Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Krankheiten googeln

Ein Seniorien sitzt an einem Esstisch und schaut nachdenklich auf ihren Laptop.

Cyberchondrie: wenn das Internet die Angst vor Krankheiten fördert

Eigene Krankheitssymptome googeln – das hat sicher jede und jeder schon einmal getan oder zumindest darüber nachgedacht. Gesundheitsinformationen aus dem Internet zu beziehen, ist heutzutage keine Seltenheit mehr. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland nutzt dafür Suchmaschinen. Problematisch ist dabei, dass bei dieser Selbstrecherche die wahrgenommenen Symptome leider schnell mit schweren Krankheiten in Verbindung gebracht werden. Das kann die psychische Gesundheit belasten. 

Wir haben Ihnen im folgenden Beitrag alles Wichtige über das Phänomen Cyberchondrie zusammengetragen und geben Ihnen Tipps, wie Sie seriöse und verlässliche Gesundheitsinformationen im Netz finden.

Wussten Sie schon, dass…

  • Cyberchondrie schwer festzustellen ist?
  • wir auch eine digitale Psychotherapie anbieten?
  • ganzheitliche Medizin eine Psychotherapie unterstützen kann?

Was ist Cyberchondrie?

Cyberchondrie ist eine besondere Form der Hypochondrie. Betroffene haben Angst vor schweren oder unheilbaren Erkrankungen. Die bereits bestehende Angst wird durch eine intensive Suche im Internet verstärkt. 

Der Begriff Cyberchrondrie ist eine Wortschöpfung aus dem englischen Wort „Cyber“, das für Internetnutzung steht und „chondria“, was Krankheitsangst bedeutet. In erster Linie ist die auch „Morbus Google” genannte Erkrankung eine Angststörung. Betroffene achten sehr auf Veränderungen an ihrem Körper. Ein Zucken am Auge, kribbelnde Finger, Kopfschmerzen – Menschen mit Cyberchondrie verbringen viel Zeit damit, ihre Krankheitssymptome zu recherchieren. Oft sind sie danach überzeugt, an einer schweren Erkrankung wie beispielsweise Krebs oder Multipler Sklerose zu leiden. Die im Internet zur Verfügung stehenden, und nicht immer seriösen, Informationen verstärken diese Ängste meist.

Eine Seniorin sitzt mit einem Laptop auf dem Schoß auf einem Sofa.
Ein junger Mann sitzt in einer Beratungssituation,

Wann ist die Recherche nach Symptomen im Internet problematisch?

Eigene Symptome zu googlen, ist erst einmal nicht schlimm, denn es bringt in den meisten Fällen eine verbesserte Gesundheitskompetenz mit sich. Denn wer sich selbst informiert und vorbereitet, kann sich mit seinem behandelnden Arzt auf Augenhöhe austauschen und die passenden Fragen stellen.

Cyberchondrie hat jedoch nichts mehr mit ganz normalen Webrecherchen bei Schnupfen, Gelenk- oder Kopfschmerzen zu tun. Vielmehr ist es ein zwanghaftes Verhalten. In besonders schweren Fällen, dreht sich der gesamte Alltag um die Suche nach Informationen, die oft mehrdeutig oder widersprüchlich sind. Die Sorge um die eigene Gesundheit intensiviert sich immer mehr und die Ängste schränken die Lebensqualität der Betroffenen enorm ein.

Häufig suchen Menschen mit Cyberchrondrie kein ärztliches Fachpersonal auf, da sie Angst haben, nicht ernstgenommen zu werden oder die Bestätigung ihrer selbst recherchierten Diagnose fürchten. Sie belesen sich lieber im Netz oder suchen den Austausch in Foren. Einige nehmen zur Behandlung ihrer scheinbaren Erkrankung Medikamente ein, die nicht notwendig sind. Oder sie schaden ihrer Gesundheit, in dem sie unseriösen Empfehlungen aus dem Internet folgen, die sie im Zusammenhang mit ihren Beschwerden ergoogelt haben.

Andere Betroffene hingegen suchen übermäßig häufig ärztliches Fachpersonal auf, um ihre selbst gestellte Diagnose bestätigt zu bekommen. 

Ursachen und Anzeichen

Cyberchondrie hat verschiedene Ursachen. Prägende Erfahrungen aus der Kindheit können das Vertrauen in die eigene Gesundheit negativ beeinflussen, beispielsweise eine schwere Erkrankung in der Familie oder eine übervorsichtige Erziehung. Fachleute vermuten, dass auch die genetische Veranlagung eine Rolle spielt. Ebenfalls sind Menschen, die bereits an einer hypochondrischen Störung leiden, eher gefährdet. Dabei ist das Internet nicht der Auslöser, sondern eher ein zusätzlicher Beschleuniger.

Eine etwa 40-jährige Frau sitzt mit einer Tasse auf dem Bett und schaut aus dem Fenster.

Cyberchondrie äußert sich beispielsweise durch:

  • Überbewertung von normalen Körperfunktionen. Zum Beispiel wird ein kurzzeitig erhöhter Blutdruck in einer stressigen Situation als ernstes Symptom wahrgenommen.
  • Panikattacken
  • Fehlinterpretation von eigentlich harmlosen Symptomen
  • übermäßige Internetrecherche zu Gesundheitsthemen
  • Probleme im sozialen Umfeld
  • depressive Stimmungen
  • ständiger Wechsel von ärztlichen Fachpersonal

Diagnose und Behandlung

Cyberchondrie lässt sich nur schwer feststellen. Betroffene, die ärztliches Fachpersonal aufsuchen, sprechen über ihre körperlichen Beschwerden, aber nicht über ihre Ängste. Daher dauert es in der Regel mehrere Jahre, um eine gesicherte Diagnose zu stellen. 

Eine Verhaltenstherapie durch einen Psychologen hilft mit der Krankheitsangst umzugehen und die Signale des Körpers wieder richtig zu deuten. Wichtig ist, dass Betroffene Einsicht zeigen, dass ihre übermäßige Recherche sie krank macht und Hilfe annehmen. Auch ein angemessenes Verhältnis zum Internet und den enthaltenen Informationen werden thematisiert. Zusätzlich können Yoga oder Achtsamkeitstraining die Behandlung begünstigen. Auch Hilfe aus dem sozialen und familiären Umfeld kann die Genesung unterstützen.

So finden Sie verlässliche Gesundheitsinformationen im Internet

Ein etwa 40-jähriger Mann sitzt beim Frühstück und schaut auf sein Smartphone.

Es ist nicht falsch, sich im Internet zu informieren. Wer eine festgestellte Erkrankung hat, kann sich darüber belesen. Der Unterschied zur Cyberchondrie ist dabei, dass die Suche zeitlich begrenzt ist und nicht zu Ängsten führt. 

Entscheidet man sich für eine Suche im Internet, ist es wichtig, seriöse Informationen von unseriösen zu unterscheiden. Das ist manchmal nicht so einfach. Internetseiten mit einem Impressum, einem professionellen Eindruck, Quellen und Studien, die Informationen belegen und regelmäßig aktualisiert werden, können bedenkenlos genutzt 
werden. 

Worauf Sie bei der Recherche zusätzlich achten können, haben wir hier für Sie zusammengetragen:

  • Transparenz: Der Name, Adresse und die Kontaktkanäle des Betreibers sollten schnell auffindbar sein.
  • Mehrere Quellen: Rufen Sie sich mehrere Seiten auf und belesen Sie sich in mehreren Quellen.
  • Reihenfolge in Suchmaschinen: Bei den ersten Treffern in Suchmaschinen handelt es sich häufig um gekaufte Werbeanzeigen. Die Reihenfolge der Suchergebnisse sagt zudem nichts über Qualität und Verlässlichkeit der Informationen aus.
  • Nicht profitorientiert: Vermeiden Sie Internetseiten auf denen Werbung und Links zu Shops mit Produkten aus dem Text sind.
  • Gütesiegel: Es gibt Gütesiegel, die transparente und verlässliche Gesundheitsinformationen im Internet zertifizieren. Dazu gehören beispielsweise das Qualitätssiegel des Aktionsforums Gesundheits­informationssystem (afgis) oder der sogenannte „HONcode” der Health on the Net Foundation. Um das Siegel zu erhalten, müssen Anbieter Zusatzinformationen über sich und ihr Angebot an Gesundheitsinformationen zur Verfügung stellen.
  • Foren: Internetforen bieten Raum zum Austausch, sind aber keine zuverlässigen Informationsquellen. Die Angaben sind subjektiv und werden nicht auf Richtigkeit und Qualität überprüft.
  • Objektiv & Neutral: Erkunden Sie die Texte. Schauen Sie, ob die Texte verständlich und neutral geschrieben sind und Fachbegriffe erklärt werden. Informationen zu Nebenwirkungen, Risiken und Alternativen sollten zusätzlich mit aufgeführt sein.

Angebote der AOK Sachsen-Anhalt

Ein etwa 30-jähriger Mann sitzt in einem Café und schaut auf ein Tablet.
  • Ärztliche Zweitmeinung: 
    Wenn Sie eine Diagnose von Ihrem ärztlichen Fachpersonal erhalten haben und sich gerne eine  Zweitmeinung einholen möchten, unterstützen wir Sie dabei.
  • AOK-Gesundheitsnavigator: Unser Gesundheitsnavigator hilft Ihnen, die passenden Spezialisten in Ihrer Nähe zu finden.
  • Medizinische Infos am Telefon: 
    Zusätzlich beantworten Ihnen unsere Medizinexperten der AOK-Clarimedis Hotline alle Ihre Gesundheitsfragen, kostenfrei und rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr.

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