Hypersexualität

Eine Frau, die unter Sexsucht leidet, möchte Sex mit ihrem Partner haben

Hoher Leidensdruck durch Sexsucht

Hypersexualität, umgangssprachlich oft als Sexsucht bezeichnet, ist eine Verhaltensstörung, bei der Betroffene ein zwanghaftes Bedürfnis nach sexuellen Aktivitäten entwickeln. Während Sexualität ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Lebens ist, wird sie bei Betroffenen zu einer regelrechten Besessenheit, die Beziehungen, Beruf und sogar die eigene Gesundheit beeinträchtigen kann. Es ist wichtig, sich frühzeitig Hilfe zu suchen, um die Ursachen zu behandeln und die Lebensqualität wiederherzustellen. Hypersexualität ist in unserer Gesellschaft oft ein Tabuthema, das von Missverständnissen und Vorurteilen geprägt ist. Unser Beitrag soll aufklären und Wege zur Diagnose und Behandlung aufzeigen. Wie Sie Hypersexualität erkennen, welche Folgen daraus resultieren können und wo Betroffene Hilfe erhalten, lesen Sie hier.

Wussten Sie schon, dass...:

  • etwa jeder zehnte bis fünfzehnte Erwachsene von einer Sexsucht betroffen ist?
  • Hypersexualität häufig auch mit anderen Abhängigkeiten einhergeht?
  • wir bei medizinischer Notwendigkeit die Kosten einer Psychotherapie übernehmen?

Was ist Hypersexualität? 

Die zwanghafte Sexualverhaltensstörung, auch „Compulsive Sexual Behavior Disorder“ (CSBD) genannt, zählt zu den Impulskontrollstörungen und beginnt oft schleichend. Sie ist eine Form der Verhaltenssucht, ähnlich wie die Kauf- oder Spielsucht, bei der Betroffene ihre Gedanken und Handlungen übermäßig auf sexuelle Aktivitäten konzentrieren. Zu den typischen Merkmalen gehören häufiger, unkontrollierter Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern, übermäßiger Konsum von Pornografie oder zwanghaftes Masturbieren. Betroffene sind oft nicht in der Lage, ihr Verhalten zu kontrollieren, obwohl sie sich der negativen Folgen bewusst sind.

Ein Paar, dass unter Hypersexualität leidet, liegt unter der Bettdecke

Es ist wichtig zu verstehen, dass Sexsucht nicht mit einer erhöhten Libido, sondern mit einer unkontrollierten Abhängigkeit zu tun hat. Betroffene fühlen sich oft von ihren sexuellen Impulsen beherrscht, und das wachsende Bedürfnis nach Befriedigung führt zu immer geringerer Zufriedenheit. Wenn der Drang außer Kontrolle gerät, können auch andere Lebensbereiche beeinträchtigt werden. Sexsucht kann verschiedene Ausprägungen haben:

  • innerhalb einer Partnerschaft
  • häufiges Masturbieren ohne Entspannung nach Samenerguss oder sexuelle Befriedigung
  • Pornosucht
  • Cyber- und Telefonsex (sexuelle Interaktionen im Internet sowie per Telefongespräch)

Ab wann ist man sexsüchtig?

Nicht jede Person mit einem aktiven Sexualleben ist hypersexuell. Sexsucht wird diagnostiziert, wenn ein zwanghaftes Verhalten vorliegt, also wenn Betroffene einen unkontrollierten Drang nach sexuellen Aktivitäten verspüren. Außerdem sollte das Verhalten negative Auswirkungen auf Beziehungen, Beruf oder Gesundheit haben. Betroffene scheitern oft an Versuchen, ihr Verhalten zu kontrollieren, und nutzen Sexualität häufig als Flucht vor Stress, Einsamkeit oder Angst. Die Symptome müssen über mindestens sechs Monate bestehen und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen, um als Hypersexualität diagnostiziert zu werden.

Ein junger Mann konsumiert übermäßig pornografische Inhalte aufgrund von Sexsucht

Ein einfaches Kriterium: Sobald Sexualität mehr Leid verursacht als Freude, kann eine krankhafte Abhängigkeit vorliegen. Weitere Merkmale, die auf eine Hypersexualität hinweisen können:

  • häufig wechselnde Sexualpartner
  • Vernachlässigung der eigenen Gesundheit und anderer Bedürfnisse
  • keine oder wenig Befriedigung durch sexuelle Handlungen
  • übermäßige, sehr häufige Masturbation
  • starker Konsum von pornografischen Inhalten
  • häufige Vorliebe für anonymen Sex, wie in Swingerclubs oder Bordellen

Wie kommt es zu einer Hypersexualität?

Die Ursachen für Hypersexualität sind vielfältig und komplex. Oftmals lassen sich jedoch keine eindeutigen und konkreten Gründe identifizieren.

Psychologische Faktoren

Traumatische Erlebnisse, wie sexueller Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit, können die Entwicklung von Hypersexualität begünstigen. Auch ein geringes Selbstwertgefühl kann dazu führen, dass Betroffene Sexualität nutzen, um emotionale Leere oder Unsicherheiten zu kompensieren. Zudem treten Hypersexualität und psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder bipolare Störungen häufig gemeinsam auf.

Biologische Faktoren

Auch hormonelle Ungleichgewichte, etwa hohe Testosteronspiegel oder Störungen im Serotonin-Haushalt, können Hypersexualität begünstigen.

Medikamente

Häufig tritt Hypersexualität zusammen mit einer Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit auf. Zudem können bestimmte Medikamente die Entstehung einer Sexsucht begünstigen.

Folgen einer Sexsucht

Hypersexualität kann weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche haben:

  • Psychische Folgen

    Viele Betroffene leiden unter Depressionen und Schamgefühlen, verbunden mit Schuldgefühlen gegenüber ihren Partnern oder ihrer Familie. Die ständige Angst vor der Entdeckung oder negativen Konsequenzen kann zudem zu Angststörungen führen.

  • Soziale Folgen

    Hypersexualität führt häufig zu Konflikten in Beziehungen und kann in einigen Fällen sogar zu einer Art Beziehungsunfähigkeit führen. Das Vertrauen in Partnerschaften wird zerstört, und Betroffene ziehen sich aus Scham oft sozial zurück.

  • Gesundheitliche Folgen

    Durch ungeschützten Geschlechtsverkehr besteht ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten.

  • Berufliche Folgen

    Betroffene haben oft Konzentrationsprobleme am Arbeitsplatz, was ihre Leistung beeinträchtigt. Zudem kann unangemessenes Verhalten, wie der Konsum von pornografischen Inhalten am Arbeitsplatz, disziplinarische Konsequenzen nach sich ziehen. Der Verlust einer Arbeitsstelle kann Betroffene in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten bringen.

Eine Frau lässt ihre Sexsucht mit Psychotherapie behandeln

Diagnose und Therapie von Hypersexualität

Die Diagnose „Hypersexualität“ erfolgt durch spezialisierte Ärzte, Psychologen oder Psychotherapeuten.

Diagnoseverfahren

Zunächst wird eine umfassende Anamnese durchgeführt, bei der die sexuelle Vorgeschichte und aktuelle Probleme abgefragt werden. Auch eine Befragung des Partners oder von Angehörigen kann mit Zustimmung des Betroffenen hilfreich sein, um die Diagnose zu stellen.

Therapiemöglichkeiten

Die Behandlung von Hypersexualität erfolgt meist in Form einer Psychotherapie:

  • Kognitive Verhaltenstherapie hilft, destruktive Denkmuster zu erkennen und durch gesündere zu ersetzen.
  • Traumatherapie kann zugrunde liegende Traumata aufarbeiten und helfen, deren Einfluss auf das Verhalten zu mindern.
  • In einer Gruppentherapie erhalten Betroffene soziale Unterstützung und die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen.
  • Bei Partnerschaften kann eine Paartherapie helfen, die Kommunikation zu diesem Thema zwischen beiden Parteien zu unterstützen.

Zusätzlich kommen in bestimmten Fällen Medikamente wie Antidepressiva oder hormonelle Behandlungen zum Einsatz, um die Impulskontrolle der Betroffenen zu verbessern. Achtsamkeitstechniken wie Meditation, Yoga und Stressmanagement ergänzen die Therapie.

Hilfs- und Beratungsangebote

Es gibt zahlreiche Anlaufstellen und Organisationen, die Unterstützung bieten. Selbsthilfegruppen wie die „Anonymen Sexaholiker“ in Halberstadt oder „Sexsucht/Anonyme Sexsüchtige“ in Halle bieten Betroffenen die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Angehörige von Sexsüchtigen finden hier Unterstützung: S-ANON

So unterstützt die AOK Sachsen-Anhalt:

Wir übernehmen die Kosten für Ihre medizinisch notwendige Psychotherapie (ambulant oder stationär) bei ärztlich diagnostizierter Hypersexualität und unterstützen Sie bei der Suche nach einem Psychotherapeuten oder Sexualtherapeuten.

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