Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Lipödem

Eine Frau hegt Verdacht auf ein Lipödem und tastet ihr Bein ab.

Fettverteilungsstörung erkennen und behandeln 

Das Lipödem ist ein unterschätztes Leiden, welches die Selbstwahrnehmung und das Wohlbefinden der Betroffenen empfindlich einschränken kann. Allein in Deutschland sind circa 3,8 Millionen Menschen von einem Lipödem betroffen –  bemerkenswerterweise sind es fast ausschließlich Frauen, meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Das Lipödem ist eine chronisch fortschreitende Krankheit, die mit einer krankhaften Fettverteilungsstörung einhergeht. Die Folge ist eine unkontrollierte Fettvermehrung und Ansammlung von Unterhautfettgewebe an verschiedenen Körperstellen, die häufig symmetrisch an Hüften, Po, Beinen sowie auch an den Armen verläuft. Die Ursachen dafür sind bisher weitestgehend unbekannt. Vermutlich begünstigen aber hormonelle Umstellungen und genetische Faktoren die Erkrankung. 

Welche Anzeichen auf ein Lipödem hinweisen, wie die Krankheit diagnostiziert wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erfahren Sie in unserem Beitrag. Außerdem beleuchten wir verschiedene Typen des Lipödems und wann die gesetzliche Krankenkasse Kosten für bestimmte Behandlungsmethoden übernimmt.

Wussten Sie schon, dass…

  • die Veranlagung zur Entwicklung eines Lipödems vererbt werden kann?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Gesundheitskurse zum aktiven Abnehmen anbietet?
  • sich ein Lipödem auch durch ein Trauma oder Verletzungen entwickeln kann?
Eine junge Frau klagt über schwere Beine infolge eines Lipödems

Schweregefühl in den Beinen

Bisher sind die Auslöser für ein Lipödem noch recht ungenau und nicht abschließend geklärt. Vermutlich sind Hormone ursächlich, da ein Lipödem oft in Zusammenhang mit einer Schwangerschaft oder der Pubertät auftritt. Die Folge ist eine unkontrollierte Vermehrung von Fettzellen, welche für Betroffene oftmals sehr belastend ist. Bestimmte Anzeichen deuten auf ein Lipödem hin und sollten ärztlich abgeklärt werden. Hierzu gehören:

  • Unkontrollierte Fettansammlung

    Meistens tritt die ungleiche Verteilung und Ansammlung von Fett sowohl einseitig als auch beidseitig auf. Besonders die Beine und die Hüfte sind betroffen, die Arme hingegen seltener. Typisch ist, dass die Füße und die Hände sowie die Gelenke von der Fettansammlung ausgespart sind.

  • Berührungsempfindlichkeit

    Zwischen den Fettzellen entstehen oft Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme, die auf das umliegende Gewebe drücken. Diese Stellen sind dann besonders berührungs- und schmerzempfindlich.

  • Einschränkungen in der Bewegung

    Betroffene haben häufig Probleme beim Stehen und Gehen. Bleibt ein Lipödem unbehandelt, kann es auf Dauer die Mobilität stark einschränken.

  • Neigung zu Blutergüssen

    Bereits bei leichten Stößen sind Blutergüsse möglich. Die betroffenen Stellen sind außerdem besonders druckempfindlich. Auch der Heilungsprozess dauert oft länger.

  • Schwere Beine 

    Charakteristisch ist das Schweregefühl in den Beinen, aufgrund der Fett- und Wassereinlagerungen. Besonders nach langem Stehen, Laufen, in den Abendstunden oder bei warmen Temperaturen leiden Betroffene unter schweren Beinen.

Lipödem diagnostizieren

Das Bein einer Patientin mit Verdacht auf Lipödem wird abgetastet

Der Leidensdruck Betroffener ist zweifellos hoch, wenn die Krankheit fälschlicherweise als Übergewicht oder Fettleibigkeit fehlgedeutet oder sogar abgetan wird. Ein eingehendes ärztliches Gespräch mit der betroffenen Person und eine körperliche Untersuchung helfen dabei, eine genaue Diagnose festzustellen. Der Arzt tastet die betroffene Stelle ab und erfühlt kleine Kügelchen unter der Haut. Derzeit gibt es noch keine labor- oder bildgebenden Untersuchungen mit deren Hilfe die Erkrankung zweifelsfrei festgestellt werden kann.

Tipp: Eine Diät hilft dabei, ein Lipödem von Adipositas zu unterscheiden. 

Einteilung in drei Stadien

Die Erkrankung verläuft in drei Stadien. Die Eingruppierung übernimmt der behandelnde Arzt.

  • Stadium 1 (mildes Lipödem)

    Hier treten zunächst leichte Beschwerden wie ein Spannungs- oder Schweregefühl in den betroffenen Bereichen auf. Die Unterhautschicht ist noch gleichmäßig verdickt und die Hautoberfläche glatt. Die Fettstruktur ist feinknotig.

  • Stadium 2 (moderates Lipödem)

    In diesem Verlauf kommt es häufig zu ersten funktionellen Einschränkungen. Zum Beispiel zeigen sich bei Betroffenen erstmals Probleme beim Tragen enger Kleidung. Die Unterhaut ist knotenförmig, es fallen Unebenheiten an der Hautoberfläche auf und es entstehen unangenehme Dellen und Beulen.

  • Stadium 3 (schweres Lipödem)

    In diesem Stadium sind Betroffene in ihrer Mobilität stark eingeschränkt und haben große Probleme beim Gehen – auch die Psyche leidet sehr. Das Gewebe verhärtet sich zunehmend, wird sozusagen derb und es entstehen ausgeprägte Fettwülste. Es kommt außerdem zu einer großlappigen Taschenbildung der Haut.

Vier verschiedene Lipödem-Typen

Betroffene Körperbereiche werden bei der Typisierung vordergründig betrachtet. In der Medizin werden dazu vier verschiedene Arten unterschieden:

  • Typ 1

    Charakteristisch ist die sogenannte Reiterhose. Unterhautfett sammelt sich zunehmend an Gesäß und Hüften an.  

  • Typ 2

    Das Lipödem breitet sich bis zu den Knien aus. Es zeigt sich eine vermehrte Fettbildung an den Innenseiten der Knie.

  • Typ 3

    Die Erkrankung ist von den Hüften bis zum Fußknöchel stark ausgeprägt. Die Füße sind allerdings nicht betroffen.

  • Typ 4

    Besonders Arme sind von der Fettansammlung betroffen. Handgelenke und Hände jedoch nicht.

Wie kann die Fettverteilungsstörung behandelt werden?

Eine Frau lässt sich von ihrer Ärztin zum Thema Fettverteilungsstörung beraten

Wie ist den Betroffenen nun am besten zu helfen? Venenfachärzte (Phlebologen) oder Experten für das Lymphsystem (Lymphologen) sind in diesen Fällen die richtigen Ansprechpartner. Da die Ursache der Fettansammlung bisher nicht behandelt werden kann, helfen bestimmte Therapiemaßnahmen Symptome zu lindern und weitere Fettansammlungen zu vermeiden. Werden Therapien frühzeitig begonnen, sind auch gute Therapieerfolge möglich. Je nach Schweregrad kommen verschiedene therapeutische Maßnahmen zum Einsatz. 

  • Komplexe physikalische Entstauungstherapie

    Das Ziel der Behandlung ist die Reduktion der Flüssigkeitsansammlungen sowie das Lockern von verhärtetem Gewebe. Dabei werden zwei Phasen der Behandlung unterschieden.

    Während der Entstauungsphase soll die angestaute Flüssigkeit abtransportiert werden. Die Gewebeschwellung wird somit verringert. Je nach Schweregrad erfolgt die Maßnahme für eine Dauer von drei Wochen oder mehreren Monaten. Ziel der Erhaltungsphase ist es, das Ergebnis der Entstauung beizubehalten und zu verbessern. Die Therapie muss dauerhaft durchgeführt werden, damit sich der Zustand nicht wieder verschlechtert. Während der komplexen physikalischen Entstauungstherapie kommen bestimmte Behandlungen zum Einsatz. Dazu gehören:

  • Fettabsaugung (Liposuktion)

    Kann eine Fettabsaugung bei einem Lipödem helfen? Was sich nach einem banalen kosmetischen Eingriff anhört, dient Betroffenen mit einem Lipödem ab Stadium 2 zur Linderung ihrer Symptome. In diesen Fällen ist es vordergründig kein Mittel zur Rekonstruktion bestimmter Schönheitsideale. Vielmehr handelt es sich um einen Eingriff aufgrund einer medizinischen Notwendigkeit. Das gezielte Entfernen krankhafter Fettmassen unterstützt die Wiederherstellung der normalen Körperform. In vielen Fällen können durch die Fettabsaugung Beschwerden für einige Jahre gelindert werden. 

    Wichtig: Die Operationskosten im Stadium 3 werden unter Prüfung bestimmter Voraussetzungen von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.  Betrachtet wird hierbei, ob konservative Therapiemaßnahmen über einen Zeitraum von sechs Monaten Linderung gebracht haben. Außerdem muss eine ärztliche Empfehlung sowie ein vorheriger Antrag auf Kostenübernahme bei der gesetzlichen Krankenkasse des Betroffenen vorliegen.

Bewegung hilft bei Lipödem

An einem Lipödem leidende Frau hält sich mit regelmäßiger Bewegung fit

Es klingt einfach, benötigt aber Disziplin: Kalorien verbrennen. Damit das Lipödem sich nicht verschlimmert, ist eine Diät für übergewichtige Menschen sinnvoll. Aber auch Normalgewichtige sollten ein Auge auf ihr Gewicht haben. Die Umstellung der Ernährung, um Gewicht zu halten oder zu reduzieren, ist für Betroffene immer empfehlenswert. Viel Bewegung hilft auch dabei, Kalorien zu verbrennen. Ideale Sportarten, ob allein oder in der Gruppe, sind Gymnastik, Walking, Joggen und Radfahren.

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