Pressemitteilung
18. Oktober 2023 // Magdeburg
AOK Fehlzeiten-Report für Sachsen-Anhalt: Höchster Krankenstand im ersten Halbjahr 2023
Atemwegserkrankungen einer der Hauptgründe, steigende Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen
Im ersten Halbjahr 2023 war der Krankenstand in Sachsen-Anhalt mit 7,7 Prozent so hoch wie noch in keinem anderen ersten Halbjahr. Das geht aus einer Auswertung der Fehlzeiten von rund 315.000 AOK-versicherten Beschäftigten in Sachsen-Anhalt hervor. Der Trend setzt sich damit fort, nachdem der Krankenstand im Jahr 2022 mit 7,8 Prozent bereits ein Allzeithoch erreicht hatte. Atemwegserkrankungen bleiben auch 2023 einer der Hauptgründe. Aber auch die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen nehmen weiter zu.
Im bundesweiten Vergleich nimmt Sachsen-Anhalt mit 7,7 Prozent den Spitzenplatz ein. Nirgendwo sonst war der Krankenstand im ersten Halbjahr 2023 höher. Auf Platz zwei folgt Thüringen mit 7,6 Prozent. Bundesweit lag der Krankenstand im ersten Halbjahr 2023 bei 6,5 Prozent.
„Die aktuelle Auswertung zeigt, dass im ersten Halbjahr 2023 im Schnitt jedes AOK-Mitglied in Betrieben in Sachsen-Anhalt 13,9 Tage gefehlt hat. Wie auch 2022 war einer der Haupttreiber die Atemwegserkrankungen“, sagt René Bethke, Leiter des Betrieblichen Gesundheitsmanagements bei der AOK Sachsen-Anhalt. 25 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle entfielen auf diese Krankheitsart, 2022 waren es 26,6 Prozent. Auf Platz zwei folgen, wie auch im Jahr 2022, Muskel- und Skeletterkrankungen mit einem Anteil von 13,3 Prozent (2022: 12 Prozent).
Gleicher Trend in den Landkreisen
Der Trend zum hohen Krankenstand spiegelt sich auch in den Landkreisen wider. In allen ist der Krankenstand im ersten Halbjahr 2023 nochmals höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Den höchsten Krankenstand verzeichneten die Landkreise Mansfeld-Südharz (8,3 Prozent), Börde (8,2 Prozent) sowie Salzlandkreis (8,1 Prozent), den niedrigsten die Städte Magdeburg (7,2 Prozent) und Halle/Saale (7,4 Prozent) sowie die Landkreise Altmarkkreis Salzwedel und Stendal (beide 7,4 Prozent).
Auch in den Landkreisen sind meist Atemwegserkrankungen der Grund für die hohen Krankenstände. Gemessen in Arbeitsunfähigkeitsfällen je 100 Mitglieder gab es die meisten Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen in Halle (Saale) mit 46,3 Fällen, gefolgt von Magdeburg (43,4 Fälle) und Dessau-Roßlau (40,9 Fälle). Die wenigsten Fälle gab es im Jerichower Land (32,7 Fälle), im Burgenlandkreis (35,5 Fälle) sowie im Altmarkkreis Salzwedel (36,4 Fälle).
Steigende Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen
Auch der Anteil der psychischen Erkrankungen an den Arbeitsunfähigkeiten nimmt weiter zu. Im ersten Halbjahr 2023 entfielen in Sachsen-Anhalt 5,5 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle auf die Diagnose Psyche, 2022 waren es noch 4,6 Prozent. Von 2012 bis 2022 haben in Sachen-Anhalt die beruflichen Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen um 78 Prozent zugenommen, während bei allen anderen Erkrankungsgruppen ein Anstieg von 50 Prozent zu verzeichnen war.
„Im Vergleich zu anderen Erkrankungen verursachen die psychischen Erkrankungen besonders lange Fehlzeiten“, erklärt René Bethke, Leiter Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der AOK Sachsen-Anhalt. „Während psychische Erkrankungen im Schnitt zu AU-Zeiten von 28,9 Tagen führen waren es bei Atemwegserkrankungen nur 8,5 Tage je Fall.“
Mentale Gesundheit stärken
Bethke: „Die Covid-Pandemie hat eine „Zeitenwende“ in der Arbeitswelt bewirkt, die sich am deutlichsten in der nahezu flächendeckenden Einführung von Homeoffice und mobiler Arbeit auswirkt.“ Unternehmen, Krankenkassen und Politik sollten sich mit der Frage auseinandersetzen, wie sie angesichts dessen die mentale Gesundheit der Beschäftigten stärken können. „Neben positiven Effekten des mobilen Arbeitens wie Flexibilität und Arbeitszufriedenheit, sind aber die soziale Isolation und die mögliche Distanzierung vom Unternehmen nicht zu unterschätzen. Die betriebliche Gesundheitsförderung, welche die AOK allen interessierten Unternehmen anbietet, ist deshalb noch wichtiger geworden.“
Umfrage: Als zukunftsfähig eingeschätzte Unternehmen haben gesündere Beschäftigte
Unter dem Titel „Zeitenwende – Arbeit gesund gestalten“ hat jetzt auch der Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts (WIdO) die Auswirkungen der jüngsten Krisen auf Unternehmen und Beschäftigte genauer unter die Lupe genommen. In einer repräsentativen Beschäftigtenbefragung im Februar 2023 gaben 47 Prozent der Befragten an, in ihrem Betrieb oder ihrer Organisation eher starke bis sehr starke Veränderungen wahrzunehmen. Als hauptsächlicher Treiber für die Veränderungen wurde die Corona-Pandemie genannt, gefolgt von den technologischen Entwicklungen und den Möglichkeiten, die sie mit sich bringen.
Grundsätzlich sehen die Beschäftigten die Situation ihres eigenen Unternehmens und dessen Zukunftsfähigkeit durchaus positiv. So zeigten zwar 35 Prozent der Befragten ausgeprägte Zukunftsangst bezüglich der gesamtgesellschaftlichen Situation, aber nur 8 Prozent hatten Zukunftsangst in Bezug auf ihren Arbeitgeber. Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) bescheinigten ihrem Betrieb oder ihrer Organisation eine ausgeprägte Zukunftsfähigkeit.
Das WIdO stellte auch einen deutlichen Zusammenhang zwischen einer positiven Einschätzung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und der Gesundheit seiner Beschäftigten fest. So fehlten Beschäftigte, die die Zukunftsfähigkeit ihrer Organisation oder ihres Betriebes positiv bewerten, nach eigenen Angaben in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung im Schnitt 11,6 Tage erkrankungsbedingt an ihrem Arbeitsplatz. Bei den Beschäftigten, die die Zukunftsfähigkeit schlechter beurteilen, waren es dagegen durchschnittlich 16,2 Tage.