Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Windpocken

Eine Mutter lässt ihre Tochter wegen Windpocken-Verdacht von einem Arzt untersuchen

Juckende Punkte auf der Haut

Windpocken sind vielen Menschen als „Kinderkrankheit“ bekannt – doch sie können auch Erwachsene treffen und sind keineswegs harmlos. Während die hochansteckende Viruserkrankung bei den meisten Kindern mild verläuft, kann sie bei Neugeborenen, Schwangeren und immungeschwächten Personen schwerwiegende Komplikationen verursachen. Die gute Nachricht: Einmal mit Windpocken infiziert, bleiben die Viren lebenslang im Körper und bieten einen Immunschutz. Besonders wichtig ist die Windpocken-Impfung, die effektiv vor einer Ansteckung und möglichen Komplikationen schützen kann.

In unserem Beitrag erfahren Sie alles über die Ursachen, Symptome, möglichen Gefahren und die beste Prävention gegen Windpocken.

Wussten Sie schon, dass...:

  • die Infektion mit Windpocken meldepflichtig ist?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für die Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U11 übernimmt?
  • sich der Begriff Windpocken von „mit dem Wind“, aufgrund der schnellen Verbreitung, ableitet?

Was sind Windpocken?

Windpocken (Varizellen) gelten als eine der ansteckendsten Krankheiten überhaupt – nahezu jeder Kontakt mit dem Virus führt ohne Impfung zu einer Infektion. Die hochansteckende Viruserkrankung wird durch Varizella-Zoster-Viren verursacht, die zu den Herpesviren gehören. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt über Tröpfcheninfektion (also Husten und Niesen), über Schmierinfektion (beispielsweise durch verunreinigte Hände) oder den direkten Kontakt mit einem Infizierten. Nach einer durchgemachten Infektion verbleibt das Virus lebenslang im Körper und kann später als Gürtelrose wieder aktiv werden.

Ein kleines Mädchen leidet unter Windpocken

Die Inkubationszeit liegt zwischen 8 und 28 Tagen, in den meisten Fällen bricht die Erkrankung jedoch nach zwei Wochen aus. Bei Kindern heilt die Infektion innerhalb von 7 bis 10 Tagen aus. Bei Erwachsenen dauert es oft länger.

Infizierte sind ein bis zwei Tage vor Auftreten des Hautausschlags ansteckend und bleiben es, bis alle Bläschen verkrustet sind. Auch geimpfte Menschen können an Windpocken erkranken. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte „Durchbruchsinfektion“. Diese kommt jedoch eher selten vor und bringt meist einen milderen Krankheitsverlauf mit sich.

Symptome einer Windpockeninfektion 

Windpocken treten vermehrt in den Wintermonaten oder im Frühjahr auf. Die ersten Symptome bemerken Infizierte meist 10 bis 21 Tage nach der Ansteckung. Typisch ist ein starker Juckreiz mit einem charakteristischen Hautausschlag. Weitere typische Krankheitsanzeichen können sein:

  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl (ein bis zwei Tage vor dem Ausschlag)
  • Kopf- und Gliederschmerzen 
  • Appetitlosigkeit
  • Juckreiz und Unruhe (besonders bei Kindern)
  • bakterielle Hautinfektionen durch Aufkratzen der Bläschen 
  • Entwicklung von Gürtelrose als Spätfolge 
  • Lungenentzündung, vor allem bei Erwachsenen
  • Entzündung des Gehirns mit neurologischen Folgen
  • Herzmuskelentzündung 
  • Nieren- und Leberentzündung (selten)
  • Gefährliche Windpocken während der Schwangerschaft
Ein kleiner Junge hat Windpocken auf dem Rücken

Das wohl typischste Symptom einer Windpocken-Infektion ist der juckende Hautausschlag, das sogenannte Varizellen-Exanthem. Die kleinen, rundlich roten Flecken entwickeln sich im Verlauf zu sekretgefüllten Bläschen. Sie entstehen in Schüben, sodass gleichzeitig Flecken, Bläschen und Krusten auf der Haut zu sehen sind. Meist zeigen sie sich zunächst im Gesicht und am Rumpf, später auf der Kopfhaut, an Armen und Beinen und gelegentlich sogar an der Mundschleimhaut.

Die typischen Bläschen trocknen nach einigen Tagen aus, bilden eine Kruste und heilen schließlich innerhalb von drei bis fünf Tagen ab.

Windpocken: Nur eine harmlose Infektion?

Viele Eltern denken, Windpocken seien harmlos – doch das ist nicht immer der Fall. Während Kinder die Infektion meist gut überstehen, sind Erwachsene, Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem besonders gefährdet für einen längeren Krankheitsverlauf und Komplikationen.

Windpocken und Schwangerschaft 

Nicht geimpfte oder nicht immune Schwangere sowie das ungeborene Kind gehören zur besonders gefährdeten Gruppe. Eine Infektion mit Windpocken in der Schwangerschaft kann schwerwiegende Folgen haben. Die Übertragung von der Mutter auf das Kind ist zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft möglich. Das Risiko hängt davon ab, in welcher Schwangerschaftswoche die Infektion auftritt:

Eine schwangere Frau lässt sich von ihrer Ärztin zum Thema Windpocken beraten

Gefahren für das Baby

In den ersten 25 Schwangerschaftswochen kann eine Infektion zum fetalen oder kongenitalen Varizellensyndrom (CVS) führen, das schwere Fehlbildungen beim Ungeborenen verursachen kann.

Erfolgt die Ansteckung in der Spätschwangerschaft oder kurz nach der Geburt, spricht man von einer neonatalen Varizelleninfektion. Wenn sich die Mutter wenige Tage vor oder nach der Geburt ansteckt, besteht ein sehr hohes Ansteckungsrisiko für das Neugeborene, verbunden mit einem hohen Risiko für schwere Verläufe. Eine gefährliche Komplikation ist die sogenannte Windpocken-Pneumonie.

Wie können sich Schwangere schützen?

Während der Schwangerschaft ist eine Impfung nicht möglich. Daher sollten Frauen mit Kinderwunsch ihren Impfstatus rechtzeitig überprüfen und sich bei fehlender Immunität spätestens einen Monat vor einer geplanten Schwangerschaft impfen lassen.

Besteht eine akute Ansteckungsgefahr im näheren Umfeld, kann die Schwangere oder das Neugeborene mit Antikörpern behandelt werden. Diese sogenannte passive Immunisierung kann helfen, eine schwere Infektion zu verhindern.

Windpocken behandeln

  • Juckreiz

    Lotionen, Gele, Zink, Menthol oder Polidocanol können helfen, den Juckreiz zu lindern und das Austrocknen der Bläschen zu beschleunigen. Auch feuchte Kompressen mit lauwarmem Wasser können Linderung verschaffen. Bei schweren Verläufen oder einem erhöhten Risiko für Komplikationen kommen Virostatika zum Einsatz.

  • Fieber und Schmerzen

    Paracetamol kommt zur Fiebersenkung und Schmerzlinderung zum Einsatz.

    Wichtig: Keine Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS) bei Kindern mit viralen Infekten – Gefahr des Reye-Syndroms.

  • Präventive Maßnahmen

    In jedem Fall sollte das Aufkratzen der Bläschen vermieden werden, da die Bläschenflüssigkeit hoch ansteckend ist und bei Kontakt ein erhöhtes Risiko für Superinfektionen birgt. Bei Kindern empfiehlt es sich, die Fingernägel kurz zu schneiden oder Baumwoll-Fäustlinge zu nutzen. Luftige Kleidung verhindert zusätzliches Schwitzen und kann helfen, den Juckreiz zu lindern.

  • Weitere Tipps
    • Nach dem Duschen vorsichtig abtupfen
    • Bettruhe
    • Gute Handhygiene
    • Kontakt mit Infizierten vermeiden
    • Gemeinschaftseinrichtungen wie KITA, Schule und Arbeitsplatz fernbleiben

    Hinweis: Ein Anti-Körper-Bluttest weist nach, ob bereits eine Infektion mit Windpocken vorlag. Diese Information ist besonders hilfreich bei Schwangeren. 

Wirksamste Methode: Impfung gegen Windpocken und Gürtelrose

Die Impfung gegen Windpocken ist die beste Möglichkeit, sich vor einer Ansteckung und möglichen Komplikationen zu schützen. In unserem Impfkalender finden Sie eine Übersicht über alle relevanten Impfungen.

Die STIKO empfiehlt eine Impfung gegen Windpocken für alle Kinder ab elf Monaten. Nachholimpfungen für bisher nicht geimpfte Kinder oder Jugendliche sollten bis zum 18. Lebensjahr erfolgen. Für Frauen mit Kinderwunsch oder Menschen mit bestimmten Erkrankungen wie starker Neurodermitis empfiehlt es sich, bei fehlendem Impfschutz die Windpocken-Impfung nachzuholen.

Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die Kosten der Windpocken-Impfung

Ein kleines Mädchen spielt Arzt mit ihrem Teddy

Die Impfung gegen Windpocken besteht aus zwei Impfdosen, die im Abstand von mindestens vier bis sechs Wochen verabreicht werden. Die erste Impfung erfolgt im Zeitraum von 11 bis 14 Monaten, die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten.

Wer noch keine Windpocken hatte, aber Kontakt mit einer infizierten Person hatte, kann sich innerhalb von fünf Tagen nach der Ansteckung impfen lassen, um den Verlauf abzuschwächen oder gar einen Ausbruch zu verhindern.

Für Infizierte gilt: Solange eine Ansteckungsgefahr besteht, sollte der direkte Kontakt vor allem zu Schwangeren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem vermieden werden.

Mögliche Nebenwirkungen der Impfung

Die Windpocken-Impfung ist in der Regel gut verträglich, kann aber wie jede Impfung milde Nebenwirkungen haben. Dazu zählen eine Rötung und Schwellung an der Einstichstelle, leichte bis mittelstarke Temperatur oder ein vorübergehender Hautausschlag. Manche Menschen berichten auch von Reizbarkeit, Müdigkeit oder allgemeinem Unwohlsein.

Schwerwiegende Nebenwirkungen sind extrem selten. In der Abwägung zwischen dem Risiko einer Windpocken-Erkrankung und den möglichen Impfreaktionen überwiegt der Nutzen der Impfung deutlich.

Impfung gegen Gürtelrose

Mit zunehmendem Lebensalter kann das Windpocken-Virus als Gürtelrose wieder aktiv werden. Um das Risiko eines Ausbruchs deutlich zu senken, wird die Impfung gegen Gürtelrose ab dem 60. Lebensjahr empfohlen. Menschen mit bestimmten Grunderkrankungen wie Diabetes, Rheuma oder chronischen Darm- oder Lungenerkrankungen sollten sich bereits ab 50 impfen lassen.

Die Impfung besteht aus zwei Dosen, die im Abstand von mindestens zwei bis maximal sechs Monaten verabreicht werden. Auch hier sind Nebenwirkungen möglich, darunter Kopf- und Muskelschmerzen, Müdigkeit, Fieber oder Juckreiz an der Einstichstelle. Insgesamt gilt die Impfung jedoch als sicher und gut verträglich.

Vorbeugen statt riskieren: Der Schutz vor Windpocken

Windpocken sind hoch ansteckend und können zu schweren Komplikationen führen – besonders bei Erwachsenen, Schwangeren und Immungeschwächten. Die sicherste und effektivste Schutzmaßnahme ist die Impfung. Sie schützt nicht nur vor Windpocken, sondern reduziert auch das Risiko einer späteren Gürtelrose.

Hinweis: Sogenannte Windpockenpartys, bei dem gezielt eine Infektion herbeigeführt werden soll, sind strafbar nach dem Strafgesetzbuch, sowohl für die „Veranstalter“ als auch für alle Teilnehmende. Sie stellen eine Körperverletzung dar.

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