Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Klaustrophobie

Eine etwa 20-jährige Frau sitzt im Zug und schaut nachdenklich aus dem Fenster.

Wie die Angst vor engen Räumen erkannt und behandelt wird

In zu engen Räumen fühlen sich viele Menschen nicht besonders wohl. Doch dieses Unwohlsein kann sich zu einer regelrechten Angst entwickeln - dann spricht man von einer Klaustrophobie. Wie und warum sie entsteht und wie man sie behandeln kann, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wussten Sie schon, dass…

  • Klaustrophobie und Platzangst nicht das Gleiche ist?
  • die Ursache der Raumangst noch nicht klar erforscht ist?
  • Klaustrophobie gut behandelbar ist?

Klaustrophobie ist gleich Platzangst?

Umgangssprachlich haben Sie sicher schon einmal von Platzangst gesprochen, wenn sich eine Person in engen Räumen nicht wohl fühlt. Das ist allerdings nicht ganz richtig. Die korrekte Entsprechung von Klaustrophobie ist die Raumangst. Platzangst ist das umgangssprachliche Wort für Agoraphobie, also die Angst vor großen öffentlichen Plätzen mit vielen Menschen. Die Verwechslung ist aber verständlich, denn die Krankheitsbilder überschneiden sich auch in manchen Aspekten.

Der Name Klaustrophobie leitet sich vom lateinischen Wort „Claustrum“ ab, was so viel heißt wie Verschluss oder Schloss. Betroffene haben dementsprechend Angst vor (zu) engen, geschlossenen Räumen. Das klassische Beispiel ist hier der Fahrstuhl. Die Klaustrophobie zählt zu den Angststörungen, ist also eine anerkannte psychische Erkrankung. Und sie ist gar nicht so selten. In Deutschland sind etwa acht Prozent der Bevölkerung betroffen. Menschen, die an einer Klaustrophobie leiden, ist dabei durchaus bewusst, dass ihre Angst unbegründet ist. Sie empfinden sie aber dennoch und sind zum Beispiel besorgt, dass es keine Fluchtwege gibt oder sie haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Das kann sich bis hin zu Angst- oder Panikattacken entwickeln und das Gefühl, verrückt zu werden, kann auch aufkommen.

 

Symptome und Ursachen von Klaustrophobie

Warum sich eine Klaustrophobie entwickelt, ist noch nicht genau bewiesen. Dazu gibt es mehrere Erklärungsansätze:

 

Erlerntes Verhalten

Von erlerntem Verhalten spricht man, wenn Betroffene tatsächlich einmal eine beklemmende Enge erlebt haben. Etwa weil sie mit einem Fahrstuhl stecken geblieben sind. Wenn in dieser Situation Angst empfunden wurde, verknüpft das Gehirn den Raum „Fahrstuhl“ mit der Emotion „Angst“. Das führt dazu, dass Betroffene diese Situation zukünftig meiden.

 

Veranlagung im Nervensystem

In der Neurobiologie geht man davon aus, dass es sich bei Klaustrophobie um eine Veranlagung im Nervensystem handelt. Zusätzlich sollen bei Betroffenen Botenstoffe im Gehirn anders zusammengesetzt sein als bei Nicht-Betroffenen und so die Angststörung begünstigen. Und auch Vererbung könnte mitunter eine Rolle spielen.

 

Verlagerung innerer Konflikte

In der Psychoanalyse gibt es die Vermutung, dass es sich bei Klaustrophobie und anderen Angststörungen um eine Verlagerung handelt. Das bedeutet, die Angst ist eigentlich durch einen inneren Konflikt ausgelöst, der sich „nur“ in einer bestimmten Form zeigt. Das kann in einer Klaustrophobie münden oder sich in anderen Angststörungen zeigen.

Wann und wie stark Raumangst ausgelöst wird, ist unterschiedlich. Bei manchen Betroffenen bezieht sich die Angst auf einen konkreten Ort, wie eben den Fahrstuhl. Andere wiederum empfinden grundsätzlich Angst, wenn sie sich in engen Räumen befinden. Dann kann zum Beispiel auch ein Tunnel oder ein überfülltes Nahverkehrsmittel zum Auslöser werden. Dunkelheit kann die Symptome zusätzlich verstärken. In stark ausgeprägten Fällen reicht bei Betroffenen schon allein der Gedanke an einen engen Raum, um Angstsymptome anzustoßen.

Typische Orte und Situationen, die auslösend wirken können, sind unter anderem:

Zwei etwa 50-jährige Männer stehen in einem Fahrstuhl, dessen Türen halb offen sind.
  • Fahrstuhl
  • U-Bahn, Zug, Flugzeug
  • enge Gänge oder Tunnel
  • MRT-Untersuchungen in geschlossenen „Röhren“
  • Solarien
  • Toiletten

Die Symptome, in denen sich eine Klaustrophobie äußert, sind ähnlich wie bei vielen anderen Angststörungen. Bei einer Attacke reagiert der Körper mit Herzrasen, Schweißausbrüchen, Zittern, Übelkeit und Magenkrämpfen. Außerdem kann sich ein Engegefühl in der Brust breit machen, was sich bis zu einem Erstickungsgefühl entwickeln kann und wiederum weitere Angst auslöst.

Klaustrophobie erkennen und behandeln

Obwohl die Ursachen für eine Klaustrophobie noch unklar sind, lässt sich die Krankheit gut behandeln. Der erste Schritt ist wie bei allen anderen Erkrankungen auch die Diagnose. In einem ausführlichen Anamnesegespräch in der hausärztlichen Praxis wird bei Verdacht auf Klaustrophobie zunächst ermittelt, wann und wie stark die Angstsymptome auftreten. Außerdem wird darüber gesprochen, ob sie an bestimmte Situationen oder Orte gebunden sind und wie lange sie anhalten. Nach einer gründlichen Untersuchung wird außerdem ausgeschlossen, dass die Symptome eine organische Ursache haben.

Ein Tipp

Eine etwa 40-jährige Frau sitzt in einem öffentlichen Raum. Sie hält ein Handy in der Hand.

Falls Sie die Vermutung haben, an Klaustrophobie oder einer anderen Angststörung zu leiden, führen Sie ein Angsttagebuch! Je detaillierter die Schilderungen Ihrer Angstattacken sind, umso besser lässt sich einschätzen, ob und welche Angststörung bei Ihnen vorliegt.

Das ist enorm hilfreich für die Anamnese.

Behandlung einer Klaustrophobie

Verhärtet sich bei dem Gespräch der Verdacht, dass es sich um eine Klaustrophobie handelt, werden Sie in der Regel an therapeutisch geschultes Personal überwiesen. Dann gibt es verschiedene Ansätze, wie Betroffene behandelt werden. Das orientiert sich an der Stärke der Beschwerden. Schränkt die Klaustrophobie Sie im Alltag stark ein, wird oft eine Verhaltenstherapie empfohlen. Sie unterstützt dabei, Denkmuster zu erkennen und abzulegen, wodurch die Angst dann auch geringer wird und eventuell schwindet. In manchen Fällen wird auch die sogenannte Konfrontationstherapie angewendet. Dabei nähern sich Betroffene den angstauslösenden Situationen langsam an, um sie schließlich meistern zu können.

 

Ein etwa 30-jähriger Mann sitzt in einem Flugzeug. Er hört Musik und sieht entspannt aus dem Fenster.

Ist die Klaustrophobie schwach ausgeprägt, kommen viele Menschen auch oft ohne Therapie zurecht. 

Sie können sich – wenn es zwingend notwendig ist – überwinden und angstauslösende Situationen meistern. Der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann zusätzlich sehr hilfreich sein. Und auch mit Entspannungstechniken haben Betroffene gute Erfahrungen gemacht. Denn sie können dabei helfen, in entsprechenden Situationen ruhiger zu bleiben und so die typischen Symptome zu umgehen.

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