Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Midlife-Crisis 

Eine junge Frau steht im heimischen Wohnzimmer und treibt Sport. Sie hört dabei Musik mit Kopfhörern.

Midlife-Crisis – Psychische Krise in der Lebensmitte 

Der Mensch durchläuft im Laufe seines Lebens verschiedene Phasen, die von unterschiedlichen Erfahrungen und Herausforderungen geprägt sind. Allerdings zeigen Studien, dass die Kurve der Lebenszufriedenheit und des Wohlbefindens eine U-förmige Form annimmt, die weltweit unabhängig vom Familienstand, Einkommen oder Geschlecht verläuft. Das bedeutet, dass die Zufriedenheit mit dem Leben ab einem gewissen Alter abnimmt und ihren Tiefpunkt in der Regel in der Anfangs- oder Mittelphase der 40er Jahre erreicht. Während dieser "Tiefpunkt-Zeit" kann eine Midlife-Crisis auftreten. Dabei handelt es sich um eine Phase der Selbstreflexion und des Zweifels, die von Unsicherheit und Unzufriedenheit geprägt sein kann. Oft werden Betroffene für ihre Emotionen belächelt. Es ist jedoch wichtig, dass sie ihre Gefühle und Ängste ernst nehmen und sich Unterstützung suchen, sei es durch den Austausch mit vertrauten Menschen oder auch durch eine Therapie oder Selbsthilfegruppe. 

Doch wer ist davon betroffen und was sind typische Anzeichen? Erfahren Sie mehr über die sogenannte Midlife-Crisis. Zusätzlich finden Sie Tipps für den Umgang mit dieser schwierigen Lebensphase und wie Sie Betroffene unterstützen können. 

Wussten Sie schon, dass…

  • jeder von einer Midlife-Crisis betroffen sein kann?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für eine ambulante Psychotherapie übernimmt?
  • regelmäßiger Sport gut für die mentale Verfassung ist?

Midlife-Crisis? – Frage nach dem Sinn

Die Midlife-Crisis ist eine Phase der Unsicherheit und Unzufriedenheit, die meist zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr auftritt. Obwohl sowohl Männer als auch Frauen davon betroffen sein können, ist es doch meistens die männliche Bevölkerung, die damit in Verbindung gebracht wird. In dieser Lebensphase kommen viele Menschen an einen Punkt, an dem sie auf ihr bisheriges Leben zurückblicken und sich Fragen stellen, die mit dem Sinn des Lebens und ihrer persönlichen Erfüllung zusammenhängen. Es sind oft Fragen wie "Habe ich alles richtig gemacht?", "Habe ich Chancen verpasst?", "Welche Ziele habe ich nicht erreicht?" und "Welche Fehler habe ich gemacht?", die sich die Betroffenen stellen. 

Die Midlife-Crisis ist zudem eng mit der Frage nach dem Sinn von zwischenmenschlichen Beziehungen und der Erfüllung im Arbeitskontext verbunden. Wenn diese Phase der Unsicherheit und Selbstreflexion mit negativen Gefühlen und Ängsten verbunden ist, kann sie sich auch zu einer Sinnkrise ausweiten. Betroffene beginnen, ihr gesamtes Leben und ihre bisherige Lebensweise in Frage zu stellen. 

Es gibt jedoch auch weitere Faktoren, die die Midlife-Crisis verstärken können. 

  • Hormonumstellung

    Einer davon ist die Hormonumstellung, die mit zunehmenden Alter einhergeht. Bei Männern sinkt der Testosteronspiegel, während bei Frauen der Östrogenspiegel abnimmt. Das kann sich auf das emotionale Gleichgewicht auswirken und zu einer zusätzlichen Verstärkung der psychischen Unsicherheit führen.

  • Körperliche Veränderungen

    Auch körperliche Veränderungen spielen eine Rolle. Mit dem Älterwerden nimmt die Muskelmasse ab und die Leistungsfähigkeit kann nachlassen. Es treten äußerliche Zeichen des Alterns auf, wie graue Haare, Haarausfall und Falten. Die Vergänglichkeit wird zunehmend präsenter. Das Altern der Eltern oder das Auftreten von Todesfällen im Freundeskreis machen deutlich, dass unsere Zeit begrenzt ist. 

Wer durchlebt eine Midlife-Crisis?

Unglückliche Frau allein am Tisch.

 

Die Midlife-Crisis ist eine Lebensphase, die nicht alle Menschen zum gleichen Zeitpunkt betrifft. Ausschlaggebend dafür sind individuelle Persönlichkeitsfaktoren. Menschen, die offen, aktiv und vorausschauend agieren, sind in der Regel weniger häufig von einer Midlife-Crisis betroffen. Zu den Risikopersonen zählen ängstliche, routineliebende Menschen, die Schwierigkeiten haben, mit Veränderungen umzugehen. Männer sind dabei deutlich häufiger von einer Midlife-Crisis betroffen, als Frauen. 

Das hat auch mit den unterschiedlichen Kommunikationsweisen zu tun. Frauen neigen eher dazu, sich anderen Bezugspersonen wie der Mutter, Schwester oder Freundin anzuvertrauen und sich Hilfe zu suchen. Sie sind offener für den Austausch von negativen Gefühlen und Gedanken. Männer dagegen tendieren eher dazu, weniger über ihre negativen Gefühle und Gedanken zu reden. Sie ziehen es vor, Probleme und Unsicherheiten mit sich selbst auszumachen. 

Anzeichen und Verlauf

Der Verlauf und die Anzeichen der Lebensmitte ist von Person zu Person sehr unterschiedlich. Es gibt keine eindeutigen Studien zur Dauer der Midlife-Crisis, doch wenn sie in einem höherem Alter erstmals auftritt, ist die Dauer eher kürzer. Beobachtet wird, dass je früher die Phase auftritt, diese auch in den meisten Fällen länger anhält.

Diese typischen Veränderungen können auftreten:

  • Äußerlichkeiten, wie ein neuer Haarschnitt, neue Kleidung oder Gewichtsabnahme
  • Neue, mitunter jüngere Freunde
  • Änderung kultureller Interessen, zum Beispiel statt Oper lieber Festival
  • Depressive Phasen, die sich durch ein launisch, plötzlich introvertiertes Verhalten äußern
  • Soziales Umfeld wird als Konkurrenz gesehen
  • Streben nach einer gesünderen Lebensweise
  • Zunahme spontaner Aktionen, um dem Alltagstrott zu entfliehen
  • In Extremfällen Alkoholabhängigkeit oder Sucht nach anderen Drogen, Affären oder Glücksspielen

    Hinter den verschiedenen Verhaltensveränderungen steckt das grundsätzliche Bedürfnis, dass die Betroffenen wieder gesehen werden möchten, mehr Bestätigung bekommen und sich wohl fühlen.

Midlife-Crisis erkannt – So können Sie helfen

Wenn Sie die typischen Anzeichen der Midlife-Crisis bei einer Person in Ihrem Umfeld bemerken, ist es wichtig, das nicht zu ignorieren oder abzutun, da sich die Situation so möglicherweise noch verschlimmern kann. Stattdessen ist es ratsam, aktiv zu helfen und Unterstützung anzubieten.

Die Midlife-Crisis selbst ist keine psychische Erkrankung, sie kann allerdings dazu führen, dass sich beispielsweise bestehende Depressionen verstärken.

  • Keine Vorwürfe

    Es ist von großer Bedeutung den Betroffenen keine Vorwürfe zu machen oder sie zu kritisieren, da sie sich ohnehin schon unverstanden fühlen. Indem Sie Vorwürfe vermeiden, verhindern Sie eine weitere Verschärfung der Situation und reduzieren die Wahrscheinlichkeit, dass die betroffene Person noch gereizter reagiert. Stattdessen kann es hilfreich sein, ein zwangloses Gespräch zu führen und vorsichtig die Veränderungen anzusprechen, die Sie bemerkt haben.

    Verwenden Sie Sätze, die mit "Ich habe das Gefühl, dass ..." oder "Ich habe die Veränderung festgestellt..." beginnen. Auf diese Weise drücken Sie Ihre eigenen Wahrnehmungen aus, ohne die andere Person direkt zu konfrontieren oder zu kritisieren. 

  • Betroffene bestärken 

    Es ist wichtig, den Betroffenen positiv zu bestärken. Zeigen Sie Anerkennung für seine Erfolge im Leben und verdeutlichen Sie Ihren Stolz und Ihre Dankbarkeit für bereits erreichte Ziele. Würdigen Sie auch kleinere Veränderungen, die die Person möglicherweise vorgenommen hat.

  • Aktive Unterstützung

    Bieten Sie Ihre Unterstützung an, indem Sie regelmäßige Gespräche anbieten, in denen sich die betroffene Person ausdrücken kann. Zeigen Sie Interesse an deren Wünschen und Bedürfnissen und unterstützen Sie, soweit möglich. Das könnte beispielsweise bedeuten, bei der Bewerbung für einen neuen Job zu helfen oder gemeinsame Hobbys oder Projekte anzugehen wie zum Beispiel Wandern, Radfahren oder die Neugestaltung des Wohnraums.

Midlife-Crisis oder schon psychische Erkrankung?

Junger Mann sitzt deprimiert in seinem Wohnzimmer und liest sich etwas durch.

Der Unterschied zwischen einer Midlife-Crisis und einer psychischen Erkrankung ist nicht immer sofort erkennbar. Denn einige Symptome psychischer Erkrankungen ähneln der einer Midlife-Crisis. Schwierig wird es dann, wenn der Zustand der betroffenen Person das Leben massiv beeinflusst. 

Spätestens dann ist der richtige Zeitpunkt professionelle psychologische Hilfe in Form von einer psychologischen Beratung oder einer Therapie aufzusuchen.

Therapiemöglichkeiten können Sie auch digital in Anspruch nehmen. So sparen Sie sich die Anfahrtswege und können die Termine zeitlich besser planen.

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