Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Kalkschulter

Ein Mann leidet unter einer Kalkschulter

Wenn es in der Schulter knirscht 

Wenn es in der Schulter knackt und knirscht, kann das auf eine sogenannte Kalkschulter hindeuten. Die Sehnenverkalkung im Schultergelenk zählt zu den häufigsten Ursachen von Schulterbeschwerden. Die Symptome treten meist plötzlich auf und sind teilweise sehr schmerzhaft. Menschen zwischen 30 und 50 sind vorwiegend betroffen, wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer. 

Erfahren Sie, was den Kalk in der Schulter entstehen lässt, welche Anzeichen auf die Verkalkung hindeuten, und welche effektiven Behandlungen helfen. Wir klären, was hinter einer Frozen Shoulder und dem Impingment-Syndrom steckt und wie Sie der Kalkschulter vorbeugen. 

Wussten Sie schon, dass...:

  • zwei bis drei Prozent der Bevölkerung in ihrem Leben eine Kalkschulter entwickeln?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Ihre Mitgliedschaft im Fitnessstudio bezuschusst?
  • es in Sachsen-Anhalt mehrere spezialisierte Einrichtungen zur Behandlung der Kalkschulter gibt
Eine Frau lässt ihre Kalkschulter ärztlich abklären

Kalk in der Schulter?

Die Kalkschulter ist eine Sehnenverkalkung im Bereich der Schultersehnen im Schultergelenk, der sogenannten Rotatorenmanschette. Medizinisch wird sie als Tendinosis calcarea oder Tendinitis calcarea bezeichnet. Die Verkalkung tritt meist einseitig auf, kann aber im Laufe der Zeit auch auf beiden Seiten vorkommen. Betroffene sind oft stark in ihrer Bewegung eingeschränkt. Die Ablagerung betrifft unterschiedliche Sehnen, am häufigsten sind jedoch die Supraspinatus- und Infraspinatussehne betroffen. Seltener treten Kalkablagerungen in der Subscapularis- oder Bizepssehne auf. Der Verlauf der Erkrankung kann mehrere Wochen, aber auch Jahre andauern. 

Komplikationen: „Frozen shoulder“ und Impingement-Syndrom

Die Kalkablagerungen wirken sich unterschiedlich im Bereich des Schultergelenks aus und rufen verschiedene Beschwerden hervor. 

  • Frozen Shoulder

    In der Medizin wird die Erkrankung auch als adhäsive Kapsulitis oder Schultersteife bezeichnet. Sie beginnt meist mit einer leichten, später zunehmend starken und schmerzhaften Bewegungseinschränkung in Arm und Schulter und kann letztlich zur vollständigen Versteifung der Schulter führen. Die Frozen Shoulder tritt häufig in Zusammenhang mit Diabetes, Stoffwechselstörungen, Parkinson oder Schlaganfall auf. 

  • Schleimbeutelentzündung

    Die auch als Bursitis calcarea bezeichnete schmerzhafte Entzündung entsteht durch den Einbruch eines Kalkherds in den Schleimbeutel und verursacht eine starke Reibung und Druck. Häufig ist die Sehne Bursa subacromialis betroffen. Betroffene haben oft starke Schmerzen, auch in Ruhe und ihre Beweglichkeit ist eingeschränkt. Die betroffene Stelle kann außerdem gerötet oder warm sein. 

  • Impingement-Syndrom

    Das Impingement-Syndrom ist die häufigste Schultererkrankung und wird auch als Schulter- oder Engpass-Syndrom bezeichnet. Dabei kommt es zu einer Verengung zwischen Schulterdach und Oberarmkopf, sodass Sehnen, Muskeln oder Schleimbeutel eingeklemmt werden. Betroffen haben Schmerzen in der Nacht und beim Heben des Arms und spüren ein Knacken oder Knirschen im Schultergelenk. Meist sind Überlastung, Entzündungen oder bestimmte anatomische Begebenheiten Ursachen des Syndroms. 

Symptome 

Die Stärke der Symptome hängt von der Ausprägung, dem Ort und dem Stadium der Sehnenverkalkung ab und ist individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Meist bleiben die Anzeichen zu Beginn unbemerkt. Der Krankheit beginnt eher schleichend. Die Medizin unterscheidet verschiedene Phasen der Verkalkung:

Eine Frau verspürt aufgrund einer Kalkschulter Schmerzen im Nacken
  • Initialstadium: Es bildet sich Knorpelgewebe.
  • Verkalkungsstadium: Kleine Kalkdepots lagern sich im Gewebe ein.
  • Resorptionsphase: Das Kalkdepot verflüssigt sich in eine zähflüssige Masse und löst sich dann auf. Die austretende Masse nimmt einen bestimmten Raum ein und erhöht den Druck im Schultergelenk. Es kommt zu Reizungen und Entzündungsreaktionen.
  • Reparatur: Es bildet sich Narbengewebe.

Typisch für eine Kalkschulter ist der akut auftretende, starke Schmerzen im Schultergelenk, meist ohne Auslöser. Betroffene haben SchmerzenbeimLiegen, insbesondere auf der betroffenen Seite, und verspüren einen Belastungsschmerz beim Anheben des Arms sowie beim Drehen des Arms nach innen oder außen. Oft strahlen die Schmerzen in den Oberarm und in das Handgelenk aus. Der Bewegungsradius ist dadurch stark eingeschränkt. Viele Betroffene fühlen sich steif. Meist treten die Beschwerden in den Morgenstunden auf. Da Betroffene oft in eine Schonhaltung übergehen, leiden sie zusätzlich unter Nackenschmerzen

Warum es zu Kalkablagerungen kommt, ist bisher noch nicht vollkommen medizinisch geklärt. Verschiedene Theorien liefern unterschiedliche Ansätze: 

Eine Mann verspürt Schulterschmerzen beim Trainieren
  • Minderdurchblutung der Sehnen
  • Minderdurchblutung der Rotatorenmanschette (Impingement-Syndrom
  • vorliegende Gewebestörungen
  • Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus
  • genetische Veranlagung
  • vorangegangene Stürze, Unfälle oder Sehnenrisse 
  • Überbeanspruchung bei Überkopfarbeiten wie zum Beispiel beim Malern
  • Überkopfbewegungen bei bestimmten Sportarten wie Schwimmen oder Handball
  • Verschleißerscheinungen aufgrund des Alterungsprozesses

Schonend und wirksam: Behandlung der Kalkschulter 

In den meisten Fällen wird zunächst eine konservative Behandlung, also ohne Operation, angestrebt. Oft heilt eine Kalkschulter spontan innerhalb weniger Wochen oder Monate aus, und die Kalkablagerungen bilden sich zurück. Doch auch Sie können selbst viel tun, etwa durch gezielte Schulterübungen oder Physiotherapie. Wenn es dennoch nicht besser wird, gibt es in Sachsen-Anhalt zahlreiche spezialisierte Einrichtungen, die Ihnen weiterhelfen können, wie die Orthopädische Universitätsklinik Magdeburg, das Klinikum in Haldensleben oder die Sportklinik Halle.

  • Konservative Behandlung

    Schmerzmittel und Physiotherapie 
    Zu Beginn oder bei Akutschmerzen werden Schmerzmedikamente, sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen, Diclofenac oder unter Umständen auch stark wirkende Opioide, verschrieben. Die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt Sie und übernimmt die Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente. Eine kurzzeitige Linderung kann auch mithilfe von Kortison-Spritzen in das Gelenk erreicht werden. Sie wirken für einige Zeit antientzündlich und abschwellend. Um das Schultergelenk ruhig zu stellen und um es zu entlasten, kann zusätzlich eine Armschlinge, eine sogenannte Schulterorthese, helfen. Auch eine Physikalische Therapie wie die Kryotherapie (Kältetherapie) kann Schmerzen lindern. In der Regel verschreibt der Arzt nach seiner Einschätzung auch Physiotherapie in Form von Krankengymnastik. 

    Akupunktur 
    Der Einsatz mit Akupunkturnadeln kann Schmerzen lindern und fördert den Abtransport von Kalzium im GewebeAllerdings fehlt für die Wirksamkeit bisher der wissenschaftliche Nachweis. 

  • Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)

    Hilft die Schmerztherapie nicht weiter, kann die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) Betroffenen Linderung verschaffen. Dabei werden hochenergetische Druckwellen zur Auflösung der Kalkansammlungen eingesetzt, die die Durchblutung anregen und körpereigene Abbauprozesse fördern. Während der Behandlung erfolgt eine Kontrolle durch Röntgen oder Ultraschall. Die Maßnahme verbessert die Beweglichkeit des betroffenen Arms sehr. Aber: Die extrakorporale Stoßwellentherapie ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. 

  • Kalkneedling

    Das Verfahren wird bei größeren Kalkdepots oder hartnäckigen Verläufen angewandt. Dabei werden Spezialnadeln in das Gelenk eingeführt, der Kalk mechanisch zerstört und anschließend mit einer Spülflüssigkeit abgesaugt. 

  • Operation

    Ein operativer Eingriff erfolgt nur unter bestimmten Voraussetzungen:

    • Zunahme der Beschwerden
    • Auftreten von dauerhaften Einschränkungen im Alltag
    • ausbleibender Erfolg der konservativen Therapie nach drei bis sechs Monaten 
    • der Kalkherd ist größer als ein Zentimeter und von harter Konsistenz
  • Arthroskopische Kalkdepotentfernung

    Die Gelenkspiegelung (Arthroskopie) ist ein minimal-invasiver Eingriff, der ambulant erfolgt. Es ist ein chirurgischer Eingriff mit kleinen Einschnitten über die Schulter, bei der die Verkalkung ausgeräumt wird. Viele Patienten erleben nach dem Eingriff eine schnelle Verbesserung. 80 Prozent der Eingriffe sind erfolgreich. 

  • Hausmittel

    Verschiedene Hausmittel können außerdem zur Linderung der Beschwerden beitragen. Bei Entzündungen, Rötungen, Schwellungen, einer Überwärmung oder Schmerzen hilft in der Regel kühlen. Liegen aber Verspannungen oder eine gewisse Steifigkeit vor, ist meist Wärme hilfreich. Hausmittel sollten nicht bei Wunden und offenen Hautstellen angewandt werden. Bei längeren und starken Beschwerden ist immer eine ärztliche Abklärung zu empfehlen. 

  • Warme Wickel 

    Liegen keine Entzündungsanzeichen vor, kann ein warmer Wickel mit Essig Linderung verschaffen. Ein in warmen Essig getränktes Baumwolltuch wird auf die betroffene Stelle der Schulter gelegt. Auch Wickel mit Meersalz wirken lindernd. Das Meersalz wird in einer Schale bei 80 Grad im Backofen erhitzt, die Masse anschließend auf ein Bauwolltuch gestrichen und für 20 Minuten auf die Schulter gelegt. Wickel mit Quark oder schmerzlindernden Salben wie Menthol, Arnika oder Rosmarin haben ebenfalls eine schmerzlindernde Wirkung. 

  • Apfelessig 

    Zusätzlich und als alternative Behandlung bietet sich Apfelessig zur inneren Anwendung an. Trinken Sie abends und morgens ein Glas verdünnten Apfelessig.

Gesunde Schulter: Übungen und Alltagstipps 

Lebensstil 
Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Um Entzündungen einzudämmen und eine Übersäuerung zu vermeiden, sollten Sie auf Milch sowie Milchprodukte, Fleisch, Brot und Teigwaren sowie Kaffee verzichten. Vermeiden Sie Alkohol und Rauchen sowie zu viel Stress. 

Bewegung 
Integrieren Sie aktiv Bewegung in Ihren Alltag. Vermeiden Sie monotone Bewegungsabläufe wie zum Beispiel zu langes Sitzen, gelenkbelastende Über-Kopf-Arbeiten oder bestimmte Sportarten wie Schwimmen.  

Eine Frau führt Dehnübungen zur Vorbeugung einer Kalkschulter durch

Muskelübungen 
Gezielte Muskelübungen beugen Beschwerden vor oder können sie lindern. Sobald es Ihre Schulter zulässt, versuchen Sie sanfte Gelenkbewegungen und vorsichtige Dehnungen. Üben Sie täglich, wird Ihre Muskulatur gestärkt und verbessert Ihre Beweglichkeit. 

Dehnübung
Dehnen Sie regelmäßig Ihre Brust-, Rücken- und Nackenmuskulatur. Zum Beispiel legen Sie eine Hand über Ihren Kopf auf den Rücken. Ziehen Sie Ihren Ellbogen sanft in Richtung Kopf, halten Sie die Position für zehn Sekunden und wiederholen Sie die Übung zwei- bis dreimal.  Alternativ können Sie sich in den Türrahmen lehnen, Ihre Arme oberhalb des Kopfes positionieren und die Übung für 30 Sekunden halten.

Kräftigungsübung
Stellen Sie sich vor eine Wand, heben Sie die Unterarme nach vorne und drücken Sie sich gegen die Wand. Halten Sie die Position kurz und wiederholen Sie die Übung. 

Beweglichkeitstraining
Um Ihre Beweglichkeit zu trainieren, pendeln Sie Ihre Arme mit einem leichten Gewicht, um den Gelenkspalt zu weiten. Versuchen Sie die Übung „Wände krabbeln“: Sie krabbeln mit Ihren Fingern die Wand hinauf und wieder zurück. Wiederholen Sie die Übung bis zu 15 Mal in drei Sets mit kleinen Pausen dazwischen. 

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