Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Kälteallergie

Eine Frau leidet unter Kälteurtikaria

Wenn der Winter zur schmerzhaften Erfahrung wird

Ein Spaziergang an einem kalten Wintertag, ein Sprung ins kalte Wasser oder einfach nur das Halten eines kalten Getränks – für die meisten Menschen sind diese alltäglichen Dinge harmlos. Doch für manche kann Kälte eine allergische Reaktion auslösen. Die sogenannte Kälteallergie ist eine Form der Nesselsucht, bei der der Kontakt mit Kälte zu unangenehmen Hautreaktionen oder sogar schwerwiegenden allergischen Symptomen führen kann. Betroffene zeigen Quaddeln und starke Rötungen, oft begleitet von Schwellungen. Die Erkrankung ist in der Regel ungefährlich, kann jedoch im Alltag erhebliche Einschränkungen mit sich bringen. In seltenen Fällen kann sie sogar lebensbedrohlich werden, beispielsweise wenn es zu einem anaphylaktischen Schock kommt.

In unserem Beitrag erfahren Sie, durch welche Symptome sich eine Kälteallergie äußert, welche Ursachen ihr zugrunde liegen, wie die Erkrankung behandelt wird und welche vorbeugenden Maßnahmen helfen können.

Wussten Sie schon, dass...:

  • die Kälteallergie häufig mit bestimmten Grunderkrankungen zusammenhängt?
  • Frauen doppelt so häufig wie Männer eine Kälteallergie entwickeln?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für einen Check-up  übernimmt?

Was ist eine Kälteallergie? 

Die Kälteallergie, medizinisch als Kälteurtikaria bezeichnet, ist eine Form der Nesselsucht und gehört zu den physikalischen Urtikarias. Dabei handelt es sich um eine allergieähnliche Reaktion der Haut auf äußere Reize – in diesem Fall Kälte. Sie betrifft meist junge Erwachsene, verschwindet jedoch in der Regel nach fünf bis sieben Jahren wieder.

Trotz des Namens ist die Kälteallergie keine klassische Allergie, da das Immunsystem nicht auf Allergene wie Pollen oder Tierhaare reagiert. Stattdessen wird die Reaktion durch Kälte als physikalischen Reiz ausgelöst. Beim Kontakt mit Kälte bildet sich ein juckender Hautausschlag, meist an ungeschützten Stellen wie Händen, Armen oder dem Gesicht. Die Temperatur, bei der eine Reaktion auftritt, ist dabei immer individuell unterschiedlich, liegt jedoch meist bei 20 Grad oder niedriger oder tritt bei einem schnellen Temperaturwechsel auf.

Eine Frau untersucht ihren Arm wegen Kälteallergie

Kälteallergie verstehen: Auslöser erkennen

Die Symptome der Kälteallergie treten in der Regel innerhalb weniger Minuten nach dem Kontakt auf und verschwinden oft wieder, wenn die Haut aufgewärmt wird. Klassische Symptome sind:

  • Rötung, Juckreiz und Schwellung der Haut an der Kontaktstelle
  • Brennendes Gefühl oder Schmerzen auf der Haut
  • Blasenbildung in schweren Fällen
  • Schwellungen im Gesichtsbereich, insbesondere an Lippen und Augenlidern, nach Kontakt mit kalten Speisen oder Getränken
  • Atemnot und Schluckbeschwerden, wenn kalte Luft eingeatmet wird oder kalte Speisen verzehrt werden

Je nach Auslöser können auch spezifische und in seltenen Fällen schwerwiegende Symptome auftreten:

  • Kreislaufkollaps (anaphylaktischer Schock): Bei starkem Kältereiz (beispielsweise beim Baden in kaltem Wasser) kann es zu einem gefährlichen Blutdruckabfall, Atemnot und Bewusstlosigkeit kommen. Auch das Verabreichen von nicht angewärmten Infusionslösungen kann eine extreme Histaminausschüttung auslösen und einen anaphylaktischen Schock hervorrufen. Daher ist es wichtig, behandelnde Ärzte über das Vorliegen einer Kälteurtikaria zu informieren.
  • Schwellung an der Zunge oder des Kehlkopfes: Der Verzehr kalter Speisen kann eine Schwellung der Zunge oder des Kehlkopfes verursachen, die zu Atemnot führen kann.

Bestimmte Grunderkrankungen und Medikamente erhöhen das Risiko, wie:

  • andere Urtikariaformen und Lebensmittel- oder Insektenstichallergien (Risikofaktor: Kreuzallergien)
  • Infektionskrankheiten wie Pfeiffersches Drüsenfieber, Atemwegsinfektionen, Hepatitis, Windpocken , Masern oder Syphilis
  • bestimmte Medikamente wie Antibiotika, Ibuprofen, ASS oder die Anti-Baby-Pille

Wichtig: Da die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein können, ist es besonders wichtig, Frühwarnzeichen ernst zu nehmen, um schwerwiegende Reaktionen zu vermeiden.

Diagnose „Kälteurtikaria“

Die Diagnose einer Kälteallergie erfolgt in erster Linie durch eine detaillierte Anamnese und spezifische Tests, durchgeführt von einem Allergologen oder Dermatologen.

Eine Hautärztin diagnostiziert eine Kälteallergie

Eiswürfel-Test

Bei diesem Test wird ein Glas mit Wasser und Eiswürfeln für einige Minuten auf den Unterarm gestellt. Nach dem Entfernen des Glases wird beobachtet, ob an dieser Stelle Juckreiz oder Quaddeln auftreten.

Da der „Eiswürfel-Test“ jedoch relativ ungenau ist, wird er in der Praxis eher seltener angewendet.

Temptest

Beim „Temptest“ wird mithilfe spezieller Geräte bestimmt, bei welcher Temperatur Symptome auftreten. Das Gerät erzeugt Temperaturen zwischen 4 und 44 Grad, wobei erste Reaktionen bereits ab 20 oder 30 Grad möglich sind.

Empfehlung: Der Test sollte regelmäßig wiederholt werden, da die Kälteallergie nach einigen Jahren auch wieder verschwinden kann.

Wie wird die Kälteallergie behandelt?

Die Behandlung der Kälteallergie konzentriert sich vor allem auf die Vermeidung der auslösenden Faktoren und die Linderung der Symptome. Da es bisher keine ursächliche Therapie gibt, liegt der Schwerpunkt auf der Symptomkontrolle. Wenn keine Grunderkrankung vorliegt oder die Symptome für den Betroffenen sehr belastend werden, können spezielle Salben, Gele oder Cremes helfen, den Juckreiz zu lindern und gleichzeitig entzündungshemmend zu wirken.

  • Antihistaminika

    Antihistaminika kommen bei großflächigem Hautausschlag zum Einsatz. Diese blockieren die Wirkung von Histamin und lindern so Symptome wie Juckreiz, Rötungen oder Schwellungen. Bei chronischer Kälteallergie kann eine tägliche Einnahme von niedrig dosierten Antihistaminika notwendig sein, um die Symptome zu kontrollieren.

  • UV-Licht

    UV-Licht wird häufig zur Behandlung verschiedener Hautkrankheiten eingesetzt, darunter auch bestimmte Formen der Urtikaria. Die Wirksamkeit der UV-Therapie bei Kälteallergie ist jedoch individuell unterschiedlich und nicht für alle Betroffenen geeignet. Zudem sind potenzielle Langzeitrisiken, wie Hautalterung und ein erhöhtes Hautkrebsrisiko zu berücksichtigen.

  • Capsaicin

    Capsaicinist ein scharf schmeckender Wirkstoff in Chilischoten. In der Medizin wird er vor allem in Cremes und Pflastern verwendet, um Schmerzen und Juckreiz zu lindern. Auch bei einer Kälteallergie kann Capsaicin dabei helfen, die Nervenfasern, die für die Wahrnehmung von Hitze, Kälte und Schmerz verantwortlich sind, zu desensibilisieren. Hierbei wird der Wirkstoff in Cremes zur äußerlichen Anwendung auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Hierzu liegen bereits positive Einzelfallberichte vor.

  • Hyposensibilisierung

    Eine weitere therapeutische Option ist die Hyposensibilisierung. Dabei wird der Körper unter ärztlicher Aufsicht nach und nach mehr Kälte ausgesetzt, um ihn schrittweise daran zu gewöhnen. Diese Methode ist allerdings sehr umstritten, da sie nicht bei allen Betroffenen wirksam ist.

Kälteallergie erkennen: So schützen Sie sich

Da die Kälteallergie nicht heilbar, aber gut kontrollierbar ist, liegt der Schwerpunkt auf präventiven Maßnahmen.

Geeignete Kleidung ist eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen. Betroffene sollten warme, schützende Kleidung tragen, die möglichst wenig Haut der Kälte aussetzt. Dazu gehören Handschuhe, Schals, Mützen und mehrere Kleidungsschichten, die helfen, plötzliche Temperaturschwankungen auszugleichen. Das Auftragen fetthaltiger Cremes schützt zusätzlich die freiliegenden Hautstellen, wie das Gesicht.

Plötzliche Temperaturwechsel sollten vermieden werden. Es kann hilfreich sein, sich schrittweise an kühlere Temperaturen zu gewöhnen, anstatt direkt in die kalte Luft zu treten. Auch das langsame Konsumieren kalter Speisen und Getränke trägt dazu bei, Reaktionen im Mund- und Rachenraum zu vermeiden. Wenn der Körper bewusst kalten Temperaturen ausgesetzt wird – wie etwa beim Eisbaden oder bei Eisduschen – empfiehlt es sich, etwa zwei Stunden vorher ein Antihistaminikum einzunehmen. Die richtige Dosierung sollt

Eine Mutter beugt durch warme Kleidung eine Kälteallergie bei ihrem Sohn vor

Vorsicht: Trotz aller getroffenen Vorsichtsmaßnahmen können schwerwiegende Reaktionen auftreten. Das gezielte Aussetzen von Kälte, etwa beim Eisbaden oder Eisduschen, sollte daher nur unter ärztlicher Aufsicht und nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

Für Menschen mit schwerer Kälteallergie ist es entscheidend, stets einen Notfallplan bereitzuhalten. Dieser sollte das Mitführen eines Notfallsets umfassen sowie das Informieren von Freunden, Familie und Kollegen über die Erkrankung und die entsprechenden Notfallmaßnahmen.

Alltag meistern trotz Kälteallergie 

Die Kälteallergie ist eine seltene, jedoch ernstzunehmende Erkrankung, die meist nur leichte Symptome wie Juckreiz, Rötungen und Schwellungen hervorruft. Diese können jedoch für die Betroffenen sehr belastend sein. In seltenen Fällen können die Reaktionen auch zu lebensbedrohlichen Kreislaufreaktionen führen, die sofort ärztliche Hilfe erfordern.

Da es bislang keine Heilung für die Kälteallergie gibt, liegt der Fokus auf der Symptomkontrolle, der Vermeidung von Auslösern und einer sorgfältigen Vorbereitung auf mögliche Notfälle. Eine frühzeitige Diagnose sowie der Einsatz von Antihistaminika sind wichtige Maßnahmen, um die Symptome zu lindern. In besonders schweren Fällen ist das Mitführen eines Notfallsets erforderlich.

Durch eine Kombination aus präventiven Maßnahmen, der richtigen Medikation und umfassender Aufklärung können die meisten Betroffenen ihre Lebensqualität bewahren und gefährliche Reaktionen erfolgreich vermeiden.

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