Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Parkinson

Ein an Parkinson erkrankter Senior wird im Alltag unterstützt

Unsichtbare Herausforderung 

Nach Alzheimer ist Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Krankheit. In Deutschland sind bis zu 400.000 Menschen betroffen. Männer erkranken häufiger als Frauen. Dabei tritt die Erkrankung meist zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr auf, kann in seltenen Fällen aber auch junge Menschen betreffen. Bei etwa jedem zehnten Patienten tritt Parkinson bereits vor dem 40. Lebensjahr auf. Sie führt zu einer zunehmenden Beeinträchtigung der motorischen Fähigkeiten und kann erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen haben.

In diesem Beitrag beleuchten wir die Erkrankung Morbus Parkinson näher, untersuchen die typischen Symptome und stellen Behandlungsmöglichkeiten vor. Zusätzlich geben wir Anregungen, wie Betroffene und Angehörige den Alltag mit der Krankheit einfacher gestalten können.

Wussten Sie schon, dass…

  • der 11. April der Welt-Parkinson-Tag ist?
  • Sie mit dem Pflegenavigator einen geeigneten Pflegedienst oder ein passendes Pflegeheim finden können?
  • Parkinson-Erkrankte Fertiggerichte und zu viel Zucker vermeiden sollten?

Was ist Morbus Parkinson?

Morbus Parkinson, früher als „Schüttellähmung“ bezeichnet, ist eine chronisch fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung des Gehirns, bei der die Nervenzellen der Betroffenen nach und nach absterben. Die langsam fortschreitende Krankheit wird in verschiedene Verlaufsformen eingeteilt:

Muskelsteife bei Parkinson
  • Akinetische-rigider Typ: gekennzeichnet durch Muskelsteife, kaum auftretender Tremor
  • Tremor-Dominanz-Typ: Hauptsymptom Zittern 
  • Äquivalenz-Typ: Muskelsteife und Zittern sind gleichermaßen ausgeprägt 
  • Monosymptomatischer Ruhe-Tremor: Zittern in Ruhe als einziges Symptom 

Meist verstärken sich die Symptome nach etwa fünf bis zehn Jahren. Typisch für Morbus Parkinson sind „On“-und „Off“-Phasen, also der Wechsel der Beschwerden zwischen extremer Bewegungsarmut und normaler Beweglichkeit.

Warum Parkinson entsteht 

Die genaue Ursache von Parkinson ist bislang nicht abschließend erforscht. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen zur Entwicklung der Krankheit beiträgt. Genetische Mutationen, bestimmte Umweltgifte oder Pestizide können das Risiko für die Entstehung zusätzlich erhöhen.

Parkinson ist durch die fortschreitende Schädigung von Nervenzellen im Gehirn, genauer gesagt im Bereich der schwarzen Hirnsubstanz (Substantia nigra), gekennzeichnet, die den Botenstoff Dopamin produziert. Dopamin ist entscheidend für die Kontrolle und Koordination von Bewegungen. Die Zerstörung der Zellen und der daraus resultierende Dopaminmangel beeinträchtigen zunehmend die Fähigkeit, Bewegungen in Gang zu setzen. Auch andere Hirnregionen und Botenstoffe sind von der degenerativen Erkrankung betroffen, was zu den typischen Begleitsymptomen, wie Tremor und depressiver Verstimmung führen kann. Die Ursache des Absterbens der Nervenzellen ist noch nicht abschließend erforscht.

Bedeutet Zittern gleich Morbus Parkinson?

Meist entwickeln sich die Symptome schleichend und treten zunächst einseitig auf. Zu den typischen Symptomen zählen:

Zittern

Ein häufiges Symptom von Parkinson ist der Ruhetremor, also das Zittern in Ruhe, meist zunächst in den Händen, aber auch in den Beinen und im Unterkiefer. Wenn Hände und Beine ruhen, verstärkt sich der Tremor und geht unter Belastung wieder zurück. Zu Beginn tritt das Zittern meist nur auf einer Seite des Körpers auf, im späteren Verlauf dann auf beiden. Das Händezittern, auch als „Pillendrehen“ bezeichnet, führt meist dazu, dass die Handschrift verkrampft und zum Ende einer Zeile immer kleiner wird.

Ein älterer Mann leidet an Bewegungsstörungen aufgrund von Parkinson

Bewegungsstörungen 

Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und die Steifheit der Muskeln (Rigor) bewirken, dass Parkinson-Erkrankte oft einen kleinschrittigen Gang entwickeln. Die Bewegungen wirken eckig und abgehackt und sind oft mit starken Schmerzen verbunden.

Die fehlende Balance und Koordination erhöhen die Sturzneigung und sorgen für eine Gangunsicherheit. Oft ist die Haltungsstabilität gestört, sodass sich Betroffene meist in einer gebückten Körperhaltung fortbewegen.

Gesicht und Mimik

Typisch für Parkinson-Erkrankte ist eine eingefrorene Mimik (Maskengesicht) verbunden mit einer fettigen oder öligen Haut (Salbengesicht). Die versteifte Mundmuskulatur sorgt für Probleme beim Sprechen, Kauen und Schlucken sowie für unkontrollierten Speichelfluss. Oft leiden Betroffene an gestörten Augenlidbewegungen, was zu vermindertem Blinzeln führt. Auch ein vermindertes oder fehlendes Mitschwingen der Arme auf der betroffenen Seite kann auftreten. 

 

Erste Frühzeichen 

Wichtige Frühzeichen der Erkrankung können Ein- und Durchschlafprobleme, lebhafte Träume oder Reden, Schreien und Treten im Schlaf sein.

Weitere erste Warnzeichen können sein:

  • Riech- und Sehstörungen
  • Verstopfung 
  • Blasenprobleme in Verbindung mit häufigem Harndrang
  • beeinträchtigter Geschmackssinn 
  • dauerhafte Schmerzen in Muskeln und Gelenken
  • vermindertes Mitschwingen der Arme beim Gehen
  • Störungen der Feinmotorik, wie eine veränderte Handschrift
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Unsicherheit und Zittrigkeit
  • Stimmungsschwankungen wie Reizbarkeit und Ruhelosigkeit

Begleit- und Folgeerscheinungen

Begleit- und Folgeerscheinungen von Parkinson können sich in verschiedenen Symptomen zeigen, darunter:

  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Demenz
  • Konzentrationsstörungen

Wie wird Parkinson festgestellt?

Die Diagnose von Parkinson erfolgt durch eine gründliche körperliche Untersuchung, die eine detaillierte Anamnese und eine neurologische Untersuchung durch einen Facharzt für Neurologie umfasst. Der behandelnde Arzt testet zusätzlich Reflexe, Druckempfindung und Beweglichkeit des Betroffenen. Zur Diagnosefindung kommt der sogenannte L-Dopa-Test zum Einsatz. Nachdem der Patient das Medikament L-Dopa eingenommen hat, beobachtet der behandelnde Arzt, ob die Beschwerden abnehmen. Eine Besserung deutet auf das Vorliegen einer Parkinson-Erkrankung hin.

Ein Ärztin berät eine Frau mit Parkinson-Verdacht

Zusätzlich kommen bildgebende Verfahren wie MRT oder Ultraschall bestimmter Gehirnregionen zur Anwendung.

Je nach Beschwerden erfolgen weitere Untersuchungen:

  • Riechtest
  • Schellong-Test (Funktionstest der Kreislauffunktion)
  • Liquor-Untersuchung 

Auf Wunsch des Patienten kann ein genetischer Test durchgeführt werden, insbesondere wenn mindestens zwei Verwandte ersten Grades bereits von der Krankheit betroffen sind.

Behandlung: Medikamente oder Hirnschrittmacher?

Die Beschwerden bei Parkinson-Erkrankten variieren stark und schreiten unterschiedlich schnell voran. Wichtig ist es eine geeignete, individuell angepasste Therapie zu finden, die eine gute Kontrolle der Krankheit ermöglicht. Diese soll helfen die Selbstständigkeit und die Lebensqualität der Betroffenen so lang wie möglich aufrechtzuerhalten. 

 

Medikamentöse Behandlung

Dopaminmedikamente wie Levodopa, ergoline Dopamin-Agonisten und Monoaminoxidase-Inhibitoren helfen, den vorhandenen Dopaminmangel auszugleichen und die typischen Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegung und versteifte Muskeln zu lindern. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto höher ist die benötigte Dosis. Neben diesen Medikamenten kommen auch weitere Behandlungsoptionen zum Einsatz:

  • COMT-Hemmer: Verlängern die Wirkung von Levodopa (z.B. Entacapon, Tolcapon).
  • Nicht-ergoline Dopamin-Agonisten: Stimulieren Dopaminrezeptoren (z.B. Pramipexol, Ropinirol).
  • Anticholinergika: Blockieren Acetylcholin, um das Gleichgewicht zu Dopamin zu verbessern (z.B. Biperiden, Trihexyphenidyl).

Allgemein sind die Medikamente gut verträglich, können jedoch Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel hervorrufen. Sie werden in Form von Tabletten, als Spritze, als Pflaster oder über eine Pumpe verabreicht.

Eine Dopaminpumpe wird mittels Operation eingesetzt

Tiefe Hirnstimulation (THS)

Reichen die Medikamente nicht mehr aus, kann der Einsatz eines Hirnschrittmachers notwendig werden. Bei diesem chirurgischen Eingriff werden kleine Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns eingesetzt, um diese zu reizen oder zu hemmen. Die tiefe Hirnstimulation kann die Symptome deutlich lindern und somit die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Die Wirkung ist jedoch abhängig von individuellen Voraussetzungen wie Alter, Symptomatik und Ansprechen auf Levodopa. Vor dem Einsatz des Hirnschrittmachers erfolgt eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung und der Ausschluss von Kontraindikationen, um sicherzustellen, dass der Eingriff geeignet ist.

Dopaminpumpe

Über eine Sonde wird durch den Bauchnabel in den oberen Dünndarm ein flüssiges Medikament eingeleitet. Durch die kontinuierliche Medikamentenabgabe tritt bei den Betroffenen eine spürbare Besserung ein und macht die Kontrolle der Symptome einfacher.  

Weitere Therapiemöglichkeiten

Neben den operativen Verfahren gibt es noch zahlreiche unterstützende Therapieformen, die dabei helfen, die Beschwerden der Krankheit zu lindern:

  • Bewegungstherapie

    Physiotherapie und Kraftübungen sind gut für Beweglichkeit und Gang, verbessern das Gleichgewicht und dienen der Sturzprävention. Auch Schwimmen, Nordic Walking und Tai-Chi können hilfreich sein.

  • Logopädie 

    Logopädie hilft das Sprech- und Schluckvermögen zu verbessern und fördert die Kommunikation. 

  • Ergotherapie

    Ergotherapie kann dabei helfen, die Selbstständigkeit der Betroffenen im Alltag und im Beruf so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Die Therapie verbessert mit gezielten Übungen die kognitiven Fähigkeiten und hilft den richtigen Umgang mit Hilfsmitteln zu erlernen.

  • Künstlerische Therapie 

    Musik-, Tanz-, Kunst,- Theatertherapien aktivieren Motorik und Stimme und steigern so das emotionale Wohlbefinden der Erkrankten.

  • Psychotherapeutische Betreuung

    Psychotherapie kann Betroffenen dabei helfen, Methoden zu finden, um mit der Krankheit umzugehen. Auch für Angehörige kann sie eine große Hilfe sein.

Formen von Morbus Parkinson

Es gibt verschiedene Formen von Morbus Parkinson, darunter:

Idiopathische Parkinson-Syndrom 

Die häufigste Form (75 Prozent) tritt ohne anderweitige greifbare Ursache auf. Sie beginnt schleichend und schreitet zeitlebens fort. 

Sekundäres Parkinson-Syndrom

Das sekundäre Parkinson-Syndrom wird auch als Symptomatisches Parkinson Syndrom bezeichnet und durch eine erkennbare Ursache ausgelöst, wie:

  • Medikamente
  • Vergiftungen
  • Verletzungen oder Entzündungen des Gehirns 
    (z. B.: Schädel-Hirn-Trauma)
  • Durchblutungsstörungen im Gehirn
  • Schlaganfall
  • Hirntumor

 

Hereditäres Parkinson-Syndrom

Eine seltenere Form, die durch genetische Mutationen beziehungsweise Vererbung verursacht wird.

Atypisches Parkinson-Syndrom

Diese Form ist auch als Parkinson-Plus-Syndrom bekannt und tritt als Folge verschiedenartiger anderer neurodegenerativer Erkrankungen wie Demenz auf. 

Eine an Parkinson erkrankte Seniorin nutzt Hilfsmittel

Parkinson im Alltag 

Das Leben mit Parkinson stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor viele Herausforderungen. Obwohl die Krankheit in der Regel langsam verläuft, sind die Erkrankten ab einem bestimmten Zeitpunkt stark hilfebedürftig. Es ist wichtig, sich an die veränderten Lebensbedingen anzupassen und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Spezielle Therapien können helfen, die Beweglichkeit und Selbstständigkeit im Alltag und Beruf zu erhalten. Hilfsmittel können Betroffene zusätzlich unterstützen. Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die Kosten für medizinisch notwendige Hilfsmittel, sofern Sie vom behandelnden Arzt verordnet sind.

 

Geeignete Hilfsmittel

Betroffene sollten auf eine ausgewogene Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, sich regelmäßig aktiv bewegen und Überanstrengung vermeiden. Verschiedene Hilfsmittel unterstützen Parkinson-Patienten dabei, ihren Alltag zu bewältigen:

  • Anziehhilfen 

    Nutzen Sie Kleidung Reißverschluss-Verlängerungen, Knöpfhilfen und Strumpfanzieher, um das An- und Ausziehen zu erleichtern. Nacht- und Bettwäsche aus Satin, beziehungsweise einem glatten Material, erleichtern das Umdrehen im Bett.

  • Kommunikationshilfen

    Spezielle Kugelschreiber oder Hilfsmittel wie eine Tremor-Maus unterstützen beim Schreiben und Arbeiten am Computer.

  • Spezielles Geschirr

    Nutzen Sie Trinkhalme, robustes Besteck wie „Tremor-Löffel“, tiefe Teller und Servierwagen für das Geschirr.

Pflegebedürftigkeit bei Parkinson

Mit fortschreitender Erkrankung erhöht sich die Pflegebedürftigkeit der Betroffenen. Stellen Sie rechtzeitig einen Pflegeantrag und informieren Sie sich über zusätzliche Hilfen, wie die Häusliche Krankenpflege und weitere Pflegeleistungen. Denken Sie daran, für den Fall, dass Sie nicht mehr handlungsfähig sind, eine Vorsorgevollmacht zu erstellen.

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