Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Hochsensibilität

Frau Ende 30 schaut nachdenklich aus dem Fenster

Zwischen feiner Wahrnehmung und Reizüberflutung

Manche Menschen nehmen die Welt um sich herum besonders intensiv wahr. Sie reagieren stärker auf äußere Reize, gelten als besonders feinfühlig für Stimmung und Empfindungen Dritter und reagieren emotionaler als andere Menschen. Gleichzeitig sind sie schneller reizüberflutet und brauchen Rückzugsmöglichkeiten. Hochsensibilität heißt die Persönlichkeitseigenschaft dieser Menschen.
Damit zu leben, ist für Betroffene nicht immer einfach. Im Artikel klären wir, was Hochsensibilität eigentlich bedeutet und welche Anzeichen es gibt. Außerdem lesen Sie, was hochsensiblen Menschen guttut und wie man sie in alltäglichen Situationen unterstützen kann.

 

Wussten Sie schon, dass…

  • Hochsensibilität keine Krankheit ist?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Entspannungskurse bezuschusst?
  • hochsensible Menschen schnell reizüberflutet sind?

Was bedeutet hochsensibel?

Junger Mann mit Bart und Brille sitzt im Straßencafé in der Freizeit mit neuem modernen Laptop

Der Begriff "hochsensibel" bezieht sich auf ein Persönlichkeitsmerkmal, bei dem Menschen eine überdurchschnittlich hohe Empfindsamkeit und Sensibilität für Sinnesreize und emotionale Reize haben. Dadurch erfassen sie in einer Situation deutlich mehr Reize als „normal“ sensible Menschen. 

Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt intensiver wahr und verarbeiten Informationen auf eine tiefgründige Art und Weise. Sie können subtile Nuancen bemerken, Stimmungen anderer Menschen intuitiv erfassen und sich stark von Reizen wie Geräuschen, Gerüchen oder visuellen Eindrücken beeinflussen lassen.

Wie zeigt sich Hochsensibilität?

Hochsensible Menschen zeichnen sich oft durch große Empathie, Kreativität und eine tiefe innere Reflexion aus. Gleichzeitig können sie jedoch auch anfälliger für Reizüberflutung, Überstimulation und emotionalen Stress sein. Weitere Anzeichen für Hochsensibilität können sein:

  • Empfindlichkeit gegenüber Sinnesreizen: Sie reagieren besonders stark auf Geräusche, Gerüche, helles Licht oder grobe Texturen. Von zu vielen Reizen fühlen Sie sich leicht überwältigt.
  • Tiefe emotionale Reaktionen: Sie erleben Emotionen intensiver als andere und können sich stark in die Gefühle anderer Menschen hineinversetzen. Sie sind möglicherweise sehr empathisch und nehmen subtile Stimmungen wahr.
  • Überstimulation und Erschöpfung: Sie sind anfällig für Reizüberflutung und benötigen regelmäßige Ruhepausen, um sich zu erholen. Zu viel soziale Interaktion, laute Umgebungen oder hektische Situationen können Sie schnell ermüden.
  • Tiefe Reflexion und Überdenken: Sie denken viel über das Leben, die Welt und ihre eigenen Gedanken und Gefühle nach. Sie neigen dazu, Dinge gründlich zu analysieren.
  • Feine Wahrnehmung von Details: Sie bemerken subtile Veränderungen oder Nuancen in Ihrer Umgebung. Sie nehmen möglicherweise auch nonverbale Kommunikation besonders intensiv wahr.
  • Intensive Kreativität: Sie haben oft eine ausgeprägte künstlerische Ader und eine tiefe Verbindung zur Kunst, Musik oder Literatur. Kreative Ausdrucksformen können für Sie eine Möglichkeit sein, Ihre Empfindungen auszudrücken.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Merkmale nicht immer eindeutig auf Hochsensibilität hinweisen, da sie auch bei anderen Persönlichkeitsmerkmalen auftreten können. 

 

Ursachen

Bis heute gibt es keine wissenschaftlich belegten Theorien, um die Ursachen von Hochsensibilität zu erklären. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren zu diesem Persönlichkeitsmerkmal beitragen können, darunter genetische, neurologische und Umweltfaktoren. 

  • Genetische Faktoren

    Studien haben gezeigt, dass hochsensible Eigenschaften in einigen Familien gehäuft auftreten können. Es wurden auch bestimmte Gene identifiziert, die mit Empfindsamkeit und Stressreaktionen in Verbindung stehen. 

  • Neurologische Faktoren

    Hochsensibilität kann mit Unterschieden in der Gehirnstruktur und -funktion verbunden sein. Untersuchungen mittels bildgebender Verfahren haben gezeigt, dass bei hochsensiblen Menschen bestimmte Gehirnbereiche, die mit der Verarbeitung von Sinnesreizen und Emotionen in Verbindung stehen, intensiver aktiviert werden. Außerdem gibt es Hinweise aus der Hirnforschung, dass die Prozesse der Reizverarbeitung im Gehirn bei Menschen mit erhöhter Sensibilität, gesteigert sind. 

  • Umweltfaktoren

    Die Umwelt kann ebenfalls einen Einfluss auf die Entwicklung von Hochsensibilität haben. Traumatische Erfahrungen oder ein sensibles familiäres Umfeld können die Empfindsamkeit und Sensibilität einer Person verstärken. Gleichzeitig kann auch eine unterstützende und wertschätzende Umgebung dazu beitragen, dass sich die hochsensiblen Eigenschaften positiv entfalten können.

     

     

Junge Frau mit Kreativberuf arbeitet in ihrem Atelier
Mann Mitte 50 sitzt mit Noise-cancelling-Kopfhörern in seinem Büro

Häufigkeit

Etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung gelten als hochsensibel. Es ist wichtig zu beachten, dass hochsensible Menschen individuell unterschiedlich sind und dass Hochsensibilität nicht mit Schüchternheit oder Introvertiertheit gleichzusetzen ist, obwohl es oft Überschneidungen gibt. Es handelt sich um ein breites Spektrum an Empfindsamkeit, das sich bei verschiedenen Menschen unterschiedlich ausprägen kann.

 

Lässt sich Hochsensibilität diagnostizieren?

Es gibt keine offizielle medizinische Diagnose für Hochsensibilität. Hochsensibilität wird nicht als psychische Störung oder Krankheit angesehen. Bislang fehlt es deshalb an einheitlichen Diagnoseverfahren. Es gibt keine klare Abgrenzung zwischen „normaler“ Sensibilität und Hochsensibilität. Da die Charaktereigenschaft keine Krankheit ist, gibt es nur wenige Studien und Behandlungsansätze. 

Betroffene können die Möglichkeit verschiedener Selbsttests in Büchern oder im Internet nutzen, um eine Neigung zu stark ausgeprägten sensiblen Verhalten festzustellen. Diese Tests richten sich nach der HSP-SKALA. Dahinter verbirgt sich die englischsprachige Bezeichnung „Highly Sensitive Person Scale“ und ist ein ausführlicher Fragebogen zur Feststellung von Reaktionen auf Umwelt und deren Reize. Die Fragen wurden 1977 von Elaine Aron, einer amerikanische Psychologin und Sachbuchautorin, vorgestellt. Ziel war es, die Hochsensibilität leichter festzustellen. Treffen 14 der gestellten Fragen zu, so kann von einer Hochsensibilität ausgegangen werden. Allerdings handelt es sich beim Ergebnis des Fragebogens nur um ein Indiz und sollte nicht als Diagnose gesehen werden.  

Personen, die Schwierigkeiten haben im Alltag mit der eigenen Sensibilität oder Hochsensibilität zurecht zu kommen, können sich Rat beim Psychologen holen um eine genauere Einschätzung zu erhalten. Auch Kinder und Jugendliche finden bei speziellen Praxen für Kinder- und Jugendpsychologie Hilfe.  

 

Was tut hochsensiblen Menschen gut?

Junge Frau konzentriert sich in lauter Umgebung auf ihre Musik über Kopfhöhrer

Zunächst ist es wichtig, dass hochsensible Menschen einen guten Umgang mit der eigenen Charaktereigenschaft finden. Es tut gut, sich selbst damit bewusst anzunehmen, die eigenen Bedürfnisse und Herausforderungen zu kennen und wahrzunehmen und sich verstehen zu lernen. So ist es möglich, sein Leben entsprechend auszurichten

  • Zeigen Sie Ihre Gefühle offen und schämen Sie sich nicht dafür.
  • Versuchen Sie öfter mal „Nein“ zu sagen oder sprechen Sie aus, wenn Sie etwas stört.
  • Nehmen Sie Kritik nicht allzu persönlich.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig oder treiben Sie Sport. Das macht den Kopf frei.
  • Entspannen Sie sich um Stress abzubauen. Yoga, Pilates oder progressive Muskelentspannung kann Ihnen dabei helfen.
  • Schaffen Sie sich Rückzugs- und Ruhephasen.
  • Achten Sie auf eine angenehme ruhige Umgebung.

 

Umgang mit hochsensiblen Menschen

Der Umgang mit hochsensiblen Menschen erfordert Verständnis, Sensibilität und Empathie. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen können, wenn Sie mit hochsensiblen Menschen interagieren:

  • Akzeptanz und Respekt: 

    Akzeptieren und respektieren Sie die Empfindsamkeit und die individuellen Bedürfnisse hochsensibler Menschen. Vermeiden Sie es, ihre Sensibilität herabzuspielen oder als übertrieben abzutun.

  • Sensible Kommunikation

    Achten Sie auf Wortwahl und Tonfall, da hochsensible Menschen subtile Nuancen wahrnehmen können. 

  • Überstimulation vermeiden

    Hochsensible Menschen können schnell von zu vielen Reizen überfordert werden. Achten Sie darauf, eine ruhige und angenehme Umgebung zu schaffen, wenn Sie Zeit mit ihnen verbringen. 

  • Grenzen akzeptieren

    Hochsensible Menschen haben oft ein starkes Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe, um sich zu regenerieren. Respektieren Sie ihre Grenzen, wenn sie Zeit für sich alleine benötigen und drängen Sie sie nicht zu sozialer Interaktion, wenn sie sich unwohl fühlen.

  • Empathie zeigen

    Hochsensible Menschen nehmen die Emotionen anderer stark wahr. Zeigen Sie Mitgefühl und unterstützen Sie in emotional herausfordernden Situationen. 

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