Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Quecksilbervergiftung

Eine etwa 30-jährige Frau schraubt eine Energiesparlampe in eine Fassung.

Wie Quecksilber in unserem Körper wirkt

Von Quecksilber haben Sie sicher schon oft gehört. Die Menschheit nutzt es schon seit vielen Jahren in verschiedenen Bereichen. Der Stoff wurde bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts noch zur Behandlung vieler Krankheiten genutzt. Quecksilber hat jedoch durch seine giftigen Dämpfe die zu behandelnden Personen und medizinisches Personal mehr geschädigt, als den Heilungsprozess zu fördern. Trotzdem sind Quecksilbervergiftungen keine Erscheinung der Vergangenheit. Denn auch in unserer Zeit kommen wir im Alltag kaum darum herum, regelmäßig mit Quecksilber in Berührung zu kommen. Doch wie kommt das? Worin ist Quecksilber heute noch enthalten? Wie äußert sich eine Quecksilbervergiftung? Und wie wird sie behandelt? In diesem Artikel erfahren Sie alles, was zu diesem Thema wichtig ist.

Wussten Sie schon, dass…

 

  • Raubfische besonders stark mit Quecksilber belastet sind?
  • Sie offene Fragen rund um das Thema Gesundheit beim AOK-Clarimedis-Servicetelefon stellen können?
  • das Siegel „heavy metal controlled“ quecksilberfreie Produkte kennzeichnet?

Quecksilber – was es ist und wo es sich befindet

Quecksilber gehört zu den Schwermetallen und kommt in der Umwelt natürlich vor. Der Name Quecksilber bedeutet „lebendes Silber“ und passender könnte die Bezeichnung nicht sein: Der Stoff ist das einzige Metall, das bei Raumtemperatur flüssig ist und es perlt von allen Oberflächen ab. Die Dämpfe, die das Quecksilber in seinem flüssigen Zustand ausstößt, sind für Menschen stark giftig.

Wir kommen in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens mit kleinen Mengen des Elements in Verbindung, weil es an zahlreichen Prozessen beteiligt ist oder aber dabei entsteht.

Eine Hand hält ein Fieberthermometer mit Quecksilber.

In der Medizin ist der Gebrauch von Quecksilber überwiegend verpönt. Allerdings enthalten Zahnfüllungen aus Amalgam und manche Impfstoffe kleine Mengen des Schwermetalls. Zusätzlich wurde Quecksilber bis vor wenigen Jahren noch großflächig in der Herstellung von Fieberthermometern benutzt. Wegen der Gefahr, dass diese zerbrechen können und so das Schwermetall freigesetzt wird, ist der Verkauf von neuen Thermometern mit Quecksilber in der EU seit 2009 verboten.

Baguettescheiben mit Thunfischsalat und Schnittlauch auf einem Tisch.

In der Nahrung sind vor allem Fisch und Meeresfrüchte mit Quecksilber belastet. Gerade in Raubfischen wie Thunfisch und Schwertfisch kann die Menge erhöht sein, da diese Arten sich selbst wiederum von Fisch ernähren und so vermehrt Quecksilber speichern.

Braunkohlekraftwerk am Rand eines blühenden Feldes. Die Sonne scheint.

In der Atemluft landet Quecksilber durch die Verbrennungsgase von Kohlekraftwerken. Vor allem Braunkohlekraftwerke geben größere Mengen des Schwermetalls an die Atmosphäre ab, wo es die Atemluft in der Umgebung belastet und durch Regenschauer in die Erde und das Grundwasser gelangt.

Eine gewundene Energiesparlampe liegt auf einem Parkettboden.

Im Haushalt findet man Quecksilber heutzutage meist nur in Energiesparlampen. Ausgenommen sind hier LED- und Halogenleuchten. Die Menge, die bei der Produktion der Lampen verarbeitet wird, ist gering. Wenn Ihnen aber einmal eine Birne im Haus kaputt geht, sollten Sie Ihre Wohnräume direkt gründlich lüften und die Scherben entsorgen, ohne sie zu berühren.

Bei all diesen Berührungspunkten mit dem Schwermetall und dem Fakt, dass es natürlich vorkommt, ist es nicht überraschend, dass es bei jedem Menschen nachweisbar ist. Wir nehmen es über die Lungen, die Haut und durch unsere Nahrung auf. Wie sehr ein Organismus mit Quecksilber belastet ist, kann durch Urin- und Bluttests ermittelt werden. In der Regel ist diese Belastung in Deutschland allerdings so gering, dass sie keine Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat. Trotzdem ist das Wissen über die Quecksilber-Quellen wichtig, denn größere Mengen des Schwermetalls sind hochgiftig und können starke gesundheitliche Symptome auslösen.

Quecksilbervergiftung

Eine Quecksilbervergiftung, auch als Merkurialismus bekannt, tritt auf zwei verschiedene Arten auf.

Akute Quecksilbervergiftung

Eine akute Vergiftung liegt vor, wenn eine Person in kurzer Zeit einer hohen Menge an Quecksilberdämpfen ausgesetzt war. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn ein altes Fieberthermometer oder eine Energiesparlampe zerbrochen ist. Die giftigen Dämpfe gelangen über die Lunge in den Organismus und der Körper will das Gift möglichst schnell loswerden. Übelkeit und Erbrechen sind die Folge und zeitlich verzögert können Betroffene starken Durchfall entwickeln. Wird die Vergiftung nicht schnell behandelt, können außerdem Symptome wie Unruhe, Nervosität, Zittern, Krämpfe und Kopfschmerzen dazukommen und der Mund-Rachen-Raum fühlt sich trocken an.

Chronische Quecksilbervergiftung

Eine chronische Vergiftung mit Quecksilber ist auch unter dem Namen Minimata-Krankheit bekannt. Benannt wurde sie nach der japanischen Küstenstadt Minimata, in der in den 1960er Jahren verseuchte Chemieabwässer eine Welle an schweren Quecksilbervergiftungen auslösten. Eine chronische Vergiftung entwickelt sich, wenn über einen langen Zeitraum immer wieder kleine Mengen an Quecksilber aufgenommen werden. Das passiert zum Beispiel über die Ernährung. Im Körper wird das Schwermetall unter anderem im Nervensystem, in der Niere und der Leber gespeichert. Gesundheitliche Beschwerden treten aber erst dann auf, wenn der Grenzwert für Quecksilber im Körper schon überschritten ist.


Die Symptome sind sehr vielfältig:

  • Mund- und Rachenbereich: häufiges Zahnfleischbluten, Zahnverlust, Mundfäule und metallischer Geschmack
  • Blutgefäße und Herz: anormaler Herzrhythmus und anormaler Blutdruck
  • Gesamtkörperliche Symptome: Müdigkeit, starkes nächtliches Schwitzen, anormale Körpertemperatur, Nierenleiden und Appetitverlust einhergehend mit starker Gewichtsabnahme

Quecksilber hält sich recht lange im Körper. Im Blut kann es zum Beispiel über einen Monat lang nachgewiesen werden. Wenn es über das Blut schon weiter in den Körper gewandert ist, kann es erst nach circa zwei Monaten ausgeschieden werden. Im Gehirn kann es sogar mehrere Jahre verweilen und in größeren Mengen schwere Schäden anrichten. Deshalb sollten Sie immer darauf achten, Quecksilber in Ihrem Alltag zu vermeiden. Denn Sie können nie sicher sein, wie viel von dem Stoff bereits in Ihrem Körper eingelagert ist.

Doch wie viel Quecksilber ist nun gefährlich und führt zu Vergiftungen?

Diese Frage lässt sich nicht klar beantworten, denn es kommen verschiedene Faktoren zusammen. Im Alltag ist es schwer, bewusst zu merken, wann Sie mit dem Schwermetall in Verbindung kommen, denn es ist geruchlos. Um die Bevölkerung zu schützen, gibt es vor allem in der Lebensmittelerzeugung Richtlinien und Grenzwerte, die eingehalten werden müssen. So dürfen Speisefische wie Lachs, Seelachs, Hering und Forelle höchstens 0,3 Milligramm Quecksilber pro Kilogramm enthalten. In der absoluten Höchstgehaltskategorie von 2,0 Milligramm pro Kilo sind nur Fischarten wie Schwertfisch und Hai-Arten. Thunfisch liegt mit höchstens 1,0 Milligramm pro Kilo zwischen den beiden Werten. Beim Kauf von Kosmetik, Nahrungsergänzungsmitteln, Medikamenten und Reformwaren können Sie auf das Prüfzeichen„heavy metal controlled“ achten, das Ihnen zeigt, dass ein Produkt unbedenkliche Mengen an Quecksilber enthält.

Diagnose und Therapie einer Quecksilbervergiftung

Eine akute Quecksilbervergiftung steht meist mit einem Unfall, zum Beispiel dem zerbrochenen Thermometer, in Verbindung. Die Diagnose verläuft dann zunächst aufgrund des Unfallhergangs und die Behandlung wird intensivmedizinisch im Krankenhaus durchgeführt. Bei Verdacht auf eine chronische Quecksilbervergiftung werden Blut, Urin und in manchen Fällen auch das Haar der betroffenen Person getestet. Liegt tatsächlich eine Vergiftung vor, wird sie ambulant behandelt.

Zur Behandlung einer Quecksilbervergiftung – egal, ob akut oder chronisch – wird eine sogenannte Ausleitungstherapie begonnen. Das bedeutet, Betroffene bekommen ein Gegengift verabreicht, das das Quecksilber im Körper bindet, inaktiv macht und dann für eine schnellere Ausscheidung oder Ausleitung des Stoffes sorgt. In den meisten Fällen geschieht das mithilfe der Spurenelemente Zink und Selen. Zusätzlich werden die Vitamine A, C und E zugegeben, weil sie den Ausleitungsvorgang unterstützen.

In jedem Fall sollten Sie bei Verdacht auf eine Quecksilbervergiftung ärztliches Fachpersonal kontaktieren. Vor allem in einem akuten Fall ist es wichtig, direkt einen Notruf zu tätigen. Je schneller Sie reagieren, desto eher können Langzeitschäden an Niere, Leber und Gehirn vermieden werden.

Gut zu wissen

    Ergebnisse werden geladen

    Jetzt bei der AOK Sachsen-Anhalt versichern

    Registrieren Sie sich schnell und unkompliziert bei unserer Online-Anmeldung.

    Mitglied werden