Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Bonding beim Baby 

Ein Vater spielt mit seinem Baby mit KiSS-Syndrom.

Intensive Verbindung von Anfang an 

Bonding ist von unschätzbarem Wert für die gesunde Entwicklung des Kindes und das emotionale Wohlbefinden der Eltern. Die intime Verbindung beginnt oft schon während der Schwangerschaft, wenn die Eltern das Baby im Mutterleib spüren und mit ihm sprechen. Der direkte Körperkontakt durch Auflegen des Neugeborenen auf den Brustkorb der Mutter oder des Vaters nach der Geburt verstärkt diese tiefe Verbindung. 

Erfahren Sie mehr über Bonding beim Baby, die gesundheitlichen Auswirkungen auf Eltern und Kind und wie Bonding auch nach einem Kaiserschnitt funktionieren kann.

Wussten Sie schon, dass…

  • Babys im Mutterleib bereits Berührungen spüren?
  • die AOK Sachsen-Anhalt sich mit bis zu 250 Euro an der Hebammen-Rufbereitschaft beteiligt?
  • das Hormon Oxytocin auch als Kuschel- oder Bindungshormon bezeichnet wird?

Liebe auf den ersten Blick – was ist Bonding?

Seinen Ursprung hat das Bonding, englisch “to bond”, zu Deutsch „vereinen oder verbinden“, in der Bindungstheorie, die besagt, dass frühkindliche Bindungs-Erfahrungen die Entwicklung eines Menschen maßgeblich prägen. Zahlreiche Studien belegen, dass Neugeborene gerade in den ersten Minuten beziehungsweise Stunden nach der Geburt besonders aufmerksam sind und viel Körperkontakt benötigen. Sie suchen nach Zuwendung, Wärme, Schutz und Nahrung.

Bonding beginnt beim ersten Hautkontakt und schafft ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Eltern und dem Kind. Es legt den Grundstein für das kindliche Urvertrauen.

Ein Paar erwartet ein Kind und streichelt gemeinsam den Schwangerschaftsbauch.

Bonding während der Schwangerschaft

Schon während der Schwangerschaft können Eltern eine enge Bindung zu ihrem ungeborenen Kind aufbauen. Das kann mithilfe verschiedener Aktivitäten, wie dem Vorlesen aus Büchern, dem Singen von Liedern oder dem Sprechen mit dem ungeborenen Kind, geschehen. Auch das Handauflegen auf den Bauch oder zarte Streicheleinheiten spürt das Baby. Diese Interaktionen fördern nicht nur die emotionale Verbindung, sondern ermöglichen den Eltern, sich auf ihre neue Rolle vorzubereiten. 

Unser Tipp: Spezielle Meditations- und Atemübungen helfen in der spannenden Zeit bis zur Geburt, etwas Ruhe zu finden.

So klappt das Bonding 

Sobald das Baby geboren ist, ist es wichtig, dass die Eltern viel Zeit mit ihm verbringen, um das Bonding weiter zu stärken. Das Halten des Säuglings, das Stillen, das Sprechen mit ihm und das Reagieren auf seine Bedürfnisse sind entscheidende Elemente für eine starke Bindung. Durch diese liebevollen Interaktionen lernt das Baby, Sicherheit und Geborgenheit zu empfinden, was essenziell für seine gesunde Entwicklung ist.

Eine frischgebackene Mutter beim Bonding durch Hautkontakt auf der Brust.

Hautkontakt und Co-Sleeping

Der Hautkontakt zwischen Eltern und ihrem Neugeborenen ist ein bedeutender Moment, der nicht nur die Bindung stärkt, sondern auch die Gesundheit und das Wohlbefinden des Kindes fördert. Für das Neugeborene ist der Moment des Hautkontakts mit der Mutter besonders wichtig, da es den Herzschlag der Mutter wahrnimmt. Dieser vertraute Rhythmus beruhigt und trägt zur Regulation seines eigenen Herzschlags und seiner Atmung bei. Darüber hinaus prägt es sich den Geruch und die Wärme der Mutter ein, was ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. 

 

Aber nicht nur die Mutter spielt eine wichtige Rolle im Bonding-Prozess. Auch der Vater kann durch Hautkontakt eine enge Verbindung zu seinem Baby aufbauen. Haut-zu-Haut-Kontakt, insbesondere wenn der Vater den Oberkörper frei macht, ermöglicht es dem Baby, den Geruch und die Berührung des Vaters kennenzulernen.

  • Co-Sleeping

    Co-Sleeping ist eine weitere Möglichkeit, Nähe zwischen Eltern und Baby zu schaffen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Baby im Zimmer der Eltern schläft oder im Familienbett. Die physische Nähe ermöglicht es den Eltern, schnell auf Bedürfnisse zu reagieren. Beide Elternteile können das Baby in den Schlaf wiegen, singen oder einfach nur kuscheln.

  • Blickkontakt und Lächeln 

    Babys haben die Fähigkeit, die Gesichter ihrer Eltern schnell zu erkennen. Wenn Mama oder Papa mit ihnen interagieren, verschafft es ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, wodurch sie sich schneller beruhigen können. Viel Sprechen oder Singen fördert nicht nur die Bindung zwischen den Eltern und ihrem Kind, sondern trägt auch zu einer gesunden Entwicklung bei.

  • Tragen im Tragetuch

    Das Tragen im Tragetuch ermöglicht direkten Körperkontakt zwischen Eltern und Kind. Während sie die Wärme von Mama oder Papa genießen, fühlen sie sich sicher und geborgen. Die Känguru-Methode, die oft bei Frühchen zum Einsatz kommt, basiert ebenso auf diesem Prinzip und verstärkt das Gefühl von Wärme und Sicherheit. 

  • Babymassagen

    Babymassagen stimulieren durch sanfte Berührungen und Massagebewegungen die Sinne des Babys und vermitteln ihm ein Gefühl von Geborgenheit. Auf diese Weise können die Eltern sich ihrem Baby ganz nah fühlen und zusammen liebevolle Momente teilen. 

    Übrigens: Wir bezuschussen Ihrem familienversicherten Kind den Babymassage-Kurs bis zum ersten Geburtstag.

  • Wärme 

    Die Körperwärme der Eltern erzeugt ein Gefühl von Geborgenheit. 

    Unser Tipp: Ein gemeinsames Bad mit Mama oder Papa in warmem Wasser stärkt die emotionale Bindung zusätzlich. 

  • Stillen und das Kuschelhormon

    Stillen ist nicht nur eine natürliche Art der Ernährung für Babys, sondern schafft auch eine enge körperliche Nähe und emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. Während des Stillens wird das Kuschelhormon Oxytocin freigesetzt, das nicht nur die Milchproduktion fördert, sondern auch die Bindungsfähigkeit zwischen Mutter und Baby stärkt. Diese enge körperliche Nähe ermöglicht es dem Kind, Nähe, Geborgenheit, Wärme und Nahrung gleichzeitig zu erleben.

    Doch auch beim Fläschchen geben kann eine tiefe Bindung aufgebaut werden. Der Einsatz von Papa beim Füttern oder zum Bäuerchen machen, bietet die Möglichkeit, eine aktive Rolle in der Pflege des Babys zu übernehmen und gleichzeitig eine enge Bindung aufzubauen.  

Warum Bonding für Babys und Eltern so wertvoll ist

Frühzeitiger, regelmäßiger Körperkontakt prägt uns für zukünftige soziale Beziehungen. Er schafft ein Gefühl von Selbstvertrauen, Geborgenheit, Liebe und Zuwendung. Zahlreiche Studien belegen, wie wertvoll Bonding für Babys und Eltern ist:

Für das Baby 

  • schafft es Urvertrauen,
  • erleichtert das Anpassen an die Außenwelt,
  • hilft Eindrücke und Entwicklungsschritte zu verarbeiten,
  • sorgt es für einen ruhigeren Schlaf und trägt zu Entspannung bei,
  • verbessert die Regulierung der Körpertemperatur,
  • stabilisiert den Blutzuckerspiegel,
  • führt zu einer schnelleren Gewichtszunahme, 
  • steigert das Wohlbefinden.

Für die Eltern

  • fördert es die Milchbildung bei der Mutter,
  • verbessert es das Stillen,
  • sorgt es für eine bessere Erholung nach der Geburt,
  • mindert es die Schmerzwahrnehmung bei der Mutter,
  • sorgt es für eine emotionale Ausgeglichenheit,
  • senkt es das Risiko für Wochenbettdepressionen,
  • steigert es das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten,
  • sorgt es für einen sichereren Umgang mit Bedürfnissen und Emotionen des Babys.
Bonding bei einem Baby, das per Kaiserschnitt zur Welt kam.

Baby-Bonding und Kaiserschnitt

Auch bei einem Kaiserschnitt ist es möglich, das Bonding zwischen Mutter und Neugeborenen zu fördern, obwohl der Geburtsvorgang anders verläuft als bei einer vaginalen Geburt. Wenn die Umstände es zulassen, kann der Kaiserschnitt ohne Vollnarkose durchgeführt werden, um den ersten Körperkontakt gleich nach der Geburt zwischen Mutter und Kind zu ermöglichen. Bei einem geplanten Kaiserschnitt empfiehlt es sich im Vorfeld mit dem Arzt oder der Hebamme zu sprechen, um sicherzugehen, dass die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden. Ein spezielles Bonding-Tuch kann dabei helfen, den ersten Hautkontakt zu erleichtern. 

Wenn eine Vollnarkose erforderlich ist oder die medizinische Versorgung der Mutter Vorrang hat, kann der Vater die Rolle des ersten Kontakts übernehmen. Durch liebevolle Berührungen, Wärme und Zuneigung schafft er eine vertraute Umgebung für das Neugeborene. 

Was passiert, wenn das Bonding fehlt?

Eine Geburt läuft nicht immer nach Plan. Komplikationen, ein zu früh geborenes Kind oder eine notwendige Nachversorgung der Mutter können Faktoren sein, warum kein Bonding direkt nach der Geburt möglich war. 

  • Geburt

    Mithilfe eines sogenannten Re-Bonding Bades kann der Augenblick nach der Geburt für Mutter und Kind ein Stück weit nachempfunden werden. Das Baby wird gebadet und nackt und feucht auf die Brust der Mutter gelegt. Anschließend wird es in Decken eingehüllt, um das Erlebnis der Ankunft nachzuholen.

  • Frühchen 

    Bei Frühchen ist das sogenannte Känguruhen ein wichtiger Bestandteil zum Aufbau einer emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind. Dazu wird das nackte Frühgeborene mit Windel auf den unbekleideten Oberkörper der Eltern gelegt und zugedeckt. Mama oder Papa sitzen oder liegen währenddessen meist in einem bequemen Liegestuhl. Die Wärme, der Herzschlag und der Geruch der Eltern wirken wie eine Art „Brutkasten“ und beruhigen das Baby. 

     

  • Fehlen von Bonding an sich 

    Auch wenn kein Bonding stattfindet, müssen nicht zwangsläufig negative Folgen daraus resultieren. Jedoch erhöht es die Wahrscheinlichkeit für:

    • gemindertes Urvertrauen zu den Eltern
    • fehlendes Selbstvertrauen der Kinder
    • ängstliches und unsicheres Verhalten
    • spätere Beziehungsunfähigkeit
    • gestörte Eltern-Kind-Bindung

Insgesamt zeigt sich die Kraft des Bondings in der Bindung zwischen Eltern und ihrem Neugeborenen. Liebevolle Interaktionen bilden die Grundlage für eine starke und gesunde Beziehung zu ihrem Kind, die ein Leben lang währt. 

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