Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Kräuter aus dem Harzvorland

Ein Mann in einem grauen T-Shirt trägt einen Korb voller frisch geschnittener Wildkräuter durch die grüne Landschaft

Wo die begehrten Gewürze wachsen

Sachsen-Anhalt ist einer der Kräutergärten Deutschlands. Denn es gehört zu den bedeutenden Anbaugebieten von Arznei- und Gewürzpflanzen. Einen großen Anteil daran hat das Harzvorland im Raum Aschersleben. Hier werden seit über 130 Jahren Kräuter angebaut. Aufgrund ihrer hohen Qualität sind sie sehr begehrt. Mehr zu dieser schönen regionalen Besonderheit und Kräuter im Allgemeinen erfahren Sie in diesem Artikel.

Wussten Sie schon, dass…

  • Kräuter aus Sachsen-Anhalt für ihre hohe Qualität bekannt sind?
  • der Harz für besonders gute Bedingungen für den Kräuteranbau sorgt?
  • Majoran seit über 130 Jahren im Raum Aschersleben kultiviert wird?

Sachsen-Anhalt, das Land der feinen Kräuter

Ein blonder, etwa 6-jähriger Junge mit hilft seinem Vater bei der Gartenarbeit an einem Kräuterbeet. Im Hintergrund begutachtet eine Frau mit einem blauen Hemd den grünen Garten.

Sachsen-Anhalt wird gerne als die Gewürzkammer Deutschlands bezeichnet. Denn hier befinden sich 90 Prozent der deutschen Anbauflächen für Majoran, Thymian und Kümmel. Wichtiger als die Zahl der Hektar ist jedoch die Güte der Ernte. Und Kräuter aus Sachsen-Anhalt sind für ihre hohe Qualität bekannt. Woran das liegt? Unter anderem an den Böden und dem günstigen Klima im Harzvorland. Denn hier werden besonders viele Kräuter angebaut.

Im Harzvorland gedeiht eine besondere Qualität 

Kräuterpflanzen lieben die besonders guten Bedingungen rund um Aschersleben: die fruchtbaren Böden und den Regenschatten des Harzes. Dadurch gedeihen sie hier außerordentlich gut und schmecken besonders aromatisch. Denn unter den günstigen Voraussetzungen bilden sie ungewöhnlich viele erwünschte Inhaltsstoffe aus. Sie haben einen hohen Anteil an ätherischen Ölen sowie Gerb- und Bitterstoffen. Deshalb sind Kräuter aus Sachsen-Anhalt der günstigeren Ware aus dem Ausland in Qualität und Geschmack deutlich überlegen. Die starke Nachfrage spricht für sich. So wird beispielsweise der hier angebaute Kümmel fast vollständig von pharmazeutischen Unternehmen beansprucht, unter anderem für Arzneitees.

Die historische – und aktuelle – Kräuter-Kompetenz im Raum Aschersleben 

Nahaufnahme einer Majoranpflanze

Seit über 130 Jahren wird im Raum Aschersleben Majoran angebaut. Was 1890 auf kleinen Flächen begann, hat sich zu einer wertvollen Kompetenz der Region entwickelt. So besitzen die ortsansässigen Landwirte heute umfangreiche Erfahrungen und viel Fachwissen rund um den Kräuteranbau. Auch entsprechende Institute haben sich in der Region angesiedelt. Unter anderem: Das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Deutschland in Quedlinburg und die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Bernburg.

Majoran wird nach wie vor im Raum Aschersleben angebaut. Und inzwischen auch viele weitere Kräuter wie Thymian, Kümmel, Bohnenkraut und Oregano. Für begeisterte Köchinnen und Köche in der Region hat die hohe Qualität der hiesigen Kräuter bloß einen Nachteil: Es gibt sie nur selten zu kaufen. Denn viele Unternehmen, zum Beispiel aus der Lebensmittelindustrie, sichern sie sich als zuverlässige, unersetzliche Gewürze. Unser Tipp: Probieren Sie es doch einmal bei den Hof- und Bauernläden in Ihrer Region. Und sprechen Sie dort ruhig die berühmte Qualität der regionalen Kräuter an – wer freut sich nicht über verdiente Wertschätzung?

Warum Kräuter so gesund sind 

Eine Frau schneidet auf ihrem Balkon mit einer Schere einige Blätter von einer Basilikumpflanze.

Streichen Sie einmal sanft mit der Hand über eine Kräuterpflanze, zum Beispiel über Basilikum. Riechen Sie das? Sofort steigt der typische würzig-liebliche Basilikumduft auf. Herrlich! Wir empfinden den Geruch instinktiv als angenehm und wohltuend. Und die Wissenschaft gibt unseren Sinnen recht. Einen Großteil des wunderbaren Aromas von Kräutern machen ätherische Öle aus. Dabei ist das Wort „ätherisch“ Programm – sie sind flüchtig. Beim Verdunsten entfalten sie ihren angenehmen Geruch. Für die Kräuterpflanzen erfüllen die ätherischen Öle eine wichtige Funktion. Sie schützen sie, unter anderem vor bestimmten Fressfeinden, Bakterien und Pilzen. Ähnliches gilt für viele weitere Inhaltsstoffe von Kräutern, zum Beispiel für Gerb-, Scharf- und Bitterstoffe.

Essen wir mit Kräutern zubereitete Speisen, „arbeiten“ die Inhaltsstoffe der Kräuter sozusagen für uns. Wichtig ist dabei, die gesundheitliche Wirkung nicht zu überschätzen. Wunder können auch Kräuter nicht wirken. Aber sie sind köstliche, gesunde Lebensmittel, vergleichbar etwa mit Obst und Gemüse. Verwenden Sie Küchenkräuter also gerne reichlich und mit Genuss!

Viel Geschmack ohne zusätzliches Salz

Wer viel mit Kräutern würzt, kann an Salz sparen. Die Mahlzeiten schmecken trotzdem hervorragend. Weniger Salz zu essen ist besonders wichtig für Menschen, die Bluthochdruck haben. Aber der bewusste Umgang mit diesem Würzmittel tut uns allen gut. Und wenn er ein Anlass ist, in Kräutern zu schwelgen, dann umso besser!

Kräuter sind ein Genuss für alle Sinne 

Eine etwa 25-jährige Frau schließt die Augen, während sie an einem Bündel Lavendel riecht.

Genussvolles Essen ist ein Wohlfühlfaktor. Mit ihren vielfältigen Aromen tragen Kräuter klar dazu bei. Sie sorgen für einen köstlichen Geschmack. Und bereits ihre Verarbeitung ist ein Vergnügen für die Sinne. Das gilt ganz besonders für frische Kräuter. Aber auch ein gut gefülltes Gewürzregal sorgt für gesunde Genussmomente beim Kochen und Speisen.

Ein Tipp, wenn Sie experimentierfreudig sind: Geben Sie die Restbestände fast leerer Gewürzspender in eine kleine Dose. Diese Mischung können Sie einfach als Ihr „Hausgewürz“ verwenden. Viele Köchinnen und Köche sind erstaunt, wie gut diese durch Zufall zusammengemischten Kräuter miteinander harmonieren. Und die Einsatzmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. In der Suppe, über gebackenen Kartoffelschnitzen, auf Quark oder veganem Aufstrich, auf gedämpftem Gemüse, in Fisch- und Fleischgerichten.

Drei um Aschersleben angebaute Kräuter im Kurzporträt

  • Majoran

    Diese wichtige Gewürzpflanze heißt im Volksmund auch Wurstkraut. Denn Majoran ist als Fleisch- und Wurstgewürz sehr beliebt. Er verleiht zum Beispiel Leberwurst – und leberwurstähnlichen veganen Brotaufstrichen – ihr typisches Aroma.

    Der Geruch und Geschmack von Majoran sind stark würzig, leicht bitter und ganz sanft zitronig. Er harmoniert mit Fleisch, Fisch, Aufläufen, Nudelgerichten, Eintöpfen, Suppen, Hülsenfrüchten und Kartoffelgerichten.

    Sie können die frischen Blätter oder das getrocknete, gerebelte Kraut verwenden. Das frische Kraut verliert schnell an Aroma, wenn es erhitzt wird. Also geben Sie es lieber erst kurz vor dem Servieren dazu.

  • Thymian

    Thymian ist für viele mit der mediterranen Küche verbunden. Kein Wunder, die Pflanze kommt ursprünglich aus Südeuropa. Und sie ist ein Hauptbestandteil typischer Gewürzmischungen wie beispielsweise den "Kräutern der Provence".

    Thymian hat einen intensiven Geschmack und Geruch. Er wird oft als würzig-pikant, leicht pfeffrig, herb und zugleich lieblich beschrieben. Thymian passt hervorragend zu Fleisch- und Fischgerichten. Kartoffelgerichten verleiht er eine besondere Note, auch mit Gemüse harmoniert er wunderbar, zum Beispiel in Suppen, Aufläufen und Saucen. Auch zu Schafskäse ist er ein Genuss.

    In der Küche kann Thymian frisch oder getrocknet verwendet werden. In der mediterranen Küche werden oft ein, zwei frisch gepflückte Stängel in den Suppentopf gegeben und einfach mitgekocht.

  • Kümmel

    Kümmel begleitet die Menschen schon seit Jahrtausenden als Gewürz. Die frühesten Funde von Kümmelfrüchten datieren auf 3.000 Jahre vor dem Jahr Null.

    Der Geschmack von Kümmel ist charakteristisch: intensiv, anisartig, süß und balsamisch.  Kümmelfrüchte werden insbesondere für schwer verdauliche Speisen verwendet. Dazu zählen Kohlgerichte, fettige Fleischgerichte, Käse und Hülsenfrüchte. Auch Brote und Brötchen werden des Öfteren mit Kümmel gewürzt. Überraschend gut schmeckt Kümmel auch in Kombination mit Meerestieren.   

    Zum Würzen verwendet man die ganzen oder gemahlenen Früchte. Die selten erhältlichen Blätter und Wurzeln schmecken deutlich milder. Sie können wie Salat bzw. Gemüse zubereitet werden.

    Achtung: Kümmel wird häufig mit Kreuzkümmel verwechselt. Das ist nicht dramatisch, aber der Geschmack unterscheidet sich deutlich. Kümmel schmeckt eher lieblich, Kreuzkümmel wesentlich kräftiger und bitterer. Hilfreich: Kreuzkümmel ist auch als Cumin oder Kumin bekannt. 

Ein regionales Rezept für alle 3 Kräuter: Cremige Kartoffelsuppe mit Majoran, Thymian oder Kümmel

Mit Kräutern lassen sich auch ganz einfache Rezepte lecker variieren. Ein wunderbares Beispiel stellen wir Ihnen hier vor. Eine ganz einfache Kartoffelsuppe, die Sie jeweils mit Ihrem aktuellen Lieblingskraut abschmecken können.

Zwei Teenager in gestreiften T-Shirts sitzen gut gelaunt am Küchentisch. Vor ihnen stehen Tassen voller Kartoffelsuppe, die sie mit einem Löffel essen.

Grundrezept für ca. 4 Teller Suppe:

  • 500 g rohe Kartoffeln
  • 1 Stange Porree oder 1 Zwiebel
  • ca. 1,5 l Wasser
  • 2 oder 3 Karotten
  • Suppengrün (je nach Verfügbarkeit z. B. Sellerie, Petersilie, Steckrüben etc.)
  • Salz und Pfeffer nach Geschmack

Zubereitung

Alle festen Zutaten kleinschneiden und mit Salz im Wasser kochen. Je kleiner Sie die Zutaten schneiden, desto schneller sind sie gar. Schmecken Sie einfach nach 15 Minuten einmal ab. Ist alles gar? Dann einmal pürieren – ganz nach Geschmack bis die Suppe ganz sämig oder noch etwas stückig ist. Noch einmal aufkochen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Variation mit Majoran: Nach dem letzten Aufkochen frische Majoranblätter oder getrockneten Majoran zugeben. Ruhig erstmal etwas geizig sein und nachwürzen, der Geschmack kann schnell zu intensiv werden.

Variation mit Thymian: Sie können den frischen oder getrockneten Thymian von Anfang an in die Suppe geben oder am Ende hinzufügen. Wenn er die gesamte Kochzeit in der Suppe ist, gibt er mehr Aroma ab. Dosieren Sie ihn dann lieber zurückhaltend.

Variation mit Kümmel: Geben Sie die ganzen oder gemahlenen Kümmelfrüchte von Anfang an mit in die Suppe. Auch hier empfehlen wir etwas Zurückhaltung, da der Geschmack sehr kräftig werden kann. Wenn Sie ganze Kümmelfrüchte haben, kochen Sie diese am besten in einem Tee-Ei mit. Andernfalls kann sich die Kümmelnote durch das Pürieren deutlich intensivieren.

Weitere Tipps: Das Schöne an dieser Kartoffelsuppe ist ihre Vielseitigkeit. Die Mengenangaben sind eher Empfehlungen als Vorschriften. Sie können sie gerne nach Gefühl variieren. Ebenso können Sie auch weitere Gemüsesorten hinzugeben, die Sie gerade vorrätig haben. Oder die Kartoffeln durch Süßkartoffeln ersetzen. Je nach Geschmack können Sie Würstchen (aus Fleisch oder vegetarisch bzw. vegan) als Einlage hinzugeben. Und wie die meisten Suppen schmeckt diese Kartoffelsuppe am nächsten Tag noch ein bisschen „runder“.

Der ganz regionale Gewürzgarten auf der eigenen Fensterbank 

Auf einer Fensterbank stehen diverse Pflanztöpfe mit verschiedenen frischen grünen Kräutern.

Viele Kräuter werden heute auch in Töpfen angeboten – perfekt für den eigenen kleinen Kräutergarten. Dann können Sie jederzeit ein paar Blätter abzupfen und frisch für Salate, Suppen, Hauptgerichte oder auch eine Tasse Tee verwenden.

Die meisten Kräuter lieben warme, sonnige Standorte. Das gilt zum Beispiel für Majoran, Thymian und Basilikum. Eine nach Süden ausgerichtete Fensterbank eignet sich für sie am besten. Kümmel findet man selten als Topfpflanze. Dafür wächst er auch in Deutschland häufig wild.

Und falls Sie einen Garten oder etwas mehr Platz auf dem Balkon haben: Thymian gilt als Bienenweide. Seine Blüten bieten Bienen und anderen Insekten wertvolle Nahrung. In manchen Gärten dient er sogar als duftender Rasenersatz, der Mensch und Tier erfreut.

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