Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Nesselsucht 

Eine junge Frau steht vorm Spiegel und betrachtet ihren Hautausschlag.

Ursachen und Behandlung bei Urtikaria

Nesselsucht ist eine nicht ansteckende Hauterkrankung. Auslöser sind meist Unverträglichkeiten, Infekte oder auch äußere Reize. Sie tritt häufig in Form einer rötlichen Schwellung auf der Hautoberfläche im Gesicht, an den Händen, am Hals oder in den Armbeugen auf. In den meisten Fällen ist Nesselsucht akut, kann aber auch chronisch werden. Generell ist bei Hautveränderungen immer eine ärztliche Abklärung erforderlich. Die Lebensqualität Betroffener ist je nach Ausprägung und Dauer der Symptome eingeschränkt und kann zur psychischen Belastung werden.

In unserem Beitrag erklären wir was Nesselsucht auslöst und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Wussten Sie schon, dass…

  • akute Nesselsucht am häufigsten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr vorkommt?
  • die AOK Sachsen-Anhalt alle zwei Jahre die Kosten für ein Hautkrebs-Screening bezuschusst?
  • Lebensmittelunverträglichkeiten Nesselsucht auslösen können?

Was ist Nesselsucht?

Junger Mann kratzt sich am Oberarm. Er hat einen Hautausschlag.

Nesselsucht ist auch unter den Begriffen Nesselfieber oder Nesselausschlag bekannt. In der Medizin wird die Hautveränderung als Urtikaria bezeichnet. Der Begriff leitet sich von der botanischen Bezeichnung der Brennnessel, der Urtica, ab. Nesselsucht ist eine allergieähnliche Reaktion der Haut. 

Entzündungsfördernde Botenstoffe senden Signale an Immunzellen, die sogenannten Mastzellen. Dabei kommt es zur Überproduktion des Botenstoffs Histamin, der die Blutgefäße weitet und diese somit durchlässiger werden. Histamin ist verantwortlich für das Auftreten von Schwellungen, Rötungen oder Juckreiz.

Häufigste Auslöser

Die Auslöser der Urtikaria sind vielfältig. Dazu zählen 

  • Infekte mit Bakterien, Viren oder Pilzen
  • Krebserkrankungen, Gastritis oder Refluxkrankheit 
  • Entzündungen des Gallengangs beziehungsweise der Gallenblase
  • bestimmte allergische Reaktionen auf beispielsweise Lebensmittel, Tierhaare oder Pollen 
  • Unverträglichkeiten auf Lebensmittel und ihre Zusatzstoffe, Spritzmittel in Obst und Gemüse, Alkohol oder scharfe Gewürze
  • Medikamentenunverträglichkeiten, wie beispielsweise bei Präparaten gegen Rheuma oder Bluthochdruck
  • Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem gegen den eigenen Körper arbeitet und eine verstärkte Histaminproduktion auslöst
  • äußere Reize wie Wärme, Kälte, Reibung und UV-Strahlung

Symptome und Beschwerdebild

Symptome der Urtikaria sind häufig Quaddeln und Schwellungen der Unterhaut, sogenannte Angioödeme. Diese treten einzeln oder ineinander überlaufend auf. In der Medizin wird dabei zwischen Quaddeln und Angioödeme unterschieden. 

CharakteristikQuaddelnAngioödeme
Auftreten der Schwellung 
  • obere Hautschicht
  • untere Hautschicht oder Schleimhaut
Aussehen
  • oberflächliche Erhebungen der Haut
  • scharf begrenzt
  • hautfarbend bis weißlich
  • fast immer von einer Rötung umgeben
  • punktförmig bis handflächengroß
  • tiefe Schwellungen
  • unscharf begrenzt
  • rötliche Färbung der gesamten Haut

 

betroffene Körperstellen
  • Auftreten am ganzen Körper möglich
  • Schleimhäute nicht betroffen
  • Auftreten meist an Handflächen, Fußsohlen, 
    im Gesicht (Augenlider und Lippe), im Genitalbereich
  • häufig auch Schleimhäute der Atemwege betroffen

 

Beschwerden
  • starkes bis extremes Jucken
  • seltener auch Brennen der Quaddeln
  • Spannungsgefühl an betroffenen Stellen
  • Schmerzempfindlichkeit
  • Juckreiz nur selten
Dauer
  • Rückbildung innerhalb von 30 Minuten bis 24 Stunden
  • Rückbildung innerhalb von 72 Stunden

Formen der Nesselsucht

Nesselsucht kann akut oder auch chronisch auftreten. Anhand der Symptome und Dauer der Hautschwellungen wird die Erkrankung unterschiedlich diagnostiziert.

  • Akute Urtikaria

    Die akute Urtikaria ist die mit Abstand häufigste Form der Nesselsucht. Etwa 9 bis 20 Prozent der Menschen erkranken einmal im Leben, meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, an Nesselsucht. Die Beschwerden treten häufig plötzlich auf und verschwinden in der Regel innerhalb von vier bis sechs Wochen. Die Ursache ist oft erst im Nachhinein feststellbar.

  • Chronische Urtikaria

    Etwas fünf Prozent der Menschen sind von der chronischen Form betroffen. Frauen erkranken dabei doppelt so oft wie Männer. Die Symptome treten spontan auf, bleiben länger als sechs Wochen oder bilden sich in wiederkehrenden Abständen erneut. Die Ursachen sind häufig eine chronische Infektion oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit.

  • Induzierte Urtikaria

    Die induzierte Urtikaria wird durch bestimmte physikalische oder chemischen Reize ausgelöst. Dabei spielen äußere Einflüsse wie Kälte, Wärme, Druck oder Licht eine Rolle. Symptome treten nur an Stellen auf, auf die der Reiz einwirkt. Kennen Betroffene die Reizquelle, sollten diese gemieden werden. Ein Auslöser kann zum Beispiel UV-Strahlung sein. Um diesen Reiz zu umgehen, hilft es die Sonne zu meiden und beispielsweise UV-Schutzkleidung zu tragen.

Wie wird Nesselsucht diagnostiziert?

Besteht der Verdacht auf Nesselsucht, sollten Betroffene zunächst ihre Hausarztpraxis aufsuchen. Das medizinische Fachpersonal kann anschließend eine Überweisung zum Facharzt für Hautkrankheiten ausstellen. Nach dem Anamnesegespräch erfolgt die Untersuchung der Hautoberfläche am gesamten Körper. 

Leiden Betroffene unter der chronischen Form, wird nach versteckten Infektionen im Körper gesucht. Das medizinische Fachpersonal entscheidet, ob Blutuntersuchungen für Entzündungswerte und Antikörper, Leberenzyme oder Schilddrüsenhormone durchgeführt werden. Auch eine Atem- oder Stuhluntersuchung ist möglich. Um Nebenhöhlen- und Mandelentzündungen oder womöglich Zahnentzündungen auszuschließen, sind Untersuchungen in einer Praxis für Hals-Nasen-Ohren oder für Zahnmedizin weitere Optionen. Besteht der Verdacht auf eine Lebensmittelintoleranz, wird eine vierwöchige pseudoallergenarme Diät in Absprache mit dem medizinischen Fachpersonal empfohlen. Bleiben die Untersuchungen ohne Befund, ist eine induzierbare Urtikaria möglich. Die Diagnose wird durch einen Provokationstest mit dem entsprechenden Reiz gesichert.

Behandlungsmöglichkeiten

Junge Frau hält Tabletten in der Hand.

Bei einer akuten Urtikaria kommen Antihistaminika in Tablettenform zum Einsatz, die die Überproduktion von Histamin unterbinden. 

In schweren Fällen kann auch eine kurzzeitige Behandlung mit entzündungshemmenden Arzneimitteln wie Kortison oder künstlich hergestellten Antikörpern verordnet werden.

Wann ist Nesselsucht ein Notfall?

Eine akute Nesselsucht kann in einigen Fällen ein frühes Zeichen einer schweren allergischen Reaktion, einer sogenannten anaphylaktischen Reaktion, sein. Dann besteht Lebensgefahr. Die Atemwege können stark anschwellen und zu Atemnot führen. Ist die Reaktion bekannt, sollten Betroffene immer ein Notfallset bei sich tragen. Denn das darin enthaltende Notfallmedikament ist für das schnelle Abschwellen der Atemwege und Haut verantwortlich. Dennoch ist es sinnvoll, in diesen Fällen den Notarzt zu rufen oder die Notaufnahme aufzusuchen.

So unterstützt die AOK

Haben Sie Fragen rund um das Thema Nesselsucht, hilft Ihnen das Team des AOK Clarimedis-Servicetelefons und der AOK-Clarimedis-Videosprechstunde unter der kostenfreien Rufnummer 0800 1 265 265 weiter.

Wir bezuschussen einmal pro Jahr eine Ernährungsberatung mit bis zu fünf Sitzungen, wenn Ihre behandelnde Arztpraxis Ihnen eine Bescheinigung dafür ausstellt. Das kann ein Rezept, eine Verordnung oder eine ärztliche Empfehlung mit der entsprechenden Diagnose sein.

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