Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Cyber-Mobbing

Eine etwa 15 jähriges Mädchen liegt in ihrem Bett und schaut bedrückt auf ihr Handy.

Attacken im World Wide Web

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die von Cyber-Mobbing betroffen sind, steigt von Jahr zu Jahr rapide. Jugendliche nutzen das Internet intensiver und ihre sozialen Kontakte verlagern sich häufig noch mehr dahin. 

In diesem Beitrag erklären wir, was hinter dem Wort „Cyber-Mobbing“ steckt, welche Auswirkungen solche Attacken auf die Opfer haben und wie Sie Betroffenen helfen können.

Wussten Sie schon, dass…

  • mittlerweile jährlich rund zwei Millionen Kinder und Jugendliche Opfer von Cyber-Mobbing werden?
  • die AOK Sachsen-Anhalt kostenfrei Seminare zum Thema Cybermobbing anbietet?
  • telefonische und Online-Beratungsstellen zur Verfügung stehen, um Kindern, Jugendlichen und Eltern zu helfen?

Mobbing durch moderne Medien

Unter dem Begriff des Cyber-Mobbings verstehen wir das Schikanieren von Personen über das Internet. Opfer erfahren hierbei verschiedene Formen von Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung mit Hilfe von Kommunikationsmedien. Besonders bei Messaging-Diensten und Social Media-Plattformen wie Facebook und Instagram werden hierfür oft missbraucht. Im Internet veröffentlichte Gerüchte oder Beschimpfungen verbreiten sich sehr schnell vor einem großen Publikum. Besonders häufig ist auch das Verbreiten peinlicher Fotos oder Videos. Einmal online gestellte Inhalte lassen sich kaum wieder entfernen. Die Methoden können bis zum elektronischen Identitätsdiebstahl oder Geschäftsabschlüssen unter falschem Namen gehen. Obwohl dieses Phänomen bei Jugendlichen besonders ausgeprägt ist, tritt es in sämtlichen Generationen und Gesellschaftsschichten auf.

Wer sind die Opfer?

Ein etwa 15 jähriges Mädchen schaut traurig auf ihr Handy. Im Hintergrund befinden sich zwei weitere Jugendliche, die augenscheinlioch über das Mädchen im Vordergrund reden.

Die wichtigste Nachricht ist: Es kann jeden treffen. Eltern sollten immer davon ausgehen, dass ihr Kind sowohl Opfer als auch Täter sein kann. Das typische Opfer gibt es nicht. Kinder und Jugendliche, die aufgrund persönlicher Merkmale wie Aussehen, sozialer Herkunft oder Hobbys einer Minderheit angehören, gelten jedoch als besonders gefährdet.

Mobbingforscher differenzieren zwischen passiven und provozierenden Opfern. Passive Opfer sind im Allgemeinen ängstlich und unsicher und signalisieren damit, dass sie sich gegen etwaige Attacken nicht wehren werden. Provozierende Opfer können durch ihr nervöses Verhalten Ärger herbeirufen und lösen dadurch im Umfeld negative Reaktionen aus.

Wer sind die Täter?

Entgegen der Annahme, dass Täter meist männlich sind, ergaben Studien ein ausgeglichenes Verhältnis von Mädchen und Jungen. Festgestellt wurde auch, dass 40 Prozent die Tat als harmlosen „Streich“ betiteln und ihnen damit die Ernsthaftigkeit der Lage für die Opfer gar nicht bewusst ist. Cybermobbing ist inzwischen so allgegenwärtig, dass Jugendliche schnell auch ohne böse Absicht zum Täter werden. Denn die Hemmschwelle ist aufgrund der Anonymität im Internet äußerst gering. Dazu kommt, dass durch das Ausbleiben der sozialen Kontrolle und entsprechender Konsequenzen, auch die Bewusstwerdung der eigenen Taten fehlt. Mobber zeichnen sich oft dadurch aus, dass ihre Einstellung gegenüber Gewalt positiver als bei anderen Schülern ist. Sie sind oft impulsiv, haben ein starkes Selbstvertrauen und das Bedürfnis, andere zu dominieren.

Die Motive für die Schikane einer anderen Person können verschieden sein. Weil Jugendliche einer vermeintlich starken Gruppe zugehörig sein möchten, mobben sie oft aus der Angst heraus, selbst Opfer einer Attacke zu werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Bedürfnis nach Anerkennung. Der Jugendliche möchte von seinen Freunden ein hohes Ansehen erlangen. Damit geht teilweise eine Machtdemonstration einher, um Stärke zu zeigen oder aber um von eigenen Minderwertigkeitskomplexen abzulenken.

Auffällig ist, dass Opfer von Cybermobbing teilweise auch selbst Täter sind. Die Rollen lassen sich Studien zufolge nicht immer genau trennen. So sind Schülerinnen und Schüler, die selbst mobben, der Ansicht, dass es die betreffende Person nicht anders verdient habe. Aufgrund von persönlichen Konflikten, etwa weil diese Person auch sie gemobbt hat oder um andere, die gemobbt worden sind, zu rächen, rechtfertigen sie ihre Tat.

Wie Opfer leiden

Ein etwa 30 jähriger Mann sitzt an einem Tisch und telefoniert mit einem Handy am rechten Ohr. Er schaut dabei sehr besorgt.

Jahrelanges schlechtes Selbstwertgefühl und weitere psychische Probleme sind typisch. Diese Probleme können im Extremfall bis zu Alkohol- und Tablettenkonsum, sozialer Isolierung und sogar Suizid führen. Hierbei kann dann oft nur psychologische Behandlung helfen. Opfer von Cyber-Mobbing müssen oft gleichzeitig auch unter Mobbingattacken in der realen Welt leben. So leiden Betroffene zusätzlich in der Schule unter Beschimpfungen und werden sogar tätlich angegriffen, was zu Fehlzeiten bis hin zur Schulverweigerung führt. Auch die Ausgrenzung in Pausen, bei Gruppenarbeiten und im Sportunterricht machen den Opfern den Schulalltag schwer. Weitere Symptome, welche von Außenstehenden nicht ignoriert werden sollten, sind Angstzustände, Wut, eine plötzliche Verschlossenheit, Kopf- und Magenschmerzen, zerbrechende Freundschaften, Leistungsabfall, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen.

Hilfe für Betroffene

Nicht jedes Anzeichen spricht gleich für Cybermobbing. Festigt sich der Verdacht, sollte einfühlsam auf die Person zugegangen werden, um ein Gespräch zu suchen.

Sollte Ihr Kind Opfer von Belästigungen im Internet geworden sein, haben wir für Sie als Elternteil folgende Tipps:

  • Vertrauen aufbauen
    Kann sich ein Kind niemandem gegenüber öffnen, erhöht sich der Leidensdruck. Indem Sie ihrem Kind zeigen, dass es Ihnen vertrauen kann und es sich nicht schämen braucht, stehen die Chancen gut, dass es mit Ihnen über solche Probleme spricht. Dabei ist es wichtig, dass Sie nicht übereilt reagieren und es nicht mit Konsequenzen, wie ein Verbot der Internetnutzung, bestrafen. Bleiben Sie weiterhin eine mögliche Ansprechperson für Ihr Kind und “vertreiben” Sie es nicht durch Ihr eigenes Verhalten.
  • Verständnis zeigen
    Seien Sie sensibel für mögliche Verstörungen Ihres Kindes, gerade im Zusammenhang mit den Handy- und Internetaktivitäten. Verurteilen Sie Ihr Kind nicht, sondern zeigen Sie, wie man aus Fehlern gemeinsam lernen kann.
  • Inhalte melden
    Solange der Inhalt noch nicht geteilt oder heruntergeladen wurde, sollten sie auf der Plattform gemeldet werden. Wenn bestimmte Inhalte gegen die Richtlinien der Plattform sprechen, werden sie von Plattformanbietern überprüft und ggf. entfernt.
Eine Mutter spricht mit ihrer etwa 10 jährigen Tochter. Beide sitzen auf einem Sofa und schauen besorgt aus.
  • Gemeinsame Lösungsfindung
    Besprechen Sie gemeinsam, wie Sie vorgehen möchten. Es ist ratsam die Schule, Experten oder auch die Polizei zu kontaktieren. Ist der Mobber bekannt, kann auch das Gespräch mit dessen Eltern gesucht werden. Dem Täter muss verdeutlicht werden, dass es sich um ein strafbares Delikt handelt. In Fällen von massiven Beleidigungen, Drohungen und groben Persönlichkeitsrechtsverletzungen ist eine Strafanzeige gegen den Täter möglich. Dabei ist es wichtig, dass Sie die Vorfälle zuvor so gut wie möglich dokumentiert haben und an die Polizei weitergegeben.
  • Beratungsstellen
    Kostenlose Online-Beratungen und telefonische Beratungen für Kinder, Jugendliche und Eltern erhalten Sie unter www.nummergegenkummer.de. Auch eine Beratung für Jugendliche durch ausgebildete andere Jugendliche, wobei das gleiche Alter Verbundenheit und Nähe schafft, ist möglich unter www.juuuport.de.

Sollte es sich bei Ihrem eigenen Kind oder im Umfeld um einen Verdacht auf Cyber-Mobbing handeln, muss gehandelt werden. Nur so können die Opfer vor langfristigen psychischen Schäden geschützt werden. 
Die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt ebenfalls mit dem Angebot von Online-Seminaren. Nehmen Sie jetzt teil.

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