Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Selbstmedikation

Ein circa 70-jähriger Mann führt eine Tablette zum Mund. In der anderen Hand hält er ein Wasserglas.

Selbstmedikation und 
OTC-Arzneimittel

Selbstmedikation, das Grüne Rezept und OTC-Medikamente – all diese Dinge gehen Hand in Hand. Mit dem Grünen Rezept empfehlen Ärztinnen und Ärzte ihren Patientinnen und Patienten rezeptfreie Medikamente, die sie als wichtig für die Therapie erachten. Mit den nicht verschreibungspflichtigen Arzneien können Sie sich bei leichteren Erkrankungen auch selbst behandeln. Doch was sind OTC-Medikamente genau? Wie steht es um die Wirksamkeit von rezeptfreien Arzneien? Und welche Vor- und Nachteile hat die Selbstmedikation ohne ärztlichen Rat? In diesem Artikel beantworten wir all diese Fragen.

Wussten Sie schon, dass…

  • wir Ihr Grünes Rezept mit bis zu 40 Euro bezuschussen?
  • Selbstmedikation immer häufiger genutzt wird?
  • OTC-Medikamente in apothekenpflichtig und freiverkäuflich unterteilt werden?

OTC-Medikamente und das Grüne Rezept

Mittlerweile sind bis zu 45% der in der Apotheke ausgegebenen Medikamente rezeptfrei. Das heißt, sie sind sogenannte OTC-Medikamente. OTC steht für ‚over the counter‘, was mit ‚über den Ladentisch‘ übersetzt wird. Ein OTC-Medikament können Sie also ohne ärztliche Empfehlung in der Apotheke kaufen. Unter den Oberbegriff fallen aber nicht nur apothekenpflichtige Medikamente. Auch Nahrungsergänzungsmittel und alle Gesundheitshelfer, die Sie in der Drogerie finden können, gehören dazu. Aber warum gibt es OTC-Medikamente überhaupt? Eine Arznei wird rezeptfrei, wenn das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SAV) es empfehlen. Das heißt, sie werden als so sicher eingestuft, dass sie ohne ärztliche Aufsicht verwendet werden können. Rezeptpflichtige Medikamente auf der anderen Seite können bei falscher Nutzung toxisch, suchterzeugend oder unwirksam sein.

Wozu das Grüne Rezept?

Eine circa 50-jährige Apothekerin sucht ein Medikament aus einem Apothekerschrank heraus.

In manchen Fällen verschreiben Ärztinnen und Ärzte OTC-Medikamente für ihre Patientinnen und Patienten. Sie bekommen ein Grünes Rezept ausgehändigt. Viele verbinden das Grüne Rezept ausschließlich mit pflanzlichen oder homöopathischen Arzneien. Für diese wird es auch oft genutzt. Doch andere Medikamente, die nicht verschreibungspflichtig sind, können so ebenfalls von der Ärztin oder vom Arzt empfohlen werden. Das Grüne Rezept signalisiert Ihnen also eine klare ärztliche Empfehlung, dass das Präparat wichtig für die Behandlung Ihrer Beschwerden ist. Das Grüne Rezept gibt Ihnen auch die Möglichkeit, das Medikament im Nachhinein bei Ihrer Krankenkasse abzurechnen. Dazu muss nur das Rezept mit der Quittung aus der Apotheke eingereicht werden. Die AOK Sachsen-Anhalt zahlt für OTC-Medikamente einen Zuschuss.

Diese Medikamente bekommen Sie rezeptfrei in der Apotheke

  • Pflanzliche Medikamente

    Pflanzliche Medikamente, oder Phytopharmaka, enthalten, wie der Name schon sagt, Wirkstoffe aus Arzneipflanzen. Die Bandbreite der pflanzlichen Präparate reicht von sanften Einschlafhelfern, über Erkältungsmedikamente bis zu Verdauungsförderern.

    Eine Befragung des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller e. V. (BAH) ergab, dass ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland pflanzliche Wirkstoffe als verträglicher einstuft als chemisch-synthetische Inhaltsstoffe.

  • Homöopathische Präparate

    Auch in der Homöopathie wird überwiegend mit pflanzlichen Wirkstoffen gearbeitet. Das Prinzip der Homöopathie nennt man das Ähnlichkeitsprinzip. Ähnliches wird mit Ähnlichem behandelt. Ein Beispiel: Die Zwiebel löst bei den meisten Menschen tränende Augen und eine laufende Nase aus. Das homöopathische Mittel Allium Cepa enthält die reizenden Stoffe der Zwiebel in stark verdünnter Form. Es wird zur Behandlung von Reizungen der Schleimhäute eingesetzt, wie etwa bei einer Erkältung.

    Der Arzt und Apotheker Samuel Hahnemann begründete die homöopathische Therapie vor 200 Jahren, als er bei einem Selbstversuch entdeckte, dass ein erhöhter Verzehr von Chinarinde bei ihm kurzzeitig malariaähnliche Symptome auslöste. Daraus leitete er den homöopathischen Grundsatz ab, dass Stoffe, die gewisse Symptome auslösen, zur Behandlung dieser Symptome fähig sind. Sein Lehrsatz lautet: „Wähle, ob sanft, schnell, gewiss und dauerhaft zu heilen in jedem Krankheitsfall eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden erregen kann, als sie heilen soll.“

    Homöopathische Präparate gehören zu den apothekenpflichtigen OTC-Medikamenten. Sie erfüllen die hohen Ansprüche an Sicherheit und Qualität des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte und des Sachverständigenausschusses für Verschreibungspflicht. Das bedeutet, dass sie weder suchtauslösend noch giftig sind.

  • Medikamente zur Behandlung von Erkältungen und grippalen Infekten

    Hustenstiller, Halsschmerzmittel und abschwellende Nasensprays. Bei einer Erkältung oder einem leichten grippalen Infekt bietet Ihnen die Apotheke um die Ecke ein breites Sortiment an Helfern um alle möglichen Symptome zu behandeln.

    Viele Pharma-Unternehmen haben ihre eigenen Präparate auf dem Markt. Die Wirkstoffe ähneln sich jedoch in der Regel. Die Apothekerin oder der Apotheker kann Ihnen da weiterhelfen.

  • Schmerzmittel und Gelenkschmerzmittel

    Leichte Schmerzmittel sind wohl der Klassiker unter den OTC-Medikamenten. Aspirin und andere helfen Ihnen zum Beispiel dabei, einen kopfschmerzgeplagten Tag zu überstehen. Entzündungshemmende und schmerzlindernde Salben können bei Gelenkschmerzen Abhilfe leisten.

    Die gängigen Wirkstoffe in rezeptfreien Schmerzmitteln sind unter anderem Ibuprofen, Paracetamol und Naproxen.

  • Mittel zur Unterstützung der Wundheilung

    Hierunter fallen Verbandsmaterial wie Pflaster und Wundauflagen, aber auch Wundsalben oder Wundsprays. Salben und Sprays können die Wundheilung beschleunigen und die Narbenbildung verringern.

  • Antiallergika

    Der vereinfachte Zugang zu Allergie-Medikamenten ist für Heuschnupfenpatientinnen und -patienten in der Pollenflugsaison besonders wichtig. Inhalator, Augentropfen und Antihistaminika gehören in den warmen Jahreszeiten zur Grundausstattung vieler Menschen.

  • Mittel zur Förderung der Verdauung

    Für Magen und Darm gibt es viele pflanzliche und synthetische Präparate, die bei akuten Problemen helfen können.

  • Leichte Beruhigungs- und Schlafmittel

    Die Beruhigungs- und Schlafmittel, die rezeptfrei in der Apotheke verkauft werden, enthalten meist Wirkstoffe von Arzneipflanzen wie Lavendel, Baldrian und Kamille. Aber auch synthetische Einschlafhelfer sind in verschiedenen Dosierungen in der Apotheke erhältlich.

  • Nahrungsergänzungsmittel

    Nahrungsergänzungsmittel versorgen den Körper zusätzlich mit allen möglichen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und anderen Nährstoffen. Sie enthalten pflanzliche, tierische oder synthetische Wirkstoffe und sind in allen möglichen Darreichungsformen erhältlich. Nahrungsergänzungsmittel sind frei verkäuflich und sind deshalb auch in der Drogerie zu finden.

Die Wirksamkeit von OTC-Medikamenten

Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit von pflanzlichen und synthetischen OTC-Medikamenten werden gründlich getestet und in medizinischen Studien überprüft. Dadurch wird sichergestellt, dass Sie als medizinischer Laie die Medikamente größtenteils bedenkenlos nutzen können. Natürlich gibt es Ausnahmen und ein Missbrauch oder eine Nebenwirkung kann nicht ausgeschlossen werden. Deshalb sollten Sie eine Selbstmedikation auch immer mit Vorsicht beginnen.

Wenn Sie mit einem Grünen Rezept in die Apotheke gehen, kann es ab und an passieren, dass Ihnen die Apothekerin oder der Apotheker ein anderes Präparat gibt als das, was auf dem Rezept steht. Doch auch dann können Sie sich sicher sein, dass die Wirkstoffe dieselben sind wie im empfohlenen Präparat. Und auch die Wirksamkeit und Sicherheit ist ebenso gegeben.

Selbstmedikation ohne Grünes Rezept

Bei leichteren Befindlichkeitsstörungen, Erkrankungen oder Verletzungen steht für viele nicht immer gleich der Gang zur Ärztin oder zum Arzt an. Eine Selbstmedikation gibt Ihnen dann die Möglichkeit, Ihre Symptome selbst zu behandeln. Die Selbstmedikation kommt vor allem bei Krankheiten zum Tragen, die eine Verbraucherin oder ein Verbraucher selbst diagnostizieren kann. Oder bei chronischen Erkrankungen wie Allergien, bei denen die Betroffenen nach einigen Behandlungsjahren selbst abschätzen können, was sie brauchen. Die Apothekerin oder der Apotheker ist eine kompetente Ansprechperson, die Sie gründlich und individuell beraten kann. Im Gespräch wird auch auf Ihre Behandlungswünsche, Unverträglichkeiten oder Ähnliches eingegangen. Auch den Beipackzettel sollten Sie bei einer Selbstmedikation immer gründlich lesen.

Eine Mutter gießt für ihren etwa 4-jährigen Sohn Hustenstiller in einen Messbecher.

Die Selbstmedikation mit OTC-Medikamenten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. In einer Studie zum Thema wurden 2014 von der Sigmund Freud PrivatUniversität Befragungen in Deutschland durchgeführt. So waren die Gründe, aus denen die Befragten eine Selbstmedikation durchgeführt haben, unter anderem:

  • Erkältungsbeschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Fieber
  • leichte Verletzungen
  • Verdauungsbeschwerden
  • Rückenschmerzen.

Auf die Frage „Warum?“ wurden unterschiedliche Gründe genannt. Meistens haben die Menschen das Gefühl, dass ihre Beschwerden nicht bedrohlich genug waren.

Eine Selbstmedikation mit OTC-Medikamenten kann in vielen Fällen sinnvoll sein. Sowohl wenn Sie vorher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt sprechen. Als auch, wenn Sie die Beratung in der Apotheke in Anspruch nehmen. Leichte gesundheitliche Symptome lassen sich damit schnell behandeln. Pflanzliche, homöopathische und schulmedizinische Wirkstoffe helfen Ihnen dabei den Alltag bald wieder bestreiten zu können.

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