Kinesiotape

Kinesiologisches Tape wird auf der Schulter einer Frau fixiert

Bunte Streifen gegen Schmerzen 

Können Sie sich vorstellen, dass ein Klebeband bei Schmerzen helfen kann? Tatsächlich können Kinesiotapes, elastische Pflaster, gezielt eingesetzt bei Muskel- und Gelenkbeschwerden erstaunlich effektiv sein. Die farbenfrohen Pflaster können auf fast allen Körperregionen eingesetzt werden, finden aber überwiegend Anwendung im Bereich der Sportmedizin und Physiotherapie. Am häufigsten helfen sie bei Sportverletzungen, chronischen Schmerzen, Muskelverspannungen im Nacken, Schulter- oder Rückenbereich und auch in der Schwangerschaft. 

Was die bunten Pflaster bei bestimmten Beschwerden bringen und wie Sie das Tape zu Hause selbst anwenden können, erfahren Sie in unserem Beitrag.

Wussten Sie schon, dass...

  • Tapen die Selbstheilungskräfte aktivieren soll?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Ihre Mitgliedschaft im Fitnessstudio bezuschusst?
  • das Kinesiotape seit 2008 fester Bestandteil der Sportmedizin ist?

Was ist ein Kinesiotape? 

Kinesiotape ist die Kurzform für „Kinesiologisches Tape“ und ist auch bekannt unter „Physio-Tape“, „Muskel-Tape“, „Sport-Tape“, „medizinisches Tape“ oder „Medical-Tape“. Es ist ein hochelastisches, atmungsaktives, luft- und feuchtigkeitsdurchlässiges Pflaster aus Baumwollstoff. Die Unterseite besteht häufig aus einer hautfreundlichen Klebeschicht aus beispielsweise Acrylkleber oder pflanzlichen Extrakten. Das Kinesiotape wird meist zu Beginn und während des Heilungsprozesses von Physiotherapeuten und Sportmasseuren angewendet. Was soll das Kinesiotape jedoch bewirken? Meist wird es zur Stabilisierung bei Verletzungen und Entzündungen von Muskeln, Bändern und Gelenken genutzt, ohne dabei die Beweglichkeit einzuschränken. Das Tape soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und unterstützen. Das Aufkleben auf die betroffene Stelle fördert die Durchblutung der Blutgefäße und einen erhöhten Lymphfluss. So wird das Gewebe besser mit Nährstoffen versorgt und beschleunigt letztlich die Heilung. 

Die Pflaster gibt es in vielen unterschiedlichen Farben, die sich aus der chinesischen Farbenlehre ableiten. Den Farben wird zwar eine entsprechende Wirkung nachgesagt, diese beruht aber primär auf psychologischen beziehungsweise ästhetischen Aspekten. Denn sie haben weder eine medizinische Bedeutung, noch gibt es wissenschaftliche Nachweise dafür. Die Farben helfen Therapeuten allerdings dabei, unter anderem den Zweck des Kinesiotapings zu erkennen. 

Farbcodes beim Kinesiotape – Was steckt dahinter?

Ein blaues Kinsiotape wird auf einem Oberschenkel angebracht

Blau
Der Farbe Blau wird eine kühlende und schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben. Deshalb kommt sie häufig bei Schwellungen oder entzündlichen Prozessen zum Einsatz, um Beschwerden zu lindern und Heilungsprozesse zu unterstützen.

Rot
Rot gilt als stoffwechselanregend und wärmend. Diese Eigenschaften machen rote Kinesiotapes besonders hilfreich, wenn Durchblutung und Regeneration gefördert werden sollen, etwa bei Muskelverspannungen oder chronischen Beschwerden.

Pink
Pink wird ähnlich wie Rot eine wärmende und anregende Wirkung nachgesagt. Zudem soll es stabilisierend wirken, was pinke Tapes besonders geeignet macht nach Verletzungen oder bei sich zurückbildender Muskulatur, um die Regeneration zu fördern.

Türkis
Türkis wirkt beruhigend und kühlend. Es wird oft verwendet, um Spannungen zu reduzieren und überschüssige Energie zu nehmen, beispielsweise bei stressbedingten Muskelverspannungen oder Überreizungen.

Schwarzes Kinesiotape auf dem Knie einer Frau

Hautfarben
Hautfarbene Kinesiotapes fallen durch ihre dezente Optik kaum auf und sind ideal, wenn das Tape nicht visuell in den Vordergrund treten soll. Sie haben keine spezifische therapeutische Wirkung, bieten aber dennoch mechanische Unterstützung.

Schwarz
Schwarze Tapes werden mit einer energetischen Wirkung assoziiert. Sie sollen die Willenskraft stärken und zusätzliche mentale Unterstützung bieten, was sie besonders bei sportlichen Aktivitäten oder in Belastungssituationen beliebt macht.

Was ist Tapen?

Die Anwendung des Kinesiotapes geht zurück auf den japanischen Chiropraktiker Kenzo Kase, der Anfang der 1970er Jahre den Grundstein legte. Er behandelte zunächst schmerzende Gelenke und Muskeln mit dehnbaren Verbandsmaterialien. Das Kinesiotape wird auf der Haut fixiert. Grundsätzlich erfolgt das Kleben „auf Zug“ – also vom Ansatz weg auf den gedehnten Muskel oder das betroffene Gewebe.

Wieso spielt die richtige Technik eine Rolle?

Die korrekte Anbringung des Kinesiotapes ist entscheidend für die Wirksamkeit. Je nach Beschwerdebild wird das Tape in Techniken wie der Muskel-, Ligament- oder Korrekturtechnik geklebt, um Gelenke zu stabilisieren, Muskeln zu unterstützen oder den Lymphfluss zu fördern. Falsches Anlegen kann die Wirkung beeinträchtigen oder zusätzliche Beschwerden verursachen.

Das elastische Tape passt sich den Bewegungen an und verschiebt die Haut gegen das Gewebe, wodurch Druck auf Nerven und Gefäße verringert wird. Dies aktiviert Rezeptoren, reguliert die Muskelspannung und fördert die Heilung, indem es Schmerzen lindert und den Blutfluss verbessert. Wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit fehlen jedoch aufgrund uneindeutiger Studien. Das Tape wird meist als ergänzende Maßnahme zur Schulmedizin oder Physiotherapie eingesetzt.

Therapie mit Klebekraft 

Das Kinesiotape wird vielfältig verwendet. Insbesondere bei Sportverletzungen dient es der Linderung von Schmerzen und als „erste Hilfe“ im Bereich Muskeln, Sehnen oder Skelett. Zudem unterstützt es die Schonung der betroffenen Areale und verkürzt die Zeit der Genesung. Eine positive Wirkung wird unter anderem bei bestimmten Beschwerden wahrgenommen:

Kinesiotape wird auf der Schulter angebracht
  • Muskelverletzungen:Zerrungen, Schmerzen und Faserrisse
  • Gelenkverletzungen:Überlastung, Entzündungen, Schwellungen im Sprunggelenk und bei schmerzendem Knie
  • Bandverletzungen: Bänderriss, Überbelastung, Entzündungen
  • Verspannungen im Rücken- und Nackenbereich
  • Migräne
  • Wassereinlagerungen beziehungsweise Lymphödeme
  • Rückenschmerzen: Hexenschuss und Verspannungen
  • in der Schwangerschaft und bei Menstruationsbeschwerden

Normalerweise löst sich das Tape nach sechs bis sieben Tagen von selbst. Sollte es länger haften oder die Schmerzen weiterhin bestehen, empfiehlt es sich, das Tape spätestens nach einer Woche zu wechseln, insbesondere wenn es an Elastizität verloren hat. Der wasserresistente Kleber sorgt dafür, dass das Tape beim Duschen, Sport oder Schwitzen zuverlässig auf der Haut bleibt.

  • Lymphtaping

    Das Taping ergänzt die Lymphdrainage und aktiviert die Lymphgefäße. Das Band wird aufgefächert, in leichten Wellen und ohne „Zug“ aufgebracht. Wird das Bindegewebe durch das Tape angehoben, fördert es den Abtransport von Flüssigkeit und Entzündungsgiften, lindert Schwellungen und fördert die Durchblutung. 

  • Hallux Valgus 

    Das Kinesiotape ist eine gute und einfache Behandlung bei einem Ballenzeh. Der Vorteil gegenüber der Hallux valgus-Schiene ist, dass die Fehlstellung korrigiert wird und gleichzeitig der Fuß beweglich bleibt. Das Tapen verringert die Belastung auf den Fuß und verbessert so die Beweglichkeit. Es können auch sogenannte Tapeschlaufen benutzt werden. Das Pflaster oder die Schlaufe können den Zeh dabei unterstützen, ihn wieder in die natürliche Position zu bringen, den Druck zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Lassen Sie jedoch immer Beschwerden bei Hallux valgus ärztlich abklären. 

  • Schulter tapen 

    Hier kommt das Tape beispielsweise beim Impingement-Syndrom oder einer Schulterluxation zum Einsatz. Es wird mit „Zug“ auf die betroffene Stelle geklebt und kann so Muskeln und Gelenke entlasten beziehungsweise entspannen und Schmerzen verringern. Das Tape kann helfen, die Schulterhaltung zu verbessern und Bewegungsabläufe zu optimieren.

  • Tapen bei Migräne 

    Wird das Kinesiotape bei Migräne angewandt, kann es das Gefühl von Vierspannungssymptomen im Hals-Schulter-Nacken-Bereich lindern. Die Zugstärke ist individuell und reicht von leicht bis stark. Migränepatienten können das Kinesiotape auch präventiv aufbringen. 

  • Tapen bei Fersensporn 

    Das Tapen kann ebenfalls als ergänzende Behandlung bei Fersensporn genutzt werden und wird von der Achillessehne über die Ferse bis zur Fußsohle geklebt. Es entlastet und unterstützt das betroffene Gewebe und verbessert die Beweglichkeit. Zusätzlich stabilisiert und entspannt das Tape Muskeln und Faszien. Aber: Das Tape hat keine direkte Wirkung auf den Heilprozess des entzündeten Gewebes. 

Tapen in Eigenregie

Lassen Sie sich das Kinesiotape idealerweise von einer ausgebildeten Fachkraft anlegen. Wenn Sie es selbst anwenden möchten, empfiehlt sich eine professionelle Einweisung durch einen erfahrenen Arzt oder Therapeuten. Mit etwas Übung gelingt das Anbringen jedoch in der Regel problemlos.

Kinesiotape wurde selbst auf dem Knie angebracht

Je nach Indikation wird der betroffene Muskel, das Gelenk oder das Band in die bestimmte Stellung gebracht. Achten Sie darauf, dass die Haut trocken, sauber sowie öl- und cremefrei ist. Kleben Sie das Kinesiotape nicht auf Wunden. Schneiden Sie das Pflaster in die richtige Länge und runden Sie die Ecken zur besseren Haftung auf der Haut ab. Wenn Sie das Tape mit den Händen warm reiben, entfaltet der Klebstoff eine bessere Wirkung. Achten Sie beim Aufkleben darauf, dass das Tape keine Falten wirft. Je nach Indikation ist die richtige Dehnung, nicht zu stark oder zu schwach, wichtig. Soll das Tape entfernt werden, können spezielle Tape-Entferner helfen, das Kinesiotape schmerzfrei abzuziehen. 

Hat Tapen Nebenwirkungen?

Tapen ist in der Regel eine risikoarme Methode. Eine unsachgemäße Fixierung auf der Haut kann allerdings zu Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen führen. Wird das Tape zu straff aufgebracht, sind Durchblutungsstörungen, die sich durch eine blauweiße Verfärbung der Haut oder ein Kribbelgefühl bemerkbar machen, möglich. Es kann unter Umständen zu allergischen Reaktionen bei einer Pflasterallergie oder zu Juckreiz und Rötungen führen. Verbessern sich die Beschwerden nicht, ist ein Arztbesuch unumgänglich. 

Das Kinesiotape ist eine gute und ergänzendeTherapiemaßname. Es kann schnell bei akuten Beschwerden helfen oder auch präventiv zur Vorbeugung von Verletzungen angewandt werden. Allerdings kann sowohl eine professionelleAnleitung als auch die Ausführung durch einen ausgebildeten Therapeuten oder Sportmediziner bei der Wirkungsweise entscheidend sein. 

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