus“ nicht rechtzeitig behandelt wird.

Krampfanfälle bei Kindern

Epileptische Anfälle bei Kindern sind besonders besorgniserregend. Bei Kindern können verschiedene Anfallsarten auftreten, und die Ursachen reichen von Geburtskomplikationen bis hin zu genetischen Störungen. Es ist wichtig, dass Eltern und Betreuungspersonen über die richtige Vorgehensweise bei einem Anfall informiert sind und geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit des Kindes zu gewährleisten.

Je nach Alter und Entwicklungsstand können sich epileptische Anfälle unterschiedlich äußern:

  • Neugeborene und Babys
    • ungewöhnliche Augen- und Schmatzbewegungen
    • kurzes Strecken
    • Armrudern
    • kurzzeitige Zuckungen einzelner Körperteile
  • ältere Kinder und Jugendliche

    In den meisten Fällen tritt bei älteren Kindern und Jugendlichen eine Absence-Epilepsie oder Rolando-Epilepsie auf. Die beiden Epilepsiearten äußern sich durch:

    • gelegentliche, nächtliche Anfälle
    • Muskelkrämpfe im Gesicht
    • Sprachschwierigkeiten

    In den meisten Fällen ist eine Epilepsie bei Kindern gut behandelbar und hat keine negativen Auswirkungen auf die weitere Entwicklung.

     

Richtig handeln beim epileptischen Anfall

Wenn eine Person in Ihrem Umfeld einen epileptischen Anfall hat, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und folgende Schritte zu befolgen:

Einer Frau wird nach einem epileptischem Anfall geholfen
  1. Sichern Sie die Umgebung: Entfernen Sie gefährliche Gegenstände.
  2. Schützen Sie den Kopf: Legen Sie ein Kissen oder Ihre Hände unter den Kopf der betroffenen Person.
  3. Nicht festhalten: Versuchen Sie nicht, die Person während des Anfalls zu fixieren.
  4. Seitenlage: Drehen Sie die Person nach einem Anfall in die stabile Seitenlage, um die Atmung zu erleichtern.
  5. Zeit messen: Notieren Sie die Dauer des Anfalls. Ein Notruf ist erst dann erforderlich, wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert oder sofort ein zweiter Anfall folgt.

Wenn der Betroffene bereits epileptische Anfälle hatte und ein Notfallmedikament besitzt, sollten Sie wie folgt vorgehen: 

  • Buccaltablette: in die Wange legen und darauf achten, dass die Atemwege frei bleiben.
  • Creme: über die Tube in den After einführen.

Grundsätzlich sollten Sie jedoch die Notfallmedikation nur verabreichen, wenn Sie in der Anwendung geschult sind. Ansonsten sollten Sie auf professionelle Hilfe warten.

Ein junges Mädchen wird auf eine mögliche Epilepsie untersucht

Diagnose und Behandlung von Epilepsie

Wenn mindestens zwei epileptische Anfälle (mit einem Abstand von mindestens 24 Stunden) auftreten, ist das Vorliegen eines Gelegenheitsanfalls ausgeschlossen. In diesem Fall besteht ein erhöhtes Risiko für einen zweiten Anfall und es sollte eine ausführliche Diagnose beim behandelnden Arzt erfolgen.

Diagnose

Epilepsie wird durch eine umfassende Anamnese, verbunden mit körperlichen Untersuchungen und speziellen Tests wie das EEG (Elektroenzephalogramm) und bildgebenden Verfahren, wie MRT oder CT diagnostiziert. Besteht der Verdacht auf eine genetische Veranlagung oder eine Stoffwechselstörung, werden weitere genetisches Tests notwendig.

Behandlung

Abhängig von der Epilepsieform und dem Krankheitsverlauf stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung. Wenn die epileptischen Anfälle durch eine bestehende Grunderkrankung ausgelöst werden, behandelt der Neurologe diese Erkrankung und empfiehlt die begünstigten Faktoren zu vermeiden.

In den meisten Fällen wird Epilepsie medikamentös mithilfe von Antiepileptika behandelt. Die Einnahme erfolgt über mehrere Jahre und die Medikamente werden erst abgesetzt, wenn keine Anfälle mehr aufgetreten sind. Einige Medikamente müssen ein Leben lang eingenommen werden. Die schlechte Nachricht: Antiepileptika wirken nicht immer. Etwa 30 Prozent der Erkrankten haben trotz der medikamentösen Behandlung weiterhin Anfälle.

Wenn die Medikamente wirkungslos bleiben, bestehen folgende Alternativen:

  • Operation

    Treten fokale Anfälle auf, kann es helfen, die auslösenden Bereiche des Gehirns zu entfernen. Diese Variante ist aber nicht immer möglich.

  • Vagusnerv-Stimulation

    Ein Schrittmacher, der im unteren linken Schlüsselbein implantiert wird, sendet elektrische Impulse an den Vagusnerv, die die Überaktivität der Nervenzellen hemmen sollen. Aussagekräftige Studien zu dieser Variante gibt es bisher allerdings noch nicht.

  • Psychotherapie

    Eine psychologische Unterstützung hilft bei der Bewältigung der emotionalen und sozialen Herausforderungen der Krankheit.

  • Ketogene Diät

    Diese spezielle, fettreiche Diät kann helfen epileptische Anfälle zu reduzieren.

Unser Tipp: In Sachsen-Anhalt gibt es zahlreiche Selbsthilfegruppen, in denen Erkrankte sich mit anderen Betroffenen austauschen können. 

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