Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Mikroplastik

Eine junge Frau nutzt Hautcreme mit Polymeren im Gesicht

Kleine Teilchen, große Auswirkungen

In den letzten Jahren hat das Thema Mikroplastik zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Diese winzigen Plastikpartikel, die auf verschiedenen Wegen in die Umwelt gelangen und erhebliche gesundheitliche Risiken bergen, finden sich vor allem in Nahrungsmitteln, Kosmetika und unserem Trinkwasser wieder. Mikroplastik verbreitet sich über die Nahrungskette leicht auf der ganzen Welt und stellt ein wachsendes Problem dar.

In unserem Beitrag beleuchten wir die unterschiedlichen Aspekte von Mikroplastik, von seiner Entstehung bis hin zu seinen potenziellen Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Zusätzlich geben wir hilfreiche Tipps, wie Sie Mikroplastik im Alltag vermeiden können.

 

Wussten Sie schon, dass…

  • eine der größten Quellen für Mikroplastik der Abrieb von Autoreifen auf Asphalt ist?
  • die AOK Sachsen-Anhalt einmal im Jahr Kurse für Ernährungsberatung bezuschusst?
  • bis zu 2000 Kunstfasern aus Fleece- oder Velourstoffen pro Waschgang über Fließgewässer ins Meer gelangen?

Was ist Mikroplastik?

Laut der Definition der Vereinten Nationen und dem Umweltamt für Mikroplastik handelt es sich bei den Plastikartikeln um feste, unlösliche, partikuläre, nicht biologisch abbaubare synthetische Polymere, die kleiner als fünf Millimeter sind. Je nach Größe und Beschaffenheit haben die Teilchen unterschiedlich lange Abbauzeiten. Kläranlagen gelingt es nur bedingt Mikroplastik zu filtern, sodass der übrige Teil ins Meer und so wieder den Weg in unseren Nahrungskreislauf findet. Mikroplastik wird in zwei Hauptkategorien unterteilt:

  • Primäres Mikroplastik

    Typ A 

    Bei der Kategorie A handelt es sich um Mikroplastik welches als Chemikalie absichtlich hergestellt und direkt Produkten zugesetzt werden. Beispiele hierfür sind Granulate in Kosmetikprodukten wie Peelings und Zahnpasta sowie in der Medizin Wirkstoffe von Arzneien. Die Plastikpartikel, sogenannte Basispelltes, oder auch „Nurdles“, bilden das Grundmaterial für die Plastikproduktion.

     

    Typ B

    Primäres Mikroplastik der Kategorie B sind Kunststoffpartikel, die bei der Nutzung von Kunststoffprodukten entstehen und so direkt in unsere Umwelt gelangen. Einige Beispiele sind der Abrieb von Autoreifen oder Fasern aus synthetischen Textilien, die durch Waschen in unser Abwasser gelangen.

  • Sekundäres Mikroplastik 

    Sekundäres Mikroplastik entsteht durch die physikalische, biologische oder chemische Zersetzung von größeres Plastikabfällen, beispielsweise durch Umweltbedingungen wie UV-Strahlung, Wind, Wellen oder dem mikrobiellen Abbau durch Bakterien. Aufgrund der Oberflächeneigenschaften wirkt Kunststoff wie ein Magnet. So werden Kunststoffreste unbeabsichtigt durch Waschen von Textilien, Absplittern von Farbe oder etwa Reifenabrieb in die Umwelt freigesetzt. 

    Auch achtloses Wegwerfen von Getränke- und Take-away-Verpackungen tragen zur Entstehung sekundären Mikroplastiks bei.

Wie kommt Mikroplastik in unsere Umwelt?

Mikroplastik gelangt über indirekte oder direkte Eintragswege in unsere Umwelt:

  • Indirekt

    Kunststoffgegenstände beziehungsweise Kunststoffmüll zerfallen durch UV-Strahlung, Oxidation und mechanische Einwirkungen in immer kleinere Bestandteile. So entstehen Milliarden von Mikroplastikpartikeln, die je nach individueller Zusammensetzung in Wasser, Boden und Luft verteilt werden.

  • Direkt

    Auf direktem Weg gelangt Mikroplastik durch Reifenabrieb, synthetische Textilfasern oder auch Pflegeprodukte wie Peelings in die Umwelt. Auch industrielles Abwasser oder ein unzureichendes Abfallmanagement bilden eine große Eintragsquelle für Mikroplastik in unser Ökosystem.

Wo Mikroplastik enthalten ist

Mikroplastik ist in vielen Produkten des alltäglichen Lebens präsent. Es wurde in Meeresfrüchten, Trinkwasser, Bodenproben und sogar in der Luft nachgewiesen. Für Verbraucher ist es oft schwer anhand der Verpackung etwas über die Aufgabe und Konzentration des enthaltenen Kunststoffes zu erfahren. Grundsätzlich gilt: die Reihenfolge, in der die Inhaltsstoffe auf der Verpackung gelistet sind, gibt Aufschluss über die Konzentration im Produkt (erste Stelle = höchste Konzentration).

Eine Frau benutzt nach dem Duschen Crem mit Mikroplastik

Falls Sie auf der Verpackung den Begriff “Polymer” finden, ist eindeutig Kunststoff enthalten. Hier finden Sie eine Übersicht polymerer Stoffe, die in Produkten enthalten sein können:

  • Polyethylen (PE)
  • Polypropylen (PP)
  • Polymethylmethacrylat (PMMA)
  • Nylon (PA)
  • Polyurethan (PUR)
  • Acrylates Copolymer und Acrylates Crosspolymer
  • Copolymer
  • Dimethicone
  • Polysiloxane
  • Poloxamer
  • Polydextrose (E 1200)

Kosmetikartikel

In Kosmetik findet sich Mikroplastik beispielsweise als Schleifpartikel in Zahnpasten, in Peeling-Produkten, als Bindemittel in Cremes oder Lippenstiften oder in Flüssigwaschmittel zum Erhalt der Konsistenz. Aber auch in Putzlappen oder Schwämmen wurden Plastikfasern nachgewiesen.

Mikroplastik in Lebensmitteln

Einige Fischarten, Meeresfrüchte, Muscheln, Meersalz, Mineralwasser, Honig, Zucker, Bier, Mineralwasser oder Milchprodukte enthalten Mikroplastik. Eine Studie des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR) hat die Aufnahme von Mikropartikeln in Epithelzellen im menschlichen Darm nachgewiesen.

Mikroplastik vermeiden: Nachhaltige Alternativen für den Alltag 

  • Kosmetik und Körperpflege

    Verwenden Sie zertifizierte Naturkosmetik mit entsprechenden Siegeln, beziehungsweise vorrangig Produkte, die Zuckertenside, Kieselsäure, Leinsamen oder Heilerde enthalten. Für Ihre Pflegeroutine empfiehlt es sich, auf Kosmetik, die frei von Mikroplastik ist sowie waschbare Abschmink-Pads und Peelinghandschuhe zurückzugreifen. Eine gute Alternative zu herkömmlichen Damen-Hygieneartikeln können Menstruationsunterwäsche, Menstruationstassen oder waschbare Binden sein.

    Haben Sie schonmal versucht Ihr Peeling, die Lippenpflege, Badezusätze oder Deo selbst herzustellen? Mit wenigen Zutaten stellen Sie Ihre eigene Kosmetik her und können sichergehen, dass kein Mikroplastik enthalten ist.

    Sie sind sich unsicher über die Inhaltstoffe Ihrer Kosmetik? Die ToxFox App vom BUNDkann Ihnen helfen, zu erkennen, ob Ihre Produkte frei von Mikroplastik ist.

  • Lebensmittel und Kochen 

    Lebensmittel aus dem eigenen Anbau schmecken nicht nur besser, sie schonen auch unsere Umwelt und reduzieren Plastik. Wenn Sie zuhause nichts anbauen können, empfiehlt es sich, bewusst saisonal auf regionalen Bauernhöfen oder in Unverpacktläden einzukaufen. Verzichten Sie zudem auf Plastikbeutel beim Einkauf für Obst und Gemüse und nutzen Sie stattdessen Einkaufsnetze oder Beutel. Vermeiden Sie den Kauf von Plastikflaschen oder Einmalprodukten, wie Einweggeschirr. Bei Babyflaschen oder Nuckeln sollten Sie auf das Siegel „BPA-frei“ achten.

  • Kleidung

    Die Freigabe synthetischer Fasern durch unsere Kleidung erfolgt bereits bei der Produktion, dem Transport und später dann durch das Waschen und Tragen. Indem Sie auf nachhaltige Kleidung, wie ökologische Mode oder Kleidung aus recycelten Fasern setzen, können Sie dazu beitragen, Mikroplastik in unserer Umwelt ein Stück weit zu reduzieren.

    Hinweis: Stellen Sie Ihre Waschmaschine nur an, wenn Sie voll ist, und vermeiden Sie es, das Flusensieb im Abfluss zu entsorgen.

  • Hausputz und Wäsche waschen 

    Setzen Sie auf Bio-Reinigungsmittel oder Produkte mit dem Label „Blauer Engel“ oder „EU-Ecolabel“. Kaufen Sie Waschpulver im Pappkarton, möglichst Nachfüllverpackungen und verzichten Sie auf Weichspüler. Eine gute Mülltrennung ist essenziell, um Mikroplastik in unserer Umwelt zu reduzieren. In vielen Regionen gibt es spezielle Müllsammelaktionen, an denen sich zunehmend mehr Menschen beteiligen.

Wie kommt Mikroplastik in den Körper?

Mikroplastik-Partikel auf Fingerkuppen

Laut Studien des WWF nehmen wir durchschnittlich bis zu fünf Gramm Mikroplastik pro Woche auf. Das geschieht über verschiedene Wege:

  • kontaminierte Luft
  • Trinkwasser, besonders Wasser aus Plastikfaschen
  • Lebensmittel
  • Staub
  • Kontamination der Nahrung durch Abrieb von Plastikverpackungen oder Schneidebrettern aus Kunststoff
  • Nutzung von Klärschlamm mit zurückgehaltenem Mikroplastik auf landwirtschaftlichen Flächen (als Dünger)

Gesundheitsrisiken durch Mikroplastik: Die stille Bedrohung 

Die Langzeitfolgen auf den menschlichen Körper sind bisher noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht. Fest steht, dass zahlreiche Studien Mikroplastik in Lebensmitteln nachgewiesen haben. Auch in sämtlichen Organgeweben, Blut, der Plazenta oder im menschlichen Stuhl wurde Kunststoff entdeckt. Um gezielte Aussagen treffen zu können, braucht es ein anerkanntes, einheitliches Analyseverfahren zur eindeutigen Bestimmung des Mikroplastikanteils. Mit dem derzeitigem Kenntnisstand der Forschung ist ein gesundheitliches Risiko aus Sicht des Bundesamts für Risikobewertung eher unwahrscheinlich. Denn viele in Kosmetikprodukten verwendeten Mikrokunststoffpartikel sind entweder zu groß, um über eine intakte Haut in unseren Körper zu gelangen oder werden über unseren Stuhl wieder ausgeschieden.

Ein Arzt tastet die Lymphknoten eines Mannes ab

Viele Studien, eine gemeinsame Aussage?

Es herrscht immer noch eine unzureichende Datenlage über den Einfluss von Mikroplastik auf unseren Körper. Eine Studie der Uni Amsterdam aus dem Jahr 2022, welche sich mit dem Nachweis von Mikroplastik im menschlichen Gefäßsystem durch Blutspenden beschäftigt, besagt:

  • in ½ der Proben wurde PET-Kunststoff (Vorkommen in Plastikflaschen) nachgewiesen
  • 1/3 der Blutproben enthielten Polystyrol (Vorkommen in Lebensmittelverpackungen)
  • in ¼ der Spenden wurde Polyethylen nachgewiesen (Vorkommen in Plastik-Tragetaschen)

 

Verschiedenste Untersuchungen haben zahlreiche schädliche Effekte auf den menschlichen Organismus nachgewiesen. Die Auswirkungen können vielseitig sein, von Gewebeveränderungen, Entzündungsreaktionen, bis hin zu toxikologischen Auffälligkeiten. Aktuell fehlen noch fundierte Aussagen, ab welcher Aufnahmemenge tatsächlich ein Gesundheitsrisiko besteht.

Abwehrmechanismen

Laut WHO ist die Aufnahme von Mikroplastik im menschlichen Körper oberhalb einer Größe von 150 Mikrometern eher unwahrscheinlich. Eine intakte Haut und gesunde Schleimhaut bilden eine effiziente Barriere gegenüber größeren Teilchen. Forschungsbedarf besteht zum Barriereverhalten erkrankter Haut oder Schleimhäute, beispielsweise nach Verletzungen oder Entzündungen.

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