Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Körperwahrnehmung

Drei etwa 16 jährige Mädchen sitzen zusammen und lachen gemeinsam.

Bodyshaming: Ausgrenzung wegen Äußerlichkeiten 

Schönheitsideale setzten heute sowohl Frauen als auch Männer unter Druck. Abwertende und verletzende Kommentare oder Sprüche über Äußerlichkeiten sind wahrscheinlich jedem und jeder von uns schon einmal begegnet. Gerade in sozialen Medien werden sie immer mehr zum Problem.

Bodyshaming ist eine Form von Mobbing und kann für Betroffene ernste Konsequenzen haben. Lesen Sie mehr zu den körperlichen und psychischen Auswirkungen in unserem Artikel und wie Sie sich schützen können.

Wussten Sie schon, dass…

  • wir bei medizinischer Notwendigkeit die Kosten für eine ambulante Psychotherapie übernehmen?
  • wir viele weitere Gesundheitsprojekte für Kinder anbieten?
  • die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung hilft, kurzfristig einen Termin beim Psychotherapeuten zu erhalten?

Was ist Bodyshaming?

Bodyshaming setzt sich zusammen aus den Worten "Body" für Körper und dem Wort "Shaming", was soviel wie Beleidigung bedeutet. Bodyshaming bedeutet, jemanden aufgrund seiner körperlichen Erscheinung zu beleidigen, diskriminieren oder abzuwerten. Das kann Menschen mit Übergewicht (sogenantes Fat Shaming), aber auch untergewichtige Mädchen und Jungen sowie Frauen und Männer treffen (sogenanntes Skinny Shaming). Aber auch äußerlich veränderte Erscheinungsbilder aufgrund des Alters oder einer Behinderung können Menschen zu Opfern von Bodyshaming-Attacken machen.

Welche Formen gibt es?

  • Inneres Bodyshaming 

    Auch wenn wir Bodyshaming in erster Linie mit der Beleidigung durch Andere in Verbindung bringen, ist die Kritik am eigenen Körper die häufigste Form von Bodyshaming. Vor allem junge Menschen suchen förmlich nach allem, was nicht perfekt an ihrem Äußeren ist. Das kann die Figur sein, die Brille oder Pigmentstörungen wie Leberflecke oder Muttermale. Alles, was anders ist als es das Idealbild vorgibt, wird als Makel angesehen. Durch diese immer währende Selbstkritik strahlen sie Unsicherheit und mangelndes Selbstbewusstsein aus. 

  • Öffentliches Bodyshaming 

    Damit ist die öffentliche Bloßstellung eines Bodyshaming-Opfers gemeint. Menschen werden beleidigt, weil sie über- oder untergewichtig sind, Falten haben, zu klein oder zu groß sind, Hautprobleme haben oder einen anderen angeblichen Makel. Den Betroffenen werden im direkten Kontakt verletzende Sprüche zugeworfen oder sie werden in sozialen Medien Opfer von Bodyshaming-Attacken. Denn beschämende und herabwürdigende Kommentare sind schnell und in vielen Fällen anonym verfasst.

Woher kommt Bodyshaming?

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Unsere Gesellschaft assoziiert das äußere Erscheinungsbild nach wie vor mit Charaktereigenschaften. Zum Beispiel, dass übergewichtige Menschen faul sind - denn sonst wären sie ja nicht dick. Dahingegen sind schlanke Personen sportlich und attraktiv und damit auch automatisch glücklich. Beide zugeschriebenen Annahmen sind falsch und niemand sollte voreilige Behauptungen aufstellen. Jeder Mensch, egal ob männlich oder weiblich, verdient Respekt und ist auf eine ganz eigene Art schön.

In sozialen Netzwerken wie Instagram, Facebook oder YouTube werden die Eindrücke des „perfekten“ Körpers inszeniert. Zeitschriften, Werbeanzeigen und Fernsehen präsentieren das zu erstrebende Idealbild. Das erzeugt Druck und führt zu ständigen Vergleichen mit anderen. Neid und Selbstunzufriedenheit sind die Folge. Diesen Unmut tragen einige Menschen nach außen und werden selbst zu Bodyshamern.

Bodyshaming kann krank machen

Fachleute sind der Meinung, dass die alltägliche Diskriminierung oft so stark verinnerlicht wird, dass sich die Betroffenen selbst abwerten. Die psychische Stärke, nicht auf die Lästereien und Hetzereien zu hören, haben nur wenige unter uns. Gerade junge Menschen, vor allem junge Frauen und Mädchen im Teenageralter, lassen sich stark beeinflussen. Noch schlimmer und wirkungsvoller sind oft die Mobbingattacken in den sozialen Medien, da sie öffentlich sind und sich schnell verbreiten. Viele Betroffene können den Beleidigungen nicht standhalten und werden krank. 

Häufige Auswirkungen des Bodyshaming sind: 

  • Essstörungen
  • Depressionen
  • Schlafstörungen
  • Angstzustände und Panikattaken
  • Minderwertigkeitsgefühle
  • Rückzug aus dem sozialen Leben

Betroffenen helfen

Eine junge Frau referiert in einem Hörsaal.

Um künftig Bodyshaming-Attacken zu vermeiden, sind Respekt und Rücksichtnahme die Schlüsselwörter. Diese Werte müssen wir nach außen leben und weitergeben. Wir zeigen, wie Sie Kindern helfen, die von Bodyshaming betroffen sind und wie Sie Ihre Kinder für einen respektvollen Umgang untereinander sensibilisieren.

Wie erkenne ich, dass mein Kind betroffen ist?

  • Veränderung im Verhalten wie zum Beispiel das Meiden von gemeinsamen Mahlzeiten innerhalb der Familie, plötzliche Verschlossenheit oder geringe Teilnahme am Leben
  • Plötzliche Gewichtszunahme oder -abnahme oder der Drang zur äußerlichen Veränderung
  • Aggressives Verhalten, erhöhte Stressanfälligkeit

All das sind mögliche Anzeichen, dass sich Menschen durch Bodyshaming verändern. Stellen Sie solche Veränderungen bei Ihren Kindern oder bei Menschen in Ihrem Umfeld fest, so haben wir einige Tipps zum Umgang damit zusammengefasst:

Zuhören und verstehen

Betroffenen überkommt in vielen Fällen ein ausgeprägtes Schamgefühl und es fällt ihnen schwer über das, was sie bedrückt, zu sprechen. Versuchen Sie nicht zu sehr das Helfen in den Vordergrund zu stellen, sondern viel mehr das Verstehen. Gerade Kinder möchten nicht, dass Eltern die Angelegenheit für sie klären, da dann in vielen Fällen schon die nächste Angriffsfläche geschaffen wird und Ihr Kind sich dann die nächsten Beleidigungen anhören muss. Versuchen Sie also zunächst das Problem zu verstehen und bestärken Sie Ihr Kind, sich dagegen zu wehren.  

Aufbauende Sätze könnten sein:

  • „Ich weiß, dass dich das sehr kränkt und du dir darüber Gedanken machst ob es wahr ist was die anderen sagen. Aber bitte glaube ihnen nicht. Du bist ein wunderbarer Mensch, genauso wie du bist. Wenn andere finden, dass du zu dick bist, dann ist das deren Meinung. Wichtig ist, dass du dich wohl fühlst. Tust du das nicht, dann helfe ich dir gern dabei etwas an dir zu verändern, aber du sollst es nur für dich tun und nicht für die anderen.“
  • „Ich verstehe dich und leider gehört ein respektloser Umgang immer noch zu einem Teil unserer Gesellschaft. Versuch bitte keinen allzu großen Wert auf die Kommentare unter deinem Bild zu legen, denn oftmals lenken Menschen, die andere beleidigen, von ihren eigenen Dingen ab. Jeder Mensch sollte so respektiert und akzeptiert werden, wie er oder sie ist. Egal ob dick, dünn, groß oder klein.“

So unterstützt die AOK Sachsen-Anhalt

Wenn das Selbstwertgefühl bei Betroffenen schon so stark eingeschränkt ist, dass es die Lebensqualität stark negativ beeinflusst oder weitere psychische Probleme hinzukommen, sollten Sie professionelle Hilfe suchen. Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die ambulante Psychotherapie, wenn es sich um eine psychische Störung mit Krankheitswert handelt. Das kann zum Beispiel eine Zwangsneurose, Depression, Angst- oder Essstörung sein.

Ausgrenzung und Benachteiligung am Arbeitsplatz

Bodyshaming kann auch Erwachsene treffen, gerade der Arbeitsplatz bietet dafür eine "optimale" Angriffsfläche. So spielt schon beim Vorstellungsgespräch das äußere Erscheinungsbild eine wesentliche Rolle und schnell neigen Menschen zu Assoziationen. Studien zeigen, dass übergewichtigen Menschen weniger zugetraut wird. Sie erhalten seltener Führungspositionen und werden schlechter bezahlt. 

Gegenbewegungen

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Mehr Selbstliebe: Body Positivity

Um der Ausgrenzung und Hetzerei ein Ende zu setzen, verbreitet sich vor allem in den sozialen Medien die Gegenbewegung Body Positivity. Ihr geht es um eine „körperpositive“ Einstellung und mehr Selbstliebe. Die zentrale Botschaft ist, dass jeder Mensch auf die eigene einzigartige Weise schön ist und respektvoll behandelt werden sollte. Niemand sollte aufgrund der Körperform, einer körperlichen Beeinträchtigung oder anderer Körpereigenschaften in eine Schublade für bestimmte Charakterzüge gesteckt werden. 

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Akzeptieren muss nicht lieben bedeuten: Body Neutrality

Trotz positiver Einstellung zum eigenen Körper, ist es gar nicht so einfach, alles an sich selbst zu lieben und toll zu finden. Body Neutrality steht deshalb für eine neutrale Haltung gegenüber dem eigenen und anderen Körpern. Hintergrund ist, den eigenen Körper so zu akzeptieren wie er ist und den Kopf lieber in andere Dinge wie die persönliche Entwicklung zu stecken und sich keine Gedanken über eventuelle Makel zu machen.  

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