Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Halluzinationen

Etwa 50-jährige Frau mit grauen kurzen Haaren betrachtet ihre Augen im Spiegel.

Was sind Halluzinationen und wie geht man mit ihnen um?

Sinnestäuschungen kennt jede und jeder aus eigener Erfahrung, zum Beispiel aus dem Halbschlaf. Manche Menschen erleben solche Trugwahrnehmungen jedoch aufgrund von Erkrankungen häufiger und stärker. Halluzinationen sind eines der bekanntesten psychosomatischen Symptome. Wir erklären, was Sie dazu wissen müssen und wie Sie als Betroffene oder Betroffener handeln.

Wussten Sie schon, dass…

  • wir im Halbschlaf halluzinieren?
  • unser Gesundheitsnavigator für Sie passende Praxen in Ihrer Nähe findet?
  • es viele verschiedene Arten von Halluzinationen gibt?

Halluzinationen – was ist das eigentlich?

Ganz allgemein handelt es sich bei Halluzinationen um Sinnestäuschungen, also Trugwahrnehmungen. Betroffene empfinden einen realen Sinneseindruck, ohne dass es einen erklärbaren Reiz gibt, der ihn auslöst. Das heißt vereinfacht: Sie sehen, hören oder empfinden etwas, was eigentlich nicht da ist. Betroffene Menschen können zum Beispiel das Gefühl haben, dass Käfer unter der Haut krabbeln. Oder sie sehen Personen, die nicht da sind.

Und was passiert im Körper, wenn wir halluzinieren? Normalerweise nehmen wir äußere Reize mit unseren Sinnesorganen auf, also mit Augen, Ohren, Haut, Mund-Rachen-Raum und Nase. Sie gelangen über Impulse in unser Gehirn, wo sie verarbeitet werden. Das ist ein komplizierter Vorgang, an dem auch viele verschiedene Teile des Hirns beteiligt sind. Bei einer Halluzination hingegen nimmt unser Gehirn nicht äußere Sinnesreize auf, sondern von innen kommende Signale. Dafür gibt es unterschiedliche körperliche und seelische Auslöser. Betroffene wissen dabei nicht, dass ihre Wahrnehmung nicht mit der Realität übereinstimmt. Sie glauben fest daran, dass es echt ist, was sie hören, sehen oder spüren. Das ist ein großer Unterschied zu den sogenannten Pseudohalluzinationen, bei denen die Betroffenen zwar auch eine Sinnestäuschung erleben, aber wissen, dass die Realität und ihr Empfinden nicht zusammenpassen.

Was sind Ursachen für Halluzinationen?

Es gibt verschiedene Arten von Halluzinationen, die alle Sinne betreffen können. Die Ursachen können psychische oder physische Krankheiten sein oder auch ganz andere Gründe haben.

Etwa 40-jähriger Mann schaut nachdenklich aus einem Fenster im Büro.

Man kann die Ursachen für Halluzinationen in vier Gruppen einordnen.

  1. Bewusstseinsveränderungen: Durch exzessive Meditation, im Übergang vom Schlaf in das Wachsein oder auch in der Ausübung religiöser Riten können sich diese Veränderungen einstellen.
  2. Körperliche Leiden: Mangelerscheinung, zum Beispiel Flüssigkeits- oder Vitaminmangel, können eine Ursache sein. Auch infolge von Schlaganfällen, Epilepsie, Gehirnentzündungen, Hirntumoren und Schädel-Hirn-Traumata können Halluzinationen auftreten. Infektionskrankheiten wie AIDS und Immunerkrankungen können genauso verantwortlich sein wie Demenz  oder andere körperliche Leiden.
  3. Psychische Erkrankungen, Belastungen und Stress: Wer an Depression, Einsamkeit, einer Psychose oder einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet, kann Halluzinationen haben. Auch gelten Trauerphasen oder Entzugserscheinungen infolge einer Sucht als mögliche Auslöser.
  4. Einnahme von Substanzen: Halluzinationen können auch durch Alkohol, Drogen, bestimmte Medikamente und durch die Einnahme sogenannter Legal Highs hervorgerufen werden.

Die Ursachen sind vielfältig und es können alle Menschen von Halluzinationen betroffen sein, egal ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder ältere Personen.

Wie behandelt man Halluzinationen? 

Halluzinationen kann man je nach Art individuell und gut behandeln. Dazu ist jedoch meist ein Praxisbesuch nötig. Ärztliche Hilfe sollten Sie in Anspruch nehmen, wenn:

  • Halluzinationen häufiger vorkommen
  • Halluzinationen sehr intensiv auftreten, Sie diese als verwirrend und bedrohlich empfinden
  • Sie etwas wahrnehmen (hören, sehen, riechen, fühlen, schmecken) und sich unsicher sind, ob es sich um eine Täuschung handelt
  • Sie sich sicher sind, dass Sie etwas wahrnehmen, obwohl andere Menschen es nicht wahrnehmen
  • weitere Beschwerden spürbar sind, zum Beispiel Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, Zittern, Probleme bei bestimmten Bewegungen, Gedächtnisausfälle, Kopfschmerzen, Blässe, depressive Verstimmtheit, innere Unruhe
  • Halluzinationen seit der Einnahme eines bestimmten Medikaments auftreten
  • Sie Drogen oder Alkohol konsumieren und so Sinnestäuschungen bewusst herbeiführen

Zu beachten ist, dass Betroffene oft nicht selbst nach Hilfe suchen, weil sie ihre Halluzinationen als real empfinden. Angehörige sollten deshalb unterstützen, ärztlichen Beistand aufsuchen und die Geschehnisse schildern. Dafür kommt die Hausarztpraxis, eine neurologische, eine psychiatrische oder eine psychotherapeutische Praxis infrage.

Im ersten Gespräch werden die Betroffenen intensiv zu den Symptomen befragt. Dann gibt es eine körperliche Untersuchung, gegebenenfalls auch Blutuntersuchungen, Sprach- und Gedächtnistests oder ein MRT. Auf diese Weise wird die Ursache gesucht. Wenn diese  feststeht, kann auch eine genaue Therapie besprochen werden.

Denn die Art der Halluzination, Ursache und Lebenssituation der Betroffenen bestimmen über die Gestaltung der Behandlung. Symptome werden häufig mit Psychopharmaka gelindert. Begleitend und langfristig erfolgen geeignete psychotherapeutische Behandlungen, wenn die Ursache psychischer Art ist. Wenn körperliche Leiden oder Bewusstseinsveränderungen der Grund sind, gibt es andere Behandlungsmethoden, die die jeweilige Ursache angehen. Die Therapieverfahren werden immer im Einzelfall in einem Beratungsgespräch erläutert.

Welche Arten von Halluzinationen gibt es?

  • Akustische oder auditive Halluzinationen, auch fachsprachlich als Akoasmen bezeichnet

    Das ist die häufigste Art von Halluzinationen. Betroffene hören Geräusche, die keinen Auslöser in der äußeren Welt haben. Diese Geräusche können sehr leise und unauffällig sein. Oder so laut, dass sich Betroffene kaum noch auf etwas anderes konzentrieren können. Akustische Halluzinationen können alle möglichen Formen annehmen: Musik, Zirpen oder Knacken, Lärm, Stimmen und Geflüster, Laute, Sätze oder Wörter. Beachtenswert: Diese Art Halluzinationen treten auch bei Menschen mit stark eingeschränkter Hörfähigkeit oder sogar Gehörlosigkeit auf. Wer Stimmen hört, die Befehle erteilen oder vor vermeintlicher Gefahr schützen wollen, leidet an teleologischen Halluzinationen, einer Sonderform akustischer Halluzinationen.

  • Optische oder visuelle Halluzinationen

    Das ist die bekannteste Art von Halluzinationen. Betroffene sehen Dinge, die in der Realität nicht existieren. Die Symptome reichen von der Wahrnehmung harmloser optischer Täuschungen wie Blitze, Farben, Lichter oder Funken bis hin zu schweren Ausprägungen, bei denen Menschen, Figuren, Tiere, Szenen oder Gestalten sehen, die nicht da sind.

  • Geruchs- und Geschmackshalluzinationen, auch olfaktorische und gustatorische Halluzinationen genannt

    Hier riechen und schmecken Betroffene Dinge, die nicht da sind. Diese Halluzinationen treten oft parallel auf oder gehen ineinander über.

  • Taktile oder haptische Halluzinationen

    Betroffene Menschen haben den Eindruck, eine (unangenehme) Berührung zu erfahren, wie zum Beispiel Schläge oder Festgehaltenwerden. Taktile Halluzinationen sind schwer von Leibhalluzinationen abzugrenzen.

  • Leibhalluzinationen

    Diese Halluzinationen kommen in zahlreichen Variationen vor, oft mit fließendem Übergang zu taktilen Halluzinationen. Betroffene empfinden dabei, dass ihr Körper durch äußere Einflüsse wie Strahlen beherrscht wird. Menschen mit Leibhalluzinationen fühlen sich zum Beispiel hohl, vertrocknet, versteift, geschrumpft, von Strömen durchzogen, oder auch entstellt. Leibhalluzinationen beziehen sich häufiger auf Geschlechtsorgane als auf andere Organe.

  • Körperhalluzinationen, auch zönästhetische Halluzinationen

    Diese Halluzinationen zeigen sich bei Betroffenen durch empfundene Schmerzen im Körper, zum Beispiel in Organen. Die Menschen haben das Gefühl, dass ihre inneren Organe verändert werden. Eine solche Halluzination wird auch organische Halluzination genannt.

  • Bewegungshalluzinationen, auch kinästhetische Halluzinationen

    Betroffene haben das Gefühl, dass ihr Körper von außen bewegt wird.

  • Vestibuläre Halluzinationen

    Betroffene haben das Gefühl zu schweben oder zu fallen.

  • Hypnagoge (Einschlafen) und hypnopompe (Erwachen) Halluzinationen

    Das sind Sinnestäuschungen, die beim Aufwachen oder Einschlafen auftreten. Sie können alle verschiedenen Sinneswahrnehmungen betreffen. Lebhafte nächtliche Traum- und Trugvorstellungen gehören auch dazu. Sie treten insbesondere bei der sogenannten Schlafkrankheit, der Narkolepsie, auf.

Was tun bei Halluzinationen?

Etwa 30-jährige Frau lächelt in einem Gespräch.

Leiden Sie selbst unter Halluzinationen und kennen Sie die Ursache dafür, zum Beispiel großer Schlafmangel oder Erschöpfung? Dann schalten Sie diese Ursache so schnell wie möglich ab. Schlafen Sie sich am besten richtig aus. Sollten die Halluzinationen nicht verschwinden, suchen Sie sich ärztliche Hilfe.

Sie sind Angehörige oder Angehöriger eines Menschen mit Halluzinationen? Dann suchen Sie ebenfalls medizinischen Beistand. Versorgungsangebote gibt es in Sachsen-Anhalt einige. Unser Gesundheitsnavigator und unsere Kundenberater im Kundencenter unterstützen Sie gern bei der Suche nach der passenden Anlaufstelle.

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