Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Biologisches Alter

Ein Großvater lacht gemeinsam mit seinen Enkeln

Alter ist nur eine Zahl, oder? 

Das Alter ist eine der wichtigsten Zahlen in unserem Leben – doch sagt es wirklich etwas über unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus? Während unser chronologisches Alter einfach die Anzahl der Jahre seit unserer Geburt beschreibt, gibt es noch eine andere, viel spannendere Zahl: das biologische Alter. Dieses gibt an, wie „alt“ unser Körper auf zellulärer Ebene tatsächlich ist. Das grundsätzliche Altern lässt sich nicht aufhalten, aber unseren Gesundheitszustand sowie die körperliche und mentale Fitness können wir mit einfachen Maßnahmen verbessern.

Doch wie bestimmt man das biologische Alter? Und kann man es durch den richtigen Lebensstil positiv beeinflussen oder sogar „zurückdrehen“? Diesen Fragen widmen wir uns im Folgenden.

Wussten Sie schon, dass...

  • in Japan weltweit die meisten ältesten Menschen leben?
  • die AOK Sachsen-Anhalt jährlich zwei Gesundheitskurse anbietet, um Stress zu reduzieren?
  • Jeanne Calment der Mensch mit der längsten dokumentierten Lebensspanne von 122 Jahren ist?

Was ist das Alter?

Das Alter ist eine Messgröße, welche die Zeitspanne ab unserer Geburt beschreibt. Es kann wichtige Hinweise auf die zu erwartende körperliche und geistige Leistungsfähigkeit geben. Auch das Risiko, an bestimmten Krankheiten zu erkranken, wird mithilfe des Alters bestimmt.

Chronologisches Alter

Das chronologische Alter ist die reine Zeitangabe des Alters, das wir in Jahren messen. Es gibt an, wie lange wir bereits leben und dient auch als Maßstab für bestimmte Lebensabschnitte, sagt jedoch wenig über unseren Gesundheitszustand aus.

Biologisches Alter

Das biologische Alter ist der „Spiegel des Lebensstils“ und beschreibt den Zustand unseres Körpers auf zellulärer und funktioneller Ebene. Es zeigt den tatsächlichen Körperzustand und hängt von vielen Faktoren wie Genetik, Lebensstil, Ernährung, Bewegung und Umwelteinflüssen ab. Manche Menschen altern schneller, während andere mit 60 Jahren noch so fit sind wie jemand in seinen Vierzigern. So kann das biologische Alter sowohl nach oben als auch nach unten abweichen.

Psychologisches Alter

Das psychologische Alter beschreibt, wie alt sich eine Person subjektiv fühlt und verhält, unabhängig vom chronologischen Alter. Es umfasst Wahrnehmung, kognitive Fähigkeiten, emotionale Reife und die soziale Rolle. Manche Menschen fühlen sich mit 50 Jahren jung und voller Energie, während andere sich mit 30 Jahren bereits „alt“ fühlen. Diese subjektive Wahrnehmung kann auch unser biologisches Alter beeinflussen.

Biologisches Alter bestimmen: Epigenetik, Biomarker und mehr 

Eine Frau denkt über ihr biologisches Alter nach

Die Messung des biologischen Alters ist Gegenstand der Langlebigkeitsforschung und sehr komplex. Es lässt sich anhand verschiedener Methoden bestimmen. Wissenschaftler nutzen dabei vor allem epigenetische Marker, Biomarker und physiologische Tests.

Diese liefern wichtige Daten, um gezielt Maßnahmen zu ergreifen, die den Alterungsprozess indirekt verlangsamen können. Dabei gilt: Je jünger das biologische Alter, desto geringer ist das Risiko für altersbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder neurodegenerative Krankheiten. Eine Ausnahme bilden genetisch bedingte Ursachen oder andere Risikofaktoren, die das Erkrankungsrisiko trotz „jüngerem“ biologischen Alter erhöhen.

Epigenetische Tests

Epigenetische Tests sind relativ teuer, geben jedoch ziemlich genaue Hinweise auf das biologische Alter, da sie auf großen Datensätzen basieren. Sie analysieren chemische Veränderungen der DNA, insbesondere die Methylierungsmuster der Gene, eine Art Signatur von Anhängseln am Erbgut. Diese verändern sich mit zunehmendem Alter und können Hinweise darauf geben, ob ein Körper schneller oder langsamer altert. Neben chemischen Veränderungen der DNA erfassen epigenetische Tests auch Auswirkungen wie Umwelt- und Lebensstilfaktoren sowie den Einfluss der Ernährung auf das Genom.

Ablauf:

  1. Speichelprobe: Eine Speichelprobe wird zur Untersuchung geschickt, um daraus enthaltene Zellen als Erbgut zu gewinnen.
  2. Analyse im Labor: Im Labor werden das sogenannte epigenetische Muster beziehungsweise Methylgruppen untersucht. Diese Methylgruppen beeinflussen die Funktion unseres Erbguts. Im Alter kommen diese Gruppen an anderen Stellen hinzu oder verschwinden.
  3. Auswertung: Aus dem aktuellen Muster der jeweiligen Anhängsel können Rückschlüsse auf das biologische Alter gezogen werden.

Ein epigenetischer Test ist eine spannende Möglichkeit, das eigene biologische Alter zu bestimmen und Einblicke in den persönlichen Alterungsprozess zu erhalten. Diagnostisch wird er zur Erkennung von Krankheiten wie Troponin bei einem Herzinfarkt angewendet. Prognostisch kommt er zur Vorhersage des Krankheitsverlaufs wie PSA bei Prostatakrebs zum Einsatz. Prädiktiv kann er zur Vorhersage des Therapieansprechens wie HER2 bei Brustkrebs angewendet werden.

Eine Pflegekraft erklärt einer Seniorin ihr biologisches Alter

Telomerlänge

Telomere sind die schützenden Enden unserer Chromosomen und verkürzen sich mit jeder Zellteilung, bis die Zelle nicht mehr funktioniert oder abstirbt. Ihre Länge dient als Indikator für das biologische Alter. Eine kürzere Telomerlänge wird mit einem höheren biologischen Alter und einem erhöhten Risiko für altersbedingte Krankheiten in Verbindung gebracht. Ein schnellerer Abbau ist oft mit beschleunigtem Altern und Alterskrankheiten verbunden.

Aber: In der Wissenschaft gibt es noch Diskussionen darüber, wie verlässlich die Telomerlänge das biologische Altern anzeigt, im Vergleich zu anderen Biomarkern wie beispielsweise epigenetischen Markern.

Biomarker

Bestimmte Entzündungsmarker (wie Cholesterinwerte oder Blutzuckerspiegel), metabolische Marker (wie Insulin- und Hormonspiegel) oder Marker des Immunsystems (wie Körpertemperatur) geben Hinweise auf den biologischen Alterungsprozess. Diese Messungen helfen, bestimmte Prozesse im Körper besser nachzuvollziehen.

Dabei wird zwischen diagnostischen, prognostischen und prädiktiven Biomarkern unterschieden:

Physiologische Tests

Physiologische Tests bewerten die Funktion von Systemen in unserem Körper, wie zum Beispiel Lungenkapazität, Blutdruck, Seh- oder Hörvermögen, Herz-Kreislauf-Fitness oder Gelenkbeweglichkeit. Wer mit 60 Jahren noch problemlos eine bestimmte Anzahl Kniebeugen schafft oder eine gute Lungenkapazität hat, hat wahrscheinlich ein jüngeres biologisches Alter.

Kognitive Tests

Kognitive Tests überprüfen verschiedene Bereiche des Denkens, wie das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und das Problemlösungsvermögen. Sie messen, wie gut eine Person Informationen speichert, verarbeitet und bei Bedarf schnell darauf zugreifen kann. Auch die Fähigkeit, komplexe Aufgaben zu lösen oder mehrere Dinge gleichzeitig zu bewältigen, wird überprüft. Solche Tests helfen, Veränderungen in der geistigen Leistungsfähigkeit frühzeitig zu erkennen.

Hinweis: Online-Tests oder Selbsttests aus Zeitschriften zur Bestimmung Ihres biologischen Alters sind meist nicht aussagekräftig. Die beste Variante ist, eine Kombination aus verschiedenen Methoden anzuwenden.

Einflussfaktoren auf das biologische Alter

Das biologische Alter wird von vielen Faktoren beeinflusst. Einige sind genetisch bedingt, andere lassen sich durch den Lebensstil steuern.

  • Einflussfaktoren auf das biologische Alter

    Das biologische Alter wird von vielen Faktoren beeinflusst. Einige sind genetisch bedingt, andere lassen sich durch den Lebensstil steuern.

  • Genetik und Vorerkrankungen

    Unsere Gene spielen eine Rolle beim biologischen Alter, aber nur zu einem gewissen Teil. Menschen mit einer familiären Veranlagung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder COPD haben oft auch ein höheres Risiko für ein höheres biologisches Alter.

  • Ernährung und Bewegung

    Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, gesunden Fetten und wenig Zucker kann den Alterungsprozess verlangsamen. Bewegung ist ebenso wichtig: regelmäßiger Sport schützt Herz, Muskeln und Knochen und hält unser Gehirn fit.

  • Gewicht

    Übergewicht oder übermäßiges Bauchfett beschleunigen das biologische Altern, da sie Entzündungen fördern und das Risiko für chronische Erkrankungen erhöhen.

  • Stress 

    Chronischer Stress fördert die Ausschüttung von Cortisol , das langfristig die Zellalterung beschleunigt. Auf Dauer schädigt er unser Immunsystem und fördert Schlafmangel. Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen können helfen.

  • Schlaf

    Erholsamer Schlaf ist wichtig für die Zellregeneration und Hormonregulation. Sieben bis neun Stunden pro Nacht sind ideal.

  • Genussmittel

    Rauchen, Alkohol und Zucker fördern die Zellalterung. Sie erhöhen zudem das Risiko für Bluthochdruck, Leber- und Bauchspeicheldrüsenschäden, Krebserkrankungen, psychische Störungen, Übergewicht und Gehirnschäden. Wer auf Nikotin verzichtet und keinen Alkohol konsumiert, kann sein biologisches Alter senken.

  • Biomarker

    Ein erhöhter Blutdruck oder zu hohe Cholesterinwerte lassen den Körper schneller altern.

  • Äußere Einflüsse

    Luftverschmutzung, UV-Strahlung und Giftstoffe wie Chemikalien und Pestizide können die Zellalterung beschleunigen.

Kann man das biologische Lebensalter beeinflussen?

Ein Paar senkt ihr biologisches Alter mithilfe von Joggen

Ja! Auch wenn die Genetik eine Rolle spielt, kann der Lebensstil einen erheblichen Einfluss auf unser biologisches Alter haben. Je früher Sie einen gesünderen Lebensstil praktizieren, desto besser.

In Sachsen-Anhalt sind ungesunde Ernährungsgewohnheiten und Adipositas häufiger verbreitet als im Bundesdurchschnitt. Auch wenn unser Durchschnittsalter bundesweit zu den höchsten gehört, fällt die Lebenserwartung in der Region eher unterdurchschnittlich aus. Wir alle sind also gefragt!

Lebensstil

Eine ausgewogene, vorzugsweise regionale und saisonale Ernährung kann dabei helfen, das biologische Alter zu senken. Auch eine moderate, regelmäßige Bewegung spielt eine entscheidende Rolle beim „gesunden Altern“. Spezielle Kraft- und Flexibilitätsübungen tragen dazu bei, die Zellalterung zu verlangsamen, beugen Muskelschwund vor und fördern langfristig die Herzgesundheit.

Unser Tipp: Vermeiden Sie Crash-Diäten und setzen Sie stattdessen auf Maßnahmen wie intermittierendes Fasten.

Vorsorgen statt Nachsorgen

Regelmäßige Vorsorgemaßnahmen helfen, gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielt entgegenzuwirken. Dazu gehören Arztbesuche, Screenings und Impfungen. Wer rechtzeitig handelt, kann viele Erkrankungen verzögern oder verhindern. Präventive Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung tragen ebenfalls dazu bei, das biologische Alter positiv zu beeinflussen.

Geistig und sozial aktiv bleiben

Neugier fördert unsere kognitiven Fähigkeiten, da das ständige Lernen das Gehirn aktiv hält. Regelmäßiger Denksport, wie das Lösen von Rätseln, stärkt die geistige Flexibilität und schützt vor kognitivem Abbau. Auch soziale Kontakte sind wichtig: Der Austausch mit anderen und ein aktives soziales Leben fördern das Wohlbefinden und halten uns geistig fit und jung.

Eine Gruppe älterer Frauen freut sich über ein niedriges biologisches Alter

Die Lebensuhr rückwärtsdrehen: Geht das?

Es gibt mehrere Ansätze, die darauf abzielen, den Alterungsprozess zu verlangsamen oder sogar umzukehren. Während die Wissenschaft Fortschritte macht, bleibt vieles noch unklar.

Genetik

Eine vielversprechende Theorie besagt, dass ein Mix aus drei speziellen Biomolekülen den Alterungsprozess im Körper umkehren könnte. Bisher wurden diese Ansätze jedoch nur an Mäusen getestet, und eine wissenschaftlich gesicherte Bestätigung beim Menschen steht noch aus.

Medikamente

Es gibt eine Vielzahl von Anti-Aging-Medikamenten, die versprechen, das biologische Altern zu verzögern. Zu den bekanntesten gehören Resveratrol, ein Pflanzenstoff aus Rotwein, und Nikotinamid-Mononukleotid, eine Substanz, die das Altern auf zellulärer Ebene stoppen soll. Dennoch sind die Langzeitwirkungen dieser Substanzen noch nicht vollständig erforscht, und ihre tatsächliche Wirksamkeit beim Menschen ist noch nicht bewiesen.

Überdruck-Sauerstofftherapie

Aktuelle Studien zeigen, dass eine Überdruck-Sauerstofftherapie helfen kann, die Telomere bestimmter Immunzellen (z. B. T-Helferzellen und natürliche Killerzellen) zu verlängern und alternde Zellen zu entfernen. Diese Therapie könnte somit zu einer Verjüngung auf zellulärer Ebene führen.

Einteilung in Alterstypen

Menschen altern unterschiedlich, abhängig von Faktoren wie dem Immunsystem, dem Stoffwechsel, Entzündungsprozessen sowie der Funktion von Leber und Nieren. Die Einteilung in verschiedene Alterstypen ermöglicht eine genauere Einschätzung individueller Alterungsprozesse und hilft, maßgeschneiderte Maßnahmen zur Verlangsamung des Alterungsprozesses zu entwickeln.

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