Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Gelbsucht bei Babys 

Eine Mutter überprüft ihr Neugeborenes auf Gelbsucht

Wenn sich das Neugeborene gelblich verfärbt

Über die Hälfte aller Neugeborenen sind von der in der Regel harmlosen Anpassungsstörung Gelbsucht betroffen. Verantwortlich für die Hautfärbung ist der gelblich-braune Farbstoff Bilirubin, der sich häufig auch durch eine weiße äußere Umhüllung des Augapfels zeigt. Doch kein Grund zur Sorge: In den meisten Fällen klingen die Symptome innerhalb weniger Tage von allein wieder ab.

In unserem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Symptome und Ursachen der Neugeborenengelbsucht, erklären wie sie behandelt wird und welche möglichen Spätfolgen auftreten können.

Wussten Sie schon, dass…

  • 80 Prozent der Frühgeborenen von Neugeborenengelbsucht betroffen sind?
  • die AOK Sachsen-Anhalt in der Schwangerschaft alle wichtigen Vorsorgeuntersuchungen übernimmt?
  • der Bilirubin-Wert angibt, wieviel rote Blutzellen abgebaut und ausgeschieden werden?
Ein Mutter hält ihr Neugeborenes, das unter Gelbsucht leidet, im Arm.

Was ist Neugeborenengelbsucht?

Die Neugeborenengelbsucht wird auch als Neugeborenenikterus“ oder „Ikterus neonatorum“ bezeichnet. In der Medizin ist sie auch als physiologische Gelbsucht, also eine zur normalen Körperfunktion gehörende Gelbsucht, bekannt.

Die Anpassungsstörung entsteht, weil die Leber bei neugeborenen Kindern noch nicht vollständig ausgereift ist. Sie tritt in den ersten Lebenstagen auf und erreicht zwischen dem dritten bis fünften Lebenstag ihren Höhepunkt. In den meisten Fällen klingen die Symptome nach 10 bis 14 Tagen wieder ab.

Formen der Gelbsucht bei Babys

Die Neugeborenengelbsucht wird in vier verschiedene Formen eingeteilt:

  • Ikterus neonatorum

    Diese Form beschreibt die harmlose Neugeborenengelbsucht, welche ab dem zweiten bis dritten Lebenstag auftritt und bis zum zehnten Lebenstag wieder abklingt.

  • Ikterus prolongatus

    Eine Neugeborenengelbsucht, die mehr als zwei Wochen andauert, wird als Ikterus prolongatus bezeichnet.

  • Ikterus praecox 

    Beginnt die Gelbsucht bereits am ersten Lebenstag wird sie als Ikterus praecox bezeichnet.

  • Ikterus gravis 

    Als Ikterus gravis wird eine Gelbsucht bezeichnet, die stark erhöhte Bilirubinwerte mit sich bringt.

Baby mit Gelbsuchtweist charakteristische gelbe Verfärbung auf

Anzeichen einer Gelbsucht bei Neugeborenen

Die Neugeborenengelbsucht ist von außen durch eine typische gelbe Verfärbung der Haut und des Bindegewebes des Augapfels meist deutlich sichtbar. Häufig kommt es auch zu braungefärbtem Urin und hellem Stuhl. Einige Babys zeigen zusätzlich Trinkschwäche und Müdigkeit. 

Bei starker Gelbsucht kann sich eine Lethargie, also eine auffällige Veränderung im Verhalten, entwickeln

Bilirubin löst Gelbfärbung aus   

Bilirubin entsteht beim Abbau roter Blutkörperchen in der Milz und im Knochenmark. Das nicht wasserlösliche Abbauprodukt wird gebunden an Bluteiweiß und anschließend zur Leber transportiert. Nach einem Zwischenstopp in der Galle und im Darm wird das Bilirubin über Stuhl und Urin ausgeschieden. Nach der Geburt besteht im Körper des Neugeborenen eine Überzahl roter Blutkörperchen. Da diese nicht mehr gebraucht werden, verfallen sie und werden in den gelben Farbstoff Bilirubin umgewandelt.

Da die Leber bei Neu- oder Frühgeborenen noch nicht vollständig ausgereift ist, kann das Bilirubin nicht schnell genug verstoffwechselt werden und lagert sich im Gewebe ab. In der Folge entsteht die typische gelbliche Verfärbung der Haut und der Augäpfel.

Lichttherapie wird bei einem Baby mit Gelbsucht angewendet

Weitere mögliche Ursachen 

Gelbsucht kann viele weitere mögliche Ursachen haben, darunter:

  • zu geringe Trinkmenge
  • Anlagenstörung im Gallenweg
  • Blutunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind
  • Frühgeburt
  • große Blutergüsse, die unter der Geburt entstanden sind
  • Stoffwechselstörung, wie Schilddrüsenunterfunktion
  • Infektionen, die Leberfunktion beeinträchtigen
  • Enzymmangel
  • Muttermilchikterus (Muttermilch behindert Umbau des wasserunlöslichen in wasserlösliches Bilirubin)
  • bestimmte Medikamente, wie z.B. Paracetamol

Diagnose 

Meist treten die ersten Gelbsuchtsymptome bereits im Krankenhaus auf und werden entsprechend überwacht. Die Neugeborenen werden von dem behandelnden Arzt oder der betreuenden Hebamme äußerlich auf die Gelbfärbung untersucht. Bei Verdacht erfolgen regelmäßige Kontrollen der Bilirubinwerte mittels Bluttests. 

Wenn die Werte im Normbereich liegen beziehungsweise sich innerhalb von zwei Wochen normalisieren ist keine Behandlung notwendig. Werden die Grenzwerte überschritten, kann sich das Bilirubin in den Ganglienzellen des Stammhirns ablagern und unter Umständen bestimmte Hirnbereiche schädigen. Wird nicht schnell genug gehandelt, können bleibende Hirnschäden oder sogar der Tod des Babys daraus resultieren. Doch glücklicherweise kommt dies heutzutage aufgrund der engmaschigen Kontrollen im Krankenhaus und beim Kinderarzt äußerst selten vor.

Behandlungsmöglichkeiten im Überblick

Sind die Bilirubinwerte deutlich erhöht, erfolgt meist eine vorsorgliche Behandlung im Krankenhaus. Je nach Schweregrad entscheidet der behandelnde Arzt über die Therapie. Infrage kommen hierbei:

  • Lichttherapie

    Die Lichttherapie, auch als Phototherapie bekannt, kommt am häufigsten zum Einsatz. Durch die Bestrahlung mit speziellem blauen UV-Licht über einen Zeitraum von zwei Tagen bis einer Woche wird der Bilirubinwert allmählich gesenkt. Während der Therapie liegt das Baby nackt mit Windel unter einer speziellen Lampe oder auf einer Leuchtmatte. Das Neugeborene erhält zusätzlich eine Schutzbrille für die Augen, um Verletzungen der Netzhaut zu verhindern.

    Da es unter dem UV-Licht recht warm wird und die Babys vermehrt schwitzen, gilt es den erhöhten Flüssigkeitsverlust unbedingt mit einer ausreichenden Versorgung auszugleichen.

    Durch die Lichttherapie wird der Farbstoff Bilirubin in der Haut in eine wasserlösliche Substanz umgewandelt, anschließend in der Leber abgebaut und über den Urin schließlich ausgeschieden. Als mögliche Nebenwirkung kann ein harmloser, juckender Hautausschlag auftreten.

  • Blutaustausch

    In besonders schweren Fällen, beispielsweise bei einer Rhesus-Faktor-Unverträglichkeit, kann eine Austauschtransfusion notwendig werden, bei der das kindliche Blut schrittweise durch Spenderblut ausgetauscht wird.

  • Medikamente

    In seltenen Fällen werden Medikamente in Kombination mit der Lichttherapie intravenös verabreicht.

  • Stillen

    Häufiges Stillen regt die Darmtätigkeit an, erhöht die Stuhlmenge und sorgt so für ein erhöhtes Ausscheiden von Bilirubin. Muttermilch enthält viel Eiweiß, bindet das Bilirubin und verhindert so die Ablagerung im Gehirn.

Hat die Neugeborenengelbsucht langfristige Auswirkungen?

In der Regel ist die Neugeborenengelbsucht harmlos und verursacht keine Langzeitfolgen. Wenn jedoch eine schwere Form der Gelbsucht vorliegt und sich Bilirubin im Hirn abgelagert hat, können Hör- und Sehstörungen, Bewegungsauffälligkeiten und geistige Entwicklungsstörungen auftreten.

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