Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Legasthenie bei Kindern

Nahaufnahme der Hände einer Seniorin, die einen roten Igelball halten.

So erkennen Sie eine Lese- und Rechtschreibstörung

Jedes Kind, das Lesen und Schreiben lernt, macht anfangs Fehler. Den einen fällt es leicht, andere brauchen mehr Hilfe. Benötigt Ihr Kind eine besonders intensive Unterstützung, kann das auf eine Lese- und Rechtschreibstörung, in der Fachsprache Legasthenie genannt, hinweisen. Was sich dahinter verbirgt und wie Sie Ihrem Kind helfen können, lesen Sie in folgendem Beitrag.

Wussten Sie schon, dass…

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Was ist Legasthenie?

ca 7 jähriges Mädchen mit Locken liest in einem gelben Buch


Drei bis fünf Prozent der Grundschulkinder sind von einer Lese-Rechtschreibstörung betroffen und haben erhebliche Probleme beim Lesen und Schreiben. Jungen trifft es häufiger als Mädchen. 

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt eine Legasthenie vor, wenn anhaltende Lese- und Rechtschreibschwächen nicht auf das Entwicklungsalter, eine unterdurchschnittliche Intelligenz, fehlende Beschulung, psychische Erkrankung oder Hirnschädigung zurückgeführt werden können. 

Bei den meisten betroffenen Kindern treten die Lese- und Rechtschreibstörung gemeinsam auf. Es gibt aber auch Formen, bei denen sich Probleme isoliert nur beim Lesen oder beim Schreiben bemerkbar machen.

Wichtig zu wissen: Legasthenie hat keinesfalls etwas mit mangelnder Intelligenz zu tun. Mit Förderung und viel Unterstützung können Sie die bestehenden Hürden bei Ihrem Kind positiv beeinflussen.

Der Unterschied zur Lese-Rechtschreibschwäche

Legasthenie ist eine genbedingte Störung im Bereich des Lesens und Schreibens. Bei einer Lese-Rechtschreibschwäche hingegen handelt es sich um eine erworbene Schwäche. Ursache sind immer äußere Umstände, beispielsweise wenn ein Kind lange erkrankt war und deshalb nicht am Unterricht teilnehmen konnte, wenn es mit in der Schule angewandten Lern- und Lehrmethoden nicht zurechtkommt oder familiäre Probleme bestehen.

Ursachen und Symptome einer Lese- und Rechtschreibstörung

Es wird vermutet, das Legasthenie genetisch bedingt ist. Wenn Eltern bereits eine Lese-Rechtschreibstörung haben, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind ebenfalls eine Störung entwickelt. Zusätzlich haben Forschungsergebnisse gezeigt, dass bei Kindern mit Legasthenie im Gehirn bestimmte Prozesse der sprachlichen und visuellen Informationsverarbeitung anders ablaufen, als bei Kindern ohne diese Lese-Rechtschreibstörung.

Diese Anzeichen deuten auf eine Legasthenie hin:   

  • Beim Lesen
    • Betroffene Kinder lernen das Lesen nur sehr langsam und mit viel Unterstützung.
    • Die Lesegeschwindigkeit ist stark verlangsamt und die Kinder geben Wörter falsch wieder.
    • Wortteile werden ausgelassen, verdreht oder vertauscht. Betroffene Kinder fällt es schwer, den Sinn der Wörter zu erfassen und wiederzugeben.
    • Beim Lesen geraten die Kinder häufig ins Stocken oder verlieren die Zeile im Text.
  • Beim Schreiben
    • Wörter werden falsch geschrieben, ohne dass es ein typisches Fehlermuster gibt. Auch beim Abschreiben von Texten entstehen viele Fehler.
    • Betroffene Kinder verwechseln Buchstaben mit ähnlicher Form oder ähnlichem Klang.
    • Kinder lassen beim Schreiben Buchstaben aus und haben Schwierigkeiten bei der Groß- und Kleinschreibung.
    • Häufig ist die Handschrift nur sehr schwer zu lesen.

Typisch ist, dass die genannten Probleme im Lesen und Schreiben nicht nur im Deutschunterricht auftreten, sondern sich durch alle Schulbereiche ziehen. Betroffene Kinder haben zum Beispiel Probleme Textaufgaben in Mathematik inhaltlich zu erfassen.

Zwei Jungen im Alter von 8 jahren lösen zusammen Schulaufgaben
Mutter hilft Ihrem Sohn im Grundschulalter beim Schreiben

Folgen einer Legasthenie

Betroffene Kinder verlieren durch die häufigen Fehler und Misserfolge den Spaß am Lernen. Die Unsicherheit steigt und das Selbstbewusstsein leidet. Einige Kinder entwickeln sogar Angst vor der Schule. 

Oft treten im Zusammenhang mit der Legasthenie weitere Symptome und Erkrankungen auf, die entweder eine Folge der bestehenden Legasthenie sind oder unabhängig davon schon vorher bestanden:

  • psychosomatische Beschwerden (häufig Bauch- oder Kopfschmerzen, insbesondere vor anstehenden Klausuren oder Prüfungen)
  • Angststörung
  • depressive Störung
  • Störung des Sozialverhaltens
  • Dyskalkulie (eine Rechenschwäche, bei der das mathematische Grundverständnis fehlt)

Diagnose

Vermuten Sie bei Ihrem Kind eine Lese- oder Rechtschreibstörung, wenden Sie sich an Ihren Kinderarzt. Je eher die Störung festgestellt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose.

Die Diagnose Legasthenie stellt der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Oft ist das erst möglich, wenn Ihr Kind die zweite Klasse besucht. Vorher unterscheidet sich das Lerntempo der Kinder noch zu sehr. Bestehende Probleme zu Beginn des Schriftspracherwerbs müssen nicht unbedingt auf eine Legasthenie hinweisen. 

In einem ausführlichen Gespräch hinterfragt der Arzt die Entwicklung Ihres Kindes, ob es gern zur Schule geht, wo die Probleme auftreten und ob jemand in der Familie bereits an Legasthenie leidet. 

Junge im grundschulalter bei Legasthenie-Therapeutin

Mit standardisierten Testverfahren überprüft der Facharzt dann das Lesetempo, die Lesefehler und das Leseverständnis, das Bewusstsein für die einzelnen Laute eines Wortes sowie die Rechtschreibung.

Zur Diagnosestellung gehören auch ein Intelligenztest und Verfahren, die zur Erkennung einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS oder anderen psychischen Erkrankungen geeignet sind. 

Der Arzt wird außerdem Probleme beim Sehen und Hören oder neurologische Erkrankungen wie Epilepsie als Ursache für die Lese- und Rechtschreibstörung ausschließen.

Behandlung von Legasthenie

Ist die Diagnose gesichert, erhalten betroffene Kinder außerschulische Förderung mit Hilfe eines ausgebildeten Therapeuten. Gemeinsam trainiert er mit Ihrem Kind mit speziellen Übungen, die einerseits Lese- und Rechtschreibfähigkeiten schulen, aber auch die akustische und visuelle Informationsverarbeitung verbessern sollen. In Absprache mit dem behandelnden Therapeuten können auch die Eltern durch regelmäßiges Üben zu Hause den Therapieerfolg unterstützen.

Zusätzlich benötigen Kinder oftmals psychotherapeutische Unterstützung. Gerade dann, wenn eine begleitende psychische Erkrankung, zum Beispiel eine depressive Verstimmung, auftritt. 

Das können Sie für Ihr Kind tun

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Das Wichtigste für Ihr Kind ist der Rückhalt in der Familie, viel Verständnis und Geduld. Vermeiden Sie, gute Noten zu fordern. Das setzt betroffene Kinder zu sehr unter Druck und verunsichert sie. 

Mit einer diagnostizierten Legasthenie können Sie einen sogenannten Nachteilsausgleich in der Schule beantragen. Betroffene Kinder erhalten mehr Zeit für schriftliche Aufgaben, können Ausgleichsleistungen erbringen und dürfen Hilfsmittel verwenden. In schweren Fällen dürfen Rechtschreib- und Lesefehler nicht in die Benotung einfließen. Nachteile, die sich durch die Lernstörung ergeben, werden so ausgeglichen und der schulische Druck wird genommen.

Tipps: So unterstützen Sie Ihr Kind beim Lernen

Zunächst: Sprechen Sie bitte in jedem Fall mit dem betreuenden Therapeuten Ihres Kindes ab, ob eine zusätzliche Förderung zu Hause sinnvoll ist. Gerade wenn es in früheren Zeiten Probleme oder Auseinandersetzungen beim gemeinsamen Lernen oder bei der Hausaufgabenhilfe gab, kann es sinnvoll sein, die Lese-Rechtschreib-Förderung Personen außerhalb der Familie zu überlassen.

  1. Lesen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, denn Wissen wird über richtiges Lesen erfasst.
  2. Motivieren Sie Ihr Kind zum Lernen. Viel Lob und gelegentlich eine Belohnung helfen dabei.
  3. Schaffen Sie eine entspannte Lernatmosphäre und vermeiden Sie Druck und Stress. Seien Sie sich bewusst, dass das regelmäßige Üben viel Zeit in Anspruch nimmt. Erfolge lassen sich nicht erzwingen.
  4. Nutzen Sie geeignete Lernsoftware. Diese sind sowohl hilfreich beim Lesen- und Schreiben lernen als auch für die Verständnisförderung beim Rechnen. Auf spielerische Art lernen Kinder ihr Wissen anzuwenden.

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