Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Karpaltunnelsyndrom

Eine Seniorin leidet unter dem Karpaltunnelsyndrom

Alarm im Handgelenk 

Das Karpaltunnelsyndrom – ein Begriff, der vielen bekannt ist. Doch was steckt eigentlich dahinter? Wenn die Finger kribbeln, nachts taub werden und die Kraft beim Greifen nachlässt, steckt oft das Karpaltunnelsyndrom dahinter. Es wird durch eine Einengung des Mediannervs im Handgelenk hervorgerufen – ein lästiges, aber weit verbreitetes Problem. Besonders betroffen sind Menschen in Berufen, die ihre Hände täglich stark beanspruchen, sei es durch Arbeiten am Computer, handwerkliche Tätigkeiten oder intensive Hobbys. Auch in Sachsen-Anhalt, wo viele Menschen in der Industrie oder im Gesundheitswesen tätig sind, kommt das Syndrom häufig vor. Doch keine Sorge: Es gibt viele Möglichkeiten, diese Beschwerden in den Griff zu bekommen.

In unserem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige über die Ursachen, Anzeichen, Diagnosemöglichkeiten und effektiven Behandlungsmethoden des Karpaltunnelsyndroms. Außerdem geben wir Ihnen hilfreiche Tipps, die Ihnen wortwörtlich "an die Hand" gehen, wie Sie den Schmerzen im Handgelenk vorbeugen können.

Wussten Sie schon, dass...:

  • „Carpal“ aus dem Lateinischen kommt und „auf das Handgelenk bezogen" bedeutet?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Sie bei einer medizinisch notwendigen Physiotherapie unterstützt?
  • das Karpaltunnelsystem mittlerweile als Berufskrankheit anerkannt ist?
Eine ältere Dame klagt über Schmerzen im Handgelenk

So entsteht das Karpaltunnelsyndrom

Der Karpaltunnel ist ein schmaler Kanal im Bereich der Handwurzel, durch den wichtige Nerven und Sehnen verlaufen. Er liegt an der Innenseite zwischen Handgelenk und Handwurzel und wird von einem festem Bindegewebsband, dem Karpalband, überspannt. Wird dieser Kanal eingeengt – etwa durch Schwellungen oder Verdickungen von Sehnen – gerät der darin liegende Mediannerv unter Druck. Dieser Nerv steuert nicht nur die Beweglichkeit des Daumens, sondern ist auch für die Sensibilität der Finger zuständig. Durch die Einengung wird der Nerv gereizt, was zu den typischen Symptomen des Karpaltunnelsyndroms führt.

Ursachen und Anzeichen des Karpaltunnelsyndroms

Verschiedene Faktoren können das Syndrom begünstigen oder auslösen:

Wiederholte belastende Bewegungsabläuf
Einseitige Tätigkeiten, die ständige Bewegungen oder Druck auf das Handgelenk erfordern, etwa beim Tippen, handwerklichen Arbeiten oder Sportarten wie Tennis.

Schwangerschaft
Durch Wassereinlagerungen bei hormonellen Veränderungen, Schilddrüsenerkrankungen oder Übergewicht kann der Druck auf den Karpaltunnel steigen.

Erkrankungen und Entzündungen
Gelenkentzündungen, Schwellungen oder bestimmte Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes mellitus, Arthritis oder Gicht erhöhen das Risiko für das Karpaltunnelsyndrom.

Genetische Veranlagung
Manche Menschen haben von Natur aus einen schmaleren Karpaltunnel, was das Risiko für Beschwerden erhöht.

Ein Mann klagt über Empfindungsstörungen in den Händen

Beschwerden
Die Beschwerden des Karpaltunnelsyndroms können schleichend beginnen und im Laufe der Zeit an Intensität zunehmen. Um eine dauerhafte Schädigung auszuschließen, sollten Sie bereits erste Beschwerden ärztlich abklären lassen. Meist treten zuerst Schmerzen in der dominanten Hand auf. Dort sind die Symptome stärker ausgeprägt als in der anderen Hand. Die Beschwerden bessern sich häufig durch:

  • Ausschütteln und Reiben der Finger
  • Pumpbewegungen der Finger
  • Stellungsänderung von Arm oder Hand
  • Halten unter kaltem Wasser

Empfindungsstörungen
Einseitige Tätigkeiten, die wiederholte Bewegungen oder konstanten Druck auf das Handgelenk erfordern, wie etwa beim Tippen am Computer, bei handwerklichen Arbeiten oder bei bestimmten Sportarten wie Tennis oder Gewichtheben, können das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom erhöhen.

Veränderter Tastsinn und Sensibilität 
Der Tastsinn und die Empfindlichkeit der Hand können sich zunehmend verschlechtern, wodurch Betroffene oft Schwierigkeiten haben, alltägliche Aufgaben wie das Zuknöpfen von Kleidung oder das Aufheben kleiner Gegenstände zu bewältigen. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann es zudem zu Lähmungserscheinungen kommen, die die Beweglichkeit der Finger weiter einschränken und die Handkraft deutlich vermindern.

Schmerzen in den Fingern
Teilweise können Schmerzen auch in der ganzen Hand auftreten oder bis in den Arm ausstrahlen. Insbesondere nach intensiver Belastung wie Gartenarbeit oder Putzen haben Betroffene Schmerzen. Im späteren Stadium können Beschwerden auch ohne ersichtlichen Anlass plötzlich ausgelöst werden.

Beeinträchtigung des Daumens
Unter Umständen kann sich schrittweise der Muskel des Daumens zurückbilden– erkennbar an einer sichtbaren Delle am Daumenballen. Bestimmte Funktionen wie das Abspreizen des Daumens sind dadurch stark eingeschränkt. Betroffenen fällt es schwer, etwas in die Hand zu nehmen oder eine Flasche zu umgreifen. In diesem Zustand ist der Nerv bereits stark geschädigt. Eine lebenslange Gefühlslosigkeit oder sogar Lähmung des Daumens können Folgen sein.

Karpaltunnelsyndrom: Diagnose und Therapieoptionen 

Eine Ärztin untersucht einen Mann mithilfe des Pfahlen-Tests

Die Diagnose besteht aus der Anamnese und körperlichen Untersuchung der Hand beziehungsweise des Handgelenks. Ein Facharzt der Neurologie ist bei diesen Beschwerden der richtige Ansprechpartner. Bei der Untersuchung prüft der Arzt die Daumenballenmuskulatur, die Daumenfunktion, die Sensibilität beziehungsweise den Tast- und Empfindungssinn. Bestimmte Provokationstests wie der Klopftest, auch als Hoffmann-Tinel-Zeichen-Test bezeichnet, helfen Schmerzempfinden auslösen. Dabei wird der Karpaltunnel abgeklopft. Der sogenannte Pfahlen-Test, bei dem das Handgelenk gebeugt wird und Schmerzen auslöst, sichert ebenfalls den Verdacht auf das Karpaltunnelsyndrom.

Entscheidend für die Diagnosestellung bildet die elektrophysiologische Untersuchung mithilfe der Elektroneurografie (ENG). Beim sogenannten Karpaltunnelsyndrom-Test wird gemessen, wie gut Nerven elektrische Impulse weiterleiten und ob eine eingeschränkte Funktion der Nerven vorliegt. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen sind weitere Möglichkeiten, eine sichere Diagnose zu erhalten. Weitere Untersuchungen zum Ausschluss von Diagnosen wie der Veränderung der Halswirbelsäule durch einen Bandscheibenvorfall und Erkrankungen des Nervensystems wie Polyneuropathien werden ebenfalls durchgeführt. 

Behandlung

Ziel der Behandlungen ist es, den Mittelnerv zu entlasten. Denn die Ursache der Schwellung ist meist nicht zu beheben. Je früher die Behandlung beginnt, desto größer ist die Chance, dass Schäden ausbleiben. Zu Beginn der Behandlung wird häufig erst einmal konservativ behandelt. Das heißt, dass in der Regel von einem operativen Eingriff abgesehen wird und eher Hilfsmitteln wie Bandagen, Medikamente oder Physiotherapie verschrieben werden. In Sachsen-Anhalt bieten spezialisierte Kliniken wie die Uniklinik Halle und das Evangelische Klinikum „St. Georg“ in Magdeburg gezielte Behandlungen für das Karpaltunnelsyndrom an. 

Eine Frau leidet aufgrund des Karapaltunnelsyndroms unter leichten Schmerzen

Leichte bis mittelstarke Beschwerden 

Bei leichten bis mittelstarken Beschwerden erfolgt in den meisten Fällen eine konservative Behandlung durch bestimmte Hilfsmittel. Dazu gehört die Handgelenksschiene, die nachts getragen wird und das Abknicken des Handgelenks verhindert. Betroffene sollten unbedingt Belastungen vermeiden. Auch eine Dehnbandage führt zur Druckentlastung des Mediannervs, da es das Karpalband dehnt. Die Bandage wird tagsüber für circa eine Stunde getragen und schränkt die Beweglichkeit des Handgelenks nicht ein. Bei starken Beschwerden können vorübergehende Kortisonspritzen Linderung verschaffen. Sie wirken abschwellend und entzündungshemmend. Aber: Kortisonspritzen haben keine langfristige Wirkung, da die Ursache der Schwellung damit nicht behoben wird. 

Langanhaltende Beschwerden 

Langanhaltende Beschwerden im Bereich der Hand und Finger können auf ein fortgeschrittenes Karpaltunnelsyndrom hinweisen, das eine gezielte Behandlung erfordert. Wenn konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen und die Gefahr einer dauerhaften Schädigung des Mediannervs droht, stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

  • Dekompressionsoperation

    Bei diesem häufig ambulant durchgeführten Eingriff wird das Karpalband, das sich quer über den Handwurzelknochen spannt, durchtrennt und entlastet so den Mittelnerv. Die offene oder endoskopische Operation erfordert nur einen kleinen Hautschnitt und ist haut- sowie gewebeschonender. Der Eingriff erfolgt bei anhaltenden, starken Beschwerden. Insbesondere auch, wenn die Gefahr einer dauerhaften Schädigung des Mediannervs droht oder andere Maßnahmen nicht mehr helfen. Danach trainieren Betroffene ihre Handfunktion mittels physiotherapeutischer Übungen und sind dann beschwerdefrei. Allerdings kann die Rückbildung der Symptome unter Umständen mehrere Monate anhalten.

  • Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)

    Diese Behandlung wird nach ärztlicher Entscheidung zur Linderung der Beschwerden eingesetzt. Dabei gibt ein Gerät Schallwellen mit hohem Druck von außen durch die Haut ab. Die gesetzliche Krankenkasse trägt die Kosten für diese Therapie nicht. 

  • Weitere mögliche Therapien

    Andere Behandlungsmöglichkeiten können unter anderem Akupunktur, Ultraschall- und Lasertherapie oder Magnetfeldtherapie sein. Die Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie Vitamin-B6-Präparate zur Stärkung der Nerven sind ebenfalls möglich. Allerdings gibt es für ihre Wirksamkeit keine wissenschaftlichen Belege.

Schmerzfrei durch den Alltag

Damit es erst gar nicht zu einem Karpaltunnelsyndrom kommt, können bestimmte präventive Maßnahmen das Risiko mindern. Bestimmte Vorerkrankungen wie Entzündungen, Schilddrüsenüber- und unterfunktion, Diabetes mellitus sowie Übergewicht können das Syndrom begünstigen. Achten Sie auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung und nehmen Ihre Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahr. Vermeiden Sie einseitige und monotone Bewegungen und Haltungen. Gelenkschoner helfen, Beschwerden zu lindern oder zu verhindern. Gewöhnen Sie sich an entlastende Bewegungsabläufe. Auch eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung verringert das Risiko. Haben Sie bereits Beschwerden, vermeiden Sie Bewegungen, die die Schwellung fördern, wie Stricken, langes Fahrrad fahren oder Gartenarbeit. Auch Kalt- und Warmwasserbäder sind hilfreich. Halten Sie Ihre Hände warm und lassen frühzeitige Anzeichen unbedingt ärztlich abklären.

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