Pressemitteilung
14. November 2024 // Magdeburg
Einst Vorreiter, nun bundesweit Erfolgsmodell: 20 Jahre Hausarztzentrierte Versorgung in Sachsen-Anhalt
Hausärztinnen und Hausärzte sind bei gesundheitlichen Beschwerden die ersten Ansprechpartner. Sie behandeln ihre Patienten oftmals über Jahrzehnte. Sie wissen um individuelle Risikofaktoren und kennen die Krankheitsverläufe. Um die Versorgung der Patienten weiter zu optimieren und zu strukturieren, haben im Jahr 2004 der Hausärzteverband Sachsen-Anhalt, die AOK Sachsen-Anhalt, die IKK gesund plus und die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt die Hausarztzentrierte Versorgung ins Leben gerufen.
Mit dem landesweiten Hausarztprogramm haben sie bundesweit eine Vorreiterrolle eingenommen. Erklärtes Ziel: Mehr Qualität in der medizinischen Versorgung, mehr Service und weniger Bürokratie für die Patienten. Der Hausarzt ist erste Anlaufstelle für den Patienten und die meisten Gesundheitsprobleme können zusammen mit seinem Praxisteam zeitnah gelöst werden. Bei Bedarf holt er sich Unterstützung durch Spezialisten, steuert den Patienten durch das Gesundheitssystem und koordiniert sämtliche Behandlungen. Er führt alle Befunde zusammen, bewertet sie und bespricht die Ergebnisse mit dem Patienten. Der Hausarzt stellt den oftmals fachübergreifenden Medikationsplan zusammen und führt ggf. einen Medikationscheck durch.
Im Rahmen der Hausarztzentrierten Versorgung können aufgrund von Verträgen mit den Krankenkassen besondere Leistungen angeboten werden, wie z.B. der erweiterte Check-up, bei dem wesentlich mehr vorsorgende Untersuchungen durchgeführt werden können als im Regelfall. Zusätzlich werden bestimmte Screening-Maßnahmen angeboten, um frühzeitig Krankheiten zu erkennen. Ein Rundum-Versorgungs-Paket für den Patienten, geschnürt von den Vertragspartnern, befüllt vom Hausarzt und dem dafür besonders qualifiziertem Praxis-Team, was von allen akzeptiert und geschätzt wird.
Das ist nun 20 Jahre her. Hausarztprogramme haben sich mittlerweile bundesweit etabliert und bewährt. Sie sind ein fester Bestandteil in unserer Versorgungslandschaft geworden.
In Sachsen-Anhalt ist die Hausarztzentrierte Versorgung, kurz HZV, nach wie vor ein Erfolgsmodell. Das machen die Hauptakteure auch beim morgigen Hausärztetag in Halberstadt deutlich. Die Zahl der teilnehmenden Patienten und Ärzte ist seit Beginn sehr hoch: 95 Prozent der Hausärzte nehmen am Hausarztprogramm teil und 45 Prozent der über 18-jährigen AOK- und IKK-Versicherten.
Dr. Torsten Kudela, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Sachsen-Anhalt: „Die Einführung der HZV in Sachsen-Anhalt war und ist ein großer Erfolg und die Teilnahme sichert den Versicherten in Zeiten von schwindenden Ressourcen eine qualitativ hochwertige hausärztliche Versorgung. Wissenschaftlich ist zwischenzeitlich mehrfach belegt worden, dass die Patienten in der HZV besser und nachhaltiger versorgt sind. Auch die Lotsenfunktion des Hausarztes kann dieser mit diesem Versorgungsmodell wesentlich effektiver wahrnehmen.“
Dr. Jörg Böhme, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt und Hausarzt in Stendal: „Die Hausarztzentrierte Versorgung ist ein Meilenstein, die ambulante Versorgung der Patienten sinnvoll zu strukturieren und effizient zu gestalten. Dank der zentralen und koordinierenden Rolle des Hausarztes entfallen Mehrfachuntersuchungen, negative Wechselwirkungen von verordneten Medikamenten werden vermieden. Das spart allen Beteiligten Nerven, Zeit und Kosten – dem Patienten, der Praxis, aber auch dem Gesundheitssystem.“
Ralf Dralle, Vorstand der AOK Sachsen-Anhalt: „Dass die HZV in der Versorgungswirklichkeit ankommt, zeigen unsere Zahlen. Der Anteil der Versicherten, die in ein Disease-Management-Programm (DMP) eingeschrieben sind, ist beispielsweise in der HZV deutlich höher. DMP sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch Kranke, welche die Lebensqualität der Betroffenen steigern und den Krankheitsverlauf verlangsamen sollen. 25 Prozent der HZV-Teilnehmer sind in ein DMP eingeschrieben, bei den Nicht-HZV-Teilnehmern sind es lediglich 12 Prozent. Ein deutlicher Beleg dafür, dass die Ärzte in der HZV die Versorgung unserer Versicherten sinnvoll strukturieren und gestalten.“
Uwe Deh, Vorstandsvorsitzender der IKK gesund plus: „Vor 20 Jahren war Hausarztzentrierung eine Erfindung aus Sachsen-Anhalt für Sachsen-Anhalt. Heute ist es die richtige Antwort auf die Fragen nach guter medizinischer Betreuung und Steuerung im Gesundheitsdschungel. Unsere IKK-Versicherten schätzen besonders die Förderung eines gesunden Lebensstils, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wie Check-ups und Impfungen sowie die kontinuierliche Bindung an eine Hausarztpraxis. Gemeinsam mit den Hausärzten haben wir ein starkes Netz geschaffen, das Prävention, effektive Behandlung und individuelle Betreuung bietet.“
Die Hausarztzentrierte Versorgung steht auch für Anpassung, Fortschritt und Zukunftsfähigkeit. Beispielsweise wurde 2018 der CRP-Schnelltest als besondere Leistung eingeführt. Mit diesem kann der HZV-Arzt feststellen, ob eine Erkrankung von Bakterien verusacht wurde und Antibiotika überhaupt sinnvoll sind. Allein 2022 wurde dadurch bei knapp 70 Prozent der getesteten HZV-Patienten auf eine Antibiotikagabe verzichtet. Aus Sicht der Partner ein Erfolg im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen.
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Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt:
Heike Liensdorf, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon 0391 627-6147, E-Mail heike.liensdorf@kvsa.de
AOK Sachsen-Anhalt:
Anna Mahler, Pressesprecherin
Telefon 0391 2878-44426, E-Mail anna-kristina.mahler@san.aok.de
IKK gesund plus:
Gunnar Mollenhauer, Pressesprecher
Telefon 0391 2806-2002, E-Mail gunnar.mollenhauer@ikk-gesundplus.de