Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Neben- und Wechselwirkungen

Eine Frau prüft Ihre Tabletten nach Nebenwirkungen

Wenn Tabletten körperliche Beschwerden verursachen

In der modernen Medizin sind Medikamente häufig eine unverzichtbare Hilfe. Sie können Schmerzen lindern, Infektionen heilen, chronische Krankheiten behandeln und somit das Leben von Millionen von Menschen verbessern. Trotz der vielen Vorteile sind Medikamente nicht ohne Risiken zu betrachten. Neben- und Wechselwirkungen gehören zu den häufigsten Herausforderungen bei der Medikamenteneinnahme. Am häufigsten erfahren Patienten einen Appetitverlust, Übelkeit, Völlegefühl, Verstopfungen oder Durchfall. Bei älteren Menschen können Nebenwirkungen sogar bis hin zu Magenbluten, Nierenschäden, Stürzen oder Verwirrtheit reichen.

In unserem Beitrag erfahren Sie mehr zu den Gefahren von Neben- und Wechselwirkungen und wie Sie ihnen am besten vorbeugen können.

Wussten Sie schon, dass...:

  • Sie Nebenwirkungen auch selbst melden und entsprechend verlinken können?
  • wir im Rahmen des GESUNDESKONTO einen Zuschuss in Höhe von 40 Euro für OTC-Arzneimittel zahlen?
  • bestimmte Lebensmittel Wechselwirkungen mit Medikamenten hervorrufen können?
Eine Frau befürchtet Wechselwirkungen und prüft den Beipackzettel

Was sind Nebenwirkungen?

„Unerwünschte Arzneimittelwirkungen“ (UAW) werden umgangssprachlich als Nebenwirkungen bezeichnet. Darunter versteht man unerwünschte und unangenehme Wirkungen, die bei der Medikamenteneinnahme zusätzlich zur beabsichtigten therapeutischen Wirkung auftreten. Sie können mild oder schwer ausgeprägt sein und sowohl unmittelbar nach der Einnahme als auch erst nach längerer Zeit auftreten. Jeder Mensch reagiert dabei unterschiedlich. Selbst identische Medikamente können bei verschiedenen Personen unterschiedliche Nebenwirkungen hervorrufen. Typische Nebenwirkungen sind unter anderem:

Magen-Darm-Beschwerden

Viele Medikamente, insbesondere Schmerzmittel, können Magenbeschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Verstopfungen verursachen. Bei langfristigem Gebrauch von NSAIDs kann es vor allem bei älteren Menschen zu Magen-Darm-Blutungen kommen.

Müdigkeit oder Schläfrigkeit

Beruhigungsmittel, Antidepressiva oder Antihistaminika können das zentrale Nervensystem beeinflussen und zu Müdigkeit führen. Dadurch beeinträchtigen sie auch die Arbeits- und Verkehrstüchtigkeit stark.

Schwindel oder Kopfschmerzen

Schwindel und Kopfschmerzen können bei verschiedenen Medikamenten auftreten, insbesondere bei solchen, die das Herz-Kreislauf-System beeinflussen, wie Blutdrucksenker oder Diuretika.

Ein Mann bemerkt Müdigkeit als Nebenwirkung beim Autofahren

Hautausschläge und allergische Reaktionen

Antibiotika oder andere Medikamente können Hautreaktionen wie Rötungen, Juckreiz oder Ausschläge verursachen. Diese Reaktionen können sogar lebensbedrohlich werden, wie zum Beispiel bei einer Anaphylaxie.

Gewichtszunahme

Hormonelle Medikamente oder bestimmte Antidepressiva können das Gewicht beeinflussen und zur Gewichtszunahme führen.

Häufigkeit von Nebenwirkungen

Wie häufig es zu Nebenwirkungen kommt, variiert stark. Auf Beipackzetteln werden die Nebenwirkungen nach ihrer Häufigkeit in folgende Kategorien, zum Beispiel nach der European Medicines Agency (EMA), unterteilt: 

  • sehr häufig: tritt bei mehr als 1 von 10 Personen auf
  • häufig: tritt bei 1 bis 10 von 100 Personen auf
  • gelegentlich: tritt bei 1 bis 10 von 1.000 Personen auf
  • selten: tritt bei 1 bis 10 von 10.000 Personen auf
  • sehr selten: tritt bei weniger als 1 von 10.000 Personen auf

Ursachen von Nebenwirkungen

Nebenwirkungen entstehen durch die Interaktion eines Medikaments mit dem Körper. Das Medikament entfaltet seine Wirkung dabei nicht nur auf das gewünschte Organ oder die beabsichtigte Stelle, sondern kann auch andere Bereiche beeinflussen. Diese nicht gezielten Wirkungen können unerwünschte Effekte hervorrufen. Die genauen Ursachen von Nebenwirkungen können vielfältig sein und hängen von verschiedenen Faktoren ab:

  • Dosierung

    Eine höhere Dosis erhöht auch das Risiko von Nebenwirkungen. Sowohl zu niedrige als auch zu hohe Dosen können das Gleichgewicht im Körper stören und unerwünschte Reaktionen auslösen.

  • Dauer der Einnahme

    Eine langfristige Einnahme kann die Anfälligkeit für Nebenwirkungen erhöhen. Gründe dafür sind, dass sich der Körper an das Medikament gewöhnt oder es zu einer Ansammlung von Substanzen im Körper kommt.

  • Unregelmäßige Einnahme

    Bei einer unregelmäßigen Medikamenteneinnahme können im schlimmsten Fall Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Schlaganfälle auftreten. Eine konsequente Einnahme ist besonders wichtig bei Medikamenten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in bestimmter Dosis eingenommen werden müssen.

  • Individuelle Empfindlichkeit

    Die Genetik, das Alter und Geschlecht sowie Vorerkrankungen spielen eine wichtige Rolle bei der Reaktion auf Medikamente. Zudem reagieren einige Menschen empfindlicher und entwickeln schneller Nebenwirkungen.

  • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

    Die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente kann die Wirkung verstärken oder abschwächen und so auch das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.

  • Ernährungsstil und Lebensweise

    Bestimmte Lebensmittel und Lebensgewohnheiten, wie Alkohol und Rauchen, können die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. Sie können auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen.

Was sind Wechselwirkungen?

Wechselwirkungen entstehen, wenn zwei oder mehr Substanzen miteinander interagieren beziehungsweise sich gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen. Hierbei handelt es sich häufig um Medikamente, aber auch Lebensmittel, Alkohol oder Nahrungsergänzungsmittel. Sie können die Medikamentenwirkung entweder verstärken oder abschwächen, aber auch unerwartete gesundheitliche Probleme verursachen. Typische Beispiele für Wechselwirkungen sind:

Eine Pflegekraft erklärt einem Senior, welche Medikamente Wechselwirkungen hervorrufen

Antibiotika und die Antibabypille: Einige Antibiotika, wie zum Beispiel Rifampicin, können die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmittel verringern.

Blutverdünner und Schmerzmittel: Die gleichzeitige Einnahme kann das Blutungsrisiko stark erhöhen, beispielsweise bei Phenprocoumon und Ibuprofen.

Grapefruitsaft und bestimmte Medikamente: Grapefruitsaft kann Enzyme in der Leber hemmen, die für den Abbau bestimmter Medikamente wie beispielsweise Statine oder Blutdruckmittel verantwortlich sind. Das führt zu einer erhöhten Konzentration der Medikamente im Blut und kann Nebenwirkungen verstärken.

Alkohol und Beruhigungsmittel (z. B. Benzodiazepine): Der Alkohol verstärkt die sedierende Wirkung, was zu extremer Schläfrigkeit, Atemdepressionen und sogar lebensbedrohlichen Zuständen führen kann.

Arten von Wechselwirkungen

Wechselwirkungen lassen sich in drei verschiedene Kategorien einteilen:

  • Pharmakokinetische Wechselwirkungen

    Pharmakokinetische Wechselwirkungen entstehen, wenn das Medikament den Körper auf unerwünschte Weise beeinflusst. Sie hängen mit der Aufnahme, der Verteilung, der Verstoffwechselung oder der Ausscheidung des Wirkstoffs zusammen. Die Aufnahme, der Abbau oder die Ausscheidung des Medikaments werden dabei durch ein anderes beeinflusst. Das heißt, das Medikament verändert die Konzentration eines anderen Medikaments im Körper.

  • Pharmakodynamische Wechselwirkungen

    Pharmakodynamische Wechselwirkungen treten auf, wenn zwei oder mehr Medikamente ihre Wirkungen im Körper auf eine Weise beeinflussen, die die Wirkung verstärkt, abschwächt oder verändert. Das kann eine Wechselwirkung zweier Medikamente an der gleichen oder einer unterschiedlichen Wirkstelle betreffen.

  • Nahrungswechselwirkung

    Grapefruitsaft oder grünes Gemüse, das reich an Vitamin K ist, können die Wirkung von Medikamenten wie Statinen oder Blutverdünnern beeinflussen.

Ursachen von Wechselwirkungen

Wechselwirkungen treten auf, wenn mehrere Medikamente oder Substanzen gleichzeitig im Körper vorhanden sind und miteinander interagieren. Dabei spielen folgende Faktoren eine entscheidende Rolle:

Stoffwechsel in der Leber

Viele Medikamente werden in der Leber durch bestimmte Enzyme abgebaut. Wenn ein zweites Medikament dasselbe Enzym benötigt oder dessen Aktivität hemmt oder fördert, kann es zu einer verzögerten oder beschleunigten Verstoffwechselung kommen.

Bindung an Proteine im Blut

Manche Medikamente binden sich an Plasmaproteine im Blut. Wenn mehrere Medikamente um die gleichen Bindungsstellen konkurrieren, kann das die Wirksamkeit verändern.

Ausscheidung über die Nieren

Einige Medikamente werden über die Nieren ausgeschieden. Wenn zwei Medikamente den gleichen Ausscheidungsweg nutzen, kann es zu einer erhöhten Konzentration eines oder beider Medikamente im Körper kommen. Die beiden Medikamente konkurrieren um den gleichen Ausscheidungsprozess, wodurch eines oder beide Medikamente langsamer abgebaut und ausgeschieden werden. Folgen davon sind eine Anhäufung von Medikamenten im Blut, eine Überdosierung sowie Nieren- oder Leberschäden.

Wirkung auf die gleichen Rezeptoren

Medikamente, die auf gleiche Rezeptoren oder Systeme im Körper wirken, können sich gegenseitig verstärken oder abschwächen. 

Ein Mann spürt Nebenwirkungen nach Medikamenteneinnahme

Wie häufig sind Neben- und Wechselwirkungen?

Neben- und Wechselwirkungen kommen häufiger vor, als viele denken. Besonders bei älteren Menschen, die oft mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, ist das Risiko erhöht. Etwa fünf bis zehn Prozent der Krankenhausaufenthalte älterer Menschen sind auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen. Aber auch Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Personen, die regelmäßig rezeptfreie Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko.

Neben- und Wechselwirkungen vorbeugen

Die Prävention von Neben- und Wechselwirkungen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Patienten und dem Gesundheitsdienstleister. Um die Wahrscheinlichkeit für Neben- oder Wechselwirkungen zu verringern, können Sie folgende Tipps umsetzen:

  1. Informieren Sie Ihren Arzt immer über alle Medikamente, die Sie einnehmen. Das gilt auch für rezeptfreie Medikamente und pflanzliche beziehungsweise homöopathische Mittel sowie Nahrungsergänzungsmittel.
  2. Prüfen Sie gemeinsam, ob die Einnahme der Medikamente wirklich notwendig ist oder, ob es auch alternative Wege zur Linderung der Beschwerden gibt.
  3. Lesen Sie den Beipackzettel aufmerksam. Dieser enthält wichtige Informationen über mögliche Neben- und Wechselwirkungen.
  4. Besonders wenn Sie mehrere Medikamente einnehmen, empfiehlt es sich, ein Arzneimittelverzeichnis zu führen. Dies können Sie bei jedem Arztbesuch vorzeigen.
  5. Setzen Sie Medikamente nicht eigenmächtig ab oder kombinieren Sie sie.
  6. Beachten Sie die Lebensmittelinteraktionen einiger Medikamente.
  7. Ein gut strukturierter Medikamentenplan hilft ihnen dabei, die korrekte Einnahme sicherzustellen.

Wenn Sie unsicher sind, ob bestimmte Medikamente zusammen eingenommen werden dürfen, hilft Ihnen der AOK-Clarimedis weiter. Hier werden Ihnen auch Fragen zu Neben- oder Wechselwirkungen beantwortet.

Zudem sind in Ihrer elektronischen Patientenakte alle verschriebenen Arzneimittel hinterlegt. So können Sie besser den Überblick behalten.

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