Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Extreme Übelkeit in der Schwangerschaft

Frau sitzt mit Übelkeit am Esstisch.

Übermäßiges Erbrechen während der Schwangerschaft

Übelkeit kommt zu Beginn der meisten Schwangerschaft häufig vor und ist normal. Bis zu 80 Prozent der Schwangeren sind von gelegentlicher Übelkeit betroffen. Es gibt aber auch eine extreme Form von Schwangerschaftsübelkeit, die sogenannte Hyperemesis gravidarum. Dieser Zustand beschreibt ein übermäßiges oder unstillbares Erbrechen während der Schwangerschaft. Allerdings tritt sie nur bei 0,5 bis zwei Prozent der Schwangeren auf. Hyperemesis gravidarum beginnt meist in der sechsten Schwangerschaftswoche und bessert sich normalerweise um die 20. Schwangerschaftswoche. In seltenen Fällen kann die extreme Übelkeit auch darüber hinaus bestehen bleiben. Um gesundheitliche Auswirkungen auf Mutter und Kind zu vermeiden, wird Hyperemesis gravidarum medizinisch behandelt. 

In unserem Beitrag erfahren Sie die Ursachen der extremen Schwangerschaftsübelkeit und welche Symptome auftreten. Wir informieren außerdem über Behandlungsmöglichkeiten.

Wussten Sie schon, dass…

  • trinken in kleinen Schlucken gegen die Übelkeit helfen kann?
  • die AOK Sachsen-Anhalt 50 Prozent für Naturheilverfahren bezuschusst?
  • Frauen bei extremer Schwangerschaftsübelkeit bis zu fünfmal am Tag erbrechen?

Woher kommt die extreme Übelkeit?

Die Ursache der extremen Übelkeit ist aktuell wissenschaftlich noch nicht abschließend erforscht. Physiologische oder auch psychologische Ursachen werden vermutet. Meist sind mehrere Auslöser gekoppelt. Eine mögliche Ursache ist die Überempfindlichkeit auf hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft aufgrund des erhöhten HCG-Spiegels und erhöhter Östrogen- und Progesteron-Werte. Auch eine genetische Veranlagung kann ursächlich sein. Emotionale Anspannung, Stress und Vitamin-B-Mangel zählen zu weiteren möglichen Auslösern. Auch ist eine vorübergehende Schilddrüsenüberfunktion während der Schwangerschaft nicht auszuschließen. Eine Helicobacter-pylori-Infektion, die eine chronisch entzündete Magenschleimhaut auslösen kann, ist ebenfalls als Ursache in Betracht zu ziehen. Die Wissenschaft diskutiert daneben weitere Risikofaktoren, die das Auftreten von Hyperemesis gravidarum beeinflussen können. Dazu zählen:

  • Adipositas
  • weibliche Geschlecht des Ungeborenen
  • Mehrlingsschwangerschaft 
  • Hyperemesis gravidarum in der Vorschwangerschaft
  • metabolische Ursachen wie eine Schilddrüsenerkrankung,
  • Leberfunktionsstörung, Störungen des Lipidstoffwechsels und Diabetes

Symptome 

Junge schwangere Frau, die ihren Mund bedeckt, während das Essen in der Küche in ihr Übelkeit auslöst.


Charakteristisch für Hyperemesis gravidarum ist das Erbrechen von mehr als fünfmal täglich und das auch bei einem nüchternen Magen. Viele Schwangere verlieren dabei mehr als fünf Prozent ihres Körpergewichts. 

Die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme fällt den werdenden Müttern schwer, da sie nichts bei sich behalten können. Auch Dehydrierung ist ein Warnsignal. Der Wassermangel im Körper ist erkennbar an geröteten trockenen Schleimhäuten, einer trockenen Zunge, stehenbleibenden Hautfalten und weniger Harn. 

  • weitere Symptome aus Blut- und Urinuntersuchungen
    • Azidose – Ungleichgewicht des Säure-Basen-Haushalts
    • Ketonkörper im Urin
    • Auffällige Leber- und Nierenwerte
    • Mangelzustände wichtiger Nährstoffe und Vitamine

Auswirkungen übermäßiger Schwangerschaftsübelkeit für Mutter und Kind

Werdende Mütter haben häufig Kreislaufprobleme, empfinden körperliche Schwäche, aber auch eine seelische Belastung. Das häufige Erbrechen schädigt zudem Speiseröhre, Leber und Zahnfleisch. Das Risiko für eine Präeklampsie ist erhöht, wenn Hyperemesis gravidarum noch nach der 20. Schwangerschaftswoche auftritt. Auch eine Blutarmut durch Mangelzustände können bei Schwangeren auftreten.
Für die Babys sind vorerst keine langfristigen Folgen nachgewiesen. Allerdings können Neugeborene mit einem verringerten Geburtsgewicht oder geringerer Größe auf die Welt kommen.

Diagnose und Behandlung

Schwangere Frau und ihre Ärztin in einer Konsultation. Frau hält Ultraschallbild und spricht mit der Ärztin.

 

Bei übermäßiger Schwangerschaftsübelkeit ist eine schnelle Diagnose und Behandlung notwendig. Denn eine Hyperemesis gravidarum kann lebensbedrohlich für Mutter und Kind ausgehen.

Das behandelnde ärztliche Fachpersonal stellt die Diagnose über Ausschlussverfahren. Dabei werden Beschwerden wie Magen-Darm-Erkrankungen, Essstörungen oder Stoffwechselerkrankungen ausgeschlossen. Im Anschluss werden Sie im ärztlichen Gespräch über die weiteren Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt. 

Therapieoptionen

Bei Vorliegen einer Hyperemesis gravidarum erfolgt je nach Schwere die symptomatische Behandlung. Ziel ist es, das Erbrechen zu stillen und körperliche Mangelzustände zu beheben.

  • Anpassung der Essgewohnheiten

    Schwangeren Frauen wird eine Umstellung der Ernährung empfohlen. Um das Hungergefühl zu vermeiden, sollten Sie mehrmals täglich kleine Mengen essen und in kleinen Schlucken trinken. Am besten sind kohlensäurearme oder -freie Getränke. Kohlenhydrat- und proteinreiche Kost sowie säurearme Lebensmittel helfen ebenfalls. Scharfe Speisen gilt es zu vermeiden. 

    Die AOK Sachsen-Anhalt bezuschusst und unterstützt werdende Mütter bei einer individuellen Ernährungsberatung. Reichen Sie dazu Ihre medizinische Verordnung bei uns online, persönlich im AOK-Kundencenter oder per Post ein.

  • Naturheilverfahren

    Für die Wirksamkeit natürlicher Verfahren gibt es keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege, aber viele positive Erfahrungsberichte betroffener Frauen. Naturheilverfahren wie Akupressur oder Akupunktur erweisen sich in manchen Fällen als wirksam.

    Die AOK Sachsen-Anhalt bezuschusst 50 Prozent der Rechnungssumme für bestimmte Naturheilverfahren bis maximal 50 Euro pro Kalenderjahr.

  • Medikamente

    Bei anhaltenden Beschwerden kommen sogenannte Antiemetika zum Einsatz, die Sie von Ihrem behandelnden Arzt verschrieben bekommen. Die Medikamente mindern den Brechreiz und die Übelkeit, haben aber häufig Müdigkeit als Nebenwirkung.

  • Stationäre Behandlung

    In besonders schweren Fällen, und wenn die Gesundheit von Mutter und Kind ernsthaft gefährdet ist, erfolgt eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus. Die Schwangere erhält dann die Flüssigkeitszufuhr über Infusionen, die mit Mineral- und Nährstoffen sowie Vitaminen versetzt sind. Auch die Gabe von Antiemetika ist möglich. Zeitweise dürfen Schwangere weder essen noch trinken. Meist erfolgt langsam ein Kostaufbau.

Umgang mit Hyperemesis gravidarum

Besonders in den ersten Schwangerschaftswochen ist eine übermäßige Schwangerschaftsübelkeit stark lebenseinschränkend. Alltägliche Dinge wie Einkaufen oder Autofahren sind nicht immer möglich. Für werdende Mütter kann es zudem eine hohe psychische Belastung bedeuten. Das soziale Umfeld reagiert möglicherweise nicht immer mit Verständnis und Nachsicht. Stellt sich eine depressive Verstimmung ein, ist psychotherapeutische Begleitung für die werdende Mutter hilfreich. Nach der Geburt ist auch die Erholungszeit der Frau deutlich länger. Wir empfehlen schwangeren Frauen mit gutem Gewissen Familie, Freunde oder Verwandte um Hilfe bei Haushalt oder der Kinderbetreuung zu bitten. Es gibt auch die Möglichkeit bei der gesetzlichen Krankenkasse eine Haushaltshilfe zu beantragen. Großzügige Ruhepausen, viel Schlaf und Bewegung an der frischen Luft können helfen. Am besten ist es, bestimmte Übelkeits-Auslöser wie schlechte Luft, starke Gerüche, Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und Geräuschpegel sowie flackernde Lichteffekte zu vermeiden. 

Gut zu wissen

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