Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Hochstapler-Syndrom

Eine junge Frau hat aufgrund ihres Impostor-Syndroms Angst vor der Arbeit

Die ständige Angst, aufzufliegen

„Überraschung! Du bist erwischt worden.“ So oder so ähnlich fühlen sich Menschen, die trotz ihrer Erfolge und Qualifikationen an ihren Fähigkeiten zweifeln und Angst haben, als Betrüger entlarvt zu werden. Diese ständige Angst wird als „Impostor-“ oder „Hochstapler-Syndrom“ bezeichnet. Es betrifft viele Menschen und oft ohne, dass sie sich dessen bewusst sind. Meist sind leistungsstarke Personen mit dem Phänomen konfrontiert, die mit sich selbst übermäßig kritisch sind. Für das persönliche und berufliche Leben kann das Impostor-Syndrom erhebliche Auswirkungen haben.

Schauen Sie mit uns hinter die Kulissen, was Ursachen und Anzeichen des Hochstapler-Syndroms sein können, welche Menschen betroffen sind und welche Möglichkeiten es gibt, diese starken Gefühle zu überwinden. 

 

Wussten Sie schon, dass…

  • etwa 70 Prozent der Menschen mindestens einmal in ihrem Leben unter dem Hochstapler-Syndrom leiden?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für eine medizinisch notwendige Psychotherapie übernimmt?
  • das Impostor-Syndrom auch bei Eltern und in Familien, in Beziehungen oder in der Schule auftreten kann? 
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Was ist das Impostor-Syndrom?

Der Begriff Impostorstammt aus dem Lateinischen und bedeutet Betrüger. Das Syndrom beschreibt ein psychologisches Phänomen, bei dem Betroffene das Gefühl haben, ihre Erfolge nicht zu verdienen. Sie glauben, dass sie ihre Leistungen nur durch Glück oder Täuschung erreicht haben und fürchten ständig, als Betrüger enttarnt zu werden. Trotz offensichtlicher Erfolge zweifeln Betroffene an ihren Fähigkeiten und leiden unter starken Selbstzweifeln.

Welche Ursachen gibt es für das Hochstapler-Syndrom?

Die Ursachen für das Phänomen sind vielfältig und oft tief verwurzelt. Zu den häufigsten Faktoren zählen: 

  • Erziehung

    Strenge oder kritische Eltern haben möglicherweise Einfluss darauf, dass Kinder hohe Erwartungen an sich selbst stellen. Sie haben ständig das Gefühl nicht genug zu sein, da sie gar nicht oder nur für außergewöhnlich gute Leistungen gelobt werden.

  • Vergleiche

    In einer Gesellschaft, in der Leistung und Erfolg stark betont werden, vergleichen sich viele Menschen ständig. Das kann zu Minderwertigkeitsgefühlen führen, da der eigene Erfolg als vergleichsweise gering erscheint.

  • Perfektionismus

    Menschen, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen, sind besonders anfällig für das Impostor-Syndrom. Denn sie neigen dazu, kleine Fehler zu überbewerten. Sie halten sich selbst für unzureichend, selbst wenn objektiv kein Grund dafür besteht.

  • Kulturelle und soziale Einflüsse

    Gesellschaftliche Erwartungen verstärken häufig das Gefühl, Anforderungen nicht gerecht zu werden.

Wie äußert sich das Hochstapler-Syndrom?

Das ständige Angstgefühl äußert sich durch verschiedene psychische als auch physische Symptome. Betroffene hinterfragen ständig ihre Fähigkeiten und ihre Erfolge. Sie führen den eigenen Erfolg nur auf äußere Faktoren wie Glück oder Zufall zurück und leben in der ständigen Furcht, entlarvt zu werden. Sie setzen sich selbst massiv unter Druck, Fehler zu vermeiden und vermeintliche Erwartungen zu erfüllen. Betroffene meiden neue Aufgaben und Positionen aus Angst vor dem Versagen. Andererseits bereiten sie sich übermäßig stark auf Aufgaben vor, um Misserfolgen vorzubeugen.

Welche Personen sind von dem Impostor-Syndrom betroffen?

Das Gefühl „zu betrügen“, kann jeden treffen und ist unabhängig von Alter, Geschlecht oder dem beruflichen Status. Besonders bei hochqualifizierten und erfolgreichen Menschen, die in der Karriere weit gekommen sind, tritt das Impostor-Syndrom auf. Studien belegen, dass Faktoren wie Erziehung und der familiäre Hintergrund dabei entscheidende Rollen spielen. Häufig sind Menschen betroffen, deren Eltern besonderen Wert auf Erfolg und Leistung in der Kindheit gelegt haben. Auch die Tendenz zum Perfektionismus ist ein entscheidender Faktor. Betroffene setzen sich unrealistische Maßstäbe, an denen sie sich selbst messen. Werden sie diesen nicht gerecht, zeigen sich negative Gedanken und Verhaltensweisen. Introvertierte Personen mit geringem Selbstwertgefühl sind ebenfalls stark gefährdet, das Impostor-Syndrom zu entwickeln. Oft verstärken berufliche und akademische Kontexte mit hohem Leistungsdruck das Gefühl, unzureichend zu sein.

Schwerwiegende Folgen für Betroffene 

Contemplative mature woman looking through the window

Das Hochstapler-Syndrom hat nicht nur Auswirkungen auf den Arbeitsalltag, es sind auch gesundheitliche Folgen möglich. Denn chronische Selbstzweifel und ständiger Stress haben Einfluss auf das Entstehen von Angststörungen und sind mögliche Ursachen für Depressionen. Die ständige Skepsis an den eigenen Fähigkeiten kann Karrieremöglichkeiten einschränken und das berufliche Wachstum Betroffener hemmen. In Summe hat das Auswirkungen auf eine zunehmend geringere Arbeitsleitung und die Unzufriedenheit mit der Arbeit nimmt zu. Persönliche Beziehungen werden auch durch das Verhalten der Betroffenen belastet, da sie Schwierigkeiten haben, Lob und Anerkennung anzunehmen und sich ständig beweisen wollen. In der Summe erhöht das Impostor-Syndrom die Gefahr eines Burnouts.

Wie kann man das Hochstapler-Syndrom überwinden?

Wollen Betroffene das Syndrom überwinden, erfordert dies viel Zeit und Geduld. Sie müssen lernen, Erfolge zu akzeptieren und diese als Ergebnis ihrer Fähigkeiten anzusehen. Dabei kann der Austausch mit Kollegen und Freunden helfen, die oft ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Um die Ursachen des Symptoms zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, damit umzugehen, ist professionelle Hilfe sinnvoll. Betroffene erlernen Fehler als Teil des Lernprozesses anzunehmen und eben nicht als Zeichen ihrer vermeintlichen Inkompetenz. Unser Tipp: Ein Tagebuch kann helfen, um Erfolge und Rückmeldungen, zum Beispiel von Freunden oder Kollegen zu dokumentieren. Es hilft Betroffenen zu sehen, was sie eigentlich bereits erreicht haben. 

Tipps für ein stärkeres Selbstbewusstsein

Mit diesen Tipps können Sie erfolgreich Ihr Selbstbewusstsein stärken.

  • Positive Selbstgespräche

    Ersetzten Sie negative Gedanken durch positive. Erinnern Sie sich an Erfolge und stellen sich die Frage: „Was kann im schlimmsten Fall passieren, wenn…?“

  • Realistische Ziele setzen

    Setzen Sie sich erreichbare Ziele und feiern Sie Ihre Fortschritte, anstatt sich auf Perfektion zu konzentrieren. Wagen Sie den Versuch und ziehen Sie keine Vergleiche mehr. Es wird immer jemanden geben, der es vermeintlich besser kann.

  • Lernen, Lob anzunehmen

    Akzeptieren Sie Komplimente und Anerkennung, ohne sie herunterzuspielen.

  • Achtsamkeit und Selbstfürsorge

    So banal es klingt, üben und praktizieren Sie Achtsamkeit. Sorgen Sie für Ihre physische und psychische Gesundheit, um Stress abzubauen. Denken Sie daran, nicht jeder Tag ist gleich. Es gibt gute und schlechte Tage. Haben Sie Geduld, sollten Aufgaben oder Ziele nicht so funktionieren, wie Sie es sich wünschen. Lenken Sie sich davon ab und gehen Sie erst zunächst anderen Tätigkeiten nach.

  • Austausch mit anderen

    Sprechen Sie mit anderen Menschen über Ihre Sorgen und versuchen Sie Ihre Situation aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Nehmen Sie ehrliches Feedback an, um besser für das nächste Mal gewappnet zu sein.

Selbstakzeptanz ist der Schlüssel

Das Verständnis der Ursachen und Symptome sind hilfreich, das Syndrom zu überwinden. Gezielte Maßnahmen und die Unterstützung durch Angehörige unterstützen Betroffene, ihre Selbstzweifel zu überwinden. Veränderungen und Selbstakzeptanz sind wichtig, um das volle Potenzial auszuschöpfen und sich vom Gefühl ein Hochstapler zu sein, zu befreien.

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