Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Kaufsucht

Eine etwa 35-jährige Frau sitzt vor ihrem laptop und kauft online ein

Kaufsucht – Einkaufen mit Zwang

Frustkäufe kennen wir alle. Aber wer dauerhaft einem immer wiederkehrenden Kaufzwang nicht widerstehen kann und die Kontrolle über sein Kaufverhalten verliert, gilt als kaufsüchtig. Umfragen haben ergeben, dass fünf Prozent der Deutschen als stark kaufsuchtgefährdet gelten. Die Dunkelziffer liegt vermutlich viel höher. Was Kaufsucht ist, wie sie entsteht und welche Folgen der Zwang auf die Betroffenen hat, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel. Wir geben außerdem Tipps zur Bekämpfung der Sucht und informieren Sie über Beratungsstellen.

Wussten Sie schon, dass…

  • Frauen öfter von einer Kaufsucht betroffen sind als Männer?
  • die AOK Sachsen-Anhalt zwei Gesundheitskurse im Jahr bezuschusst?
  • mit dem Kaufrausch negative Gefühle kompensiert werden sollen?

Was sind die Anzeichen einer Kaufsucht?

Von einer Kaufsucht spricht man, wenn Menschen wiederholt und exzessiv Dinge kaufen, um negative Gefühle zu verdrängen. Dabei landen Produkte im Warenkorb, für die sie keinen Bedarf und keine Verwendung haben. 
Die Gedanken der Betroffenen kreisen ständig um konsumbezogene Themen, manche recherchieren stundenlang Produktbeschreibungen im Internet. Obwohl sie wissen, dass ihr Verhalten nicht normal ist, können Süchtige dem Kaufzwang nicht widerstehen und geben ihm schließlich nach. Den Betroffenen geht es dabei selten um Besitz. Im Mittelpunkt stehen das Erlebnis und das Belohnungs- und Glücksgefühl beim Einkaufen. Das Stimmungshoch nach dem Kauf hält bei vielen Kaufsüchtigen jedoch nur kurz an. Danach stellen sich meist Schuldgefühle ein, die dann wiederum mit einem neuen Kauf verdrängt werden. 

Ob es sich bei der Kaufsucht tatsächlich um eine Sucht handelt, wird von Fachleuten noch diskutiert. Aktuell ist sie nicht als psychische Störung anerkannt und keine eigenständige Diagnose, sondern wird als Störung der Impulskontrolle eingeordnet.

Wer ist gefährdet?

Ein etwa 30-jähriger Mann liegt im halbdunkel im bett und surft mit dem Smartphone im Internet

Kaufsüchtige findet man in allen Einkommensklassen und Altersgruppen, wobei die Mehrzahl weiblich ist. 
Viele Betroffene leiden parallel an Depressionen, Persönlichkeitsstörungen oder anderen Suchterkrankungen wie Internetsucht. Ob sie diese Erkrankungen aufgrund ihrer Kaufsucht entwickelt haben oder ob die Kaufsucht selbst daraus entstanden ist, lässt sich oft nicht sagen. 

Eine Kaufsucht ist bei jedem Betroffenen unterschiedlich ausgeprägt. Die einen haben tägliche Kaufattacken, bei anderen liegen längere Zeiträume zwischen den einzelnen Shoppingexzessen. Manche Erkrankte schauen nur nach Sonderangeboten und Schnäppchen, andere kaufen bevorzugt exklusive Markenartikel. Auch ob sich der Kaufrausch im stationären Handel oder grundsätzlich nur im Internet entlädt, ist von Betroffenem zu Betroffenem unterschiedlich.

Ursachen einer Kaufsucht

Wenn Betroffene eine Kaufsucht entwickeln, sind die Ursachen meist in der persönlichen Biografie begründet. Experten nehmen an, dass aber auch die genetische Disposition und soziale Faktoren eine Rolle spielen.

  • Geringes Selbstwertgefühl: Betroffene versprechen sich mit dem Erwerb materieller Güter mehr Selbstbewusstsein, Status und Anerkennung.
  • Negative Erfahrungen in der Kindheit: Betroffene haben in ihrer Kindheit oft erlebt, dass Liebe und Anerkennung seitens der Eltern mit materiellen Dingen kompensiert wurde. Möglich ist auch, dass materielle Konsumgüter als Belohnung oder Bestrafung in der Erziehung eingesetzt wurden und damit einen überhöhten Stellenwert in der Wahrnehmung der Person erhalten haben.
  • Gesellschaftliche Faktoren: In unserer konsumorientierten Gesellschaft spielen Besitz und Status eine große Rolle. Mit dem Erwerb von Luxusartikeln versuchen Süchtige ihren sozialen Satus zu erhöhen. Dadurch versprechen sie sich mehr Anerkennung und Akzeptanz seitens ihrer Mitmenschen.

Auslöser von Kaufattacken 

Ausgelöst wird eine konkrete Kaufattacke meist durch negative Gefühlszustände wie Langeweile, soziale Ängste, Traurigkeit, Zurückweisung oder Konflikte im Freundes- und Familienkreis. Verstärkte Kaufimpulse entwickeln sich auch oft zu generell konsumstarken Zeiten, wie beispielsweise am sogenannten „Black Friday“ Ende November und während der darauffolgenden Weihnachtszeit.

Folgen des zwanghaften Kaufverhaltens

Am stärksten bemerkbar macht sich das zwanghafte Kaufverhalten in den Finanzen. Wer kaufsüchtig ist, verliert den Überblick über seine Ausgaben und häuft Schulden an. Das Problem wird oftmals vor Familie und Freunden geheim gehalten und führt früher oder später zu Konflikten. Neben einer sozialen Isolation wird auch der Job in Mitleidenschaft gezogen. Wenn die finanziellen Mittel fehlen, um die Sucht zu finanzieren, werden betroffene Personen teilweise sogar kriminell und machen sich mit Diebstahl oder Betrug strafbar. 

Mit professioneller Hilfe den Zwang bekämpfen

Ein Psychologe sitzt mit drei Jungen menschen bei einer Gruppentherapiesitzung zusammen

Wenn Sie feststellen, dass Sie den regelmäßigen Kaufzwang nicht selbstständig bekämpfen können, suchen Sie sich professionelle Hilfe. Zur Behandlung der Kaufsucht bietet sich eine speziell dafür vorgesehene psychologische Verhaltenstherapie an.

Auch Beratungsstellen für Suchthilfe und Selbsthilfegruppen können eine erste Anlaufstelle sein. Über die Suchtberatungsstelle Sachsen-Anhalt finden Sie Hilfe in Ihrer Nähe. Auch auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finden Sie ein Verzeichnis der Beratungsstellen bei Suchtproblemen. Hilfe bietet Ihnen außerdem das Deutsche Rote Kreuz.

So können Sie der Entstehung einer Kaufsucht selbst vorbeugen

Wenn Sie bei sich selbst ein ungesundes Kaufverhalten feststellen, können Sie mit den folgenden Tipps versuchen, Ihren Konsum einzuschränken:

  • Bezahlen Sie nur mit Bargeld: Eine wichtige Rolle spielt die Art der Bezahlung. Wer permanent bargeldlos bezahlt, verliert schnell den Überblick über seine finanziellen Ausgaben. Deshalb kann es helfen, die Kreditkarte daheim zu lassen und stattdessen mit Bargeld zu bezahlen. Außerdem sollten Sie Ratenzahlungen weitestgehend vermeiden.
  • Einkäufe reflektieren: Schreiben Sie alles Gekaufte auf und überlegen Sie, ob die Investition sinnvoll war oder ob vielleicht doch nur negative Gefühle wie Frustration oder Langweile verantwortlich für den Kauf waren.
  • Einkaufsliste schreiben: Erstellen Sie sich im Vorfeld eines Einkaufs immer eine Liste, was Sie wirklich benötigen und versuchen Sie, sich ausschließlich auf diese Dinge zu konzentrieren.
  • Keine Shopping Apps: Da die Kaufsucht sich zunehmend ins Internet verlagert, sollten Sie Shopping-Apps von Ihrem Smartphone verbannen.
  • Keine personalisierte Werbung: Deaktivieren Sie die Anzeige personalisierter Werbung in Apps und im Internetbrowser. So kommen Sie nicht in Versuchung.

Stressbewältigung spielt eine wichtige Rolle, um zwanghaften Gedanken entgegenzuwirken. Das Erlernen von Entspannungstechniken kann Ihnen dabei helfen, Stress zu reduzieren und kritischen Situationen ruhiger zu begegnen.

Gut zu wissen

    Ergebnisse werden geladen

    Jetzt bei der AOK Sachsen-Anhalt versichern

    Registrieren Sie sich schnell und unkompliziert bei unserer Online-Anmeldung.

    Mitglied werden

    Kontakt zur AOK Sachsen-Anhalt