Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Psychische Gewalt

Eine Mann übt psychische Gewalt gegen seine Frau aus

Manipulation und Kontrolle im Alltag

Beleidigungen, Anschreien, Auflauern – das sind nur einige Formen psychischer Gewalt, die genauso ernst zu nehmen sind wie körperliche Gewalt. Sie kann in verschiedenen Bereichen des alltäglichen Lebens auftreten, insbesondere in Partnerschaften und innerhalb der Familie. Betroffene werden herabgesetzt, beleidigt, gedemütigt, terrorisiert und bedroht. Sie sind Einschüchterungen, Vernachlässigung, verletzenden Worten und bösen Blicken ausgesetzt. Meist schämen sie sich und haben Angst, Hilfe zu suchen oder anzunehmen. Dabei hat psychische Gewalt nicht nur schwerwiegende seelische, sondern oft auch massive körperliche Folgen.

Erfahren Sie, welche Formen psychischer Gewalt es gibt und woran Sie sie erkennen. Außerdem lesen Sie, welche Folgen sie haben kann und wie Betroffene sowie Angehörige Hilfe finden.

Wussten Sie schon, dass...

  • psychische Gewalt für Betroffene und Außenstehende nur schwer zu erkennen ist?
  • Sie sich bei psychischer Gewalt anonym und kostenfrei an das Hilfetelefon wenden können?
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Was ist psychische Gewalt?

Psychische Gewalt, auch als seelische oder emotionale Gewalt bezeichnet, findet oft im Verborgenen statt: Betroffene werden kontinuierlich eingeschüchtert und erleben ein Gefühl der Wertlosigkeit. Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein werden massiv angegriffen und nachhaltig geschädigt. Doch was will ein Täter damit bewirken? Es geht um die Ausübung von Macht, Kontrolle und Dominanz. Häufig tritt psychische Gewalt in toxischen oder missbräuchlichen Beziehungen gemeinsam mit körperlicher Gewalt auf.

Ein Mann leidet im Stillen unter psychischer Gewalt

Psychische Gewalt kann grundsätzlich jeden treffen – unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialem Umfeld. Sie kann in nahezu allen Lebensbereichen auftreten: in Partnerschaften, Freundschaften, sozialen Gruppen oder auch im Internet. Auch innerhalb von Familien ist sie möglich – sei es zwischen Eltern oder einem Elternteil und dem Kind, aber auch zwischen Geschwistern. 

Doch psychische Gewalt beschränkt sich nicht nur auf enge Beziehungen, sondern kann auch außerhalb stattfinden, etwa am Arbeitsplatz, in der Schule zwischen Mitschülern oder zwischen Lehrkräften und Schülern sowie im Kindergarten.

Formen psychischer Gewalt 

Psychische Gewalt kann viele Gesichter haben und auf unterschiedliche Art und Weise auftreten. Im Folgenden beleuchten wir, welche Formen besonders häufig auftreten:

Mobbing
Eine Person oder eine Gruppe übt über einen langen Zeitraum hinweg psychische, manchmal auch körperliche Gewalt, auf einen Menschen aus. Mobbing ist nichts anderes als das konstante Fertigmachen und Schikanieren einer Person oder das Herunterreden ihrer Fähigkeiten. Meist findet Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz statt. Weit verbreitet ist auch Cyber-Mobbing, das vor allem Jugendliche und junge Erwachsene betrifft.

Verleumdung und Rufschädigung
Der Täter verbreitet gezielt Lügen und Gerüchte über den Betroffenen. In manchen Fällen teilt er auch unangenehme oder diffamierende Bilder seines Opfers, um es herabzuwürdigen und bloßzustellen. Ziel ist es, das Opfer unglaubwürdig erscheinen zu lassen, besonders wenn es sich Hilfe suchen möchte.

Gaslighting
Gaslighting ist ein manipulierendes Verhalten, das häufig innerhalb von Partnerschaften vorkommt. Der Täter übt großen Druck aus, indem er immer wieder gezielt absichtliche Falschinformationen verbreitet, um das Selbstwertgefühl der betroffenen Person zu untergraben und sie zu verunsichern. Betroffene beginnen ab einem bestimmten Punkt, an ihrer eigenen Wahrnehmung zu zweifeln.

Stalking
Beim Stalking wird das Opfer meist vom ehemaligen Partner oder der ehemaligen Partnerin belästigt. Der Täter stellt dem Betroffenen nach, belauert, belästigt oder terrorisiert ihn mit Anrufen, SMS oder Nachrichten. Die Privatsphäre des Opfers wird massiv durch den Täter verletzt, bis hin zur Beschädigung von Besitz oder der Anwendung körperlicher Gewalt. Der Betroffene wird ständig verfolgt und beobachtet, und es wird unter ständiger Unsicherheit und Angst gelitten.

Eine Frau fühlt sich von ihrem Mann emotional manipuliert

Wie erkennt man psychische Gewalt?

Betroffenen ist häufig lange nicht bewusst, dass sie psychische Gewalt erfahren. Oft handelt es sich um einen schleichenden Prozess, der durch die subtile Vorgehensweise des Täters geprägt ist. Zudem mangelt es an gesellschaftlicher Aufklärung und einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema. Viele Täter wirken nach außen hin freundlich, und Außenstehende würden sicher niemals ein manipulatives Verhalten vermuten. Dies führt dazu, dass die Aussagen der Betroffenen durch diese Verhaltensweise in ein unglaubwürdiges Licht gerückt werden.

Die Methoden der Täter sind ebenfalls vielfältig. Zu den häufigsten Verhaltensweisen zählen unter anderem:

  • Worte als Waffe: Respektlosigkeit, Herablassung, Beleidigungen und Anschreien, Entmenschlichungen oder Provokationen
  • Bewusstes Schweigen und Ignorieren: Häufiges Schweigen, Meiden oder Liebesentzug
  • Gaslighting
  • Kleinhalten des Betroffenen
  • Schuldzuweisungen
  • Isolation: Trennung von Freunden, Familie und sozialen Kontakten
  • Überwachung: Beobachtung von Aktivitäten und/oder der Kommunikation, etwa durch Spyware
  • Bloßstellen und Demütigung: Zum Beispiel durch despektierliche Fotos, insbesondere bei Mobbing und Cyber-Mobbing. Auch das Herabsetzen und Beleidigen vor anderen oder die öffentliche Verbreitung von Lügen über den Betroffenen gehört dazu.
  • Kontrolle über die Finanzen: Verweigerung eines eigenen Kontos oder der Besitz einer Kreditkarte
  • Absichtliches Ängstigen: Zum Beispiel, indem Betroffene Tieren ausgesetzt werden, vor denen sie Angst haben. Auch das Aussetzen in der Dunkelheit zählt dazu.
  • Stalking: Verfolgen, Terrorisieren und das Auflauern der Betroffenen
  • Offensichtliches Fremdgehen

Psychische Gewalt gegen Kinder

Auch Eltern können psychische Gewalt gegenüber ihren Kindern ausüben. Dies kann unabsichtlich oder auch ganz bewusst geschehen. Eltern können ihre Kinder demütigen, sie als unfähig darstellen, sie ignorieren oder anschweigen. Kindern kann unter anderem physische Gewalt oder andere „Maßnahmen“ angedroht werden. Auch die Drohung, das Kind zu verlassen, oder die Isolation von Freunden durch Hausarrest stellen psychische Gewalt dar. Dazu gehört auch, wenn Kinder Zeugen von heftigen Streitigkeiten oder sogar körperlicher Gewalt zwischen den Eltern werden. Psychische Gewalt kommt auch in der Schule, in Vereinen oder im Internet in Form von Cyber-Mobbing vor. Auch extremer Leistungsdruck in der Schule gilt als psychische Gewalt.

Ein Mädchen leidet unter den Folgen psychischer Gewalt

Daraus können langfristige Folgen für Kinder bis ins Erwachsenenalter entstehen:

  • Gefühl von Wertlosigkeit und Hilflosigkeit
  • Geringes Selbstwertgefühl und Unterschätzung der eigenen Fähigkeiten
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Kinder werden selbst zu Tätern und mobben andere
  • Konzentrationsschwierigkeiten, die zu schlechten Schulleistungen führen
  • Beziehungs- und Bindungsprobleme
  • Im Erwachsenenalter können Depressionen, Angstgefühle, geringe Stressbelastung und generell geringe Belastbarkeit auftreten

Folgen psychischer Gewalt

Psychische Gewalt kann schwerwiegende und langanhaltende Auswirkungen haben. Oft entsteht eine Abhängigkeit, die das „Entkommen“ der Betroffenen aus diesen Beziehungen oder Situationen erschwert, insbesondere in Partnerschaften. Viele Betroffene leiden auch nach der Trennung vom Täter – oft ein Leben lang.

  • Folgen können sein:
    • Niedriges Selbstwertgefühl
    • Soziale Isolation
    • Ständiges Leben in Angst
    • Schlaflosigkeit
    • Schmerzen
    • Bindungs- und Beziehungsängste (vor allem bei Gewalt in der Partnerschaft oder im Freundeskreis)
    • Essstörungen
    • Angsterkrankungen
    • Zwangsstörungen
    • Traumata und posttraumatische Belastungsstörungen
    • Depressionen
    • Oft auch Suizid oder Suizidgedanken

Mut fassen und Hilfe suchen

Die Suche nach Hilfe ist aufgrund der sozialen Isolation, der Angst vor dem Täter und der Befürchtung, von anderen Menschen nicht geglaubt zu werden, schwierig. Vielen Betroffenen fällt es zudem schwer, den Mut aufzubringen, sich aus der Abhängigkeit zu lösen. Ein erster Schritt kann darin bestehen, sich Bekannten, Freunden oder der Familie anzuvertrauen. Beratungsstellen bieten häufig auch anonyme Hilfe und erste Gespräche an.

Eine Seelsorgegruppe kümmert sich um die Opfer psychischer Gewalt

Niemand ist allein: Hilfe für Betroffene psychischer Gewalt

Viele Menschen in Sachsen-Anhalt sind von psychischer Gewalt betroffen. Für sie gibt es zahlreiche verschiedene und spezifische Hilfsangebote sowie gegenseitige Unterstützung. Zu den verfügbaren Angeboten zählt das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ mit der kostenfreien Rufnummer 0800 116 016 sowie das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“, das ebenfalls kostenfrei unter 0800 123 9900 erreichbar ist. Die „Nummer gegen Kummer“ ist für Kinder und Jugendliche unter 116 111 und für Eltern unter 0800 111 05 50 zu erreichen.

Die Hilfetelefone sind alle kostenfrei, anonym und behandeln alle Informationen vertraulich. Alle Angebote bieten auch Mail- und Chatberatung an. Außenstehende und Angehörige können sich ebenfalls vertrauensvoll an die Hilfetelefone wenden. Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen ebenfalls eine gute Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und das Erlebte besser zu verarbeiten. Hier finden Sie die Selbsthilfekontaktstellen in Sachsen-Anhalt.

Für Betroffene ist die professionelle Aufarbeitung ihrer Erlebnisse von großer Bedeutung. In einer Therapiemaßnahme lernen sie außerdem, ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl wieder zu steigern. Die AOK Sachsen-Anhalt steht in diesen schwierigen Situationen an der Seite der Betroffenen und Angehörigen und unterstützt sie. Im Rahmen einer ambulanten oder stationären Psychotherapie übernimmt die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten der Behandlung und hilft zusätzlich mit Angeboten bei psychischen Erkrankungen. Gemeinsam gegen psychische Gewalt – Gemeinsam sind wir stärker!

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