Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt 

Asperger-Syndrom
bei Kindern

Ein etwa 35-jährige Frau sitzt auf ihrer heimischen Couch. Ihr geht es nicht gut.

Asperger-Autismus erkennen und verstehen

Als eine Form des Autismus äußert sich das Asperger-Syndrom durch verschiedene Verhaltensauffälligkeiten. Der Asperger-Autismus ist unter Anderem gekennzeichnet durch fehlendes Interesse an sozialen Kontakten oder auch einem reduzierten Verständnis sozialer Situationen. Betroffenen fällt es oft schwer die Gefühle und Emotionen anderer zu verstehen. Diskriminierung und soziale Isolation sind meist die Folge. Der Asperger-Autismus ist nicht vollständig heilbar, sodass die Betroffenen lebenslang beeinträchtigt sind. 

In diesem Artikel informieren wir über das Asperger-Syndrom und die Ursachen der Entwicklungsstörung. Erfahren Sie auch durch welche Verhaltensweisen sich der Asperger-Autismus äußert und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Wussten Sie schon, dass…

  • ein vertrautes Umfeld den Therapieerfolg bei Asperger-Autisten unterstützt?
  • es verschiedene Möglichkeiten der Selbsthilfeförderung gibt?
  • wir viele weitere AOK-Gesundheitsprojekte für Kinder im Angebot haben?

Was ist das Asperger-Syndrom?

Schulpsychologin mit einer Gruppe von Schulkinder,.

Das Asperger-Syndrom ist eine angeborene neuropsychiatrische Erkrankung aus der Gruppe der Autismus-Spektrum-Störungen. Die Entwicklungsstörung äußert sich vor allem durch Störungen in der sozialen Interaktion, Störungen der Kommunikation, sich wiederholenden Verhaltensweisen und Spezialinteressen.

Asperger unterscheidet sich von anderen Autismus-Spektrum-Störungen in erster Linie durch:

  • das Sichtbarwerden der Auffälligkeiten oft erst nach dem dritten Lebensjahr oder später,
  • keine Verzögerung in der Sprachentwicklung,
  • keinen Rückstand in der kognitiven Entwicklung,
  • eine überdurchschnittliche Intelligenz der Betroffenen,
  • eine verzögerte motorische Entwicklung.

Ursachen

Das Asperger-Syndrom, das in der aktuellen medizinischen Fachliteratur als Teil der „Autismus-Spektrum-Störung“ (ASS) betrachtet wird, basiert auf neurologischen Entwicklungsunterschieden. Diese Unterschiede entstehen während der Gehirnentwicklung und führen zu spezifischen Veränderungen in der Funktion und Struktur der Nervenzellen, insbesondere in der Vernetzung bestimmter Gehirnregionen.

Wichtig zu wissen ist, dass genetische Faktoren eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Autismus-Spektrum-Störungen spielen. Sie sind die Hauptursache für diese neurologischen Unterschiede. Neben den genetischen Grundlagen können auch bestimmte Risikofaktoren das Risiko für die Entwicklung von ASS beeinflussen:

  • ein höheres Lebensalter der Eltern,
  • schwere Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft,
  • die Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft.

Diese Faktoren können zusätzlich zur genetischen Veranlagung das Risiko für die Entwicklung von Autismus-Spektrum-Störungen erhöhen.

Symptome

Die Symptome der Erkrankung variieren von Kind zu Kind. Auch die Ausprägung der Entwicklungsstörung ist nicht bei jedem Kind gleich. Typisch für das Asperger-Syndrom sind beispielsweise:

  • Probleme mit der sozialen Interaktion

    Die betroffenen Kinder haben meist wenig Interesse am Spielen mit anderen Kindern. Sie zeigen zudem kaum Bereitschaft ihre Nahrung oder ihr Spielzeug zu teilen. Deshalb fällt es ihnen auch schwer Freundschaften zu schließen.

  • nonverbale Kommunikationsprobleme

    Am Asperger-Autismus erkrankte Kinder versuchen den direkten Blickkontakt so gut es geht zu meiden, da sie große Schwierigkeiten haben die Mimik und Gestik anderer zu deuten. 

  • fehlende Empathiefähigkeit 

    Betroffenen fällt es schwer sich in die Gefühlswelt anderer Personen hineinzuversetzen und Empathie zu zeigen. Sie neigen eher dazu direkt und ehrlich ihre Meinung zu äußern, auch in unpassenden Situationen.

  • Probleme mit wechselseitigen Gesprächen 

    Das ständige Reden über selbstgewählte Themen und die fehlende Fähigkeit zu erkennen, wann es dem Gegenüber zu viel wird, ist ein weiteres typisches Zeichen. Betroffene nehmen Redewendungen wörtlich, fühlen sich dadurch angegriffen und erkennen Sarkasmus oder Ironie nur sehr schwer.

  • Veränderungsängste

    Asperger-Autisten haben das starke Bedürfnis nach Beständigkeit. Sie lehnen Veränderungen jeglicher Art ab und sind in der Regel sehr unflexibel beim Einstellen auf neue Situationen und Gegebenheiten.

  • zwanghafte und ritualisierte Verhaltensweisen

    Betroffene bevorzugen eine möglichst gleichbleibende Gestaltung ihrer äußeren Umgebung und Tagesabläufe. Hilfreich kann auch die Wiederholung vermeintlich sinnloser Dinge in immer gleicher Art und Weise sein.

  • sensorische Auffälligkeiten

    Typisch für das Asperger-Syndrom ist die Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Geräuschen, Gerüchen, Geschmäckern oder Berührungen.

  • stereotyper Sprachgebrauch

    Eine monotone Art zu sprechen und eine unangepasste Sprechgeschwindigkeit oder Lautstärke sind typisch für die Erkrankung. Asperger-Autisten sprechen oft nur, um ihre Bedürfnisse mitzuteilen oder Informationen zu geben und nicht aus Geselligkeit.

  • Spezialinteresse

    Betroffene haben meist ein besonders starkes Interesse an einem bestimmten Thema aus ungewöhnlichen Interessengebieten. In einigen Fällen geht das Spezialinteresse mit einer außergewöhnlichen Begabung in einem speziellen Bereich, wie beispielsweise Mathe oder Kunst einher.

  • eingeschränkte Motorische Fähigkeiten

    Asperger-Autisten sind oft eher grobmotorisch und haben eine unausgeprägte Körperkoordination. Sie verhalten sich oft ungeschickt.

Beachten Sie: Einzelne Auffälligkeiten bedeuten nicht zwangsläufig, dass eine autistische Erkrankung vorliegt. Sie haben einen konkreten Verdacht? Dann vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Kinderarzt oder sprechen Sie Ihre Beobachtungen im Zuge der U-Untersuchungen an.

Diagnostik

A-Content Selektivverträge Kinderarztvertrag

Um das Asperger-Syndrom zu erkennen, ist eine umfassende und komplexe Diagnostik erforderlich. Damit ein individueller Therapieplan erstellt werden kann, ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Bei konkreten Anzeichen kann Ihr Kinderarzt eine Überweisung für spezielle Facheinrichtungen ausstellen. Die finale Diagnose wird jedoch oft erst nach langer Beobachtung gestellt.

Soweit möglich, können auch spezielle Fragebögen für Patienten und Angehörige ausgefüllt werden und bei der Diagnosefindung unterstützen. Mittels einer umfangreichen körperlichen, psychiatrischen, neurologischen und labormedizinischen Untersuchung grenzt der Kinder- und Jugendpsychiater andere Krankheitsbilder wie Epilepsie, ADHS, Angst-, Zwangs- und Tic-Störungen ab.

Behandlung bei Kindern mit Asperger-Syndrom

Ist das Asperger-Syndrom final diagnostiziert, werden individuelle Behandlungsziele zusammen mit dem behandelnden Arzt festgelegt.

Diese Ziele sind unter Anderem abhängig von:

  • der Art und Ausprägung der Beeinträchtigungen,
  • dem Alter des Kindes,
  • dem Leidensdruck des Kindes und der Angehörigen,
  • den persönlichen Lebenszielen, Wünschen und Vorstellungen des Kindes, sofern diese benannt werden können,
  • weiteren Erkrankungen.

Die Behandlung der Erkrankung geht mit individuellen Förder- und Betreuungsangeboten aus den verschiedensten Bereichen einher. Im Bereich der verhaltenstherapeutischen Ansätze trainieren Asperger-Autisten ihre sozialen und kommunikativen Fähigkeiten in der Gruppe und erlernen mithilfe verschiedener Übungen den Umgang mit ihren Emotionen. In der Regel erfolgt die Behandlung ambulant, teilstationär und im niedrigschwelligen Bereich. Das niederschwellige Angebot meint dabei ein Unterstützungsangebot, welches zur Begleitung einer Beschäftigung im Freizeitbereich von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer Autismus-Spektrum-Störung dient. Eine Kostenübernahme der sozialen und heilpädagogischen Maßnahmen kann direkt über das Sozialamt erfolgen.

Besteht akuter Bedarf einer engmaschigen Behandlung, ist das Asperger-Syndrom besonders ausgeprägt oder liegen weitere psychische Erkrankungen vor, kann eine Rehabilitationsmaßnahme für Kinder hilfreich sein. Damit die AOK Sachsen-Anhalt eine Kostenübernahme prüfen kann, reichen Sie eine entsprechende Verordnung zusammen mit den Antragsunterlagen durch Ihren behandelnden Arzt ein. Arzneimittel werden selten und in der Regel nur begrenzt eingesetzt, beispielsweise zur Behandlung von möglichen Begleiterkrankungen wie Depressionen, Zwangsstörungen oder Hyperaktivität.

Pflegegrad möglich

Autismus und Asperger gelten gemäß Sozialgesetz als Behinderung und begründen einen Pflegegrad, wenn die Auswirkungen stark lebenseinschränkend sind und ein großer Unterstützungsbedarf erforderlich ist. Auch die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises ist möglich. 

Sie haben Fragen dazu? Wir beraten Sie gern ausführlich vor Ort, kostenfrei per Telefon oder auch per Video.

Wo finden Eltern Hilfe?

Neben den zahlreichen therapeutischen Angeboten ist vor allem vom Elternhaus viel Verständnis für die Erkrankung erforderlich. Ein guter Therapieerfolg lässt sich oft nur durch ein vertrautes Umfeld, viel Unterstützung und Verständnis erzielen.

In Selbsthilfegruppen können Sie sich mit anderen betroffenen Eltern auszutauschen. 

Gut zu wissen

    Ergebnisse werden geladen

    Jetzt bei der AOK Sachsen-Anhalt versichern

    Registrieren Sie sich schnell und unkompliziert bei unserer Online-Anmeldung.

    Mitglied werden

    Kontakt zur AOK Sachsen-Anhalt