Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Antibiotika richtig anwenden

Einer Seniorin sitzt auf einem Sofa und hält eine Tablette sowie ein Wasserglas in der Hand.

Antibiotika helfen bei bakterieller Infektion 

Die Entdeckung und damit auch die Anwendung von Antibiotika gehört zu den wichtigsten medizinischen Fortschritten im 20. Jahrhundert. Erkrankungen, die durch Bakterien verursacht werden, können seitdem wirksam behandelt werden. Der häufig sorglose Umgang mit Antibiotika führt häufig dazu, dass sich Resistenzen entwickeln und damit Behandlungen unwirksam werden. In unserem Artikel erfahren Sie, was Sie bei der Einnahme beachten sollten und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Wussten Sie schon, dass…

  • Sie sich bei bestimmten Erkrankungen eine ärztliche Zweitmeinung einholen können?
  • Antibiotika bei Erkrankungen wie Grippe, die durch Viren verursacht werden, wirkungslos sind?
  • der CRP-Schnelltest hilft, unnötige Antibiotikaverordnungen zu vermeiden?

Was ist ein Antibiotikum?

Antibiotika sind verschreibungspflichtige Medikamente und werden zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt, wie zum Beispiel bei Mandel- oder Lungenentzündungen. Dabei verhindern sie die Vermehrung der Bakterien oder töten sie ab. Der Ursprung der Antibiotika liegt in der Natur. Eher zufällig wurde im frühen 20. Jahrhundert entdeckt, dass Schimmelpilze Stoffe produzieren, die Bakterien abtöten. Daher waren die ersten Antibiotika Stoffwechselprodukte verschiedener Bakterien und Pilze. Inzwischen wurde eine Vielzahl an Bakterien abtötenden Stoffen entdeckt. Diese Stoffe bilden sich zum einem natürlich, können aber ebenso synthetisch im Labor hergestellt werden. Zusammenfassend werden alle diese Stoffe Antibiotika genannt. 

Grundsätzlich sind Antibiotika verschreibungspflichtig und nicht frei verkäuflich. Die Ärztin bzw. der Arzt entscheidet, ob ein Antibiotikum notwendig ist und wenn, welches eingenommen werden soll, um effizient zu wirken. Antibiotika wirken nicht gegen Erkrankungen, die durch Viren ausgelöst werden wie zum Beispiel bei grippalen Infekten oder Erkältungskrankheiten Diese Annahme ist häufig ein Missverständnis.

Ein Mann sitzt nachdenklich auf einem Sofa.
Eine Seniorin hält sich den Kopf während sie auf einem Sofa sitzt.
Frau in eine Decke gehüllt

Antibiose - Wie wirkt ein Antibiotikum?

Werden Antibiotika zur Therapie bei Infektionskrankheiten eingesetzt, wird in der Medizin von einer Antibiose gesprochen. Der Begriff Antibiose bezeichnet in der Biologie die Beziehung zwischen einzelnen Individuen oder Gruppen verschiedener Arten. Für einen der Beteiligten bringt diese Verbindung Nachteile mit sich, da sein Wachstum gehemmt bzw. abgetötet wird. Genauer bedeutet das, dass Antibiotika die Zellteilung oder den Stoffwechsel so stören, so dass Bakterien sich nicht mehr vermehren können. Das hilft dem Körper enorm bakterielle Infektionen zu bekämpfen. Allerdings wirkt nicht jedes Antibiotikum gegen jedes Bakterium. Daher werden verschiedene Antibiotika zur Therapie eingesetzt.  

  • Breitband oder Breitspektrum-Antibiotika
    Diese Antibiotika sind sogenannte „Alles-Könner“. Sie werden eingesetzt , wenn der Körper gegen mehr als einen Erreger kämpft.
  • Schmalspektrum-Antibiotika 
    Sie wirken gezielt gegen bestimmte Bakteriengruppen.
  • Reserveantibiotika
    Das sind spezielle Antibiotika, die bei besonders schweren Infektionen wie multiresistenten Keimen, beispielsweise beim Krankenhauskeim MRSA, eingesetzt werden.

Antibiotika einnehmen - das sollten Sie beachten

Grundsätzlich wird ein Antibiotikum von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt entweder in Form von Tabletten oder bei Kindern häufig als Saft verschrieben. Dabei wird der Wirkstoff, die Einnahmedauer als auch die Dosierung genau auf Ihr Krankheitsbild abgestimmt. Deshalb ist es besonders wichtig, Antibiotika immer genau nach Vorschrift einzunehmen. 

Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt im Vorfeld über bestehende Erkrankungen oder Allergien, da dies Einfluss auf die Wahl des Antibiotikums hat. Dies gilt auch, wenn Sie schwanger sind oder stillen. Es ist ratsam, das Antibiotikum so lange einzunehmen wie es Ihnen verordnet wurde und das unabhängig davon, ob Ihre Beschwerden früher abklingen. 

  • Folgendes ist bei der Einnahme von Antibiotika zu beachten:
    • Halten Sie die Einnahmezeiten ein, damit der Wirkstoffspiegel im Körper gleichmäßig bleibt.
    • Beachten Sie, ob die Einnahme vor oder nach den Mahlzeiten erfolgen soll.
    • Die Einnahme sollte in der Regel mit Wasser erfolgen. Milch, Kaffee und Säfte beeinflussen die Wirkung des Antibiotikums.
    • Das Medikament sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin abgesetzt werden.
    • Teilen Sie Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt mit, wenn unerwünschte Nebenwirkungen oder Auffälligkeiten auftreten.
    • Bleiben nach der Behandlung Tabletten übrig, entsorgen Sie diese im Hausmüll und nicht in der Toilette.
    • Geben Sie restliche Tabletten nicht an andere weiter oder heben sie für eine spätere Behandlung auf.
    • Frauen, die die Pille nehmen, sollten zusätzlich nicht-hormonelle Verhütungsmittel wie Kondome verwenden. Antibiotika können die Wirkung der Pille beeinträchtigen.

Antibiotika und Alkohol

Generell sollte bei einer Antibiotikabehandlung in jeglicher Form auf Alkohol verzichtet werden. Denn Alkohol kann die Wirksamkeit des Antibiotikums beeinflussen und den Körper zusätzlich belasten. Antibiotika greifen in Stoffwechselprozesse ein, so dass Alkohol nicht abgebaut werden kann oder die Wirksamkeit der Antibiotika durch Alkohol gehemmt wird. Daher kann die Kombination von Alkohol und Antibiotika zu verschiedenen Wechselwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Atemnot, Blutdruckabfall und Herzrhythmusstörungen führen. 

Während der Antibiotikaeinnahme ist auch zu bedenken, dass Mundspülungen oder andere Medikamente Alkohol enthalten und somit die Wirkung der Antibiotika hemmen können.

Nahrungsmittel können Wirksamkeit von Antibiotika beeinflussen

Junger Mann sitzt an seinem Heimarbeitsplatz. Er hält einen grünen Apfel in der Hand.

Auch Nahrungsmittel können die Wirksamkeit von Antibiotika beeinflussen. Dazu zählen insbesondere Milchprodukte. Das in Milch enthaltene Calcium kann die Aufnahme des Antibiotikums verzögern oder verringern. Nach der Einnahme ist es daher notwendig auf den Verzehr bestimmter Milchprodukte wie Käse, Joghurt oder Butter für zwei bis drei Stunden zu verzichten. Nahrungsergänzungsmittel, die Magnesium, Eisen oder Zink enthalten, sind generell mit einem Zeitabstand von 2 Stunden zum Antibiotikum einzunehmen. Auch Zitrusfrüchte und Antibiotika vertragen sich nicht. Besonders Grapefruitsaft hemmt wichtige Stoffwechselprozesse, so dass Wirkstoffe nicht vollständig aufgenommen werden können.

Nebenwirkungen von Antibiotika

Im Allgemeinen werden Antibiotika vom menschlichen Körper gut vertragen. Trotzdem kann es zu Nebenwirkungen kommen. Die Art und Häufigkeit der Nebenwirkungen sind davon abhängig, welches Antibiotikum eingenommen wird und wie der allgemeine Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten ist. Antibiotikawirkstoffe können unter anderem die nützlichen Bakterien in Darm oder Vagina schädigen. Das führt häufig zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit oder Durchfall. Pilzinfektionen in Mund- und Rachenraum oder auch im Intimbereich können weitere unangenehme Nebenwirkungen sein. Allergische Reaktionen der Haut wie Rötungen oder Juckreiz können ebenfalls auftreten. Nach Beendigung der Einnahme bessern sich die Nebenwirkungen zunehmend oder klingen ganz ab. Auch der Bestand an nützlichen Bakterien in den Schleimhäuten bzw. die in der Darmflora erholt sich wieder. 

Antibiotikaresistenzen

Resistenzen entstehen, wenn Bakterien widerstandsfähig gegenüber dem Wirkstoff im Antibiotikum sind. Somit kann der Wirkstoff die Bakterien nicht abtöten und ist dementsprechend nicht mehr wirksam. Infizieren sich Patienten mit resistenten Erregern, kann das lebensbedrohliche Folgen haben. Besonders kritisch ist es, wenn Bakterien gegen mehrere Antibiotika unempfindlich werden. Dann besteht eine sogenannte Multiresistenz.

Gründe für Resistenzen

Bakterien können das menschliche Erbgut verändern und neue Eigenschaften entwickeln, die sie unempfindlich gegenüber Antibiotika-Wirkstoffen machen. Wird die Antibiotikabehandlung daher vorzeitig abgebrochen, werden diese nicht komplett abgetötet und vermehren sich erneut. Besonders der zu häufige Einsatz von Antibiotika unterstützt die Vermehrung der resistent gewordenen Erreger. 

Zu den resistenten Bakterien gehört zum Beispiel der MRSA Keim, der sogenannte Krankenhauskeim. Der MRSA Keim siedelt sich bei gesunden Menschen auf der Haut und in Schleimhäuten an, ohne uns krank zu machen. Gelangen diese Bakterien jedoch über Wunden in den Körper, können Infektionen ausbrechen. Da der MRSA Keim gegen viele Antibiotika resistent ist, sind Infektionen besonders schwer therapierbar.

Resistenzen vermeiden

Frau mit Teetasse

 

In der Medizin gilt der Grundsatz zum Einsatz von Antibiotika: So oft wie notwendig, so selten wie möglich. 

Antibiotika sind verantwortungsvoll einzusetzen. Bei den meisten Erkältungs- und Grippeerkrankungen ist keine Antibiotikabehandlung notwendig. Hier sind Viren Auslöser der Infekte und der Einsatz als auch die Wirkung von Antibiotika ist hier nutzlos.

AOK Sachsen-Anhalt übernimmt Antibiotika-Schnelltest

Erkranken Sie an einer Infektion, ist es zunächst nicht leicht zu unterscheiden, ob es sich um eine bakterielle oder eine virale Infektion handelt, da sich die Krankheitssymptome ähneln können. Besteht der Verdacht auf eine bakterielle Infektion der oberen Luftwege, kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt einen Antibiotika-Schnelltest, den sogenannten CRP Schnelltest, veranlassen. Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die Kosten des Tests beim Haus- oder Kinderarzt sowie beim Pulmologen oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt.

Dabei wird Ihr Blut auf die Konzentration des C-reaktiven Proteins CRP untersucht. Das Testergebnis liegt innerhalb von 5 Minuten vor. Wird ein niedriger CRP Wert angezeigt, liegt keine bakterielle Entzündung vor und es kann auf eine unnötige Einnahme des Antibiotikums verzichtet werden.

Antibiotika bei Kindern

Die Kinderärztin oder der Kinderarzt wägt bei einer bakteriellen Infektion genau ab, welches Antibiotikum für Ihr Kind geeignet ist. Die Dosierung des Antibiotikums wird genau auf das Körpergewicht und das Alter Ihres Kindes abgestimmt. 

Damit die Einnahme erleichtert wird, werden für Kinder in der Regel Antibiotikasäfte verschrieben. Ist eine Antibiotikabehandlung bei Säuglingen notwendig, kann es mit Hilfe einer Pipette oder Spritze ohne Nadel verabreicht werden. 

Wichtig ist, dass das Antibiotikum genau nach Anleitung und Dosis gegeben wird, damit der Behandlungserfolg sichergestellt ist. Wird das Antibiotikum nach der ersten Stunde der Einnahme nicht vertragen und bspw. ausgespuckt oder erbrochen, muss die Einnahme wiederholt werden. Wiederholt sich dies vermehrt, sollten sich Eltern in diesen Fällen schnellstmöglich an kinderärztliches Fachpersonal wenden. 

Fazit:
Antibiotika helfen gezielt bei bakteriellen Infektionen und sind nicht wirksam bei Erkältungskrankheiten, die häufig durch Viren ausgelöst werden. Die unnötige oder falsche Einnahme als auch das vorzeitige Abbrechen der Einnahme führen dazu, dass Antibiotika ihre Wirksamkeit gegen bakterielle Infektionen verlieren und wenn es wirklich darauf ankommt, nicht mehr helfen. Deshalb gilt, dass die Antibiotika-Einnahme immer zwingend in Rücksprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt erfolgen sollte. Antibiotika sind in Deutschland rezeptpflichtig. Auf eine Selbstmedikation durch einen rezeptlosen Einkauf im Internet oder im Ausland sollten Sie generell verzichten.

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